5. Liam

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Drei Wochen muss ich in der Klinik bleiben, damit meine Verletzungen heilen können. Wobei das ein großer Witz ist, denn meine schlimmste Verletzung wird nie verheilen. In dieser Zeit wird Louis mehr und mehr zu meiner Stütze. Wir schreiben und telefonieren jeden Tag, das macht mir Mut und ich lerne ihn immer besser kennen. Er ist ein ehrlicher und positiver Mensch, der es schafft, mich aufzuheitern, wenn mich die Verzweiflung fest im Griff hat.

Auch meine Eltern und Niall sind für mich da und sie begreifen langsam, dass mein früheres Leben vorbei ist. Ich habe eine Behinderung und wir müssen alle lernen, irgendwie damit umzugehen. Morgen werde ich in eine Rehaklinik verlegt, wo ich die nächste Zeit verbringen werde. Vor ein paar Tagen hatte ich Besuch von einem Innenarchitekten, den ich mit dem Umbau meines Hauses beauftragt habe. Gerade bin ich dabei, mir die Pläne anzusehen, die er mir per Mail geschickt hat, als Niall hereinkommt.

"Hallo Liam, alles klar?"

"Hey Niall, soweit alles gut. Komm her und sieh dir das an."

Mein bester Freund setzt sich zu mir aufs Bett und ich schiebe ihm den Laptop hin. Er wirft einen Blick auf den Bildschirm, dann dreht er sich zu mir. Überraschung spiegelt sich in seinen blauen Augen.

"Wow, das sind krasse Veränderungen", sagt er leise.

"Es geht leider nicht anders. Wenn ich dort wohnen bleiben will, muss der Umbau sein. Ni, ich kann nicht umziehen. Ich will wenigstens in meiner gewohnten Umgebung bleiben, wenn sich sonst schon alles ändert."

"Wirst du jemanden einstellen, der dir helfen kann? Ich glaube nicht, dass du es alleine schaffst."

Zuerst fühle ich mich von Nialls Worten angegriffen, aber tief in meinem Innersten weiß ich, dass er Recht hat. Selbst wenn ich in der Reha alles lernen werde, wäre es am Anfang sicher gut, einen Menschen zu haben, der sich auskennt und mir zur Hand gehen kann.

"Vermutlich werde ich das machen. Ich werde mich in der Rehaklinik erkundigen, ob sie mir jemanden empfehlen können."

Ich seufze und streiche mir durch die Haare. Es frustriert mich, dermaßen hilflos zu sein. Sofort werde ich in eine feste Umarmung gezogen und kuschle mich an Niall. In Momenten wie diesen sehne ich mich nach einem Menschen, der mich liebt und der bedingungslos zu mir steht. Dass ich nie die Zeit hatte, eine Beziehung aufzubauen, rächt sich jetzt. Ich habe niemanden, der mir die Liebe schenkt, nach der ich mich so sehr sehne.

"Li, du weißt, ich habe das nicht böse gemeint. Ich will doch nur, dass du versorgt bist, wenn du nach Hause kommst."

"Das weiß ich, Niall. Mach dir keinen Kopf deswegen. Ich..." Fragend legt er den Kopf schief und schaut mich auffordernd an. "Es ist nicht wegen deinem Vorschlag. Ich sehne mich nach einem Menschen, der mich ehrlich und aufrichtig liebt."

Er wuschelt mir durch die Haare. "Keine Sorge, du bist ein toller Mann und ich bin sicher, du findest deine große Liebe."

"Wie denn? Sieh mich doch an. Ich bin nicht nur ein weltbekannter Sänger, sondern zu allem Übel auch noch behindert. Welche Frau würde sich eine solche Bürde auferlegen?"

'Oder welcher Mann', schiebe ich in Gedanken hinterher. Denn mittlerweile schließe ich diese Option nicht mehr gänzlich aus. Nicht mehr, seit Louis in mein Leben gekommen ist. Ich kenne ihn noch nicht persönlich, aber unsere Nachrichten und Telefonate bedeuten mir sehr viel.

"Sei nicht albern, Liam James Payne", sagt mein bester Freund streng. "Du bist immer noch ein gutaussehender Mann, der jede Frau um den Finger wickeln kann."

Mir entkommt ein humorloses Lachen und ich schüttle den Kopf. "Vielleicht eine, die mein Bankkonto liebt, aber nicht mich. Niall, es sind nicht nur meine Beine, die nicht mehr funktionieren, wenn du verstehst was ich meine."

Ich kann erkennen, dass meine Worte einschlagen wie eine Bombe. Nialls Mund klappt auf, er starrt mich an, als hätte ich ihm gesagt, dass die Welt aufgehört hat, sich zu drehen.

"Das ist...das ist ja furchtbar. Ich...ich weiß nicht, was ich sagen soll."

"Lass es einfach", unterbreche ich ihn. "Würdest du mich bitte allein lassen?"

"Bist du sicher?"

"Ja, absolut. Ich komm schon klar."

Er umarmt mich fest, bevor er meinem Wunsch nachkommt und mich alleine lässt. Als er fort ist, ziehe ich mir die Decke über den Kopf und gebe mich meinem Kummer hin. Niall gegenüber so offen zu sein und ihm alles zu sagen, war nicht leicht für mich. Vor allem, weil es dadurch noch greifbarer wird. Einmal mehr hasse ich mich dafür, dass ich mich auf der Rennstrecke nicht besser im Griff hatte. Ich wollte mich unbedingt mit dem Profi messen und habe die Quittung dafür bekommen. Das Piepsen meines Handys meldet den Eingang einer neuen Nachricht.

