- 3. Kapitel -

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Wie erstarrt blieb ich sitzen und rührte mich nicht von der Stelle. Eine Welle aus unterschiedlichsten Gefühlen überschwemmte mich und erschwerte mir das Atmen.
Ich versuchte mir einzureden, dass es ein Traum war. Dass das was diese Nacht passiert war nicht der Realität entsprach. Dass ich Eleanor nie betrogen und hintergangen hatte.
Doch die Wahrheit war zu groß, um sie zu verdrängen. Es gab keine Zweifel mehr.

Die Fremde, dessen Name ich nicht einmal kannte, hatte alles zerstört. Ich hatte alles zerstört.
Wir waren uns im Club begegnet. Wir waren in ein Auto gestiegen. Dunkel erinnerte ich mich, wie ich sie in das Fahrzeug befördert und mich auf der Rückbank über sie gelehnt hatte.
Ich wusste nicht mehr, wie lange die Fahrt gedauert hatte, doch sah ich das Haus, welches scheinbar ihr gehörte, ganz deutlich vor mir.

Ein undefinierbares Geräusch drang aus meiner Kehle und blieb unkommentiert im Raum stehen.
Ich hatte das alles nicht gewollt. Warum nur war ich so dumm und naiv gewesen? Warum hatte ich mich verführen lassen? Warum hatte ich nicht aufgehört, bevor es zu spät war?
Nie zuvor hatte ich etwas derart bereut. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass ein Mensch so viel Reue empfinden konnte.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und unterdrückte ein Aufschrei. Ich konnte Eleanor nie wieder unter die Augen treten.
Völlig weggetreten erhob ich mich und machte mich auf den Weg zur Dusche. Es schien, als würde ich als ein Außenstehender mein Handeln beobachten und kein Mitwirkender des Geschehenes sein.
Ich drehte die Dusche auf die kälteste Stufe, in der Hoffnung, dass ich mich wieder lebendiger fühlte. Doch noch immer war ich wie betäubt. Weder spürte ich die Kälte, noch irgendetwas, was mir den Beweis für mein am Leben sein gegeben hätte.

Ich konnte nicht sagen, wie lange ich die kalte Dusche auf mich einprasseln ließ, doch meine Finger begannen bereits zu zittern und meine Zähne zu klappern.
Schließlich kam ich nach draußen, wickelte mir das Handtuch um die Hüfte und ließ mich erneut auf dem Rand des Whirlpools nieder.
Vor mir sammelte sich das Wasser, welches von meinen Haarspitzen und meinen Beinen hinunterlief, sowie es heute Nacht der Fall gewesen war, als ich Hals über Kopf nach draußen gestürmt war.

Als mir Bewusst geworden war, was ich gerade getan hatte. Doch da war meine Einsicht längst zu spät gewesen. Ich hatte es bereits getan. Ich hatte das Schlimmste getan, was man Jemanden antun konnte.
Ich hätte mich ohrfeigen können, doch vermutlich hätte dabei mein Schmerzempfinden genauso wenig funktioniert, wie meine Körperwahrnehmung.

Schließlich zog ich Harrys Sachen an. Die Hose war an den Beinen viel zu lang, sodass ich sie ein paar mal umkrempeln musste, bis sie einigermaßen saß.
Das Hemd war unpassend und zu grell, doch dies war mir vollkommen egal. Was machte es schon für einen Unterschied, wie ich aussah?
Warum machten sich die Menschen überhaupt über so irrelevante Dinge Gedanken?

Eigentlich wollte ich nicht unter Harrys Blick treten. Bei ihm fiel es mir noch am schwersten meine Sorgen zu verbergen. Doch konnte ich schließlich nicht tagelang eingesperrt in seinem Bad verbringen.
Früher oder später würde Harry sowieso an die Tür klopfen und fragen, ob alles okay war.

Ich atmete tief durch, fuhr mir durch das Gesicht und streckte zögernd meine Hand aus. Dann wagte ich es den Schlüssel umzudrehen und in den Flur zu treten.
Kaum hatte ich ein Schritt in Richtung Gästezimmer gesetzt, ertönte auch schon Harrys Stimme vor mir: „Hey, das sieht ja mal gar nicht so schlecht aus“
Er begann an meinem geliehenen Hemd herum zu zupfen und trat schließlich einen Schritt zurück, um es sich vom Weitem anzusehen.

„Wenn du das sagst, beruhigt mich das ganz Stück!“, entgegnete ich und zwang mir ein Grinsen auf, während ich unruhig zum Gästezimmer sah, in welches ich zu gerne verschwinden und nie wieder herauskommen würde.

