5. Türchen

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„Letzte Chance, Irwin", grinste Michael breit, während er mit einer Arschbacke auf meinem Tisch saß und, wie auch in den letzten Tagen, seine blöde Zipfelmütze trug.

Ob er das Ding auch mal wusch?

„Morgen ist der Abend, der Abende", zwinkerte der Praktikant und lehnte sich extra ein wenig zu mir hinunter. „Selbst gebackene Plätzchen und weil ich weiß, dass du keinen Glühwein magst, habe ich extra noch Eierpunsch besorgt", grinste er begeistert und hatte offenbar wirklich noch die Hoffnung, dass ich zusagte.

„Toll, Eierpunsch", murmelte ich ironisch und konnte mir nur angestrengt ein genervtes Seufzen verkneifen. „Punsch aus Eiern, das kann nur schmecken", hing ich unbegeistert und hörbar bitter an.

„Ja!", rief Michael begeistert aus. „Das schmeckt!", versicherte er mir und nickte energisch.

„Wunderst du dich gar nicht, dass Irwin nicht weiß, wie Eierpunsch schmeckt?", schmunzelte Margo, die in diesem Moment an meinen Schreibtisch heran trat und unser Gespräch gehört hatte.

Michaels Haltung änderte sich in Anwesenheit meiner Exfreundin augenblicklich.

Er richtete sich auf, rutschte von meinem Schreibtisch, stellte sich richtig hin und zog den Zipfel seiner Zipfelmütze zurecht, als würde das einen Unterschied machen, als würde er mit dieser Mütze nicht sowieso dumm aussehen.

Es dauerte einen Moment bis Margos Worte ansatzweise bei Michael ankamen. Als er dann realisierte hatte, was sie gesagt hatte, schoss sein Kopf herum und er starrte mir aus großen Augen entgegen. Ehe ich überhaupt etwas sagen konnte, schüttele er langsam den Kopf.

„Nein, ehrlich gesagt wundert es mich nicht mal", seufzte Michael. „Wer Plätzchen und Glühwein nicht mag, mag Eierpunsch natürlich auch nicht."

„Irwin weiß nicht einmal, ob er Eierpunsch mag. Dafür müsste er ihn erst einmal probieren", stichelte Margo und schenkte mir einen vielsagenden Blick mit einem frechen Lächeln.

„Er hat auch noch nie Glühwein getrunken", kicherte meine Exfreundin und schockierte Michael damit maßlos. Sein Mund klappte stumm auf und seine Augen drohten ihm gleich aus dem Kopf zu fallen.

„Ja, weil es einfach nur grob ist, wenn man Wein erhitzt und sämtliche Gewürze hineinschmeißt." Ich schüttelte den Kopf. „Das verschandelt den ganzen Wein", verdeutlichte ich meinen Standpunkt.

„Du weißt gar nicht, ob der Wein verschandelt ist, wenn du es nie probiert hast", seufzte Margo und strich sich durch die Haare.

Während unserer Beziehung hatte sie jede Vorweihnachtszeit über versucht, mir Glühwein schmackhaft zu machen, aber ich wollte das Gesöff einfach nicht probieren und, wie Margo es immer wieder so liebevoll betonte, ich war ein Sturkopf gegen den sie auch mit ihrem grenzenlosen Charme nicht angekommen war.

Michael schüttelte nur sprachlos und verständnislos den Kopf.

„Irre", murmelte der Praktikant seufzend. „Irwin, bis jetzt habe ich echt zu dir aufgesehen. Du bist so ein weiser Mann, aber das... puh... ich bin echt sprachlos."

„Ein weiser Mann?", fragte ich perplex. „Das hört sich an, als wäre ich ein alter Mann. Was denkst du, wie alt ich bin?"

„Vierzig? Anfang? Mitte Vierzig?", mutmaßte Michael und riss mir damit vollkommen den Boden unter den Füßen weg.

Mir klappte sprachlos der Mund auf und mit großen Augen starrte ich den Praktikanten an, der offenbar recht schnell bemerkte, dass seine Antwort nicht richtig war.

Margo begann lautstark zu lachen und hielt sich sogar den Bauch, weil es offenbar so lustig war.
Ich fand das gerade irgendwie überhaupt nicht lustig.

„Mitte Vierzig?!", platzte es schockiert aus mir heraus.

Margo lachte daraufhin nur noch stärker.

„Ende Dreißig?", korrigierte sich Michael, während sein Gesicht langsam die Farbe seiner roten Zipfelmütze annahm. Das hier durfte ihm auch maßlos unangenehm sein. Wie konnte er sich nur derart verschätzen?!

„Bitte was?!", plärrte ich und schüttelte fix und fertig den Kopf.

„Irwin ist Einunddreißig", kicherte Margo und ließ damit schlagartig sämtliche Farbe aus Michaels Gesicht verschwenden. Innerhalb einer Sekunde wechselte seine Gesichtsfarbe von dem satten Rot seiner Zipfelmütze zu dem Weiß des großen Bommels, der baumelnd über seine Schulter hing.

