6 - Das Urteil des Chiefs

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Wir betraten die Vorhalle der Chiefshütte.

Lycan nahm mir wortlos seine Lederjacke ab, warf sie sich selbst über die Schultern und schob mich sodann vor.

Ein schwaches Feuer loderte in einer Nische zu meiner Linken und verbreitete kaum Licht. Meine Augen waren sich diese Art von Dunkelheit nicht gewohnt und so blinzelte ich mehrmals, bis ich erste Umrisse erkennen konnte.

Über uns wölbte sich ein engmaschiges Geflecht aus Weidenästen. Ein dicker Baumstamm reckte sich im Zentrum des Raumes wie ein alter Wächter in die Höhe und durchbrach das Runddach etwa genau in dessen Mitte. Seine massive Krone musste weit in den Himmel reichen.

Ich war so sehr damit beschäftigt, den Saal in Augenschein zu nehmen, dass ich die zierliche Frau nicht bemerkte, die aus den Schatten auf uns zusprang.

„Endlich!", kreischte sie in voller Lautstärke und warf sich Lycan um den Hals.

Sie schien ihn trotz ihrer schlanken Gestalt zerdrücken zu können. Was mich jedoch noch viel mehr erstaunte, war das Lachen, das dem mürrischen Wolfsmann aus der Kehle drang. Seine Arme wickelten sich um den Rücken der Frau und pressten sie fester an seine Brust.

Ohne es zu wollen, krampfte mein Herz bei dem Anblick.

„Lyra!" Eine tiefe Sehnsucht lag in Lycans Stimme, welche darauf hinwies, dass sie ihm viel bedeuten musste.

Die Frau löste sich von ihm und stemmte ihre Fäuste in die schmale Hüfte. Sie war jung, etwa so gross wie ich, trug kinnlanges, dunkelbraunes Haar und besass fast dieselben Gesichtszüge wie Lycan, nur viel weicher und runder.

„Wo habt ihr bloss solange gesteckt? Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du mir meinen Thorne nicht zurückbringen wirst."

Lyra musterte Lycan von Kopf bis Fuss, als untersuchte sie ihn auf Verletzungen, dann schossen ihre hellblauen Augen zu mir. Schlagartig weiteten sie sich.

„Ist das—?" Ihr Blick verfing sich in den Strähnen meiner Haare. „Ist sie eine—?"

Sie streckte ihre Hand aus, als wollte sie mich anfassen, doch ehe sie mich berührte, hielt sie inne.

„Sie ist eine Überläuferin", verriet Lycan neben mir. Ich glaubte zu vernehmen, wie er seinen Arm um meine Schultern legen wollte, doch seine Hand streifte meine Schulterblätter nur flüchtig.

Lyra begann zu lächeln — nein, zu grinsen. Es war ein offenes Grinsen, ja fast ein freundschaftliches, das sie mir zeigte.

„Darf ich dein Haar berühren?", fragte sie. „Ich habe das in meinem Leben noch nie von so nah gesehen!"

Ihre Begeisterung war echt und beinahe kindlich. Ich musste unwillkürlich schmunzeln. All unsere Häupter waren in Gold getunkt und von Sola gesegnet. Für jemanden aus dem Reich des Mondes, der uns noch nie zu Gesicht bekommen hatte, musste das tatsächlich sehr aussergewöhnlich sein.

Ich benetzte meine Lippen, doch bevor ich Lyra antworten konnte, stiess Lycan ihre Hand weg.

„Nein, du kannst sie nicht anfassen."

Enttäuschung beschattete Lyras Gesichtszüge und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. Ich mochte es nicht, mitanzusehen, wie ihre Wissbegierde von Lycan einfach so im Keim erstickt wurde, deswegen trat ich schnell einen Schritt näher, schob meine Haare zur Seite und streckte ihr einige Strähnen hin.

„Doch, natürlich", sagte ich. „Es ist ganz gewöhnliches Haar. Nur viel heller als deins."

„Faye." Lycans Finger legten sich von hinten auf meine Schulter. Er wollte mich zurück zerren, doch ich liess ihn nicht. Ich hielt den Blick fest auf die neugierige Frau vor mir gerichtet.

Ein Kichern entfloh Lyra, als sie mit ihren Fingerspitzen durch meine Strähnen fuhr.

