36 - Friendly Warfare

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Shivan freut sich darüber, dass ich mich wieder mit Syl vertragen habe. Und er fänd es schön, wenn wir etwas zu dritt machen. In einem angenehmen Klima diesmal.

Wir verabreden uns für den nächsten Sonntag. Während Shivan am Samstag beim LARPen ist, verbringen Syl und ich den Tag in meinem Zimmer vor der Konsole. Wenn uns die begrenzte Auswahl der Games mit Splitscreen zu langweilig wird, wechseln wir uns ab. Ein Live-Let's-Play quasi, manchmal online, manchmal Kampagne. Ich genieße die Zeit. Draußen ist es dunkel und kühl, nicht mal meine Mutter nervt mit ihrem Vorschlag, dass wir ja mal rausgehen könnten.

„Wie ist das mit dem Heim eigentlich jetzt? Wohnst du da jetzt, bis du achtzehn bist?", frage ich, während ich Syl dabei zuschaue, wie er seinen Titan über das Schlachtfeld von Titanfall 2 steuert.

„Ja", sagt er, den Blick konzentriert auf den Fernseher gerichtet.

„Und dann?"

„Keine Ahnung. Setzen die mich vor die Tür. War zumindest letztens bei einem so, der achtzehn geworden ist."

„Hm. Krass." Ändert sich etwas, wenn man achtzehn wird? Weiß man dann plötzlich, wie man sein Leben gestalten soll, wie man durchkommt? Wie diese ganzen Erwachsenendinge funktionieren? Ich glaube nämlich nicht, dass ich drei Jahren bereit sein werde, mein Leben allein auf die Beine zu stellen. Vielleicht liegt das aber auch an mir.

„Ja, find ich auch."

Ich ließ Syl an meinen Gedanken teilhaben und er machte sich dieselben Sorgen wie ich.

„Du kannst auf jeden Fall zu mir kommen dann. Mit in mein Zimmer ziehen oder wir schmeißen meine Eltern aus dem Schlafzimmer." Ich lachte und er stimmte mit ein.

„Auf jeden, die werden sicher richtig begeistert sein."

„Egal." Wir lachten, während auf dem Fernseher der Krieg ablief. Geführt mit riesigen Titanen. „Aber ich mein's ernst", sagte ich schließlich und betrachtete Syls Profil, das vom flackernden Fernseher beleuchtet wurde. „Wenn du da rausfliegst, kommst du zu mir."

Syl lächelte und warf mir einen schnellen Blick zu. „Danke, Mann. Siehst du: Du bist halt der beste Freund, den man sich wünschen kann. Und kein langweiliger, uncooler, fetter Zocker."

Wärme breitet sich um mein Herz aus und ich lächele. Seine Worte bedeuten mir verdammt viel. Ich habe das Gefühl, dass wir einander näherstehen, als vor unserem Streit. Irgendwie sind da mehr ... Gefühle, die wir aussprechen. Vorher haben wir gemeinsam unser Ding durchgezogen, aber wir haben nie darüber geredet, was wir einander bedeuten. Diese Entwicklung fühlt sich irgendwie gut an und sie lässt meine Zweifel nach und nach verstummen.

Der Tag verfliegt und als es Abend wird, bettele ich meine Mutter an, damit sie Syl später zum Heim fährt, damit wir noch ein bisschen mehr gemeinsame Zeit haben. Mit dem Auto dauert es vierzig Minuten, mit dem Bus über eine Stunde. Um zwanzig nach acht steigen wir zu dritt ins Auto, denn Syl muss um neun Uhr zurück sein.

Wir reden die ganze Fahrt über – und innerlich bin ich verdammt aufgeregt. Denn am nächsten Tag, am Sonntag, wird Shivan zu mir kommen. Und Syl. Wir werden das neue Kennenlernen wahr machen und ich hoffe verdammt sehr, dass es diesmal besser läuft. Dass die beiden Menschen, die mir im Moment am meisten bedeuten, sich verstehen werden.

„Was glaubst du, wie wird das morgen?", frage ich Syl, während wir unter den Straßenlaternen hindurchfahren und der Regen auf die Frontscheibe prasselt. Gemeinsam sitzen wir auf der Rückbank.

„Ich hoffe gut", sagt Syl und grinst nervös.

„Ich hoffe auch", sage ich und knete meine Hände. Mir fehlt etwas, an dem ich herumspielen kann. Das würde mich beruhigen. Ich nehme also mein Handy aus der Hosentasche und ziehe die Hülle an einer Ecke ab, nur um sie dann wieder draufzuschieben.

„Hast du dir schon überlegt, was wir machen?", fragt Syl.

