15. Türchen

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„Irwin! Guten Morgen!" Sean sprang mit vollem Schwung auf das Sofa, auf dem ich schlief, und landete dabei unsanft in meinem Bauch, sodass ich so gesehen aus dem Schlaf katapultiert wurde. Seine schrille Stimme, die dabei noch unangenehm in meinen Ohren klirrte, entlockte mir beinahe ein Schimpfwort, das ich nur mit gesammelten Kräften zurückhalten konnte.

Asher würde es nicht so toll finden, wenn ich seinen Sohn am frühen Morgen gleich als Arschloch betiteln würde.

„Papa macht Frühstück", erzählte mir der Knirps aufgeregt und machte es sich dabei auf meinem Oberkörper bequem und grinste mit seiner Zahnlücke zu mir hinunter.

„Toll", antwortete ich weniger begeistert davon, dass Sean mich nur deswegen geweckt hatte. Wenn Asher gerade Frühstück machte, hieß das, dass das Frühstück noch nicht fertig war und ich noch ein wenig länger hätte schlafen können. Deswegen legte ich meinen Arm über meine Augen und versuchte trotz Sean, der auf mir saß, wieder einzuschlafen.

„Hey, nicht schlafen", murrte Sean und pikste mir mit seinen dünnen Fingern frech in die Seite. Da ich dort extrem kitzlig war, entkam mir ein Japsen und ich setzte mich automatisch auf, wodurch Sean in meinen Schoß rutschte.

Ein genervtes „Sean" kam über meine Lippen, als ich versuchte den Jungen von meinem Schoß zu schieben, da er gerade versuchte mich aufzudecken.

Erst da bemerkte ich Asher, der mit einem frechen Grinsen auf den Lippen in der Küche stand und uns beobachtete, während er an seiner Kaffeetasse nippte.

„Etwas Hilfe vielleicht?", schlug ich dem Kindsvater vor, der daraufhin nur schulterzuckend seine Tasse wegstellte. Als er dann jedoch mit einem schelmisches Grinsen auf das Sofa zu kam, wusste ich, dass ich besser nicht nach seiner Hilfe hätte fragen sollen.
Sean bemerkte ebenfalls, dass sein Vater zu uns kam, und wusste offenbar genauso wie ich, dass Asher sich gleich mit ihm gegen mich verschwören würde.

„Lasst mich doch in Ruhe", jammerte ich und versuchte mich an meine Decke zu klammern, doch es reichte ein kräftiger Zug von Asher aus, sodass die Decke aus meinen Händen und von meinem Körper gerissen wurde. Sean attackierte daraufhin gleich meinen Oberkörper und begann mich erbarmungslos zu kitzeln. Ein hysterisches Lachen brach aus mir heraus und ich versuchte irgendwie die kleinen Hände von meinem Körper zu bekommen, während meine Augen vom Lachen schnell zu tränen begannen und meine Sicht verschleierte.

Plötzlich griff Asher auch noch nach meinen Füßen, hielt sie in einem eisernen Griff und begann genauso erbarmungslos wie sein Sohn meine Fußsohlen zu kitzeln.

„Ne-ein... bitte... auf-au-aufh-hören", japste ich zwischen meinen Lachern und schnappte gleichzeitig angestrengt nach Luft. „Bi-itte." Ich wand mich wie ein Wurm unter den Fingern der zwei Männer und musste mir mit der Zeit eingestehen, dass ich gegen die beiden einfach keine Chance hatte. Aufgeben war für mich dennoch keine Option.
Ich versuchte weiterhin mich gegen die Angreifer zu wehren, bis mir irgendwann einfach die Puste ausging und ich nur noch gequält Luft aus meinem Körper presste, anstatt wirklich zu lachen.

„Ok, Sean, das reicht. Sean, das reicht", ermahnte Asher seinen Sohn mit einem lachenden Tonfall, der daraufhin aufhörte mich zu kitzeln und sogar vom Sofa rutschte und in die Küche tapste.

„Guten Morgen, Schlafmütze", grinste Asher und warf im nächsten Moment die Bettdecke wieder über mich, sodass ich gänzlich darunter vergraben war.

„Morgen", murrte ich nur überhaupt nicht angetan von dieser Weckaktion. Ich wollte Asher schon beschimpfen und zog dafür extra die Decke von meinem Gesicht, doch das breite, glückliche Lächeln auf den Lippen meines Gastgebers und seine Augen, die so zufrieden blitzten, ließen mich inne halten und meine Worte vergessen.