„Es ist so gelb! Und weich!" Sie zwirbelte eine Locke um ihren Zeigefinger und betrachtete fasziniert das Lichtspiel, das vom Feuer darauf reflektiert wurde. „Was gebt ihr euch in die Haare, damit es so schön glänzt?"

„Weizenkleie."

Lyra zog sogleich eine Schnute. „Mann, das gibt es hier nicht!"

Ich bemerkte meinen Irrtum. Natürlich wurde auf der Mondseite kein Weizen angebaut, zumindest nicht in dem Umfang wie unten im Tal.

„Honig mit Pfefferminzöl könnte auch helfen", schob ich deswegen schnell nach, in der Hoffnung, dass sie diese Zutaten gewiss im Wald finden konnte. „Es ist ebenso gut für die Haare und riecht sogar frisch."

Lyra lachte auf und liess meine Strähne wieder frei, die zurück an meine Taille schwang.

„Das werde ich gleich ausprobieren! Danke für den Tipp, Faye!" Sie warf Lycan einen schelmischen Blick zu. „Wenn dich mein Bruder nachher aus seinen Fängen lässt, dann kommst du zu mir in die Hütte und ich zeige dir, was wir gegen trockene Haut haben."

Nun verstand ich, warum ihre Augenpartie solche Ähnlichkeit mit jener von Lycan aufwies: Sie waren Geschwister. Das hätte mir eigentlich gleich auffallen sollen.

„Sicher ni—", wollte Lycan entgegensetzen, doch Lyra liess ihn nicht ausreden. Sie sprach munter mit mir weiter:

„Ich wohne an der Ostseite der Siedlung, unter der grossen Kiefer, ganz am Rand. Du wirst mein Haus nicht verpassen können. Meine Tür ist mit ganz viel Moos verziert. Das Muster sieht aus wie eine zunehmende Mondsichel. Klopfe einfach drei Mal, dann weiss ich, dass du es bist."

„Lyra!", intervenierte Lycan und zog mich so abrupt an der Schulter zurück, dass ich mit dem Rücken an seine harte Brust stiess. „Du kannst sie nicht einfach so einladen!"

Die kesse Frau verschränkte die Arme vor der Brust und reckte ihr Kinn ihrem Bruder entgegen. Keinerlei Furcht lag in ihrem Ausdruck, eher sowas wie eine Aufforderung zum Kampf.

„Kann ich sehr wohl!"

Lycan stellte mich zur Seite und baute sich vor seiner Schwester auf. „Du weisst gar nicht, mit wem du es zu tun hast! Sie ist eine Fremde. Die bittet man nicht nach Belieben in seine Hütte."

Lyra schnaubte. Trotz ihrer geringen Körpergrösse liess sie sich nicht von ihrem Bruder einschüchtern und ich musste zugeben, das gefiel mir.

„Ich kann in meinem Zuhause tun, was ich will!", schnappte sie zurück. „Darum bin ich ja ausgezogen. Ihr engt mich ein mit eurem übertriebenen Beschützerinstinkt!"

„Wir wollen dich vor den Gefahren der Welt behüten, mein Schatz", erklang plötzlich eine tiefe Stimme vom anderen Ende der Hütte.

Aus dem schummrigen Licht trat ein Mann. Er war genauso gross wie Lycan, nur waren seine Haare grau und sein Gesicht verwittert. Ein silberweisses Wolfsfell drapierte seine Schultern, dessen Läufe mit jedem hinkenden Schritt hin und her baumelten. Der Mann ging an einem Stock und war gänzlich in schwarzes Leder gekleidet.

Als er ins Licht des Feuers trat und ich sein Gesicht sah, da konnte ich meinen Schock nicht verbergen.

Drei lange, parallele Narben zogen sich von seiner Schläfe über sein Auge bis zu seinem Mund und seiner Nase.

Die Spur eines Bären.

Der Hieb der Pratze musste ihm die Sehkraft seines linken Augapfels geraubt haben, denn die Pupille war milchig und ermattet. Sein gesundes Auge leuchtete im Kontrast dazu genauso hell und stechend wie jene der beiden Wolfsgeschwister neben mir.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Das musste der Chief sein und Lycans Vater, denn sie waren sich wie aus dem Gesicht geschnitten.

„Dein Bruder und ich haben Schwierigkeiten, dich gehen zu lassen, liebste Tochter", sagte der Mann. „Du solltest wissen, dass wir dich nicht auch noch verlieren können. Das würden wir nicht verkraften."

Wovon auch immer er sprach, es zertrümmerte Lyras Aufmüpfigkeit vollständig. Sie knickte ein, senkte den Kopf und lehnte sich an die Flanke ihres Vaters.

„Ja, Papa. Bitte, verzeihe mir."

Der Chief liess ein zufriedenes Brummen hören, während er Lyras Hinterkopf tätschelte. Sie schmiegte ihre Wange an seine Schulter und für einen Moment schien es nur die zwei zu geben. Die Liebe zwischen Vater und Tochter, wie ich es noch nie gesehen hatte. Sie wirkte so rein und irgendwie zerbrechlich, dass mir bei dem Anblick selbst warm ums Herz wurde.

Als der Stammesführer den Blick hob und sich dieser mit meinem verfing, ergoss sich ein kalter Schauer über meinen Rücken.

Seine Augen formten sich sofort zu Schlitzen. Mit dem freien Arm schob er Lyra hinter sich. Zum Schutz, wie ich feststellte.

„Lyra, verlasse bitte die Hütte", verlangte er. „Wir haben hier noch etwas zu besprechen. Alleine."

Für Diskussionen gab es keinen Raum, das wurde deutlich. Lyra wechselte einen unsicheren Blick mit Lycan, der plötzlich viel angespannter neben mir stand und seinen Vater beobachtete, als sei er auf der Hut.

Sie zögerte, doch dann gehorchte sie und lief wortlos hinaus. Mir winkte sie zum Abschied zu, ich unterliess es allerdings, die freundliche Geste zu erwidern.

Der alte Mann kam einen Schritt näher. Er schien etwas in mir gesehen zu haben, was seinen Hass entfacht haben musste, denn nun glühte sein heiles Auge bedrohlich.

Lycan stellte sich dazwischen und für einen Moment wurde ich von seinen breiten Schultern verdeckt.

„Vater, du musst mich anhören."

Der Chief liess seinen Missmut mit einem tiefen Grollen verlauten.

„Du hast seine Brut hierher gebracht!", warf er seinem Sohn wie Dreck vor die Füsse.

Lycan zog mein Sonnen-Stilett aus dem Gürtel. Er rührte sich keinen Schritt von der Stelle, sondern bildete mit seinem Körper einen unerschütterlichen Wall zwischen mir und seinem Vater.

„Sie ist es", bestätigte er. „Auf dem Griff steht ihr Name: Gleamridge." 

Wie eine Trophäe überreichte er dem Chief meinen Dolch. Dieser schien allerdings kein grosses Interesse daran zu haben, die Waffe zu betrachten. Er legte sie einfach zur Seite.

„Das kann ich in ihrem Blut riechen. Jetzt sage mir, warum sie hier ist?"

„Sie hat den Pakt unserer Völker gebrochen und ist über die Mauer auf unsere Seite geklettert", fuhr Lycan in seiner Erklärung fort.

„Ich bin gefallen", berichtigte ich, doch Lycan winkte meine Worte mit der Hand ab. Er drehte sich nicht einmal um, um mich zu schelten.

Dieser freche Kerl! Das war ein wichtiges Detail!

Ich hatte nie beabsichtigt, auf die Seite des Mondes zu gehen. Hier lebten schreckliche Kreaturen und der Tod und seine Schatten lauerten überall. Niemand mit einem ansatzweise gesunden Menschenverstand wagte sich in dieses Reich. Wegen ihm steckte ich jetzt mittendrin. Ich hatte ja zurückklettern wollen, nur hatte man mich nicht gelassen!

Sein Vater musste das wissen, um ein Urteil über mein Schicksal fällen zu können.

„Dann wird sie heute noch hingerichtet", entschied der Chief kurzerhand.

Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke.

Lycan drehte sich zur Seite, sodass er dem Chief die Sicht auf mich wieder freigab. Mörderische Augen funkelten mich an — eines tot, das andere lebendig. Es war mein Verderben, dem ich entgegensah. Dieser Mann wollte mich vernichten.

Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Lycans Hand fand meinen Unterarm und hielt mich davon ab.

„Das können wir nicht", redete er auf den Chief ein.

Seine Finger waren warm auf meiner Haut und obwohl sie das nicht sollten, gaben sie mir Sicherheit. Entgeistert starrte ich darauf. Warum hielt er mich so behutsam?