„Ich dachte, wir gehen vielleicht in den Wald oder so. Bisschen rumlaufen." Damit wir nicht nachher in meinem Zimmer sitzen, uns unangenehm anschweigen und uns eingeengt fühlen wie ein Soldat in Kriegsgefangenschaft. Auch wenn das sicher ein schwerwiegenderes Schicksal ist. Aber trotzdem – ich möchte dafür sorgen, dass nichts schief geht. Wir einander nicht auf die Pelle rücken.

Syl nickt. „Ja, das klingt ganz gut. Gehen wir dahin, wo wir ... wo wir immer schießen waren?" In seinen Augen blitzt ein wehmütiger Ausdruck auf und ich fühle es auch.

„Wenn das für dich okay ist." Auch wenn wir nicht mehr schießen gehen können, ist der Ort immer noch was Besonderes. Er trägt so viel Geschichte in sich, so viele Nachmittage, so viele Gespräche. Ich kann mir vorstellen, dass Shivan das gefallen würde. Er scheint ein Faible für Geschichte und Vergangenheit zu haben. Irgendwie kann ich mir vorstellen, dass er die Besonderheit des Ortes spüren wird.

„Ist es."

Ich glaube, Syl vermisst den Ort genauso wie ich.


Viel zu schnell müssen wir uns voneinander verabschieden. Der lockere Handschlag wird von einer Umarmung abgelöst. Ich bleibe noch neben dem Auto stehen, bis Syl im Innern des Heims verschwunden ist. Dann nehme ich auf dem Beifahrersitz Platz und hänge mit dem Blick auf die regennasse Straße, in der sich die Lichter der Laternen und der Autos spiegeln, meinen Gedanken nach.


Am nächsten Tag sitze ich schon wieder im Auto meiner Mutter. Mit mir auf dem Beifahrersitz sind wir unterwegs zum Hauptbahnhof, um Shivan einzusammeln, ehe wir weiter zu Syl fahren. Wenn ihm schon sonst nichts erspart bleibt, dann wenigstens die lange Busfahrt zu mir. Ich möchte, dass dieser Tag schön wird, und eine angenehme Ankunft ist für den Anfang das Beste, was ich dazu beitragen kann. Außerdem ist meine Mutter mir was schuldig, für all die Male, die sie einfach das Internet ausgeschaltet hat. Sie wollte ja, dass ich mehr rausgehe. Also soll sie mich jetzt auch dabei unterstützen.

Wie beim ersten Mal wartet sie im Auto, während ich an das Gleis laufe, auf dem Shivan ankommen wird. Die Anzeigetafel berichtet von einer Verspätung seines Zugs, zehn Minuten. Also noch zwanzig, bis er ankommt. Eltern sind ja immer der Ansicht, zu früh da zu sein wäre pünktlich – aber ich finde, zu früh da sein ist ebenso Unpünktlichkeit wie zu spät kommen.

Ich hocke mich auf die Metallbank, deren Kälte durch den dicken Stoff meiner kurzen Hose zieht. Ein kühler Wind pfeifft die Gleise entlang, außer mir sind nicht viele Leute da. Keine Ahnung, wohin der Regionalzug weiterfahren wird, aber scheinbar wollen nicht viele Leute dorthin. Zumindest nicht von hier aus.

Ich schreibe ein bisschen mit Shivan und ein bisschen mit Syl. Sie freuen sich beide und ich glaube, sie sind beide genauso aufgeregt wie ich. Machen sich beide Gedanken, wie unser gemeinsamer Tag wird, wie ich. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder? Wenn wir alle Sorge haben, dass es nicht gut wird, geben wir uns bestimmt alle Mühe, damit das nicht passiert.

Dann, endlich, fährt Shivans Zug ein. Wir begrüßen uns mit einer engen Umarmung – Shivans Umarmungen sind wirklich toll. Ich kenne niemanden sonst, der so schön umarmt wie er. Dann halten wir uns an den Händen, zumindest so lang, bis wir in Blickweite des Autos geraten. Vor meiner Mutter möchte ich dann doch nicht zeigen, wie nah wir uns inzwischen sind. Sonst hätte sie bestimmt irgendwas dazu zu sagen, und dass ich das nicht hören will, bin ich mir sicher.

Zusammen mit Shivan setze ich mich auf die Rückbank. Ich fühle mich ein bisschen beobachtet, weswegen ich mir die Pulliärmel über die Hände ziehe und lieber mehr als weniger Abstand zu Shivan wahre. Worüber wir reden sollen, weiß ich auch nicht so genau, immerhin hört meine Mutter jedes Wort mit. Also fang ich an, mit ihm über Games zu reden. Da schaltet sie, glaube ich, eh sofort ab, weil sie weder versteht, worum es geht, noch sich dafür interessiert.