„Frühstück ist gleich fertig", lächelte Asher und folgte seinem Sohn in die Küche.

Ich blieb noch einen Moment liegen, genoss das bequeme Sofa, die warme Decke und Asher, der mir den Rücken zugedreht hatte und fleißig am Herd hantierte, ehe ich mich in eine senkrechte Position quälte und ins Bad verschwand. Dort wusch ich mich grob aus, putzte meine Zähne und zog meine Klamotten von gestern wieder an, bevor ich in die Küche zurück ging.

Sean saß schon an der Kücheninsel und verputzte einen armen Ritter mit sehr viel Sirup, wovon die Hälfte sowieso an seinem Kinn hing. Daneben stand noch ein leerer Teller und eine dampfende Tasse Kaffee.

„Ich habe leider keinen Karamellkaffee da, aber ich hoffe, normaler Kaffee tut es auch", grinste Asher und nickte zu der Tasse, die an dem leeren Teller stand. „Setz dich. Der nächste Ritter ist schon fertig", schmunzelte Asher und trat mit der Pfanne an die Insel heran und ließ den Inhalt auf meinen Teller rutschten, ehe er sich wieder an den Herd stellte.

„Du solltest dir Karamellkaffee zulegen", grinste ich, meine schlechte Laune von vorhin und gestern Abend völlig vergessend.

„Warum? Hast du vor öfter hierher zu kommen?", schmunzelte Asher und lächelte mich über seine Schulter hinweg an.

Erst da realisierte ich, was ich gesagt hatte und spürte wie mir augenblicklich die Hitze in die Wangen schoss. Ich hatte meine Worte offensichtlich nicht durchdacht.

„Naja...", murmelte ich und senkte meinen Blick auf mein Frühstück, „Zumindest zum Baum schmücken werden ich auf jeden Fall nochmal da sein." Ich zuckte mit den Schultern und sah zu Sean, der im gleichen Moment jubelte.

„Ich freue mich schon so aufs schmücken", strahlte das Kind und zeigte mir dabei wieder stolz seine Zahnlücke. Seine Freude ließ mich lächelnd nicken. Man sah ihm deutlich an, dass er sich sehr stark darauf freute.

„Kann man Karamellkaffee so überhaupt kaufen?", fragte Asher, als er sich auch dazu setzte, und nach der Sirupflasche griff. „Oder gibt es da ein Extrakt, das man zu normalen Kaffee dazutut?"

Ich zuckte nur überfragt mit den Schultern. Ich hatte ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, wie man mein Lieblingsgetränk zubereitete. Ich bestellte es immer einfach nur im Café und die wussten, was zu machen war. Ich bezahlte dann nur für den Service.
Ich hatte mir auch diesbezüglich noch nie Gedanken gemacht.

„Oh", kam es plötzlich von meinem Gegenüber, ehe er aufstand und kurz seinen Kopf in den Kühlschrank steckte. „Das habe ich ja ganz vergessen. Hier", lächelte er und reichte mir einen Milchkarton.

„Hafermilch?", fragte ich überrascht, als ich den Karton in meiner Hand drehte. Ich war einfach davon ausgegangen, dass Asher nur tierische Milch zuhause hatte, deswegen hatte ich geplant meinen Kaffee einfach schwarz zu trinken, da er mir mit tierischer Milch nicht schmeckte, aber das war einfach perfekt.
Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.

„Die haben wir extra für dich gekauft", erzählte Sean stolz, als er mir zusah wie ich die pflanzliche Milch in meine Tasse schüttete. „Wir waren extra in zwei Supermärkten."

Ich sah überrascht zu dem Kind, der weiterhin einen stolzen Ausdruck trug. Gleichzeitig sah ich Asher im Augenwinkel, dessen Wangen sich zartrosa färbten. Ein verliebtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich Ashers Reaktion sah. Er hatte wahrscheinlich nicht geplant, dass Sean das ausplauderte und wollte einfach nur so tun, als hätte er sie zufällig da.

Dass er sich jedoch extra auf die Suche nach Hafermilch gemacht hatte, nur, weil ich erwähnt hatte, dass ich die deutlich lieber mochte, freute mich ungemein.

„Das ist wirklich lieb von euch", lächelte ich und achtete darauf, Blickkontakt zu Asher aufzubauen, damit er auch in meinem Gesicht sehen konnte, dass ich mich wirklich freute.

