5 - Auf der Seite des Mondes

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Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase.

Gähnend streckte ich mich, während die Bilder meines wirren Traumes allmählich verblassten. Ich hatte von einem Wolf geträumt, einem goldbraunen Tier von königlicher Anmut, gross und stark und sein Heulen eine Liebeserklärung an das Leben. Atemberaubend schön.

Noch nie hatte ich ihn so klar gesehen wie in dieser Nacht. Vielleicht lag es an der frischen Luft in meinem Zimmer, die mir kühl um die Nase wehte oder am angenehmen Waldgeruch, welcher von meiner Decke ausging und mich in ein wohlig würziges Nest bettete.

„Guten Morgen, Goldlöckchen!", riss mich eine brummende Stimme aus meiner Müdigkeit.

Schlagartig war ich wach.

Ich befand mich nicht in meinem Zimmer und das hier war nicht das Reich der Sonne!

„Jetzt hat sie's kapiert." Das dreckige Lachen von Thorne drang zu mir herüber.

Ich setzte mich stöhnend auf. Mein Körper fühlte sich schwer an, meine Glieder waren steif und mein Kopf benebelt, als wäre ich lange krank gewesen. Nun traf mich die Erinnerung wie ein Hammerschlag in den Magen. Ich war auf die Schattenseite gefallen, von diesen mürrischen Wolfskerlen mitgenommen worden und wir hatten unter freiem Himmel geschlafen.

Kein Wunder, dass ich mich rau geschoren fühlte.

Der Platz neben mir, an welchem Lycans Wölfin gelegen hatte, war leer, aber eine grosse, schwarze Jacke hing von meinen Schultern und schützte mich vor der morgendlichen Frische. Sie roch nach warmem Leder und der Essenz des Waldes.

Irgendetwas steckte zwischen meinen Zähnen. Ich pulte es mit meinem Fingernagel heraus. Es sah aus wie Rinde.

Hatte ich mit offenem Mund geschlafen?

Ich hob fragend den Blick und da erkannte ich auch, wessen Kleidungsstück ich trug. Lycan sass beim Feuer und schnitzte einen Ast, lediglich ein dünnes Leinenhemd zierte seinen Oberkörper. Es musste seine Jacke sein, die mich warmhielt!

Meine Wangen begannen zu brennen.

Das Hemd hatte er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, was zwei kräftige Unterarme enthüllte. Auf seiner Haut schlängelten sich schwarze Linien. Ich folgte ihrem Lauf, bis sie unter seinen Ärmeln verschwanden. Mir war in der Dunkelheit der Nacht gar nicht aufgefallen, dass er solche Körperbemalung trug. Ob seine Oberarme und seine Brust auch damit bedeckt waren?

Lycan strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

Bei der Sonnengöttin — dieser Mann war eine Augenweide! Mit weniger Kleidung und bei Tageslicht sogar noch mehr als bei Nacht.

„Hast du Hunger?"

Die eisblauen Augen fanden mich und liessen mich zusammenzucken. Lycan sprach mit mir.

„Was?"

Von der Seite hörte ich Thorne leise glucksen.

„Ob du Hunger hast", murrte Farkas, der neben Lycan sass und einen ganzen Hasen über die Glut hielt. Der Riese deutete auf das Essen.

Ich schluckte mehrmals leer und schüttelte den Kopf. Eine gelernte Reaktion.

„Das kann nicht sein." Lycan runzelte die Stirn. „Du hast schon gestern Abend nichts gegessen. Mittlerweile musst du Hunger haben."

Neben mir schnaubte Thorne. „Vor allem nach dieser Nacht."

Lycan bleckte die Zähne in seine Richtung und die zwei lieferten sich einen Blickaustausch, an dem man sich hätte schneiden können.

Ich räusperte mich. „Nein, danke. Ich darf nur Gemüse essen."

Das hätte ich wohl anders formulieren oder besser überhaupt nicht sagen sollen, denn nun lagen drei männliche Augenpaare auf mir und starrten mich entsetzt an.