„Oh... äh... uh... entschuldige", murmelte Michael und wurde unter meinem Blick immer kleiner. „Das... tut mir leid", versicherte mir der Praktikant erneut und kratzte sich nervös im Nacken.

„Als ob ich mit jemandem zusammen war, der fünfzehn Jahre älter ist", schmunzelte Margo und entlockte Michael damit ein lautes Japsen.

„IHR WARD EIN PAAR?!", schoss es vielleicht etwas zu laut aus dem Praktikanten heraus. Kurz sahen andere Kollegen auf unserer Etage zu uns, wandten sich jedoch recht schnell wieder von uns ab. Die meisten hier wussten von unser ehemaligen Beziehung.

Mit großen Augen sah er mit erneut hochrotem Kopf zwischen uns hin und her.

Ich zuckte leidlich mit den Schultern, ehe ich ein Nicken anhing.

„Zwei Jahre lang", schmunzelte Margo und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

Aus einer Nachricht, die sie mir eines Abends betrunken zukommen ließ, wusste ich, dass sie das Ende unserer Beziehung bereute und es gerne noch einmal mit mir versuchen wollte. Das darauffolgende, nüchterne Gespräch am nächsten Tag war für uns beide im höchsten Maße unangenehm und eine Lektion: Nie betrunken eine Nachricht an den Ex.

Schlussendlich waren wir nur wieder zu dem selben Entschluss gekommen, wie beim ersten Mal und blieben weiterhin getrennt. Das war gerade Mal vier Monate her, deswegen war ich mir nicht ganz sicher, ob Margo mittlerweile schon über mich hinweg war, oder nicht.

Michael sah daraufhin wieder stumm zwischen uns hin und her, schüttelte energisch den Kopf, drehte sich abrupt weg und ließ uns alleine stehen.

„Das war zu viel für ihn", schmunzelte ich, während ich seinem weißen Bommel, der beim gehen wild baumelte, hinterher sah. Auch Margo sah dem Praktikanten hinterher und schüttelte lachend den Kopf.

„Sehe ich wirklich so alt aus?", fragte ich, nachdem Michael aus unser beiden Blickfeld verschwunden war, und erwartete von Margo eine ehrliche Antwort.

Meine Exfreundin zuckte nichts sagend mit den Schultern und wandte sich dann ebenfalls ab.

„Wenn du dich mal rasieren würdest, würdest du mindestens zehn Jahre jünger aussehen", ließ sie mich über ihre Schulter hinweg wissen und ließ mich mit einem leisen Seufzen zurück.

Meine Hand fand automatisch meine Gesicht und mit einem zustimmenden Summen strich ich über meinen mittlerweile wirklich etwas gewucherten Bart.
Dann wusste ich zumindest mal, was ich heute Abend zu tun hatte.

„Irwin, gut, dass ich Sie erwische", rief mein Vorgesetzter und joggte durch den Flur in meine Richtung. Ich blieb abwartend stehen, während meine Blase gleich platzte, weil ich eigentlich auf dem Weg zur Toilette war.

„Sie haben auf die Rundmail der Weihnachtsfeier nicht geantwortet. Sie sind der Einzige", ließ er mich wissen und ich nickte verstehend, obwohl ich nicht wirklich verstand, was er von mir wollte.

Ich war bei der Firmen-Weihnachtsfeier noch nie anwesend, weil sie nicht obligatorisch war und ich am zweiundzwanzigsten Dezember eindeutig besseres zu tun hatte, deswegen war diese Rundmail auch sofort in den Papierkorb gewandert. Wenn ich die letzten Jahre schon nicht anwesend war, dann würde ich wohl auch dieses Jahr nicht kommen.

„Soll das als Zu- oder Absage gewertet werden?", fragte mein Vorgesetzter direkt nach, als ich nichts weiter sagte.

„Absage", antwortete ich sofort und wollte mich abwenden, da hielt er mich erneut auf.

„Sie kommen nicht zur Weihnachtsfeier? Dieses Jahr gibt es sogar eine Tombola."

Wow, eine Tombola.

Damit hat er mich jetzt gecatcht. 

„Ich bin kein Weihnachtsfeiermensch", ließ ich ihn also wissen und wollte mich abermals abwenden um endlich auf die Toilette zu kommen, da griff er diesmal sogar nach meinem Arm.

„Überlegen Sie es sich noch einmal, Irwin. Die der letzten Jahre waren immer lustig, auch, wenn man kein Fan von Weihnachten war. Sagen Sie mir einfach bis morgen Bescheid." Er schenkte mir ein Lächeln, das ich halbherzig erwiderte und nickte höflich, damit er mich endlich gehen lassen würde.

„Und wenn Sie nur wegen dem kostenlosen Essen und der Tombola kommen, ist es doch schon was", grinste er und entließ mich dann mit einer einfachen Handbewegung.

Ja, die Tombola hat mich wirklich umgestimmt...

Bevor ich jedoch in die Herrentoilette einbiegen konnte, wurde ich erneut aufgehalten.

„Irwin, ich habe gerade zufällig das Gespräch mitbekommen. Du kommst doch zur Weihnachtsfeier oder?", strahlte Yvonne, die Sekretärin meines Vorgesetzten, und sah aus ihren großen, blauen Augen zu mir auf.

