4 - Es gibt keine Frauen im Internet

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ich lud sie in eine private Party ein. Lange hatte ich gezögert und darüber nachgedacht, aber verdammt, MissMolotov hatte definitiv mein Interesse erregt. Irgendeinen Grund musste es ja haben, dass sie es ausgerechnet auf mich abgesehen hatte.

Oder?

Sie trat ein.

„Hi", sagte ich in das Mikrofon meines Headsets, das ich bereits vorsorglich eingesteckt hatte.

Sie antwortete nicht. Stattdessen kam kurze Zeit später eine Nachricht rein: sorry, kein headset. was gibts?

Ich verließ die Spielelobby und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Neben mir auf dem Boden stand eine Colaflasche, die ich aufhob, um einen Schluck daraus zu trinken. Währenddessen dachte ich darüber nach, was ich antworten könnte. Einfach geradeheraus?

Ich nahm den Controller wieder in die Hand.

hast es ziemlich auf mich abgesehen was? :D

du bist ein leichtes ziel xD, kam es prompt zurück.

wieso?

Das interessierte mich jetzt. Als leichtes Ziel hatte mich bisher noch niemand bezeichnet.

typischer sniper. langsam, vorsichtig, keine kamikazeaktionen. man kann dir folgen und findet dich gerne mal campend.

Nur einmal war ich mit der Sniper rumgerannt, seit sie in der Lobby aufgetaucht war. Schien, als habe sie einen Blick dafür.

ich campe nicht‼111, schrieb ich grinsend zurück.

natürlich nicht das tun sie alle nicht xD, schrieb sie.

Ich lächelte.

Ein paar Nachrichten schickten wir noch hin und her, dann vibrierte plötzlich mein Handy, das irgendwo in den Ritzen des Sessels versunken war. Ich legte den Controller in meinem Schoß ab und bemerkte erst jetzt, dass ich unnötigerweise noch immer das Headset auf dem Kopf trug. Ich stöpselte es aus und legte es beiseite, ehe ich ohne aufzustehen im Sessel nach meinem Handy suchte.

Wieso is deine party auf privat? Komme nich rein, hatte Syl mir geschrieben. Ich schaute auf die Uhr.

Krass, schon zehn. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit verflogen war.

traust dich jetzt nicht mehr ins game zu kommen?, schrieb MissMolotov derweil.

Ich entsperrte mein Handy nicht, vielleicht glaubte Syl dann, dass ich einfach so im Spiel versunken war, dass ich seine Nachricht gar nicht bemerkt hatte. Wobei, er konnte sehen, dass ich gerade überhaupt nichts spielte. Aber wenn ich ihn einlud, dann war es das mit der netten Konversation.

Mist.

Gleich, tippte ich schnell in mein Handy, ehe ich MissMolotov über ihr Profil in das Game nachjointe, in dem sie sich gerade befand. Ich spawnte und machte mich gleich auf die Suche nach ihrem Charakter. Wäre doch gelacht, wenn ich den Spieß nicht umdrehen könnte.

Bevor ich sie jedoch aufspüren konnte, erschoss mich jemand feige von hinten.

You were killed by H34dsh0t.

„Verdammte Scheiße, Syl", fluchte ich. Er konnte vielleicht nicht viel, aber in den absolut unpassendsten Momenten auftauchen, das war drin.

Er schickte mir eine Party-Einladung.

„Ich sagte doch gleich", murmelte ich vor mich hin. Als könnte ich nicht auch mal mit anderen Freunden abhängen als ihm, war das wirklich so weit hergeholt?

Ja, sagte ich mir, und das weißt du selber. Für gewöhnlich befand ich mich höchstens in Partys mit irgendwelchen Fremden, die ich in irgendeinem Game kennen gelernt hatte – was MissMolotov im Grunde ja auch war – und führte In-Game-Gespräche. Nichts, wo Syl nicht joinen könnte.

mein kumpel ist on gekommen ich schreib dir später nochmal okay?, schrieb ich schweren Herzens in den Chat mit MissMolotov.

kein ding, bis dann, schrieb sie zurück.

Ich jointe Syls Party.

