Der Zeichenblock

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Olivias p.o.v.

Mit rasendem Herzen stand ich im Gästezimmer da. Mist. Hatte er mich gesehen? Warum musste ich auch so nah an den Vorhang herantreten?!
Ich könnte mich selbst für diese Dummheit hauen.

Aber er hatte meinen Zeichenblock gefunden. Konnte alle meine Zeichnungen ansehen. Meine geheimsten und wertvollsten Besitztümer waren meine Zeichnungen. Durch sie wurde ich meiner Gefühle klar. Sie halfen mir, durchs Leben zu kommen.
Ich hatte sie noch nie jemandem gezeigt. Nicht meiner Familie und auch nicht meinen besten Freunden.
Und wenn es nach mir ginge, würde das auch so bleiben.

Aber jetzt hatte Alessandro ihn gefunden... ob er wohl genau in diesem Moment meine Zeichnungen betrachtete?
Ich könnte es ihm kaum verübeln. Ich an seiner Stelle hätte es wohl getan. Ich meine, wer wäre nicht neugierig?

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, klingelte es an der Tür. Mein Herz stockte. War er das? Aber...was wollte er? Und noch viel wichtiger: sollte ich an die Tür gehen?

Es klingelte ein weiteres Mal, gefolgt von seiner Stimme.

"Olivia, ich weiß, dass du da drin bist. Ich bin's, Alessandro. Hab hier vielleicht etwas, das du gerne wieder hättest."

Ich wusste, was er meinte. Meinen Zeichenblock. Er hatte bestimmt durch meine Zeichnungen geblättert. Und jetzt, wo er sie alle gesehen hatte, wollte er ihn mir wieder zurück geben.
Wäre er nicht mein Mate, hätte er wahrscheinlich ein paar dumme Kommentare abgegeben.
Ich wusste, meine Zeichnungen waren nicht die besten. Aber es war nun Mal meine Art und Weise, mit den Dingen in meinem Leben umzugehen.

Mein Mate würde wahrscheinlich nichts sagen, was mich verletzen könnte. Aber ich würde es an seinen Augen erkennen, wie er sie fand.
Und Kritik bei einer Sache, die mir so sehr am Herzen lag wie das Zeichnen...das würde ich nicht aushalten.

Also blieb mir nur eins: abwarten. Wenn ich nicht öffnete, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Zeichenblock vor die Tür zu legen. Wo ich ihn später dann finden konnte.

Als hätte er meine Gedanken gehört, sagte Alessandro plötzlich:

"Wenn du nicht kommen willst, nehme ich ihn eben wieder mit. Deine Entscheidung."

Ich erstarrte. Nein. Das konnte ich nicht zulassen. Verdammt. Ich seufzte. Und setzte mich dann in Bewegung.
Wenige Schritte später stand ich vor der Tür, und öffnete sie, bevor ich noch Zeit hatte, mich umzuentscheiden.

Vor mir stand er. Bei seinem Anblick schienen Schmetterlinge in meinem Bauch zum Leben erwacht zu sein und nun eine Party zu feiern.

Schnell richtete ich meinen Blick auf den Zeichenblock, den er in der Hand hielt. Ohne ein Wort streckte ich die Hand aus, in einer eindeutigen Geste.

Doch er schnaubte nur.
"Also bitte. Hasst du mich so sehr, dass du nicht mal ein Wort mit mir wechseln kannst?"
Er wollte wohl neckend klingen, doch ich konnte den unsicheren und sogar verletzten Unterton aus seiner Stimme heraushören.

Sofort fuhr mir ein schuldbewusster Stich in die Brust. Das hatte ich nicht gewollt. Ich hatte ihn nicht verletzen wollen.
Aber besser jetzt, wo der Schmerz noch leicht war, als später, wo er ihn zerstören würde.