„Du verstehst eben nichts von Mode“, meinte Harry nun grinsend und stieß mir spaßeshalber in die Seite.
Ich lachte leise auf und überlegte, wie ich aus dieser Lage schnellstmöglich rauskommen sollte.
Das gerade Harry es war, der mir dabei half, hätte ich nicht gedacht: „Du solltest jetzt wirklich mal Eleanor zurückrufen und dann gibt es Essen. Ich habe uns etwas gekocht und ich brauche eine objektive Meinung, wie es schmeckt“

„Gut, dann telefoniere ich kurz“, murmelte ich schnell und lief an Harry vorbei in das Zimmer, welches für heute Nacht meine Unterkunft gewesen war. Ich schloss die Tür hinter mir zu und ließ mich an ihr zu Boden sinken, ehe ich erschöpft meinen Kopf zurücklehnte.

Ich wusste nicht, wie ich das überstehen sollte. Ich wusste nicht, was zu tun war. Doch das letzte, dass ich jetzt zustande gebracht hätte, wäre ein Telefonat mit Eleanor.
Ich konnte sie nicht belügen, doch genauso wenig konnte ich ihr die Wahrheit sagen.
Damit würde ich alles beenden. Alles, das wir uns mit den Jahren aufgebaut hatten. Alles, wofür wir gekämpft hatten. Es war nie einfach gewesen.
Die Ferne, die Presse, die Zeit, der Hass, Larry, all dies hatte uns mit allen Kräften auseinandertreiben wollen. Doch wir hatten es geschafft. Wir waren lebend aus der Sache heraus gekommen. Und wofür? Dafür dass ich mich von einer Fremden abschleppen ließ und Eleanor zu tiefst verletzte?

Bevor ich mich weiter in meinen Gedanken verrennen konnte, erhob ich mich und lief zu dem Nachttisch, auf welchen (wie Harry gesagt hatte) mein Handy lag.
Ich schmiss mich aufs Bett und entsperrte das Gerät. Wieder schaute mir das Foto von Eleanor entgegen und wieder verspürte ich das Stechen in meiner Brust. Mir wurden dreiundzwanzig Anrufe in Abwesenheit angezeigt, alle waren sie von meiner Freundin. Auch auf WhatsApp leuchteten neun neue Nachrichten auf.

Wir können den Abend heute nachholen : )

Ich würde mich freuen, wenn du Zeit hast!

Bist du unterwegs?

Bist du wütend wegen gestern?

Louis, wo bist du?

Ich mache mir Sorgen!

Ich stoppte das Durchlesen und schloss die App, ohne dass ich die restlichen Nachrichten zu Gesicht bekommen hatte. Ich wollte es nicht sehen. Ich wollte nicht hören, wie sie sich Sorgen machte.
Dieser Fakt ließ mein schlechtes Gewissen nur noch weiter ansteigen.

Eine Zeit lag ich regungslos auf der Matratze und sah zur Decke auf. Es war naiv zu glauben, das warten helfen würde.
Dass einzige, dass das richtige gewesen wäre, war ein Geständnis.
Doch das konnte ich nicht. Viel zu sehr fürchtete ich mich vor den Konsequenzen. Was war, wenn ich Eleanor für immer verlieren würde? Ich an ihrer Stelle würde mir das nie verzeihen können.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr länger aus, verstaute mein Handy auf dem Nachttisch und flüchtete aus dem Raum, der einzig und allein gefüllt mit Kummer und Schmerz war.
Es war besser Harry vorzuspielen, dass alles okay war, als alleine festzustellen, dass dies nicht der Fall war.

Harry stand in der Küche und war gerade dabei den Tisch zu decken, als ich näher kam.
Das Radio lief so laut, dass ich unbemerkt in den Raum treten konnte, ohne das er es bemerkte. Er schien vollkommen in seinem Element zu sein, während er Teller und Besteck auf dem Tisch verteilte und voller Euphorie mit dem Sänger im Radio mitsang.
Erst als er sich umdrehte, um vom Esstisch zurück zu seiner riesigen Küchenausstattung zu gehen, fiel sein Blick plötzlich auf mich.

„Louis!“, rief er erschrocken gegen die Musik an und eilte anschließend zum Radio, um es auszuschalten.
Eine Stille suchte uns heim und war für einige Zeit unser Gast.

