- 5. Kapitel -

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Da mich der Schlaf erst in den frühen Morgenstunden eingeholt hatte, hatte ich das Gefühl überhaupt nicht geschlafen zu haben, als ich erwachte. Es musste schon spät sein. Zumindest ließen das die Sonnenstrahlen deuten, die bemüht durch die Vorhänge spähten.

Es war ungewöhnlich still. Doch es war nicht die Stille, die durch verstummte Stimmen entstand. Es war das Schweigen des Regens, das mich stutzig machte.
Dieses Geräusch hatte mich die letzten zwei Tage durchgehend begleitet, sodass mir nun die Stille glatt fremd vorkam.
Doch obwohl sich das schlechte Wetter um Harrys Haus herum gelegt hatte, spürte ich noch immer den Sturm in mir drin.

Einen Augenblick blieb ich liegen. Betäubt von meinem Schlafmangel und den vielen Gedanken, die mir Kopfschmerzen bereiteten.
Der gestrige Abend suchte mich auf und sofort überfielen mich wieder Schuldgefühle gegenüber Harry.

Er ließ mich in seinem Haus schlafen, war für mich da und brachte sogar einen Hauch Verständnis für diesen ganzen Mist auf und ich schnauzte ihn einfach an.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich war nicht gut in Entschuldigungen, doch wollte ich endlich mal wieder etwas Richtiges tun.

Ich erhob mich langsam, mied den Blick in den Spiegel und horchte in den Flur hinein. Verwundert stellte ich fest, dass Stimmen zu hören waren.
Es brauchte nicht lange, bis ich die Stimme von Liam erkannte. Ihn würde ich aus Tausenden heraus hören.
Man hatte in der Vergangenheit einfach schon so viel Zeit zusammen verbracht, dass man sich besser kannte, als man es für möglich halten würde.

Einen Augenblick fragte ich mich, ob Harry Liam erzählen würde, was passiert war.
Doch verließ diese Vermutung sofort wieder den Raum der Tatsachen. Er würde nie etwas Vertrauliches weitergeben.

Zumal Liam tatsächlich stark unter Zayns Austritt litt und ganz andere Sorgen mit sich herum trug.
Zayn und er waren beste Freunde gewesen, hatten sich mehr erzählt, als ich je von Zayn wissen werde und waren wie Brüder durchs Leben gegangen.
Dass Liam nun eine wichtige Bezugsperson verloren hatte, da dieser das Bandleben über den Kopf gewachsen war, war verständlicherweise ziemlich hart.
Doch saßen meine eigenen Probleme viel zu tief, als dass ich
Großes ausrichten könnte.

Kurz kam mir der Gedanke zurück ins Bett zu gehen und den Tag über nicht mehr heraus zu kommen, doch das war kindischer, als es meine kindische Art zuließ. Und das musste etwas heißen.
Ich musste mich vorerst bei Harry entschuldigen und das so unauffällig, dass Liam keinen Verdacht schöpfte.
In meinem Zustand war das alles andere als leicht. Doch ein bisschen Selbstvertrauen musste ja wohl noch vorhanden sein.

Entschlossen trat ich in den Flur und erreichte kurze Zeit später das Wohnzimmer. Es wurde mir ein vertrautes Bild geboten. Liam saß auf dem Sofa, hielt eine dampfende Tasse Tee in den Händen und hatte eine ernste Miene aufgesetzt.
Mir entgingen nicht seine Augenringe, die fast meinen Konkurrenz machen könnten.
Er sah erledigt und müde aus und schien sichtlich erleichtert über Harrys Gesellschaft.

Dieser saß ihm gegenüber auf dem Sessel, hatte seine Beine halb überschlagen und nippte ebenfalls an einer Tasse Tee. Sein Gesichtsausdruck war sein typischer Was-liegt-dir-auf-dem-Herzen-Blick.
Liam war der beste Beweis dafür, dass Freundschaftskummer genauso hart sein konnte wie Liebeskummer.
Doch konnte man dies nicht Ansatzweise vergleichen.

Ich hatte meine Freundin angelogen und betrogen. Sie war noch immer unwissend über all dies, machte sich Sorgen und würde jeden Moment auf der Matte stehen.
Sie würde mich ansehen, mir zu hören, mich hassen und gehen, als wäre sie nie hier gewesen. Und ich würde endlich aus dem Halbschlaf erwachen und merken, dass das alles kein Kinderspiel und dass unsere Beziehung nicht mehr zu retten war.

