35 - Splitscreen-Zombies

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AN: Es hat wieder ewig gedauert und das tut mir so leid! Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß an dem Kapitel!

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Syl und ich machen uns auf den Weg zu mir nach Hause, nachdem wir unsere Burger aufgegessen haben. Unterwegs kaufen wir eine Flasche Sprite, zwei Dosen Energydrink für Syl und zwei Tüten Chips.

„Lass direkt in mein Zimmer, damit wir nicht auf meine Mutter treffen", sage ich, während wir auf die Tür des Einfamilienhauses zugehen, in dem ich wohne.

„Glaub mir, deine Mutter ist nichts im Vergleich zu der Ollen im Heim", meint Syl, und ich werfe ihm einen Blick zu. Ja, wahrscheinlich hat er recht. Vielleicht bin ich zu streng mit meiner Mutter – aber das beruht auf Gegenseitigkeit.

Wir ziehen uns draußen schon die Schuhe aus, bevor ich die Tür aufschließe. Als wären wir auf einer Mission im Feindgebiet, öffne ich die Haustür nur einen Spalt und spähe hinein. Niemand zu sehen.

„Gesichert", flüstere ich, schiebe die Tür weiter auf und schleiche geduckt voran. Schnell stelle ich meine Schuhe auf die Fußmatte zu den anderen, ehe ich mich umwende und mich an Syl vorbei auf die Treppe zuschiebe. Auch er hat eine hockende Position eingenommen und schleicht an mir vorbei zur Fußmatte. Schnellen, aber leichten Schrittes erklimme ich die Treppe und biege eilig in mein Zimmer ab. Syl folgt ohne ein Geräusch von sich zu geben. Er drückt die Klinke runter und schließt leise meine Zimmertür.

„Geschafft", grinse ich. „Gute Arbeit. Für 'n Terrorist." Ich hebe die Hand zum High Five und Syl erwidert mein Grinsen, ehe er einschlägt.

„Würden Terroristen keine gute Arbeit leisten, müsste man nicht so viel Manpower darauf verwenden, gegen sie zu kämpfen", erwidert er, während er sich seiner Jacke entledigt und sie auf mein Bett wirft.

Es fühlt sich an wie immer, wenn Syl zu Besuch gewesen war, und doch verdammt schön. Das hier ist eine Normalität, die ich für immer verloren geglaubt habe.

Wir setzen uns vor meine Konsole und stellen fest, wie nervig viele Spiele man nicht im Splitscreen zocken kann. Vorher ist das nie ins Gewicht gefallen, weil wir eh jeden Abend online gezockt haben. Wenn wir dann mal beieinander waren und gezockt haben, waren es sowieso meist Shooter, in denen wir gegeneinander antreten wollten, und gerade die Call of Duty-Reihe hat eigentlich immer einen Splitscreen-Modus. Aber Need for Speed enttäuscht uns. Ja, online zusammen zocken ist kein Problem – aber zu zweit zuhause? Nö. Je neuer die Spiele sind, desto seltener gibt es eine Splitscreen-Option. Als könne man in Zeiten des Internets nicht mehr ganz altmodisch nebeneinander vor der Konsole sitzen und zocken.

Wir entscheiden uns halb gezwungen für einen Shooter und verbringen schließlich den Nachmittag mit dem gemeinsamen Kampf gegen Untote im Zombie-Mode.


„Ich war unfair zu dir", sagt Syl irgendwann.

Ich schaue ihn von der Seite an. Ob mein Charakter jetzt den Zombies zum Opfer fällt, ist mir egal.

Syl erwidert meinen Blick kurz. „Guck auf den Bildschirm. Sonst sterben wir", fordert er mich auf, nachdem er den Blick wieder abgewendet hat.

Ich gehorche und setze unseren gemeinsamen Kampf fort. Wir sind bereits in einer hohen Runde, alle Zombies rennen und es werden mehr und mehr. Die Wellen scheinen kein Ende zu nehmen und die Runden, in denen wir nur gegen die Höllenhunde antreten müssen, sind entspannt im Gegensatz dazu.

„Warum denkst du das?", frage ich vorsichtig nach. Was ich denke, kann ich nicht mehr sagen. Ich habe mich unfair behandelt gefühlt, ja – aber keine Ahnung, ob dieses Gefühl gerechtfertigt war. Und nicht nur unfassbar egoistisch, wie das Meiste halt.

„Du konntest nichts dafür, dass wir im Wald erwischt wurden. Oder dafür, dass meine Mutter ... Na ja. Aber ... ich war so sauer. Weil bei dir immer alles funktioniert." Er wirft mir einen Blick zu, aber ich zwinge mich, die Zombies zu erschießen, die mir in Kreisen durch die brennende Stadt folgen. „Du hast 'n vernünftiges Zuhause, kriegst das hin mit dem Schlafen und Zocken und Schule, und bist überall besser als ich. Beim Zocken, beim Schießen, in Mathe, generell in der Schule. Und dann hattest du auch noch Shivan, der dich voll toll findet."

Ich schlucke. „Für mich fühlt es sich andersrum an. Also, nicht ganz. Aber ... Du hast so viele Freunde. In der Schule, beim Fußball ... mit Mo versteh ich mich auch nur, wenn du dabei bist. Ich bin halt so'n langweiliger, uncooler, fetter Zocker. Und manchmal fühle ich mich, als wäre ich nur ein Anhängsel für dich. Und ich dachte, du bist bestimmt froh, mich jetzt endlich los zu sein." Keine Ahnung, ob es schon wieder egoistisch von mir ist, meine Gefühle ins Spiel zu bringen. Aber ich möchte das Syl sich so sieht, wie ich ihn sehe. Denn sein eigenes Selbstbild scheint wesentlich schlechter zu sein. Das hatte ich nie erwartet. Er hat alles irgendwie immer so leicht genommen. Bis auf das mit seiner Mutter vielleicht.