Ich öffnete meinen Mund bereits um ein klares Nein herauszulassen, doch Yvonne redete ungeniert weiter. „Wir gehen dieses Jahr mit unserer Abteilung in dieses Nobelrestaurant. Diese teure", kicherte sie, „das die Straße runter. Ich habe leider vergessen, wie es heißt, aber dieses teuere. Du weißt bestimmt, welches ich meine."

Ich nickte nur überrascht. Ich wusste durchaus, welches sie meinte und war davon mehr als nur überrascht. Dass unsere Abteilung so viel Geld in die Hand nahm um die Belegschaft einzuladen, war seltsam, aber nicht unwahrscheinlich. Dieses Jahr war sehr gut gelaufen, da musste man den Angestellten schon auch mal etwas Gutes tun.

Siehe da, schon befand ich mich bereits in einer Überlegung, ob ich nicht doch mitgehen sollte. Das Restaurant sah von außen so nobel aus, dass ich unbedingt mal dort essen wollte und schon mehrmals davor stehen geblieben war.

Vielleicht wäre die Weihnachtsfeier doch keine so schlechte Idee.

Natürlich nur wegen des Essens, nicht wegen Weihnachten.

„Ich überlege es mir", sagte ich also und erntete damit ein energisches Nicken von Yvonne, die davon total begeistert war.

Als ich endlich an das Pissoir treten und meinen Druck ablassen konnte, fühlte ich mich schon deutlich besser und hatte beinahe ein Lächeln auf den Lippen, als ich wieder in den Gang hinaustrat. Dort kam mir jedoch ein grinsender Michael entgegen, der mir kumpelhaft seinen Arm um meine Schultern legte. Dadurch hing er an mir wie ein kleines Kind an seinem Vater, weil ich den Praktikanten immerhin um gut einen Kopf überragte.

„Wenn du schon nicht zu meiner Weihnachtsfeier kommst und du, wie ich gerade erfahren habe, Single bist, können wir heute Abend weggehen", grinste der Jüngling, total begeistert von seiner Idee.

„Nah, ich passe", ließ ich ihn wissen und schüttelte seinen Arm ab, wobei mir dabei schon bewusst sein hätte müssen, dass ich Michael selbst nicht so einfach losbekam wie seinen Arm.

„Ach komm Irwin, vielleicht wird deine Laune besser, wenn du mal wieder Druck ablässt." Michael wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, wodurch mir auffiel, dass er seine dumme Mütze nicht trug. Wahrscheinlich hatte er sie irgendjemand anderem angedreht.

„Du meinst, ich finde durch Sex Gefallen an Weihnachten?", hinterfragte ich von seiner grenzenlosen Dummheit überrascht und völlig perplex als er ungeniert nickte.

„Sex kann bei so vielen Dingen helfen", erinnerte er mich, „Nichts geht über richtig guten Sex. Apropos, wie war eigentlich der Sex mit Margo?"

Seine plumpe Frage entlockte mir ein ehrliches Lachen und ließ mich in meinem Schritt innehalten. „Was?", lachte ich. Hatte ich ihn wirklich richtig verstanden?

Michael hatte offenbar nicht erwartet, dass ich seine Frage hinterfragte und lief langsam rot an.

„Also... uh, naja. Du warst mit Margo zusammen. Da, naja... mit Margo, da muss der Sex doch gut... fantastisch gewesen sein, oder?", stotterte er und ließ mich einfach nur irritiert den Kopf schütteln. Wie kam er denn bitte dazu so eine Frage zu stellen? Anfangs fand ich es ja noch lustig, aber bei weiterem Nachdenken fand ich es einfach nur unverschämt.

„Michael, bei aller Liebe, wenn du mehr über unser Sexleben wissen möchtest, dann frag Margo." Ich schüttele weiterhin perplex den Kopf und ging ohne einem weiteren Wort weiter.

„Eine Frau fragt man sowas nicht", hüstelte der Praktikant, der mir natürlich wieder an den Hacken klebte, wie ein junger Hund.

„So etwas fragt man NIEMANDEM!" Ich konnte den plötzlichen Wutausbruch einfach nicht verhindern, drehte mich ruckartig zu Michael herum und brüllte ihm die Worte etwas zu energisch ins Gesicht.

Der Angesprochene sackte sofort wieder in seiner Statur ein, wurde ganz klein mit Hut und stammelte eine Entschuldigung, die mich nur noch stärker ärgerte.

„Nein, Michael! Da brauchst du dich gar nicht zu entschuldigen! Schalte nächstes Mal zur Abwechslung mal deinen Kopf ein!", keifte ich und setzte meinen Weg zu meinem Schreibtisch fort. Als ich dort dann auch noch Michaels hässliche Zipfelmütze vorfand, wie sie an der Ecke meines Computerbildschirms hing, brannten mir alle Sicherungen durch.

Ich packte das rote Teil und pfefferte es mit sämtlicher Wut in Michaels Richtung, der aussah als würde er gleich zu weinen beginnen.

„UND LASS MICH MIT DEINEM WEIHNACHTSSCHEISS IN RUHE!" 

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