„Ach, kein Ding", lächelte Asher und schob sich eine sehr volle Gabel arme Ritter in den Mund.

Irgendwie bereute ich es jetzt noch mehr, ihn nicht geküsst zu haben. Er hatte sich gestern schon die Mühe gemacht, mir einen Karamellkaffee mitzubringen und dass er auch noch meine Lieblingsmilch für mich gekauft hatte, ließ mich umso mehr wünschen, die Zeit zurück drehen zu können.
Aber da das leider unmöglich war, schenkte ich Asher einfach noch ein glückliches Lächeln.

Es kam Stille auf, bis Asher plötzlich die Augen aufriss, hektisch aufsprang und sich dabei fast an seinem vollen Mund verschluckte.

„Sean! Hopp, hopp ab ins Bad. Wir sind schon spät dran", rief Asher und begann gehetzt den Tisch abzuräumen, während Sean alles andere als begeistert vom Hocker rutschte und beinahe in Zeitlupe in Richtung Bad lief. „Sean, heute noch", mahnte Asher seinen Sohn und ließ das Besteck meiner Meinung nach zu oft aneinander klimpern.

„Ich muss meinen Adventskalender noch aufmachen", rief Sean in diesem Moment panisch und stürmte aus dem Bad wieder zurück ins Wohnzimmer.

„Sean, das kannst du später auch noch machen", seufzte Asher angestrengt und forderte seinen Sohn nochmals dazu auf endlich ins Bad zu gehen.

„Ich mach das schon", lächelte ich und nahm ihm den Stapel Teller ab, den er gerade von der Kücheninsel nehmen wollte. Asher warf mir daraufhin einen dankbaren Blick zu, rauschte zu seinem Sohn ins Wohnzimmer, wo der Knirps gerade glücklich den schokoladigen Inhalt seines Adventskalenders verputzte.

Ich beobachtete das Kind, das nachdem das Schokoladenstück verschwunden war, mit seinem Vater zu diskutieren begann, ob nicht noch ein Türchen geöffnet werden durfte.

„Irwin!", rief Sean jammernd aus, als Asher offenbar die Nase voll hatte und seinen Sohn einfach auf den Arm nahm und in Richtung Badezimmer trug. „Ich darf kein Türchen aufmachen", schimpfte er und versuchte sich auf dem Griff seines Vaters zu schlängeln.
„Morgen wieder, Sean. Morgen darfst du wieder ein Türchen aufmachen."

„Genau", stimmte Asher mir zu. „Stell dir mal vor du isst jetzt alle auf einmal, dann hast du die nächsten Tage nichts mehr", argumentierte Asher sinnvoll, während man ihm deutlich ansah wie er die Uhr ständig im Augenwinkel hatte.

Sean musterte seinen Papa einen Augenblick, sah kurz zu mir und nickte dann. Das nahm Asher als Aufforderung endlich im Bad verschwinden zu können.

Derweil räumte ich alles in den Geschirrspüler, machte die Pfanne sauber und wischte die Küchenzeile sowie die Insel ab, damit alles wieder seine Ordnung hatte.

Als ich meinen Kaffee dann noch genüsslich ausgetrunken hatte und die Tasse ebenfalls in den Geschirrspüler gestellt hatte, kam ein wirklich gehetzt aussehender, voll angezogener Asher mit einem quengelnden Sean zurück ins Wohnzimmer.

„Sean, bei aller Liebe. Wir sind wirklich spät dran. Du kannst später einen auf beleidigte Leberwurst machen, aber nicht jetzt", seufzte Asher und zog dem schmollenden Kind eine Mütze über den Kopf, die Sean nur mit einem Grummeln hinnahm.

„Ich–" Ich stoppte mich selbst, als ich realisierte, was ich gerade sagen wollte, doch Asher hatte seine Aufmerksamkeit trotz seines Stresses auf mich gerichtet und sah mir abwartend entgegen, während Sean sich die Mütze kurzerhand wieder vom Kopf zog.
„Ich kann Sean in den Kindergarten bringen, wenn dich das ein wenig entlastet..." Mein Blick fiel auf die Küchenuhr, die mir deutlich machte, dass ich noch über eine Stunde hatte, bis ich selbst in der Arbeit sein musste.