Mist, verdammter! Ich hatte zu viel geplappert.

„Bitte, was?", kam es von Farkas. „Nur Gemüse? Ist das eine perverse Strafe, oder warum tust du dir das an?"

Ich verbiss mir eine Antwort und senkte den Blick zu Boden. Sie kannten mich nicht, wussten nicht, welchen Regeln ich unterworfen war. Sie konnten es nicht verstehen und ich musste es ihnen auch nicht erklären. Es war besser, wenn ich schwieg.

Eine Bewegung liess mich den Kopf in den Nacken legen. Lycan kam zu mir.

„Tut ihr das aus spirituellen Gründen?", fragte er.

„Nein."

Die Leute in meinem Dorf assen genügend Fleisch, nur ich nicht. Am Fest zur Sommersonnenwende hatte ich ausnahmsweise gesündigt und heimlich Speckbrot verschlungen, ohne dass es jemand gemerkt hatte.

Lycan streckte mir ein Stück Knochen entgegen. Daran hingen saftige Fetzen Fleisch. Bei dem Anblick lief mir das Wasser im Mund zusammen.

„Dann iss!", forderte er. „Wir haben einen Tagesmarsch vor uns, der den Hügel hinaufführt. Den Aufstieg wirst du mit leerem Magen nicht schaffen und Gemüse wächst hier leider keins."

„Ich—" Das Zögern war mir vermutlich anzusehen und anzuhören, aber trotzdem musste ich mich an die Regeln halten. Selbst wenn er nicht da war, sein Schatten hing wie eine Gewitterwolke über mir. „Ich kann wirklich nicht."

„Soll dich Farkas etwa tragen?" Lycan zog eine Augenbraue in die Höhe. Hinter ihm sah ich, wie mir der Riese ein breites Grinsen zuwarf. Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein, ich wollte nicht getragen werden.

„Dachte ich es mir doch." Lycan drückte mir das Essen in die Hand.

Meine Augen fielen auf die Keule in meinen Fingern. Das Fleisch war warm und roch verführerisch. Kleine Fettperlen tropften zu Boden. Die mussten gewiss himmlisch schmecken.

„Warum?", hauchte ich. „Warum wollt ihr, dass ich esse? Ihr werdet mich im Wolfsbau doch töten, nicht wahr?"

Das hier musste sowas wie meine Henkersmahlzeit sein.

Ich blinzelte zu dem Mann hinauf, der über mir türmte, und begegnete seinem Blick. Sogleich durchfuhr mich ein Prickeln. Wie konnte jemand solche Kälte und Härte versprühen und gleichzeitig eine Wärme in mir auslösen, die sich nicht erklären liess?

Lycan öffnete den Mund, doch es war Thorne, der für ihn antwortete.

„Vielleicht töten wir dich, Goldie, vielleicht auch nicht — das lassen wir den lieben Chief entscheiden. Aber was wir mit Sicherheit nicht wollen, ist, dich wie ein Sack Pferdeäpfel diesen Hang hinaufzuschleppen. Du würdest uns allen einen riesigen Gefallen tun, wenn du dieses Stück Hasenfleisch einfach runterwürgst. Und ich schwöre dir, ich bin nicht bei Laune, dich auch noch so nett wie Lycan darum zu bitten."

„Thorne", warnte Lycan.

„Was denn? Ich hab wegen der verfickt schlecht geschlafen! Die hat die ganze Nacht gestöhnt, als würde sie am Spiess gebraten. Wenn die nicht gleich anfängt zu essen, dann stopfe ich ihr das Fleisch ihren schönen Rachen hinunter!"

„Wirst du nicht!", blaffte Lycan und machte einen Schritt auf Thorne zu, allerdings ging Farkas gleich dazwischen und blockte ihn ab. Lycan sah echt so aus, als wollte er sich auf Thorne stürzen.

„Verstehe doch", versuchte Farkas zwischen den beiden zu schlichten. „Sein Geduldsfaden ist überspannt. Er hat Lyra schon lange nicht mehr gesehen."

