Das Gespräch

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Lillys p.o.v.

Wir hatten uns beide auf meinem Bett niedergelassen, nebeneinander, mit dem Gesicht zueinander.

Olivia war sichtlich müde. Wegen mir. Ich hatte sie geweckt. Also würde ich auch auf jeden Fall reden müssen.
Schließlich hatte ich schon wieder ein Mal rücksichtslos gegenüber anderen gehandelt. Egoistisch wie ich war.

"Also, was gibt's?", fragte Olivia und gähnte kurz darauf mit der Hand vor dem Mund.

Sie blinzelte und versuchte offensichtlich, konzentriert zu bleiben.

Ich musste jetzt reden. Jetzt oder nie.
Verdammt. Das war nicht einfach. Wie sollte ich anfangen? Was sollte ich sagen?
Was konnte ich sagen, ohne zu viel zu verraten?
Ich seufzte. Egal, was, ich sollte jetzt einfach Mal den Anfang machen.
Also verdrängte ich alle Zweifel, alle Unsicherheit und Feigheit und redete einfach. Ließ es aus mir heraus. Nur war das eben nicht so einfach.

"Heute in der Schule....da....ich hab jemanden getroffen. ....Aus meiner Vergangenheit.", ich schluckte. Konnte ihr nicht in die Augen sehen. Sonst würde ich doch noch einen Rückzieher machen.
Es war viel einfacher, darüber zu reden, wenn ich mir vorstellte, da wäre niemand und ich würde es quasi der Wand erzählen.

Es war gut, dass ich Olivia zum Reden gewählt hatte. Sie erwies sich als eine gute Zuhörerin. Unterbrach mich kein einziges Mal. Sondern ließ mich einfach in meinem Rhythmus reden. Auch wenn ich mehr als einmal stotterte. Pausen machte. Sie erduldete es.

"Dieser Typ...ich wollte ihn nie wieder sehen. Deswegen bin ich geflohen. Ich bin vor meinem Rudel geflohen, vor meiner Vergangenheit. Es war....es war kein schönes Leben dort. Ich ....ich konnte einfach nicht dort bleiben. Und jetzt....", Tief holte ich Luft. Rang um Fassung.
Ich würde nicht weinen. Ich hatte mir geschworen, es nie wieder zu tun. Und ich würde meinen Schwur halten.
Vor allem würde ich ihn nicht wegen Damien brechen.
Dieser Gedanke half mir schließlich, die Tränen zurückzuhalten. In meinem Inneren zu verschließen. Dort, wo sie hingehörten.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, redete ich weiter.

"Jetzt ist er da. Hat mich nach all dieser Zeit gefunden. Ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen. Aber jetzt....jetzt ist meine Vergangenheit wieder da. Ich konnte sie immer verdrängen, aber das geht jetzt einfach nicht mehr."

Ich atmete schwer. Es war überhaupt nicht einfach, mich zum Reden zu überwinden, mich so verletzlich zu machen, auch wenn ich wusste, dass Olivia dieses Wissen nie gegen mich verwenden würde. Trotzdem war es schwer für mich, mich so zu öffnen.
Das hatte ich schließlich noch nie getan. Nicht nach den vielen Lektionen. Den Lektionen, die bewiesen hatten, dass es besser war, alles für sich zu behalten.
Um nicht verletzt zu werden.

Doch das hier war Olivia. Daran musste ich mich einfach festhalten. Ich durfte mich nicht so sehr von meiner Vergangenheit einspannen lassen.

Ich schluckte schwer, schluckte den Kloß, der mich am Sprechen hindern wollte, hinunter.

Dann blickte ich in Olivias Augen. Entschlossen. Ich würde das hier durchziehen.
Sie sah mich voller Empathie an. Fühlte mit mir.
Aber verdammt, ich wollte ihr Mitleid nicht.
Kurz biss ich die Zähne zusammen, dann sprach ich weiter.

"Ich liebe Ben. Wirklich. Und als ich ihn das erste Mal traf...auf meiner Flucht... es kam so unerwartet. Ein unerwartetes Wunder, ein Segen. Alles schien so perfekt. Ich dachte, ich wäre vor meiner Vergangenheit geflohen. Hatte sie hinter mir gelassen, dass ich ein neues Leben anfangen könnte. Mit meinem Mate."

Ein bitteres Lachen entwich mir.