Syl wartet schon vor der Tür, als wir das Heim erreichen. Sein Gesicht hellt sich auf, als ich die Tür öffne und auf den Bürgersteig trete. Generell sieht er nicht so aus, als hätte er bisher eine gute Zeit gehabt. Als hätte er schlechte Laune. Ich hoffe, dass er den Tag trotzdem genießen können wird – und dass es nicht zu einem Streit kommt. Zwischen uns oder zwischen ihm und Shivan. Ein bisschen schelte ich mich für diesen schon wieder so egoistischen Gedanken.

Wir begrüßen uns mit einem Handschlag.

„Alles okay?", frage ich Syl mit leiser Stimme.

Er zuckt mit den Schultern und nickt dann. „Ja, passt schon." Setzt ein Lächeln auf, das aber nicht erfüllt wirkt.

Ich schaue ihn mitfühlend an und lege ihm eine Hand auf den Oberarm. „Ab jetzt wird der Tag schön", sagte ich und erwidere sein Lächeln. Mit dieser Aussage beruhige ich mich auch irgendwie selbst.

Syl lächelt etwas echter und nickt. „Ja, das glaub ich auch."

„Okay." Ich schaue zum Auto, wo Shivan aus dem Fenster schaut aber dann schnell den Blick abwendet, als wir zu ihm schauen. „Bist du bereit?" Meine Hände werden feucht und die Aufregung legt sich um meinen Hals, pocht gegen meinen Brustkorb. Aber es ist irgendwie eine gute Aufregung, nicht nur Angst.

Jetzt legt Syl mir die Hand auf den Oberarm. „Keine Sorge, Denny. Es wird nicht laufen wie letztes Mal. Versprochen." Er grinst ein wenig. „Heute wird der Tag schön", wiederholt er und ich falle in sein Grinsen ein. Nicke.

Weil meine Mutter nicht möchte, dass wir uns zu dritt auf die Rückbank quetschen und einer in der Mitte sitzt, wo es nur einen Anschnallgurt am Becken gibt und keinen, der über die Schulter geht, setzt Syl sich nach vorn. Das halte ich für besser, als ihn und Shivan zusammen auf die Rückbank zu verfrachten, auch wenn meine Mutter wahrscheinlich lieber mich vorn bei sich gehabt hätte.

Auf der Fahrt zu uns nach Hause übernimmt hauptsächlich das Radio das Reden. Die Stimmung ist ein wenig seltsam, ein wenig angespannt. Ich hoffe, dass es sich bessert, wenn wir meine Mutter los sind und in meinem Zimmer – oder draußen im Wald – sind.

Wie eine Entenfamilie laufen wir hinter meiner Mutter her zu unserem Haus. Dort steht mein Vater in der Küche und ist dabei, das Essen für uns alle vorzubereiten.

„Hallo", begrüßt er uns und trocknet seine Hände an deinem Küchenhandtuch ab. „Das Essen sollte in zwanzig Minuten fertig sein. Es gibt Gulasch", lässt er unsere Gäste wissen.

Die beiden bedanken sich und wir verziehen uns schnell in mein Zimmer, wo wir uns zusammen auf den Boden setzen. Syl lehnt sich mit dem Rücken an mein Bett, während Shivan und ich ohne Lehne auskommen müssen. Kurz tritt Schweigen ein, dann räuspert Syl sich. Er hat den Blick auf meinen Teppich gesenkt.

„Als erstes will ich mich entschuldigen." Er hebt den Kopf und schaut Shivan an. „War richtig uncool, wie ich euch behandelt hab, als ihr bei mir wart. Tut mir leid."

Shivan lächelt ein wenig und nickt. „Ich kanns verstehen. Aber ... danke, dass du dich entschuldigst." Er lächelt noch ein bisschen mehr.

Auch Syl lächelt. „Das wollte ich nur sagen. Damit das hoffentlich nicht länger zwischen uns steht und wir ... irgendwie von neu anfangen können oder so."

„Können wir. Auf jeden Fall. Jemand, der T-Rex Denny so viel bedeutet, kann kein schlechter Mensch sein", sagt Shivan.

Seine Worte erzeugen eine Wärme in meiner Brust, die sich verdammt gut anfühlt. Lächelnd schaue ich ihn von der Seite an und er erwidert meinen Blick mit demselben Gesichtsausdruck. Kurz denke ich darüber nach, seine Hand zu greifen. Habe das Bedürfnis danach, ihn zu spüren. Aber es käme mir irgendwie komisch vor, Syl gegenüberzusitzen und Shivans Hand zu ergreifen, also lasse ich es.

„Danke. Korrekt von dir." Syl grinst, dann streckt er Shivan die Faust hin und er schlägt ein.

„Ich würde ja vorschlagen, dass wir zocken können – aber es scheitert ja meistens schon am Splitscreen für zwei. Keine Ahnung, ob ich irgendein Game habe, das man durch drei teilen kann."

Wir suchen danach und zocken schließlich Modern Warfare 3, bis wir zum Essen gerufen werden.

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