Unerwarteter Besuch

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Olivias p.o.v.

Mit meinem Zeichenblock saß ich bei offenem Fenster auf meinem Fensterbrett.
Ein für Menschen wohl kühler, aber für mich lauer Wind erreichte mich.
Draußen zwitscherten ein paar Vögel und man konnte im nahegelegenen Wald auch ein paar Tiere im Unterholz rascheln hören.
Sonst war es aber still. Mein Bruder war noch in der Uni, Papa und Mama bei irgendwelchen Rudelangelegenheiten.
Ich hatte also meine Ruhe. Und die verbrachte ich mit meiner Lieblingsbeschäftigung: das Zeichnen.

Das Zeichnen half mir, mit den Dingen in meinem Leben klar zu kommen. Das war auch der Grund, warum Alessandro auf meinem Zeichenblock Gestalt annahm.
Er spukte mir immer noch im Kopf herum. Schon den ganzen Tag lang. Ich fragte mich, wann das endlich aufhörte. Bzw. ob es jemals aufhörte.
Zumindest machte es bisher nicht den Anschein danach. Dabei sollte eine Lossagung doch auch die Gefühle abschneiden, oder?

Ich seufzte und blickte auf meine Zeichnung. Irgendwie wurde sie ihm nicht ganz gerecht. Da fehlte der Glanz in seinen Augen, die Weichheit seiner Lippen und die Schönheit seiner Haare.
Oder es fehlt einfach er., dachte ich lustlos.

Keinen Tag lang waren wir auseinander und schon vermisste ich einfach alles an ihm. Dabei kannten wir uns doch kaum.
Hach, aber wie gern würde ich wieder seine starken Arme um mich spüren und seine Wärme, die mich umhüllte!
Und natürlich seinen unwiderstehlichen Geruch in mich aufnehmen.

Als hätten meine Gedanken ihn herbeibeschworen, nahm ich auf einmal eine dünne Duftfahne wahr. Von seinem Duft!
Oh Mann, jetzt war es offiziell. Ich wurde verrückt. Tja. Vielleicht sollte ich mich selbst in eine Psychiatrie einschreiben...aber dann könnte ich Alessandro nicht mehr sehen.
Nein, lieber würde ich es verheimlichen.

Und meine Halluzinationen konnte ich ja trotzdem genießen, oder?
Meine Augen hatte ich geschlossen und meine Nase sog diesen wunderbaren Geruch ein, während mir all diese Gedanken durch den Kopf schossen.

Auf einmal hörte ich Geräusche. Und damit meinte ich nicht die Tiere aus dem Wald. Nein, diese Geräusche waren menschlich. Es waren Schritte zu hören und ...Stimmen.

Komisch. Waren Mama und Papa schon so früh zurück? Aber nein, das waren nicht ihre Stimmen. Und ich hätte ihr Auto hören müssen.
Aber wer war es dann?
Hier wohnten nicht allzu viele Leute.
Eher ältere Damen und Herren, die kaum noch ihr Haus verließen.
Und eben wir.

Gebannt lauschte ich. Und je näher die Leute kamen, desto besser konnte ich sie verstehen.

"...wirklich eine gute Idee?", fragte eine dunkle Männerstimme skeptisch.
Wollten sie etwa wo einbrechen?, war mein erster Gedanke. Okay, ja, ich besaß eine rege Fantasie.

"Ja, das glaube ich.", gab eine andere Stimme zurück. Mein Atem stockte. Nein....nein, das konnte nicht sein. Ich musste wieder halluzinieren. Wieso sollte Alessandro denn hier sein?
Nein, ich musste mich irren. Ich hatte mir seine Stimme bestimmt nur eingebildet. Oder vielleicht klang dieser Typ ihm einfach nur so sehr ähnlich.
Ja. Ja, das musste es sein.

Während ich darüber nachgedacht hatte, hatten die Stimmen schon weiter gesprochen.
Sie waren jetzt nicht mehr so weit entfernt. Vielleicht ein Haus weiter. Irgendwie bekam ich es mit der Angst zu tun. Was wenn es wirklich Verbrecher waren? Lieber sollte ich auf Nummer sicher gehen und von hier weg.
Denn ich saß hier immer noch auf dem Fensterbrett. Den Stimmen zugewandt. Bei offenem Fenster. Wo mich jeder sehen und riechen konnte.

Schnell sprang ich auf und vergaß dabei völlig meinen Zeichenblock. Erschrocken sah ich zu, wie dieser vom ersten Stock nach unten segelte. Wo er nun gut sichtbar im Gras lag.
Shit, das hatte mir gerade noch gefehlt.
Aber wenn ich ihn jetzt holte, würden mich die Leute entdecken. Ich würde ihn später holen gehen müssen.
Auch wenn es mir gar nicht behagte, mein Heiligtum dort unten im Gras liegen zu lassen.

Trotzdem schloss ich leise das Fenster und zog den Vorhang vor.
Dann huschte ich nach unten.
Im Gästezimmer, das in der Nähe der Haustür lag, versteckte ich mich.
Vorsichtig lugte ich aus dem Fenster heraus.
Und traute meinen Augen nicht. Fünf Männer liefen den Gehweg entlang auf mein Haus zu.
Doch meine Augen lagen nur auf einem von ihnen.
Denn das war ohne jeden Zweifel Alessandro. Ich würde ihn unter Tausenden erkennen.

Was wollte er hier? Und warum machte mein Magen bei seinem Anblick einen Purzelbaum vor Freude?

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