Ich zuckte erschrocken durch diese Gedanken zusammen und hielt mich an dem Türrahmen fest. Meine beiden Freunde sahen so aus, als würde das Bild vollkommen sein.
So als würde kein Betrüger in den Raum passen, der sich bei seinem besten Freund entschuldigen wollte. Und doch räusperte ich mich leise.

Zwei Köpfe drehten sich abrupt in meine Richtung. Sofort sah ich, dass Harry noch immer verletzt von meinem „Verpiss dich" war. Seine Augen wirkten leer, als er mich musterte und trocken feststellte: „Du bist wach"
Ich nickte, was wohl mit das Überflüssigste war, das ich in meinem Leben je gemacht hatte.

„Geht es dir gut?" Ruckartig glitt mein Blick zu Liam, der mal wieder ein besseres Gespür hatte, als ich es Jemand anderes zu trauen würde.
„Ja", log ich gekonnt und grinste. „Habe nur zu lange gezockt!"
Der zweite Teil war nicht einmal gelogen. Tatsächlich hatte ich die halbe Nacht am Handy gehangen, aus welche Gründen musste Liam ja nicht erfahren.

Eine Weile bildete sich ein ungemütliches Schweigen. Irgendwas oder irgendwer musste dieses Gespräch in Schwung bringen, ansonsten würden wir weiterhin in der Stille gefangen sein.
Dass es ausgerechnet die Haustürklingel war, war eine Variante, die ich zuvor noch nicht überdacht hatte.

Einen Augenblick wartete ich unbeeindruckt, dass Harry zur Tür ging und schaute, wer um diese Vormittagsstunden sein Haus aufsuchte.
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Panik, die mich scheinbar schon seit längerem beobachtet hatte, überfiel mich und ließ mein Herz ein paar Takte schneller schlagen. Bevor einer der anderen reagieren konnte, machte ich kehrt und suchte panisch das Gästezimmer auf.

Mein inneres Kind nahm scheinbar die Oberhand von mir, da ich genauso wie vor über zehn Jahren ins Zimmer rannte, abschloss und mich gegen die Tür lehnte.
Ich sah mich förmlich vor meinen geistigen Auge in jungen Jahren im Kinderzimmer stehend, da ich mal wieder etwas ausgefressen hatte.
Doch das hier war etwas völlig anderes. Und der Erwachsene in mir sollte lieber schnell zurückkommen, bevor ich noch ganz den Verstand verlor.

Einige Zeit passierte nichts. Das Vertuschen vor Liam hatte ich mir soeben selbst kaputt gemacht. Doch sollte meine Vermutung wirklich stimmen, würde ich nie wieder freiwillig aus diesem Zimmer heraus kommen.
Erneut spürte ich den Scham in mir aufkommen, gefolgt von der Selbstverachtung.
Ich konnte meiner Freundin nicht mehr unter die Augen treten, nicht nachdem was passiert war.

„Louis?", ertönte plötzlich Harrys Stimme hinter der Tür. Es war keine Frage, es war eine Aufforderung.
Eine Aufforderung, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es klopfte gegen die Tür. „Sei nicht albern!"

Einen Moment fühlte ich mich wie in einem wirren Traum, so unrealistisch war das alles hier. Ich war Louis Tomlinson. Und ein Louis Tomlinson versteckte sich nicht hinter einer Tür vor der Wahrheit.
Er ließ sich seine Schwäche und seine Angst nicht anmerken. Er blieb stark und traute sich mit der Sprache heraus zu rücken.

Ruckartig drehte ich mich um, rieb die Hände ineinander und schloss auf. Meine Panik zwängte ich in die hinterste Ecke meines Herzens und verschanzte sie dort.
Ich öffnete die Tür und sah in Harrys Gesicht. Er legte mir seine Hand auf die Schulter. Augenblicklich spürte die Wärme seiner Finger und atmete tief durch. Ich glaubte einen Moment, er würde etwas sagen wollen, doch schien diese eine Geste zu genügen.

Im Stillen forderte ich meine Beine auf, doch endlich vorwärts zu gehen. Es brauchte viele Anläufe.
Dann endlich schaffte ich es sie zum Gehen zu bewegen.
Mit festen Schritten erreichte ich das Wohnzimmer, in welchem zwei Menschen mit Sorgen gezierten Gesichtern standen.

Der eine war Liam, welcher mich so fragend ansah, als würde er mich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen haben.
Dieser Mensch verließ nun das Zimmer, da hinter uns eine Stimme ertönte: „Liam, kommst du kurz?"