Bei der Erwähnung dieses Namens löste sich die Anspannung der Männer fast zeitgleich auf und obwohl Lycan bereits ruhiger wirkte, knurrte er als Antwort. Es war ein tiefes, animalisches Knurren, das ich bis in meinen Bauch spürte. Thorne erwiderte die Drohung mit einem Grummeln.

Ehe Lycan sich wieder ans Feuer setzte, warf er mir einen letzten, warnenden Blick zu.

„Iss", befahl er.

Ich biss in die Keule und begann hastig zu kauen.

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Farkas ging vor mir, packte den dicken Ast eines Baumes und dann streckte er mir seine Hand entgegen, damit er mich den Hang hinaufziehen konnte. Zu Beginn hatte ich mich geweigert, seine Hilfe anzunehmen, aber mir schlug bereits nach kurzer Zeit das Herz vor Anstrengung bis zum Hals.

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so verausgabt! Das köstliche Fleisch, das ich nur wegen Lycans funkelndem Blick heruntergeschlungen hatte, konnte mir nicht genügend Energie schenken.

Ich war zu schwach und es zeigte sich.

„Wir hätten ihr die ganzen vier Hasen verfüttern sollen!", maulte Thorne von weiter oben. „In der Geschwindigkeit schaffen wir es nicht vor Sonnenuntergang zurück."

Er war flink auf seinen Beinen. In seinem langen Zopf, den er eigens für den Aufstieg geflochten hatte, glänzte die silberne Strähne wie ein kostbares Garn.

Farkas' Finger wickelten sich um mein Handgelenk und zogen mich hoch. Mit einem kräftigen Sprung versuchte ich, ihm zu helfen, jedoch scheiterte ich daran. Meine Knie gaben nach und ich sackte zu Boden.

„Selbst das hätte nichts geholfen", beklagte sich Farkas und hievte mich wieder auf die Beine. „Sie ist viel zu mager. Sogar ein frisch geborenes Rehkitz würde mehr schaffen."

Der Hieb sass.

Ja, ich war dünn und ja, ich war eine verdammte Last, denn ich hatte keine Kraft in meinen Gliedern. Aber mussten sie so darauf herumreiten?

„Ihr könnt mich ja auch einfach dalassen", stöhnte ich und blieb am steilen Abhang stehen. „Ich war nicht diejenige, die unbedingt auf euren kleinen Ausflug mit wollte."

Thorne stiess einen trockenen Lacher aus, sodass sich die Waldluft vor seinem Gesicht zu einer Dunstwolke formte.

„Oh, glaube mir, Goldie. Das wollten wir auch nicht!"

Lycan überholte uns in dem Moment und ich hatte das Gefühl, dass Thorne deswegen wieder in ein Schweigen verfiel. Der Anführer schien keineswegs ausser Atem zu sein, als wäre das Erklimmen dieses rutschigen Hanges ein entspannter Spaziergang durch den Garten. Ich hingegen keuchte wie eine Sterbende.

Die Männer stiegen den Hügel empor und zogen mich hinter sich her. Das ging den ganzen Nachmittag so weiter. 

Als der Boden endlich abflachte und sich das Gehen nicht mehr wie Klettern anfühlte, kribbelte mein ganzer Körper.

Die Luft roch hier oben anders als unten im Tal, auch der Wald schien sich verändert zu haben. Die Bäume wuchsen nicht mehr so dicht aneinander, sondern gaben mehr Raum, sodass die Lichtstrahlen besser durch das Blattwerk schimmern konnten.

Ich stellte mich in die Sonne, damit mich die spätabendlichen Strahlen liebkosten. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Sola streichelte mich zärtlich.

„Wir sehen uns später", hörte ich Lycan zu seinen Männern sagen.

Thorne jauchzte auf und sprang davon. Farkas verabschiedete sich von Lycan mit einem Nicken und warf mir einen misstrauischen Blick zu, dann war auch er in dem, was ich nur als ein Meer aus Waldhütten bezeichnen konnte, verschwunden.

Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir eine Siedlung erreicht hatten.

Mein Mund klappte auf.

Unsere Geschichten über das Mondvolk sprachen von dunklen, feuchten Grotten, in welchen diese Menschen wie Kakerlaken hausten. Das, was sich mir allerdings offenbarte, war alles andere als ein düsterer und ungemütlicher Ort.

Vor mir erstreckten sich unzählige Hütten aus kunstvoll geflochtenen Weidenästen, ihre halbrunden Dächer leuchteten hell- und dunkelgrün von dem Moos und den dichten Tannenzweigen, die sie bedeckten. Die Häuser schienen fast nahtlos mit dem Wald zu verschmelzen, als wären sie ein fester Bestandteil davon.

Ich spürte Lycans Hand zwischen meinen Schulterblättern. Er schob mich vor.

„Da lang", sagte er. „Das Haus des Chiefs befindet sich nicht weit von hier."

Wir gingen zusammen zwischen den Gebäuden durch. Vor den Häusern tummelten sich dunkelhaarige Kinder, die sich bei meinem Anblick sofort an die Beine ihrer Mütter klammerten und mich mit grossen Augen anstarrten. Die Frauen trugen Lederhosen und die Männer — bärtig und mit langen Haaren — taxierten mich argwöhnisch.

Es war deutlich, dass ich hier nicht willkommen war.

Als hätte mich ein Blitz getroffen, begriff ich plötzlich, in welche Lage ich mich überhaupt gebracht hatte: Ich befand mich so tief im Reich des Mondes, wie wahrscheinlich keine andere vor mir! Ich war unendlich weit weg von meinem eigenen Zuhause — auf der verbotenen Seite! An diesem Ort hatte ich nichts verloren.

Abrupt blieb ich stehen.

Lycan schien nicht damit gerechnet zu haben, denn seine Hand rutschte mein Rückgrat hinunter und blieb oberhalb meines Kreuzes liegen. Er zog sie sofort weg.

„Ich kann hier nicht bleiben", stiess ich hervor, ehe er fragen konnte, was los war. Ich drehte mich zu ihm um. „Du musst mich zurückbringen! Man wird bestimmt schon nach mir suchen."

Bei Caleb hoffte ich das zumindest, obwohl ich ihn mit meiner gestrigen Abfuhr eigentlich abgesägt hatte. An meinen Vater wollte ich gar nicht erst denken. Er würde fuchsteufelswild sein.

Eine Gänsehaut zog bei dem Gedanken über meine Arme.

Der Mann vor mir wirkte gelangweilt. „Sehe ich so aus, als ob mich das interessieren würde?"

„Nein, du verstehst nicht. Mein Vater wird alles tun, um mich zurückzuholen. Er wird die Hunde aufhetzen. Das hat er schon einmal getan und sie ... sie ..."

Den Rest des Satzes schluckte ich herunter. Verflucht! Das hätte ich nicht sagen sollen. Dieser Wolfsmann fürchtete sich bestimmt nicht vor einem Rudel jagender Hunde.

Lycans Miene war so düster wie immer. Es musste ihm vermutlich unfassbar erbärmlich vorkommen, dass ich ihn um Verständnis bat.

„Die Hunde werden deine Spur nicht aufnehmen können", sagte er. Es klang fast so, als wollte er mich beruhigen. „Unsere Wölfe haben eine falsche Fährte gelegt."

Ich schnappte erschrocken nach Atem.

„Und ausserdem—" Sein finsterer Blick legte sich auf meine Schultern und fuhr über meine Brust bis zu meiner Taille, als sähe er dort etwas, das für mich unsichtbar war. „—müffelst du nach mir."

Die vermaledeite Jacke, die ich trug! Er hatte sie mir nur gegeben, um meinen Geruch zu verdecken!

Mir wurde augenblicklich heiss.

„Ihr dürft das nicht!", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Es steht euch nicht zu, mich einfach mitzunehmen!"

Seine Finger wickelten sich um meinen Arm. Ruckartig wurde ich näher zu ihm herangezogen, sodass wir einander fast Nase an Nase gegenüberstanden.

„Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, die in unser Land eingedrungen ist? Wir tun nur das, was zwischen unseren Völkern vereinbart wurde."

„Ihr habt mich mit Gewalt entführt!", entgegnete ich.

„Soweit ich das beurteilen kann, wurdest du von uns nur respektvoll behandelt."

Die Arroganz hätte ich diesem Wolf am liebsten aus dem Gesicht geohrfeigt. Ich entriss mich aus seinem Griff und verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust.

„Eine Klinge an meine Kehle halten, Witze über mich reissen und mit dem Finger auf meine Schwächen zeigen nennst du also respektvolle Behandlung? Interessant, was ihr Mondleute unter Anstand versteht."

Lycan fletschte die Zähne.

„Du hast keine Verletzungen, die von uns stammen, du wurdest gefüttert, du hast nicht gefroren und du bist jetzt sogar in einem besseren Zustand, als in welchem wir dich vorgefunden haben", grollte er. Sein Ton war plötzlich um einige Lagen tiefer als zuvor.

„Und sowieso: Warum willst du überhaupt zurück? Was erwartet dich dort? Eine Heilerin, die dir ein Gift verabreichen wollte? Ein Nachbar, dessen Kind du nicht austragen willst?" Seine Pupillen weiteten sich, bis seine Augen so dunkel wurden wie die Nacht. „Oder ein Zuhause, in welchem du offensichtlich nicht genug zu Essen bekommst?"

Die Worte blieben mir im Hals stecken. Weg war meine Schlagfertigkeit, mein Wille, mich zur Wehr zu setzen. Lycan hatte es in nur wenigen Sätzen geschafft, mich komplett zu entwaffnen. Mit einer unmöglichen Präzision hatte er seinen Finger in meine Wunden gesteckt.

Seine Nasenflügel bebten, während er jede Regung in meinem Gesicht mitverfolgte. Wahrscheinlich roch er alles an mir. Vor diesem Mann konnte ich wirklich nichts verbergen. Selbst wenn ich eine Meisterin im Lügen wäre, er würde mich durchschauen.

Ich wich seinen Augen aus. „Bitte", versuchte ich es ein letztes Mal. „Ich darf nicht hier sein."

Meine Kehle verschnürte sich. Ich war des Sprechens nicht mehr mächtig und hoffte, dass er all die Dinge hörte, die ich nicht zu äussern schaffte. Einfach nur, um mir eine Erklärung zu ersparen.

Lycans Hand legte sich an mein Kinn. Er zwang mich, den Kopf zu heben und ihm ins Gesicht zu blicken. Seine Augen pendelten zwischen meinen hin und her und es fühlte sich so an, als könnte er damit meine Gedanken lesen.

Auf einmal veränderte sich etwas in seinem Ausdruck.

„Du hast Angst", bemerkte er. „Du hast Angst vor deinem eigenen Zuhause."

Ich entzog mein Kinn aus seiner Berührung und schaute schnell weg. Schon wieder hatte er meine Geheimnisse entkleidet, als wären sie bloss ein Tuch über meinem Herzen. Wenn das so weiterging und er Schicht für Schicht von meiner Hülle schälen würde, stünde bald nur noch mein roher Kern vor ihm. Das musste ich tunlichst vermeiden. Dieser Mann würde mich komplett zerreissen, wenn er meine Schwächen kannte.

Ich merkte, wie Lycan den Kopf zu mir herabsenkte. Sein Atem streifte meine Ohrmuschel.

„Du musst es mir nicht erklären", flüsterte er, „aber ich werde herausfinden, weshalb."

Es klang wie ein Versprechen, obwohl es das nicht sein sollte. Lycan richtete sich wieder auf, straffte die Schultern und ohne noch ein weiteres Wort über unsere Auseinandersetzung zu verlieren, brachte er mich zum Haus der Chiefs.

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Author's notes:

Faye ist im Wolfsbau angekommen. Was wird wohl der Chief zu ihr sagen?

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