„Das Telefonat ging aber schnell“, verscheuchte Harry da auf einmal unser Schweigen und sah mich durchdringend an. Mein Herz schlug in meiner Brust.
Doch schien meine Dosis an schlechten Gewissen an Eleanor aufgebraucht zu sein, da ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken mitten ins Gesicht log: „Sie wollte nur fragen, ob alles in Ordnung ist“

„Und? Ist es das?“, forschte Harry weiter nach und rührte sich nicht von der Stelle.
Es brauchte viel Mühe seinem Blick Stand zu halten. Aus Angst, dass er doch etwas bemerken würde, senkte ich irgendwann meinen Kopf.
Gespielt unbeeindruckt rückte ich die Teller zurecht und ließ mich anschließend an dem Tisch nieder.

„Gestern am Telefon hast du gemeint, dass du Mist gebaut hast“, ließ Harry nicht locker und verschränkte seine Hände vor seinem Hemd, welches so auf meins abgestimmt war, als seien wir Zwillinge.
Nur das Harrys lange, lockige Haare nicht mit meinen kurzen zu vergleichen waren.

„Louis, irgendwas ist doch mit dir“
Die Flucht vor der Wahrheit schien sich als eine größere Herausforderung herauszustellen, als ich es mir erhofft hatte.
Ich sog die Luft ein, während ich die grünen Augen Harrys auf mir spürte. Ich hatte keine Wahl und so öffnete ich erneut meinen Mund: „Ich habe zu viel getrunken und Eleanor nicht Bescheid gesagt… Sie war nicht begeistert, aber das ist jetzt geklärt!“

Glücklicherweise verschwand das Misstrauen in Harrys Gesicht. Ihm schien ein großer Stein vom Herzen gefallen zu sein.
Auf meinem hingegen mussten Kilo liegen. Und ich konnte wirklich nicht sagen, wie lange es dieses Gewicht noch halten würde.
Nachdem was ich alles schon getan hatte, log ich auch noch meinen besten Freund an. Der einzige, der mich vielleicht verstehen würde.

Ich wusste, dass Liam und Niall sensibel bei solchen Themen sein konnten.
Liam war jemand, der schnell mit anderen mitlitt und sich gut in die Lage anderer hineinversetzen konnte.
Und Niall, Niall war eben Niall. Ein gutherziger Kerl, der keiner Fliege etwas zu leide zu würde und der mein Verhalten wohl kaum nachvollziehen konnte.
Mein Magen zog sich weiter zusammen, als ich daran dachte, wie es Mum oder meine Schwestern erfahren würden. Erneut suchte mich etwas heim, das ich nur sehr selten spürte: Scham.

Ich wurde zurück in die Realität geholt, nachdem Harry das Essen auf dem Tisch abgestellt und sich gegenüber von mir an dem Esstisch niedergelassen hatte. Er häufte mir eine riesige Portion von der Reispfanne auf, ehe er sich selbst etwas davon nahm.
Schon allein beim Gedanken an das Essen wurde mir schlecht.
Nicht dadurch, dass es Harry gekochte hatte (Er hatte sich mit den Jahren durch die Leidenschaft des Ausprobierens echt verbessert), sondern da ich das Gefühl hatte, nie wieder etwas zu mir nehmen zu können.

Unter den neugierigen Augen Harrys nahm ich zögernd die Gabel in die Hand und stocherte eine Weile damit im Essen herum.
Mein Kopf schrie mir zu, dass ich kein Bissen davon herunterbekommen würde. Nur wollte ich Harry nicht erneut anlügen oder enttäuschen und schob schließlich die gehäufte Gabel in meinem Mund.
Sofort merkte ich, wie ich würgen musste. Alles in mir wehrte sich dagegen Essen aufzunehmen.

„Schmeckt es dir nicht?“, fragte Harry plötzlich nach und sah von mir zu der Reispfanne und wieder zurück.
„Doch!“, entgegnete ich schnell und würgte den Reis und das Gemüse mit einem gespielten Lächeln herunter. „Besser als ich es bei dir erwartet hätte“, setzte ich noch einen drauf, um sein Misstrauen nicht erneut anzulocken.

Harry schüttelte lachend den Kopf und begann zufrieden selbst zu essen.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, wie wir einfach am Tisch saßen, aßen und beide schwiegen.
Immer und immer wieder kamen Bilder von letzter Nacht auf, als würden sie mich erinnern und quälen wollen, bis ich es endlich kapiert hatte. Doch wollte ich es erst gar nicht kapieren.
Verdrängen war die beste Lösung aller Probleme, nicht langfristig, aber effektiv. Gut, zumindest war es meistens effektiv.