Jetzt löst Syl seinen Blick vom Bildschirm und lässt den Controller sinken. „Denkst du das ehrlich?", fragt er.

Ich erwidere seinen Blick. Nicke. Die Zombies fallen über uns her.

„Mann, Denny. Ich ... ich dachte halt, du hast jetzt eh Shivan. Da brauch ich nicht ständig mit meinen scheiß Problemen ankommen, nur weil ich mein Leben nicht in den Griff kriege. Weil einfach nichts in meinem scheiß Leben funktioniert. Aber du bist nicht uncool oder langweilig oder fett. Das habe ich nie von dir gedacht." Er schaut mich ehrlich aus traurigen Augen an. Seine Worte fühlen sich unendlich gut an. Wie kühlende Salbe auf einer Brandwunde.

„Ich könnte dich nie ersetzen. Niemand kann das. Du bist mein bester Freund, Syl. Mein einziger Freund. Und ja ... jetzt gibt es irgendwie noch Shivan. Aber ich mag ihn ganz anders als dich. Und wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer dich wählen."

Syl lächelt. Er sieht erleichtert aus, auch wenn ich nicht verstehe, wieso. Ich bin derjenige, der verdammt erleichtert ist. Weil ich das Gefühl habe, dass doch nicht alles vorbei sein muss. Dass es vielleicht noch Hoffnung gibt auf eine Zukunft voller Wald und Luftgewehre und Baumhäuser und durchgezockter Nächte.

Syl umarmt mich. „Scheiße." Er lacht und drückt mich und ich schlinge meine Arme um ihn. Das hier fühlt sich so gut an. „Wir können diese Freundschaft doch nicht zu einem Ende kommen lassen, bevor wir achtzehn sind. Und du endlich so lange wach bleiben darfst, wie du willst, und wir alle SoftAirs der Welt kaufen dürfen."

Er scheint dasselbe gedacht zu haben wie ich.

„Das wäre wirklich eine Schande", erwidere ich, die Wangen schmerzend von meinem Grinsen.


„Wie läuft's eigentlich mit dir und Shivan?", fragt Syl, als wir uns wieder voneinander gelöst und eine neue Runde im Zombie-Mode begonnen haben. Diesmal Black Ops I, im Kino oder Theater was auch immer für ein Gebäude das ist.

Ich weiß noch, wie ich mir gewünscht habe, Syl von allem erzählen zu können. Davon, dass wir Händchen gehalten haben. Dass wir gekuschelt haben. Und dass wir uns geküsst haben. Wie ich dachte, dass ich das nie wieder können würde, dass ich ihn für immer verloren hätte.

Seine Frage zaubert mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Nicht wegen dem, was ich im Begriff bin zu erzählen – auch wenn das natürlich etwas verdammt Schönes ist – sondern, weil ich es ihm erzählen kann. Meinem besten Freund, den ich – hoffentlich – zurück habe.

Also berichte ich ihm alles, was in den letzten Wochen passiert ist. Versuche auf seine Reaktion zu achten und ihn nicht mit meinen positiven Erlebnissen zu verletzen. Aber die Sorgen scheine ich mir umsonst zu machen.

„Das klingt toll", sagt er und sein Lächeln ist ehrlich. „Seid ihr jetzt zusammen?"

„Nein!", sage ich sofort. Natürlich sind wir das nicht.

„Wieso nicht? Klingt doch perfekt. Du magst ihn und er mag dich. Ihr habt euch geküsst und er ist für dich da ..."

„Ja, schon ..." Kurz waren da wieder diese Zweifel. Was würde es bedeuten, eine Beziehung mit Shivan anzufangen? Dass ich schwul bin? Oder vielleicht bi? Und wie muss ich mich dann in der Öffentlichkeit verhalten? Allen zeigen, dass wir zusammen sind? Was, wenn ich mich täusche? Ich ihn zwar mag, seine Hand halten und mit ihm kuscheln sich schön anfühlt, aber ich nicht wirklich in ihn verliebt bin? Weil ich doch eigentlich Mädchen mag?

Syl stößt mich an und reißt mich aus meinen Gedanken. „Mann, Denny." Auf seinem Gesicht liegt ein Grinsen. „Du siehst richtig besorgt aus. Worüber zerbrichst du dir den Kopf?"

„Ich ... ich glaub, ich bin noch nicht so weit. Mit Beziehung und alledem. Ich kenn ihn ja auch noch gar nicht richtig."

„Okay, kein Druck", zieht Syl seine Frage zurück. „Ich möchte nicht Schuld an der nächsten Krise sein. Ich hab schon genug Drama gemacht."

Ich schaue ihn an, aber er lacht und winkt ab.

„Ich würd ihn gern mal kennenlernen. Richtig, nicht so wie letztes Mal, wo ich mich wie ein Aas verhalten habe."

Mein Herz macht einen Sprung. Vor Freude, weil Syl wieder Teil meines Lebens sein will. Und vor Sorge, weil ich nicht weiß, was Shivan dazu sagen wird. Immerhin fällt ihm das Zusammensein mit Menschen nicht so leicht und die Situation mit Syl war ziemlich unangenehm für ihn.

„Okay, ich frag ihn mal, ja?"

Syl nickt und lächelt wieder. Diese Freundschaft ist uns beiden wichtig, nicht nur mir. Das zu sehen, zu spüren, erleichtert mich so verdammt sehr. Jetzt kann alles wieder gut werden.


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