'Hallo Liam, wie geht es dir? Ich muss dann ins Café, meine Schicht beginnt in einer halben Stunde. Wenn du willst, können wir in der Pause telefonieren.'

'Hallo Lou, mir geht's nicht sehr gut. Ich habe zu viele Gedanken im Kopf, die nicht gerade positiv sind. Es wäre schön, wenn du mich in deiner Pause anrufen würdest.'

'Bitte, gib nicht auf, Li. Ich bin sicher, dass alles wieder gut wird. Wir hören uns später. Ich denk an dich.'

Damit die Gedanken nicht wieder überhand nehmen, beschäftige ich mich erneut mit den Plänen für den Hausumbau. Dann rufe ich den Architekten an und sage ihm, dass er die Baufirma beauftragen kann, mit dem Umbau zu beginnen. In zwei Tagen komme ich in die Rehaklinik und wenn ich dort entlassen werde, muss das Haus an meine Bedürfnisse angepasst sein. Er verspricht mir, dass alles perfekt sein wird, wenn ich nach Hause komme. Danach döse ich ein wenig, bis mein Handy klingelt und Louis' Anruf ankündigt.

"Hallo Lou, schön dass du anrufst."

"Hallo Liam, wie geht es dir?"

"Es ging mir schon besser. Morgen komme ich in die Rehaklinik. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort bleiben muss."

"Du schaffst das schon, Li. Ich glaube an dich und bin immer für dich da."

"Danke Louis. Du bist so lieb zu mir, dabei kennst du mich doch gar nicht wirklich."

"Das können wir hoffentlich irgendwann ändern."

Bei seinen Worten halte ich die Luft an. Er möchte mich treffen. Dabei wird er sehen, dass ich im Rollstuhl sitze und er will nichts mehr mit mir zu tun haben. Doch ich darf ihn jetzt auf keinen Fall merken lassen, dass wir uns vermutlich nie sehen werden.

"Ich denke schon, dass wir uns eines Tages treffen werden. Zuerst muss ich aber die Reha erfolgreich abschließen und mich wieder alleine zurecht finden. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis."

"Natürlich Li, du musst erst wieder ganz gesund werden."

Wie fast bei jedem Gespräch mit Louis, habe ich Tränen in den Augen. Es rührt mich, dass er für mich da ist, ohne mich persönlich zu kennen. Ich wische mir über die Augen und dränge die Tränen zurück. Trotzdem ist meine Stimme belegt, als ich weiterrede.

"Danke, du bist der Beste. Weißt du, wie gut es mir tut, dass ich dich kennengelernt habe? Du bist wirklich ein Engel für mich."

"Sag doch sowas nicht, da werde ich glatt rot. Ich bin immer für meine Freunde da und du bist mein Freund geworden. Darüber bin ich sehr froh."

"Hör auf, sonst heule ich doch noch los", murmele ich.

"Nicht weinen, Li. Ich muss dann zurück an die Arbeit."

"Bis später, Louis. Hab noch viel Spaß in der Arbeit."

"Werde ich haben. Bis später."

Er legt auf und ich muss tatsächlich lächeln. Louis schafft es, die trüben Gedanken zu vertreiben und ich bin froh, dass er mir auf Twitter geschrieben hat. Neben Niall ist er der einzige wirkliche Freund den ich habe. Allerdings steht in den Sternen, ob ich ihn jemals persönlich treffen werde. Kann ich ihm zumuten, mit einem Krüppel befreundet zu sein? Was wird er darüber denken, wenn er sieht, dass ich im Rollstuhl sitze? Wenn ich ehrlich zu mir selber bin, könnte ich eine Ablehnung von ihm nicht ertragen, weil ich ihn schon viel zu sehr mag.

"Ach Liam, mach dir nichts vor. Louis ist ein junger, gesunder Mann, er würde sich nie mit dir abgeben, wenn er wüsste, was los ist", sage ich zu mir selber.

Mist, jetzt schlittere ich schon wieder in diese dunklen Gedanken ab. Um nicht vollständig darin zu versinken, hieve ich mich in den Rollstuhl, der neben meinem Bett steht und mache mich auf den Weg in den Klinikpark. Obwohl es anstrengend ist, bin ich froh, nicht in dem kleinen Zimmer zu hocken und mir Gedanken zu machen.

Ich genieße die Sonne und kann mich endlich ein wenig entspannen. Mit geschlossenen Augen sitze ich eine Stunde im Park, bis sich Schritte nähern und mich daran erinnern, dass ich nicht alleine bin.

"Hallo Liam", begrüßt mich eine bekannte Stimme.

"Mama, schön, dass du da bist."

Sie umarmt mich fest und küsst mich auf die Wange. "Wie geht es dir, mein Schatz?"

"Naja, es geht so. Viel zu viele Gedanken, die zu nichts führen. Denkst du, ich bin trotz Rollstuhl noch liebenswert?"

"Natürlich bist du das, Liam. Es ändert doch nichts an deinem Charakter, dass du nicht mehr gehen kannst. Sag mal, hast du jemand kennengelernt?"

Meine Mutter kennt mich einfach zu gut. Ich werde rot und nicke zaghaft. "Danke, Mama. Ja, ich habe mich mit einem jungen Mann angefreundet, aber er weiß noch nicht, dass ich gelähmt bin."

Verwundert schaut sie mich an. Bis jetzt hatte ich noch nie Ambitionen, mich mit einem Mann zu treffen. "Sag es ihm, Liam. Wenn dir etwas an ihm liegt, musst du ehrlich zu ihm sein."

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