„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich noch eine Weile bei dir bleibe?“, brach ich auf einmal die Stille und sah von dem Essen auf.
Harry tat es mir gleich, musterte mich eine Weile, als würde er den Auslöser dieser Frage in meinem Gesicht suchen und antworte dann: „Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich gleich wirklich noch mal zu Mum fahre, nicht“
Ich schüttelte dankbar den Kopf und schaffte es den letzten Rest meines Tellers irgendwie in mich aufzunehmen.

Eine halbe Stunde später machte sich Harry auf den Weg zur seiner Familie. Und so war ich allein.
Allein in einem Haus, welches zwar nicht mir gehörte, aber mir doch so vertraut vorkam, als würde ich es als ein Zuhause betiteln können. Ich kannte jedes Zimmer und jede Ecke und fühlte mich für gewöhnlich ausgesprochen wohl. Aber heute war es nun mal nicht wie gewöhnlich.

Ich tigerte auf und ab, lief von einem Raum in den nächsten und unterdrückte die Welle an Gefühlen, welche mich immer wieder überschwemmte und sich dann wieder zurückzog.
Ich hielt die Stille nicht mehr aus und stellte so Harrys Plattenspieler an, den er in seinem Wohnzimmer aufbewahrte wie sein Heiligtum.

Da ich grundsätzlich nicht den gleichen Musikgeschmack mit ihm teilte und es so oder so nur als Beseitigung der Stille dienen sollte, nahm ich mir vor willkürlich eine der Platten im Regal auszuwählen.
Dann jedoch fiel mein Blick auf Pink Floyd. Dies war einer der wenigen Bands, mit der Harry und ich beide etwas anfangen konnten. So holte ich die Schallplatte aus der Hülle und stellte das alte Gerät vorsichtig an.

Kurz darauf ertönte auch schon die Musik. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren und sah für eine Weile nach draußen zu der Terrasse, auf welcher sich das Regenwasser sammelte. Das Wetter war so stürmisch und finster, wie meine Gedanken.
Diese wurden irgendwann so unerträglich, dass ich mich erneut in Bewegung setzte.

Ich machte mich auf den Weg ins Bad und wusch mein Gesicht. Das Wasser war eiskalt.
Doch ich konnte nichts spüren. Nichts, bis auf den Schmerz in meiner Brust. Meine innere Unruhe ließ mich auf und ab gehen.
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es gab nichts, das richtig gewesen wäre.

So startete ich erneut einen Rundgang durchs Haus und sah mir Bilder an den Wänden oder die Schallplattenregale an.
Das Gästezimmer mied ich dabei allerdings, da sich dort noch immer mein Handy und ungelesene Nachrichten befanden.
Ich wollte es nicht mehr anrühren. Wer weiß, wie viele Anrufe in Abwesenheit es mittlerweile waren?

Ich lag gerade auf dem Sofa im Wohnzimmer und starrte zur Decke auf, als ich plötzlich einen Schlüssel an der Haustür vernahm.
Die Zeit war so an mir vorbeigerauscht, dass ich nicht sagen konnte, ob mir Harrys Abwesenheit lang oder kurz vorgekommen war.
Genauso wenig konnte ich beurteilen, ob ich mich freuen sollte oder nicht.

Schnell fuhr ich mir über die Augen und setzte mich aufrecht hin, bevor Harry eintreten konnte.
Doch meine Eile war umsonst gewesen, da einige Zeit nichts passierte.
Ich horchte. Vielleicht wurde ich ja bereits verrückt und paranoid und hatte mir das Klimpern des Schlüssels nur eingebildet.

Dann jedoch wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Denn im nächsten Moment kam Harry ins Wohnzimmer und sah mich so ernst an, dass ich wusste, dass irgendetwas faul war.
Anstatt mich über sein Verhalten aufzuklären, ließ er sich nur stumm auf dem Sessel nieder. Noch immer trug er seinen Mantel und drehte unruhig seinen Schlüssel in seinen Händen. Zudem war seine Nase gerötet und lief, was wahrscheinlich der Kälte von draußen zuzuschreiben war.

Bevor ich weiter über diese Dinge nachdenken konnte, hob er auf einmal seinen Kopf und sah mir fest in die Augen.
Seine Stimme klang rau und streng, als er langsam fragte: „Kannst du mir erklären, warum Eleanor völlig aufgelöst anruft und sagt, dass sie den ganzen Tag nichts von dir gehört hat, obwohl ihr vorhin telefoniert habt?“

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