einundzwanzig

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Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht war sie auf dem Weg zur Arbeit. Der gestrige Abend saß ihr noch immer tief in den Knochen. Sie fragte sich, wann er ihr Rätsel lösen würde, wann ihr Plan weitergehen würde. Denn eines war klar, egal was passierte, sie würde sich jeder Situation anpassen und am Ende genau dass erreichen, was sie sich schon so lange vorgenommen hatte.

,,Guten Morgen", begrüßte sie ihre Arbeitskollegin und ließ sich an ihrem Platz nieder. Sie runzelte die Stirn und sah ihre Freundin abwartend an. Normalerweise würde diese ihr jetzt direkt antworten - nein, normalerweise wäre es Jeongyeon, die ihr die Begrüßungen entgegen brüllte. Und heute? Heute saß sie höchst konzentriert an ihrem Computer, hob nur leicht die Hand, um direkt danach weiter machen zu können.

,,Alles in Ordnung?", fragte Sunny mit einem amüsierten Unterton, musterte ihre Gegenüber mit einem leicht besorgten Blick. Die junge Frau mit dem verblassten, rosafarbenen Haar nickte nur und sah dann zum ersten Mal heute richtig zu Sunny hinüber.

,,Hm? Ist was?"

,,Das sollte ich dich fragen", lachte sie und hob eine Augenbraue: ,,Ich glaube das ist das erste Mal, dass ich dich so intensiv arbeiten sehe."

Jeongyeon lächelte breit und kicherte leise, die Sorge fiel von Sunny ab. Da war wieder ihre Freundin, wie sie sie kannte. Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück, währen ihre Kollegin ihr erklärte, was sie so fesselte.

,,Ich arbeite an einem eigenen kleinen Projekt. So ganz nebenbei. Vielleicht wird da mal der größte Enthüllungsbericht aller Zeiten draus, aber-", sie sah sich kurz um und beugte sich dann weit vor, um im Flüsterton weiter zu sprechen: ,,-ich will herausfinden, wer Maya in Wirklichkeit ist!"

Das Lächeln von Sunny verrutschte ihr nicht, dafür war sie zu tief in ihrer Rolle drinnen. Sie hob überrascht die Augenbrauen und beugte sich dann ebenfalls etwas vor, ließ ihre Freundin unbeirrt weiter reden. Auf ihrem Herzen befand sich allerdings eine gewaltige Last, als diese Wort gefallen waren. Sie hat von Anfang an gewusst, dass es derartige Risiken geben würde, sie wusste auch, dass sie ihre Rolle zu gut spielte, als das irgendjemand ihr auf die Schliche kommen würde und dennoch bedeutete es für sie nun noch besser als perfekt zu sein.

,,Ich bin der absolute Fan von ihr geworden, ich werde auf jeden Fall auch auf ihre nächste Show gehen. Ich meine es ergibt gefühlt nichts Sinn, es ist so, als würde sie nur für die Stunde existieren, die sie ihre Show gibt. Und gleichzeitig spürt man einfach, dass sie das alles mit einer Leidenschaft macht.. es steckt irgendwas Größeres hinter ihr. Sogar ihr Name hat eine krasse Bedeutung-", sie wühlte in ihrem Haufen an Unterlagen und zog ein Blatt hervor, schob es ihr vor die Nase.

,,Maya (Sanskrit: माया māyā „Illusion, Zauberei") ist eine indische Göttin und verkörpert mehrere Vorstellungen: eine kreative Energie (Prakriti), einen Zustand der geistigen Verblendung oder eine personifizierte Gottheit", las Sunny, oder überflog es eher. Sie kannte die Bedeutung auswendig. Und es gab noch viele mehr. Aber dies war ein Bruchteil ihrer jahrelangen Vorbereitung gewesen. Alles besaß eine Schussfolgerung, einen Grund, alles hing zusammen und war abgerundet. Es gab keine Lücken. Es gab nur sie und die Illusion dessen, dass sie Fehler machen würde. Und das war der Punkt; sie machte keine.