Asher brauchte einen Moment und bevor er antworten konnte, begann Sean zu Jubeln. „Ja, Papa. Irwin bringt mich in den Kindergarten", rief der Knirps begeistert.
Asher sah kurz zwischen seinem Sohn und mir hin und her, wägte offenbar Für und Wider ab, ehe er nickte. Das entlockte seinem Sohn ein weiteres Jubeln, das mich gleich wieder wundern ließ, wie ich überhaupt auf diese Idee gekommen war.

„Das wäre wirklich hilfreich", stimmte auch Asher noch einmal zu und hetzte an mir vorbei in die Küche, wo er hastig irgendetwas hervorkramte.
„Sein Kindergarten ist Sankt Anna. Kennst du den?" Ich nickte. Das hässliche, rote Gebäude war mir durchaus ein Begriff. „Du musst ihn eigentlich nur an die Tür bringen, Sean kennt sich aus."

„Nein, Irwin soll mit rein. Er muss meine Jacke ausziehen", schimpfte der Knirps daraufhin energisch, was Asher mit den Augen rollen ließ.

„Du kannst auch mit reingehen, wenn du möchtest. Sean kennt seinen Platz. Dort einfach die Straßenkleidung ausziehen und die Hausschuhe, die an seinem Platz stehen, anziehen. Aber nur, wenn du möchtest. Sean schafft das auch alleine."

„Nein", jammerte der Knirps daraufhin gleich wieder und schüttelte vehement den Kopf. Asher sah seinen Sohn streng an und wollte noch etwas sagen, da ging ich dazwischen, um die Wogen zwischen den beiden etwas zu glätten. „Ich gehe mit rein, das ist kein Problem für mich. Ich habe eh noch Zeit", lächelte ich.
Asher sah mir einen Moment ernst entgegen, bevor er lächelnd nickte.

„Das hier", fing er an und reichte mir den Zettel, auf den er vorhin etwas geschrieben hatte, „ist meine Handynummer. Ruf mich bitte kurz an, wenn du ihn abgeliefert hast, ja?"

Man konnte Asher ansehen, dass er gerade völlig im Papabärmodus war und der Anruf eine Sicherheit, dass ich nicht mit seinem Sohn sonst wo hinging, immerhin vertraute er sein Kind gerade einem beinahe Fremden an.
Zwar hatten wir schon bei dem jeweils anderen übernachtet, aber trotz allem kannten wir uns kaum.

„Mach ich", lächelte ich, um ihn etwas zu beruhigen, was offenbar auch etwas wirkte. Er erwiderte meine Lächeln für einen Moment, ehe er in seine Hektik verfiel.

„Sean, Mütze auf, Handschuhe an", orderte er und zog aus dem Nichts plötzlich einen blauen Rucksack mit Delfinen, in den er eine Brotbox packte, die mir erst jetzt auffiel. „Der Rucksack wird einfach mit zu seiner Jacke gehängt", erklärte er mir und reichte ihn mir.

Kurze Zeit später verließen wir zu dritt Ashers Wohnung.
Übernacht hatte es wieder stark geschneit, wodurch die Wege nur durch enge Trampelfade benutzbar waren und die Straßenlaternen, die um diese frühe Uhrzeit, wo es noch dunkel war, wirklich wichtig waren, so von einer Schnee- und Eisschicht ummantelt waren, dass sie kaum Licht spendeten.

„Gut, ich muss in die andere Richtung. Sean, brav sein, ja?" Der Knirps nickte energisch und griff wie selbstverständlich nach meiner Hand.
„Irwin, aufpassen, ja?" Ich nickte ebenfalls, was Asher lachen ließ. Daraufhin lehnte er sich noch kurz zu seinem Sohn hinunter und küsste seine Nase, da das das Einzige war, was man mit seiner Mütze und dem hohen Schal noch richtig vom dem Kleinen sehen konnte. „Papa holt dich später wieder ab", versprach Asher, woraufhin Sean nickte.

Mit einem letzten, dankbaren Blick in meine Richtung drehte Asher sich weg und war offenbar so in Eile, dass er sogar zu Joggen begann.

„Oh, dein Papa hat es echt eilig", murmelte ich, als Asher hinter einer Kurve verschwand und ich mich mit Sean auf den Weg in die andere Richtung machte.

Sean lachte daraufhin nur und begann neben mir durch den Schnee zu hüpfen. Meine Hand hielt er dabei den ganzen Weg über fest in seiner. 

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