Doch vielleicht hätte ich ihm meinen Grund erklären sollen, fiel mir plötzlich ein. Er war mein Mate. Er hatte es verdient, wenigstens den Grund zu erfahren.
Aber....nein. Ich konnte das nicht. Er würde mich nur wie alle anderen mitleidig anschauen. Und das konnte ich nicht ertragen. Nicht von ihm.

Also flüsterte ich nur wieder leise:
"Sorry."
Und langte nun nach dem Zeichenblock. Doch bevor ich ihn erreichen konnte, hielt er ihn außer meiner Reichweite.

"Den kriegst du erst, wenn du mit mir redest."

Genervt blickte ich automatisch auf - was ein Fehler war.
Sofort verlor ich mich in seinem Blick, in diesen warmen braunen Augen...
Aber etwas störte. Er blickte so... enttäuscht. So traurig. Das sollte er nicht. Er sollte glücklich sein. In mir erwachte der Drang, ihm ein Leuchten in den Augen zu bescheren.
Ich wollte seine Traurigkeit verschwinden lassen, ihn ablenken, sie wegküssen....

Unbewusst hatte ich einen Schritt auf ihn zu gemacht und meine Hände auf seine Brust gelegt.
Er trug nur ein leichtes T-Shirt, was mich seine Muskeln spüren ließ. Hitze breitete sich in mir aus.
Plötzlich neugierig ließ ich meine Hände wandern, seine Brust hinab zu seinem Bauch....
Oh Mann. Er musste ein ziemlich definiertes Sixpack haben. Wie sich wohl seine nackte Haut unter meinen Fingern anfühlen würde?

Plötzlich wurde ich von einem leisen Knurren, fast schon Schnurren unterbrochen. Erschrocken sah ich auf und blickte geradewegs in Alessandros Augen. Doch irgendwie schienen sie jetzt dunkler.
Plötzlich wurde mir klar, was ich hier tat. Scheiße, ich hatte ihn einfach so begrapscht! Was war nur los mit mir?!

Schnell trat ich einen Schritt zurück und räusperte mich.
"'Tschuldigung", murmelte ich mit gesenktem Kopf, um meine roten Wangen zu verbergen.

Plötzlich legte Alessandro seinen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, sodass ich ihm in die Augen schauen musste.
Allein, dass er mich berührte, jagte mir einen heißen Schauder den Rücken hinab. Und dann diese Augen...sie waren immer noch so dunkel.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, cara mia*.", flüsterte er mit rauer Stimme, die mir eine Gänsehaut verlieh.

Um mich davon abzulenken, von ihm abzulenken, blickte ich mich um. Dabei fiel mein Blick auf den Zeichenblock.
Schnell, bevor diese Spannung zwischen uns noch weiter zunehmen konnte, fragte ich:

"Kann ich jetzt wieder meinen Zeichenblock haben?"

Von dem plötzlichen Themawechsel überrumpelt, dauerte es einen Moment, bis Alessandro reagierte.

Dann nahm er seinen Finger von meinem Kinn und trat einen Schritt zurück.

"Klar.", er räusperte sich. "Hier."
Und damit streckte er mir den Zeichenblock entgegen.

Erleichtert griff ich danach. Dabei streiften sich unsere Finger und diese kleine Berührung sandte ein heißes Prickeln durch meinen Körper.

Überrascht keuchte ich auf und zog reflexartig meine Hand zurück. Auch Alessandro musste dieses Prickeln gespürt haben, denn auch er zuckte kurz zurück.

Und ließ dabei den Zeichenblock fallen.
Mit erschrocken aufgerissenen Augen sah ich zu, wie der Zeichenblock zu Boden segelte und so liegen blieb, dass man eine Zeichnung sehen konnte.

Und natürlich genau die Zeichnung, die ich gerade zuvor angefertigt hatte.
Von dem Zeichenblock blickte uns Alessandros Porträt entgegen.

Fuck. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
So langsam hatte ich wirklich das Gefühl, die Mondgöttin hasste mich....

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*cara mia = meine Liebe

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