,,Du scheinst echt.. im Thema drin zu sein", meinte sie beeindruckt und Jeongyeon nahm ihr den Zettel wieder ab, um ihn einer gewissen Ordnung folgend, in den chaotischen Stapel zu schieben und sich anschließend wieder ihrem Bildschirm zu zu wenden.

,,Das ist noch gar nichts. Irgendwann wird mein Enthüllungsbericht erscheinen, auf sämtlichen Seiten und wenn nicht, dann wird es niemand schaffen", prophezeite die motivierte Journalistin und stürzte sich wieder in ihre Arbeit. Sunny seufzte nur mit einem kleinen Lächeln und tat es ihr dann gleich.

Die Arbeit hier bei der Presse war ein kleiner Fluchtweg. Es war der Halm der Realität, wenn man so wollte, den sie inmitten ihrer ganzen Lügen bewahren konnte. Egal welche Maske man fragen würde, der Journalismus war etwas, was ihr im Blut lag, was ebenfalls ab und zu mit einem Rausch puren Adrenalins verglichen werden konnte, wie sie ihn sonst nur auf der Bühne verspürte. Ob sie nun wie Jeongyeon Enthüllungsberichte schrieb oder einfach den Lesern die Realität so zeigte, wie sie wirklich war, ohne die ganzen Verschönerungen und kleingeredeten Dinge, mit denen Politiker und Geschäftsleute heute um sich warfen. Auch wenn sie nicht existieren würde, wenn es keine Maya, keine Sunny - wenn es sie generell nie gegeben hätte, so wäre die Welt dennoch ein Ort, an dem der Mensch selbst sich unterbewusst seine Illusionen schaffte, nur um sich nicht mit der Grausamkeit unserer Zeit auseinandersetzen zu müssen.

Sie schaute in die Akte, die ihr Chef ihr zugewiesen hatte. Ihr anstehender größerer Artikel würde sich mit einem der größten Mysterien in Südkoreas Kriminalgeschichte befassen. Sie zückte ihren Notizblock, fuhr ihren Rechner hoch und begann ihre Recherchen. Der ungelöste Fall lag nun ca. 15 Jahre zurück. Es gab keinen Verdächtigen, somit wurden der oder die Täter auch nie festgenommen. Es geht um einen Geldbetrag von insgesamt 11.312.950.000.000,0000 Won, welche umgerechnet ziemlich genau 10 Milliarden US-Dollar entsprachen. Das Geld ist echt, allerdings ist es gewaschen worden, mehrmals, denn diese Beträge sind das Erzeugnis von mehreren schwerwiegenden Verbrechen. Morde, Drogenhandel, Prostitution, Erpressungen - eine endlose Liste könnte man füllen mit den Dingen, die verübt wurden, um an das Geld zu kommen.

Es war einfach grotesk. Was manche Menschen für Reichtum, Geld- für Macht tun würden. Die ganzen Mordopfer waren jemandes Kinder, vielleicht auch Väter, Mütter oder sonst etwas gewesen. Durch die vielen Drogen sind für ein kurzes Zeitfenster die Toten an einer Überdosis gestiegen, Politiker wurden zu jener Zeit gewählt, von denen es niemand für möglich gehalten hätte, dass sie überhaupt mal etwas zu Sagen hätten. Diese 10 Milliarden Dollar sind ein Haufen Geld, der wenn man nachhakte und genau hinsah, vermutlich sehr viel mehr zu verschulden hatte, als anfangs angenommen.

Sie schloss ihre Mappe und atmete tief durch, rieb sich den Nacken.

Aber sie sollte sich nicht wundern. So viel Mist, wie sie schon durchgemacht hatte, da müssten ihr die Schattenseiten der menschlichen Rasse bis ins allerletzte Detail bekannt sein. Sie fragte sich nur, ob es die Sache besser machte, dass sie so gut Bescheid wusste. Im Grunde bestätigte es einfach wieder und wieder die Tatsache, dass Loyalität und ein Gewissen Dinge waren, die wertvoller als jeder Geldbetrag dieser Welt zu sein schienen.

Sunny

Auch wenn sie nahezu perfekt ist, auf jegliche Veränderungen vorbereitet ist, so gibt es trotzdem noch Dinge, die selbst sie niemals für möglich gehalten hätte.

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