"Aber ich lag falsch. Denn ob ich es will oder nicht, meine Vergangenheit ist ein Teil von mir. Ich kann sie nicht abschütteln, nicht abhängen, weil sie in mir drin ist. Und sie zerstört einfach alles. Ich kann nicht richtig mit Ben zusammen sein, weil...."

Jetzt kam der schwierige Teil. Der Teil, wo ich wahrhaftig über meine Vergangenheit reden würde. Zumindest vage genug, dass Olivia nicht zu viel wusste, aber ein rechtes Bild bekam. Mir vielleicht helfen konnte.

"Ich hab Angst, ihn zu verletzen, Olivia.", flüsterte ich schließlich. Meine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. Ich konnte sie kaum ansehen, so sehr schämte ich mich.
"Früher....da hab ich andere Leute verletzt. Und ich hab Angst, dass es wieder aus mir herausbrechen wird. Dass es ihn trifft. Ich könnte es einfach nicht ertragen, dass er vor mir Angst haben würde. Dass er mich zurückweisen würde. Überhaupt, dass ich ihn verletzen würde. Das würde mich zerstören. Und ich weiß einfach, dass es wieder passieren wird. So bin ich nun mal. Ich verletze andere Leute."

Ich erzählte ihr nicht, dass Ben mich auch manchmal an Damien erinnerte. Obwohl er nichts mit ihm gemein hatte. Aber Damien war nunmal der Erste gewesen, der mir Beachtung geschenkt hatte. Der erste Junge in meinem Leben.

Schließlich blickte ich ihr wieder in die teilnahmsvollen Augen.

"Olivia, bitte, was soll ich nur tun? Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß nur, dass ich so nicht mehr weitermachen kann."

Verzweifelt blickte ich sie an. Keine Maske versteckte in diesem Moment mehr meine Mimik. Ich ließ sie alles sehen.
Hoffte auf eine Antwort. Auf eine Lösung. Eine perfekte Lösung.
Ich wusste, es war unwahrscheinlich, dass es sowas gab. Es gab schließlich nie die eine perfekte Lösung.
Trotzdem war da diese kindliche Hoffnung in mir, dass alles einfach wäre.
Dass ich meine Vergangenheit einfach vergessen könnte.

"Lilly.", Olivia war jetzt hellwach. Ruhig und ernst blickte sie mich an.

"Warum redest du nicht mit Ben darüber? Glaub mir, er kann dir helfen. Du hast mit mir darüber geredet. Du kannst auch mit ihm reden. Er ist dein Mate. Er wird dich verstehen. Ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich vorher mit Alessandro gesprochen hätte...alles wäre anders geworden. Also bitte, mach nicht den gleichen Fehler wie ich. "

Ich biss die Zähne zusammen. Klar, wusste ich, dass ich das tun sollte. Dass er es wahrscheinlich sogar verstehen würde.
Vielleicht war meine Angst auch unsinnig, und er würde mich trotz allem lieben, trotz dem ganzen Chaos in mir.

Aber ich konnte es einfach nicht.
Ich hatte gesehen, wie sich Mates schadeten.
Der Sohn eines Mannes in meinem Rudel war gestorben. Dieser Mann hatte zuvor schon so viel Leid erfahren. Er hatte es nie leicht gehabt.
Und als sein Sohn starb....das brachte alles zum Überlaufen.
Er ertrank in seinem Schmerz. Kam überhaupt nicht damit klar.
Es ging sogar so weit, dass er seine Mate verletzte, sie schlug.

Zwar tat es ihm nachher leid, er hatte es im Affekt getan, aber das machte es nicht ungeschehen.
Machte seine Tat nicht rückgängig.

Doch das Schlimmste?
Seine Mate ertrug es. Auch sie spürte den Schmerz um den verstorbenen Sohn, zusätzlich noch die Gefühle ihres Mates.

Ich will nicht so wie ihr Mate werden. Will Ben nicht in solch eine Situation bringen.
Ich kann es einfach nicht.

Und deswegen kann ich ihn nicht ganz und gar akzeptieren.
Durch eine Markierung würde er mit mir untergehen.

Wenn ich ihn jetzt verletzte, hätte er immer noch die Chance, sich von mir loszusagen.

Ich konnte ihm diese Chance einfach nicht nehmen.
Nicht, wenn es vielleicht eines Tages die letzte Lösung war.

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