„Du kannst keine fünf Minuten warten, was?", begrüßte ich ihn ein wenig ärgerlich, aber trotzdem mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

„Nein, Mann, natürlich nicht", lachte Syl. „Worauf auch, ey? Hängst hier auffer Startseite rum. Da können wir auch zocken oder nicht? Jetzt, wo du mal nicht gleich pennen musst."

„Schon gut", lachte ich. So lange MissMolotov ihr Profil nicht löschen würde, konnte ich immer noch mit ihr weiter schreiben, aber mit Syl mal wieder die ganze Nacht zocken konnte ich selten.

„So, mein Freund, wir spielen jetzt 'ne Runde Zombiemode", verkündete der. „Alles klar? BO zwei mit Transit, haben wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht."

„Private Lobby?", fragte ich, während ich aufstand, um die CD zu wechseln.

„Sowas von, wir ficken die Hohlbirnen zu zweit in ihren toten Arsch", lachte Syl. Laut schmatzend zerkaute er etwas, Flips dem Geräusch nach zu urteilen.


Ich vergaß MissMolotov, während ich mit Syl spielte, und hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Auch als wir irgendwann in den frühen Morgenstunden das Game austauschten zurück in eine Frei für alle-Onlinelobby wechselten, dachte ich nicht an sie. Aber dann passierte es wieder. Wenige Minuten, nachdem wir gejoint hatten.

You were killed by MissMolotov.

„Was zur Hölle?", entfuhr es mir.

„Was'n?", fragte Syl. Er schlürfte Energydrink und rannte anschließend an meinem Spawnpoint vorbei, killte mich allerdings nicht. Wenigstens war er kein feiger Wichser.

„Ach", sagte ich, „Wurde gerade gekillt."

Ich machte mich auf die Suche nach ihr. Diesmal würde ich sie finden, garantiert. Finden und killen und dann erneut aufspüren und erneut zur Strecke bringen.

„Wow, krass", lachte Syl. „Das ist ja'n Ding, wer macht denn sowas? Im Krieg, Alter, da tötet man doch nicht."

„Ja, nein", erwiderte ich, während meine Augen zu brennen begannen, weil ich so konzentriert den Bildschirm anstarrte.

„Ja, nein", wiederholte Syl nach ein paar Augenblicken. „Okay, ich weiß Bescheid."

„Warte halt mal kurz, Alter", murmelte ich, während ich einen Herzschlag lang an der Wand neben einem Hauseingang wartete, ehe ich hineinrannte. Die Treppe hoch, den Camper ausschalten und weiter die Räume sichern.

Verdammt, wo war sie?

Ich kletterte aus dem Fenster aufs Dach, ging in die Hocke und schaute mich. Dann fiel mein Charakter hinten über, weil ihn eine Kugel zwischen die Augen das Leben gekostet hatte.

You were killed by MissMolotov.

„Fuck, Mann!", brüllte ich und schlug mir schmerzhaft meinen Controller aufs Knie.

„La la la, ich habe keine Ahnung worum es geht", nervte Syl rum.

Eine Nachricht ging rein.

du kriegst mich nie, sniper

„Ja, Mann, ist ja gut", gab ich nach und rieb mir das schmerzende Knie, während ich mich zurücklehnte und über die Map lief, nachdem ich respawned war. „Hier in der Lobby ist so'n Mädel ..."

„Lüge", unterbrach Syl mich. „Es gibt keine Frauen im Internet."

Ich seufzte und verdrehte die Augen.

„Willst du wissen worum's geht oder willst du rumlabern?"

„Ja ja, erzähl weiter. Aber dein Mädel ist zu hundert Prozent 'n Kerl."

„Dieses Mädel", ich betonte das Wort, „jedenfalls killt mich schon den ganzen Abend lang dauernd. Als hätte sie mir 'n Peilsender an den Arsch geklebt und könnte mich auf der Map immer genauestens sehen."

„Wie heißt sie?", fragte Syl, auch wenn aus der Art, wie er das letzte Wort aussprach klar wurde, dass er das weibliche Personalpronomen synonym fürs männliche verwendete.

„Miss Molotov."

„Okay, die Jagd beginnt. Zeit den Kerl 'ne Runde leiden zu lassen." Syl trank und rülpste mir ins Ohr, dann durchkämmten wir die Map nach meiner Widersacherin.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro