8 - Ein Bad in der Waldquelle

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„Psssst!", hörte ich jemanden zischen. „Guten Morgen, Sonnenschein! Zeit für ein Bad."

Ich wurde an der Schulter angetippt und hob deswegen blinzelnd den Kopf. Lyra kniete über mir und grinste breit und schelmisch. Ihre kinnlangen Haare hingen ihr ins Gesicht und obwohl es im Mutterleib der Erde unfassbar dunkel war, leuchteten mir ihre Augen hell entgegen.

Vorsichtig und sehr darum bedacht, die schlafenden Wölfe um mich herum nicht zu verärgern oder einem versehentlich auf die Rute zu treten, setzte ich mich auf.

„Es ist kurz vor Sonnenaufgang", flüsterte Lyra. „Wir müssen uns beeilen!"

Mein Blick huschte zum Ausgang der Höhle, durch welchen das Morgengrau allmählich kroch. Der Tag war noch nicht angebrochen, aber Solas erste Boten kündigten sich an.

Lyra streckte mir ihre Hand hin. „Komm!", drängte sie. „Mach schnell! Wir wollen zur Quelle, bevor es alle anderen tun!"

Ich liess mich von ihr auf die Knie ziehen. Die Wölfe murrten und grummelten an meinen Beinen. Offenbar waren sie nicht so begeistert, ihr menschliches Wärmekissen zu verlieren.

„Darf ich das denn?", wagte ich zu fragen.

Lyra schnaubte. „Du hast die Nacht überlebt und da du nun offiziell zu uns gehörst, kannst du machen, was du willst. Ich möchte gerne etwas Zeit mit dir verbringen, also lass uns zur Waldquelle gehen! Frühmorgens ist es dort echt schön!"

Sie strahlte mich an wie eine kleine Sonne. Dieser Frau und ihrem einnehmenden Lächeln konnte ich die Bitte nicht verwehren und so nickte ich.

Wir krochen aus der Höhle, ohne dass jemand davon Wind bekam.

Lyra war flink und sprang geschickt über Wurzeln und liegende Baumstämme, während sie mich zur Waldquelle führte, in welcher sie ein Bad mit mir nehmen wollte. Je weiter wir gingen, desto stärker wuchs in mir das Bedürfnis an, meinen Körper waschen zu wollen. Die Nacht mitten in der Grube unter Wölfen hatte ihre Geruchsspuren an mir hinterlassen. Ich stank fürchterlich nach Biest und Dreck.

Der Pfad war unwegsam und an manchen Stellen mit Dornensträuchern überwuchert. Als wir den kleinen Waldsee endlich erreichten, waren meine Schienbeine ganz aufgekratzt.

„Da wären wir!", verkündete Lyra und blieb am Ufer stehen. Sie breitete die Arme aus und atmete tief durch die Nase ein.

Ein spiegelglatter Weiher hatte sich plötzlich zwischen den Bäumen vor uns eröffnet, mit Nebelschwaden, die über der Oberfläche waberten. Das Wasser war so unfassbar klar, dass man das hellgrüne Moos am Grund deutlich hervorschimmern sah. Libellen tanzten zum Gesang der zwitschernden Vögel zwischen den Seerosen und Rohrkolben. Die Frische der Nacht hing noch über der Wasseroberfläche, aber verlieh der Luft eine sonderbare Reinheit.

Mitten im Herzen des Waldes waren wir an einen Ort des Friedens gestossen.

Lyra drehte sich zu mir um und dann wurde mir ein Lendenschurz an die Brust geworfen.

Ich war so von dem atemberaubenden Anblick gefangen, dass ich zu spät reagierte und das Kleidungsstück nicht auffing. Ein glockenhelles Lachen ertönte.

„Was hab' ich gesagt? Ist richtig schön hier, nicht wahr? Und das Beste ist: Wir sind allein, also zieh dich aus und hüpf rein!"

Lyra liess mich gar nicht ausreden, denn schon entkleidete sie sich selbst. Geschickt schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und der Lederhose, die sie an den Rand des Teiches legte. Daraufhin knöpfte sie ihr Oberteil auf und warf es zum Rest.

Splitterfasernackt stand sie vor mir und band sich den Lendenschurz um die Hüfte. Ihre Brüste waren klein aber fest. Sehnige Muskeln zogen sich über ihre Oberschenkel und ihren Bauch und selbst ihre Arme sahen stark aus. Sie war zierlich, aber keineswegs zerbrechlich. Die Rauheit der Natur musste ihren Körper so gestählt haben.

Im Gegensatz zu ihr war ich ein klappriges Knochengerüst.

Lyra watete ins Wasser. „Worauf wartest du? Spring rein, bevor die anderen kommen und deinen bleichen Hintern sehen!"

Sie kicherte und dann tauchte sie ab.

Mein Herz machte einen Satz in der Brust. Andere würden zum morgendlichen Bad kommen? Da wollte ich schleunigst unter der Wasseroberfläche verschwinden! Ich schämte mich zwar nicht für meinen Körper, aber im Zentrum der Aufmerksamkeit wollte ich nun auch nicht stehen.

Vor allem nicht als Sonnenkind mitten unter Wolfsmenschen.

So schnell es möglich war, schlüpfte ich aus meinen Schuhen und begann sogleich die Schnüre an meinem Mieder zu öffnen. Da sich diese jedoch an meinem Rücken befanden und normalerweise von meiner Zofe geöffnet werden mussten, scheiterte ich daran, die Maschen in die Finger zu kriegen.

Derweilen schwamm Lyra in die Mitte des Sees. Sie jauchzte und frohlockte und liess es mich wissen, wie gut das warme Wasser ihrer Seele tat.

Zähneknirschend rupfte ich an den Schnüren, um alles zu beschleunigen, doch ich schien es damit nur schlimmer zu machen. Meine Finger verhedderten sich.

„Mist verdammter!", fluchte ich.

„Sieht so aus, als ob du Hilfe gebrauchen könntest", erklang plötzlich eine melodische Stimme aus dem Dickicht.

Erschrocken fuhr ich herum.

Ein junger Mann lehnte an einem Baumstamm, die Arme und Fersen überkreuzt. Er musterte mich belustigt. Seine schwarzen Haare fielen in sanften, kurzen Locken von seinem Kopf und umkränzten sein ovales Gesicht wie ein Nest.

Er kam auf mich zu. „Du wolltest bestimmt nicht komplett bekleidet ins Wasser springen, oder?"

Bevor ich ihm antworten konnte, brüllte Lyra dazwischen:

„Lass die Finger von ihr, oder ich schwimm rüber und verdresche dich!"

Der Kerl stöhnte auf. „Ich will bloss helfen!", rief er zurück.

Seine haselnussbraunen Augen waren warm und ich spürte tief in meinem Inneren, dass von diesem Mann keine Bedrohung ausging. Ich konnte es mir nicht erklären, es war einfach nur ein Gefühl, das er in mir auslöste. Alles an ihm schien sonderbar vertrauenserweckend.

„Du willst sie doch nur nackt sehen!", hallte Lyras Antwort zu uns.

Ich prustete auf. Lyra hatte inzwischen die Mitte des Sees erreicht. Nur ihr Kopf ragte aus dem Wasser — und den Arm, den sie dazu verwendete, um dem Kerl unanständige Gesten zuzufuchteln. Die beiden mussten Freunde sein, denn sie grinste dabei und wirkte keineswegs verärgert.

Er sah mich entschuldigend an. „Das ist nicht wahr", versicherte er mir. „Ich wollte echt nur helfen. Dieses Kleidungsstück sieht nicht gerade bequem aus."

Ganz unwillkürlich formte sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Er wusste nicht, wie recht er mit dieser Aussage hatte. Die Korsagen und Mieder, die ich für eine gute Körperhaltung tragen musste, nannten so manch Leidensgenossinnen auch Folterinstrumente.

„Ich bitte darum", sagte ich und drehte ihm den Rücken zu. „Die Schnüre sind irgendwie verknotet. Ich hab's nicht fertiggebracht, sie zu lösen und jetzt stecken meine Finger darin fest."

Der Kerl trat hinter mich. Ein Räuspern war zu hören und dann fühlte ich, wie er meine Haare zur Seite und über meine Schulter schob. Das leichte Zupfen an meinem Rücken verriet mir, dass er mein Mieder zu öffnen begann.

Als Erstes lösten sich meine Finger aus den Schnüren.

„Das ist ja schlimmer als eine Vogelfalle", hörte ich ihn murmeln.

Vorne hielt ich das Mieder an meine Brust gepresst, damit es mir nicht gleich vom Körper fiel. Mit geschickten Bewegungen befreite er mich von dem engen Ding.

„Danke", hauchte ich und genoss das Gefühl, wie sich meine Rippen weiteten.

Da keine Antwort kam, linste ich über meine Schulter. Der Bursche war bis über beide Wangen rot geworden, sodass man meinen könnte, Sola hätte ihn zu viel geküsst. Er wirkte damit viel jünger, als er vermutlich war. Ich schätzte ihn eigentlich auf mein Alter.

Er rieb sich die Finger an den Beinen ab und dann streckte er mir eine Hand hin. Sein Adamsapfel vibrierte.

„Ich bin Faolan. Ein Kumpel von Lyra", stellte er sich vor.

Ich nahm seine Hand in meine. Sie war warm und schwitzig, dennoch drückte ich sie.

„Sehr erfreut, Faolan. Ich bin Faye."

Er begann zu lächeln, als hätte die Enthüllung meines Namens das verursacht. Es machte sein Gesicht noch viel liebenswürdiger.

„Ein wirklich schöner Name."

„Kommt ihr jetzt endlich, oder müssen euch erst die Sylphen holen?", meckerte Lyra vom Wasser aus und sorgte dafür, dass wir beide gleichzeitig zusammenzuckten und unsere Hände losliessen.

Faolan kratzte sich am Hinterkopf und sah von Lyra zu mir.

„Ich drehe mich besser mal um, dann kannst du dich fertig entkleiden und ... und reinspringen ... Ich stelle sicher, dass niemand kommt, ja?"

Kaum hatte er das gesagt, kehrte er mir seinen Rücken zu.

Ich zögerte einen Moment, aber kam dann zur Besinnung, dass ich dieses Bad wirklich bitter nötig hatte und dass selbst die Anwesenheit eines jungen Burschen mich nicht daran hindern würde, es zu nehmen.

Um Lyra nicht noch länger hinzuhalten, schälte ich mich aus meinem Kleid und band mir den Lendenschurz um die Hüfte. Ich vergeudete keine Zeit und schritt hastig in den Weiher.

Das lauwarme Wasser umarmte mich. Ich seufzte wohlig auf, als ich gänzlich hineinglitt und zu Lyra schwamm. Die Wellen, die meine Bewegungen verursachten, platschten sanft ans Ufer.

„Jetzt kannst du wieder glotzen!", grölte Lyra. „Fayes sagenhafte Titten sind nicht mehr zu sehen!"

Ich kam kopfschüttelnd vor ihr zum Stillstand und trat Wasser mit den Beinen.

„Ein netter Kerl, dieser Faolan", sagte ich. „Ärgerst du ihn immer so?"

Sie grinste. „Er ist manchmal einfach zu schüchtern — vor allem mit Fremden", meinte sie. „Deswegen muss ich ihn ein bisschen aus seinem Schneckenhaus locken."

Ich legte den Kopf in den Nacken, damit meine ganze Haarpracht im Wasser versank. Das Gewicht zog mich nach unten.

„Auf jeden Fall wirkt er viel nahbarer als die drei mürrischen Kotzbrocken", sagte ich und fuhr mir mit den Fingerspitzen durch die Haare, um sie zu kämmen.

Lyra sah mich mit grossen Augen an, dann lachte sie laut los. Der Klang jagte über das Wasser wie ein Windstoss.

„Meinst du das Dreieck des Verderbens? Lycan, Farkas und Thorne?"

Ich nickte. „Einer mieser gelaunt als der andere."

Ein lautes Platschen erklang hinter mir. Faolan tauchte aus dem Nichts auf. Er schüttelte seinen Kopf, sodass es die nassen Perlen in alle Richtungen spritzte. Ich hatte nicht erwartet, dass er so schnell bei uns sein würde.

„Sprecht ihr etwa von mir?", wollte er wissen.

Lyra füllte ihren Mund mit Wasser und spuckte es ihm mitten ins Gesicht.

„Nein, hier geht's um echte Männer."

Für einen Moment verrutschte Faolans Miene, dann stürzte er sich auf Lyra.

„Du kleine, fiese Schlange!", rief er.

Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich auf sie, sodass sie unterging. Dabei hob sich sein nackter Oberkörper aus dem Wasser und einmal mehr musste ich feststellen, dass auch er mit kräftigen Muskeln gesegnet worden war.

Ich wandte den Blick rasch von seinem Lendenschurz ab und begann mir mein Gesicht zu schrubben und meine Wunden zu säubern. Lyra tauchte wieder auf und sprudelte eine Wasserfontäne aus ihrem Mund, sodass es laut gurgelte.

„Wir sprechen von unseren Ausbildnern", antwortete sie dann.

Faolan runzelte die Stirn. „Das Schreckenstrio?"

Allem Anschein nach hatten die drei düsteren Männer, die mich am Rande der Welt aufgelesen hatten, einen Ruf.

„Sie bilden euch aus?", fragte ich und konnte meine Überraschung nicht verbergen.

Lyra rollte dramatisch mit den Augen. „Plagen uns den ganzen Tag, würde ich eher sagen."

„Und sorgen für schlaflose Nächte", ergänzte Faolan ächzend und streckte sich der ganzen Länge nach hin, sodass sein Körper an der Wasseroberfläche zu treiben begann.

„Wozu müsst ihr ausgebildet werden?", fragte ich weiter, denn ich hatte nie davon gehört, dass die Menschen des Mondvolkes sowas wie eine Schule besassen.

Der Stolz, der mir aus beiden Gesichtern entgegenstrahlte, war nahezu greifbar.

„Wir sind Frischlinge!", platzte es aus Faolan.

Ich stutzte. Hatte mich nicht Lycan auch so genannt?

„Diesen Monat haben uns die Wölfe beansprucht. Ich hatte schon Sorge, dass sie mich nie auswählen werden!", meinte Lyra. Ihr Grinsen wuchs an. „Und wie ich erfahren habe, hat es dich auch erwischt!"

Sie knuffte mich in die Schulter.

Faolan erschrak so stark, dass er kurzerhand unter Wasser sank und hustend wieder zum Vorschein kam. „Was?", keuchte er und wischte sich übers Gesicht. Er blinzelte durch die Tropfen.

„Ja, du hast schon richtig gehört", antwortete Lyra. „Mein werter Bruder hat es mir gestern noch verraten, als ich ihn ausgequetscht habe." Sie machte eine Drehung um ihre eigene Achse, als wäre sie eine Wassertänzerin und verkündete fröhlich: „Faye wird mit uns trainieren!"

Faolan klatschte freudig in die Hände. „Das ist ja toll! Ich gratuliere dir, Faye!"

Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch wusste ich nicht genau, was ich dazu denken, geschweige denn sagen sollte. Diese Welt war mir so fremd und diese Dinge, von welchen sie sprachen, ebenso.

„Was ... was ist ein Frischling genau?", fragte ich leise.

Faolan und Lyra tauschten einen stummen Blick aus, doch beide lächelten mich verständnisvoll an. Sie mussten es mir ansehen, dass mir nicht ganz wohl bei der Sache war.

Lyra zog mich an den Rand des Weihers, sodass wir uns im Wasser auf ein paar moosbewachsene Steine setzen konnten.

„Jeden Monat zwischen Neumond und Vollmond werden von unserer Mondgöttin Luna Frischlinge auserwählt, um das heilige Band mit einem Wolf zu knüpfen", begann sie zu erzählen. „Diese Wölfe sind jung und unabhängig und auf der Suche nach der Seele ihres Gefährten — jenes Menschen, der sie vervollständigt. Ihre Rufe in der Nacht sind für uns alle zu hören, aber das Heulen deines Wolfes berührt nur dich."

Lyras Augen glitzerten.

„Thorne hat mir verraten, dass du Mondfieber hattest, als ihr auf dem Rückweg wart. Das ist die Verzweiflung deiner Seele, die über das Fieber zutage tritt. Sie will ihre andere Hälfte finden."

Ich schüttelte den Kopf, denn ich konnte dies noch immer nicht glauben.

„So ging es mir erst kürzlich auch", hörte ich Faolan sagen. „Das Fieber war so hoch, es hat mich fast niedergestreckt."

Den Blick, den er mir schenkte, war milde.

„Habt ihr eure Wölfe bereits gefunden?", wollte ich weiter wissen.

Lyra schüttelte den Kopf und schob ihre Unterlippe vor. „Nein, die Mondprägung steht uns allen noch bevor."

„Mondprägung?", wiederholte ich fragend.

Faolan deutete in den Himmel, der sich über den wiegenden Baumkronen allmählich orange färbte. „So nennen wir die Seelenverbindung, die wir mit unseren Wölfen eingehen. Sie wird bei Vollmond vollzogen und dafür müssen wir vorbereitet werden."

„Darum das Training mit dem Trio des Verderbens", erklärte Lyra weiter. „Farkas, Thorne und Lycan sind Ausbildner und bereiten alle Frischlinge darauf vor, ihrem Gefährten in der Stärke zu begegnen, die den Wölfen würdig ist. Sobald das Seelenband geknüpft ist, hört die Arbeit jedoch nicht auf. Die Beziehung mit deinem Wolf ist zu Beginn fragil und sie muss gestärkt werden."

Faolan seufzte. „Ausserdem haben die Wölfe einen echt starken Willen und nicht immer die angenehmsten Launen. Damit muss man umzugehen wissen. Das alles müssen wir lernen."

Das klang meines Erachtens nach einer Menge Arbeit.

„Ich wusste nicht, dass Wölfe so anspruchsvoll sind", gab ich zu.

Viel eher hätte ich sie mit Hunden gleichgesetzt, die treuherzig ihren Besitzern hinterher watschelten, selbst wenn sie von diesen geschlagen wurden. Loyalität, die wir Menschen nicht verdient hatten. Das schien jedoch nicht für Wölfe zu gelten.

„Die Wölfe sind alles kleine Fürstinnen und Fürsten, ich sag's dir!", stöhnte Lyra. „Ihre Charakterstärke ist das, was die grösste Herausforderung für uns sein wird."

Für einen Moment starrte ich auf die sich kringelnde Wasseroberfläche, während ich in meinem Kopf alles zu ordnen versuchte. Das Fieber, die Frischlinge, die Mondprägung. Das alles war mir fremd und doch so ... vertraut.

Ich konnte es mir nicht erklären.

Plötzlich zwickte mir Lyra in den Oberarm, sodass ich zusammenfuhr. „Aber etwas Fleisch zulegen wirst du müssen, sonst macht dich Farkas bei seinem Krafttraining fertig", meinte sie.

Ich blickte auf die Stelle, an welcher ihre Finger mich hielten. Obwohl sie kleine Hände hatte, konnte sie beinahe meinen Arm umfassen.

War ich seit dem letzten Hausarrest so dünn geworden? Ich hatte mein eigenes Spiegelbild schon lange nicht mehr betrachtet.

Von der anderen Seite rückte Faolan näher. Er nahm meine linke Hand und hob sie aus dem Wasser.

„Oder Lycan bricht ihr beim Nahkampf die Knochen", meinte er nachdenklich und inspizierte die Stabilität meines Handgelenkes.

Ich zog meine Gliedmassen zu mir. „Ich denke nicht, dass ich mit euch trainieren werde", murmelte ich. „Das kann alles nicht stimmen."

Lyra schnappte empört nach Atem und wollte schon zum Protest ansetzen, da wurden wir unterbrochen.

Eine Kakophonie von Stimmen schwoll an. Menschen drängten sich an den See — Wolfsmenschen aus dem Dorf.

Ich sank unwillkürlich tiefer ins Wasser. So ganz ohne Kleidung und nur mit einem Lendenschurz um meine Hüfte gewickelt, fühlte ich mich ihren argwöhnischen Blicken, die wie Hagelkörner auf mich einprasselten, ausgeliefert.

Faolan und Lyra rutschten näher zu mir heran, als wollten sie mich beschützen, nur leider fielen meine blonden Haare, selbst wenn sie nass waren, zwischen ihren dunklen Häuptern sofort auf.

Ich hätte genauso gut wie ein Leuchtkäfer in der Nacht hell strahlen können. Meine Andersartigkeit stach einfach ins Auge.

Das lauwarme Wasser der Quelle verlor seine entspannende Wirkung. Ich fühlte mich nicht mehr wohl. Nicht, wenn so viele fremde Augen auf mir lagen und meine Anwesenheit missmutig zur Kenntnis nahmen.

Allerdings verstand ich nun, was der Chief gemeint hatte.

Ich gehörte hier nicht hin. Ich war ein Eindringling. Niemand musste es laut sagen. Die Feindseligkeit war in der Luft greifbar.

Ich war eine Gleamridge und das Volk des Mondes würde mich niemals akzeptieren, genauso wenig wie es die Bauern im Sonnental taten. Wo auch immer ich mich befand — ich war nicht erwünscht.

Die Erkenntnis sank von meiner verengten Kehle in meine Brust und hinterliess dort eine altbekannte Leere.

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Hallo meine Lieben 

Ich hoffe, euch hat das Bad in der Waldquelle gefallen. Wir haben einen neuen Wolfskerl kennengelernt. Was denkt ihr über Faolan? Süsses Kerlchen, oder?

Und ja, als Frischling müsste Faye eigentlich ausgebildet werden. Aber ob sie das wirklich kann..?

Habt ein schönes Wochenende! Ich bin nach Barcelona gedüst und geniesse ein paar sonnige Tage.

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