„Wie kannst du so etwas sagen?", stiess Lycans Vater aus. „Sie ist die Tochter von Thomas Gleamridge — dem Mörder deiner Mutter! Er wird dafür bezahlen, dass er mir meine Mona genommen hat!"

Mein Blut gefror in meinen Adern. Was hatte er da gerade gesagt?

„Auch wenn ich mir die Vergeltung in gleicher Weise wünsche, es ist mir nicht gestattet", erwiderte Lycan. „Luna hat sich uns offenbart. Auf dem Weg hierher."

Die Bärennarbe des Chiefs verformte sich mit dem Runzeln seiner Stirn. „Was? Wie?"

Lycan seufzte. Es war ein schwermütiger Seufzer, der voller Schmerz war und so tief aus seiner Brust zu kommen schien, dass ich den Kummer selbst unter meinen Rippen spürte.

„Faye hatte letzte Nacht Mondfieber."

Mein Herz stolperte über einen Schlag. „Ich hatte was?"

Lycan liess mich los, doch antwortete er nicht auf meine Frage. Der Chief schüttelte den Kopf. 

„Das ist nicht möglich. Was haben die Wölfe gesagt?"

„Shira und Amarok bestätigen es. Ich wollte es auch nicht glauben, Vater, aber das Fieber liess sich nicht mit Wadenwickel senken. Nur Weidenrinde hat geholfen."

Der Chief trat näher. Entsetzen spiegelte sich in seinem gesunden Auge wider. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!"

Lycan verzog das Gesicht, als litte er schreckliche Qualen. „Luna hat entschieden." Er deutete auf mich und der Blick, den er mir zuwarf, war unfassbar traurig. Das Bedauern galt aber nicht mir, sondern seinem Vater. „Sie ist eine von uns."

Ich sah den Hieb, der auf Lycans Worte folgte, nicht kommen.

⋆☽˚。⋆

Seit die Sonne untergegangen war, kniete ich auf dem Boden.

Ich konnte das Gefühl von Lycans Augen auf meinem Hinterkopf und die seines Vaters, der direkt vor mir auf einem Stuhl sass, nicht mehr ertragen. Sie spiessten mich von beiden Seiten auf.

Gehorsam hielt ich meine Lider gesenkt, die Hände ruhten in meinem Schoss.

Der Chief hatte mich an Ort und Stelle in die Knie gezwungen. Mit einem effektiven und unglaublich schmerzhaften Schlag mit seinem Stock auf mein Schienbein. Ich war stöhnend zu Boden gefallen und nun wartete ich auf seine Vergeltung — für den Mord, den mein Vater begangen haben soll und von dem ich bislang nichts gewusst hatte.

„Ich verstehe Lunas Willen wirklich nicht", brach der Chief endlich die unangenehme Stille. „Ausgerechnet die Ausgeburt meines grössten Feindes wird von ihr gesegnet."

Ich biss mir auf die Lippe und schwieg. Der Schlag seines Stockes surrte nach wie vor in meinen Knochen und ich wollte es tunlichst vermeiden, einen zweiten Hieb für meine miserable Existenz einstecken zu müssen.

„Schau mich an, wenn ich mit dir spreche!"

Ich tat, wie er gebot.

Der Chief neigte den Kopf. Ich fühlte, wie sein Blick über mein Gesicht fuhr und etwas suchte. Eine Schwachstelle, vielleicht? Oder die Ähnlichkeit zu meinem Vater?

„Deine Ankunft bringt grosses Unglück über meinen Stamm", sagte er. „Dein Name ist Gift für mich, für meine Kinder, für mein Volk. Luna hat zwar entschieden, dass du ein Teil des Mondes werden sollst, aber der Stamm der Wölfe ist nicht so gutmütig wie unsere Göttin." Er bleckte die Zähne. „Der Hass hat unsere Herzen nie verlassen, weil ihr sie längst zu Kohle verbrannt habt."

Es war seltsam, wie gefasst ich angesichts seiner Feindseligkeit blieb. Obwohl jedes Wort eine Drohung war und mir dieser Mann gewiss das Verderben wünschte, schlug mein Herz ruhig in meiner Brust.

„Du müsstest Angst vor mir haben", bemerkte der Chief. „Und doch rieche ich keinen Tropfen davon."

Ich presste die Lippen fester zusammen. Auch der Chief musste über diese unfassbar aufdringliche Fähigkeit verfügen, alles an mir riechen zu können. Nichts blieb diesen elenden Spürnasen verborgen, aber auch wirklich gar nichts!

„Anfeindung und Ausgrenzung waren stets ein Teil meines Lebens", murmelte ich. „Warum sollte ich mich vor gewöhnlichen Dingen fürchten?"

Der Chief hob eine Augenbraue. Einmal mehr hatte ich zu viel verraten, aber dieser Mann hatte förmlich nach einer Antwort gebettelt, also hatte er sie bekommen.

Hass war mein Zuhause. Ich wohnte darin.

Hinter mir spürte ich Lycans Blick im Nacken. Wenn der bloss aufhören könnte, mich so anzustarren, dann wäre mir wirklich sehr geholfen! Dieses Prickeln trieb mich noch in den Wahnsinn.

Ich räusperte mich und wagte es, unaufgefordert zu sprechen: „Obwohl ich die Tat meines Vaters nicht kenne, werde ich dafür Sühne leisten, wenn es das ist, was Ihr wollt. Bestraft mich, nehmt von mir, was Ihr braucht, befreit Euer Herz von dem Zorn und übt Vergeltung an mir. Ich werde es aushalten können — so Sola will, werde ich leben oder sterben."

„Faye", warnte Lycan hinter mir.

Sein Vater schnalzte mit der Zunge. „Du bietest an, für diesen Mann und seine abscheulichen Taten zur Verantwortung gezogen zu werden?"

„Wenn es mehr Licht in diese Welt bringt, dann weiss ich, dass ich für etwas Gutes gestorben bin", erwiderte ich in den Worten meines Glaubens und überhörte Lycans zweiten Protest.

Unerschrocken sah ich zum Chief empor.

Lycans Vater zeigte keine Regung, stattdessen studierte er mich eingehend. Er tat dies eine ganze Weile lang, ohne dass er sprach und ich fragte mich, ob er sich gerade ausmalte, wie er Rache an mir üben wollte.

Womöglich wollte er mich foltern, oder mich brutal hinrichten. Die dunklen Schatten, die in seinem vernarbten Gesicht tanzten, liessen das jedenfalls vermuten. Egal, was es war, ich würde es hinnehmen können, denn so war ich erzogen worden. Die Sünden der anderen wurden an mir verbüsst. Das war schon immer so gewesen.

„Das sind grosse Worte, die du da sprichst, falsche Wölfin", meinte der Chief schliesslich. „Ich hoffe, dein Vater weiss deinen Mut zu schätzen."

Ich verkniff mir die Wahrheit.

Der Chief bewegte sich auf dem Stuhl und griff nach dem Stock, den er zur Seite gelegt hatte. Mit einem Ächzen hievte er sich auf die Beine.

„Bring sie zur Wolfsgrube, Lycan", beorderte er, als er stand. „Sie wird heute Nacht dort schlafen."

Hinter mir hörte ich eine Bewegung. Lycan erhob sich. „Vater, ich denke nicht—"

Eine Hand wurde hochgehalten und die Geste alleine reichte, um Lycans Worte abzuweisen. Was auch immer sein Sohn entgegnen wollte, der Chief wollte es nicht hören.

„Die Wölfe sollen das Urteil über ihr Leben fällen. Ich vertraue darauf, dass sie Lunas Willen besser kennen als ich", erklärte er.

Er machte eine Pause und es fühlte sich so an, als würde die Zeit stillstehen. Mit jeder Faser meines Körpers wusste ich, dass noch nicht alles gesagt war.

Mein Gefühl täuschte mich nicht.

Ein unheimliches Lächeln huschte dem Chief über sein Gesicht, als er hinzufügte: „Tala schläft in der Grube. Es wird sich zeigen, wie sie auf die Tochter des Mannes reagiert, der ihrer Gefährtin seinen Dolch ins Herz gerammt hat. "

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Author's notes: 

Wir haben Lycans Familie kennengelernt. Ich hoffe, ihr mochtet Lyra. Und der Chief ist ja auch ein total sympathisches Kerlchen, nicht wahr? 

Genau das, was Lycan befürchtet hat, ist eingetreten. Mal sehen, wie es Faye in der Wolfsgrube ergehen wird.


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