Da war es nur noch ein besorgtes Gesicht. Ich wich diesem aus, während ich näher kam und hörte, wie hinter uns die Tür geschlossen wurde.
Harry sorgte dafür, dass wir ungestört waren. Sollte ich ihn dafür hassen oder mich bedanken?

Eleanor stand mit dem Rücken am Fenster. Mein Blick wanderte von ihren wirren Locken, zu ihren müden Augen, bis hin zu ihren starren Lippen. Sie wirkte gespenstisch und wie ein Schatten ihrer Selbst.
Selbst ihre Kleidung schien sie ohne Hintergedanken und Modewissen aus dem Schrank genommen zu haben und ihre Schminke war so verschmiert und alt, als wäre sie vom Vortag.

„Louis" Ihre Stimme zerbrach in der Luft und rieselte zwischen uns auf den Boden. Wir starrten beide nach unten und wagten es nicht uns anzusehen.
„Was ist passiert?", stellte sie die Frage, dessen Antwort alles zerstören konnte.

Langsam hob ich meinen Kopf, beschämt und vorsichtig. Sie machte es mir nach, nur dass sie es mit einem verängstigten und fragenden Ausdruck tat.
„Wie kann es sein, dass du dich zwei Tage nicht meldest, dass du bei Harry untertauchst, keine meiner Anrufe annimmst und dich jetzt auch noch einschließt, um mich nicht sehen zu müssen?", redete meine Noch-Freundin weiter.

Sie kam mir auf irgendeine Weise fremd vor. So als wäre sie nicht die Person, die ich jeden Abend in meinen Armen hielt und die Person, der ich jeden Morgen einen liebevollen Kuss gab.
Und ich glaubte ... Nein, ich wusste, dass es ihr genauso erging. Den Blick, mit dem sie mich musterte, hatte ich noch nie zuvor an ihr gesehen.
Die Panik versuchte sich mühsam zu befreien, doch hielt ich sie standhaft zurück.

„Es tut mir leid", verließen die ersten Worte meine Lippen. Ich fühlte mich betäubt und erneut so unwahrhaftig wie in einem Traum. Ich brachte es nicht übers Herz weiter zusprechen.
Ob es aus egoistischen Gründen war und ich sie nicht verlieren wollte oder aus liebevollen, um sie zu schützten, konnte ich nicht zu ordnen.

Die Stille, die darauf folgte, war die stillste Stille, die ich je erlebt hatte. Ich hörte mein Herz laut in meinen Ohren schlagen. So laut, als würde es jeden Moment zerspringen.
Eleanor wartete, bemüht geduldig. Doch kannte ich sie mittlerweile besser, als jeden anderen. Und ich wusste, dass sie klug war, dass sie mich kannte und die Wahrheit auch ohne Worte direkt in ihre Arme lief.

Dennoch schaffte ich es aus einem Entschluss der Vernunft weiter zusprechen: „Als du bei dem Geburtstag deiner Mum warst, bin ich in einen Club gegangen - du hast gesagt, ich solle mir einen schönen Abend machen!"

Ich hasste mich dafür, dass ich es klingen ließ, als sei sie an allem Schuld. Das war erbärmlich!
Bevor ich mich erneut auf das Chaos meiner Gedanken einlassen konnte, erzählte ich mit rauer, zittriger Stimme weiter: „Und dann ... Dann habe ich ein bisschen zu tief ins Glas geguckt und auf einmal stand diese Frau vor mir und hat mich geküsst und zu sich nach Hause genommen. Wir waren so im Rausch, dass wir miteinander..."

Ich brach ab - für mich und für sie. Ich konnte das nicht. Ich wollte das nicht. Die Wahrheit war etwas Mächtiges, das sowohl retten, als auch vernichten konnte. Doch was es dieses Mal war, war eindeutig. Vernichtung.

Ihr Atemzug streifte meine Ohren. Leise und doch so laut, dass ich ihn hören konnte. Ich wagte es nicht sie anzusehen.
Der Schmerz, den sie nun empfinden musste, war zu schwer für ihre leichte und fröhliche Art. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Fäusten, die mir galten. So fühlte sich es also an, wenn plötzlich alles anders wurde und sich eine schwere Leere auf mein Herz legte.

„Du ...", fing Eleanor an zu stottern. Ich hörte förmlich ihre Gedanken, die durch ihren Kopf kreisten. „Das ist ein Scherz, oder?"
Ich wollte und brauchte diese Frage nicht verneinen. Es war vorbei. Das alles hier war vorbei. Welcher Mensch würde einen das verzeihen?
Eine Stille machte sich breit. Irgendwann wagte ich es ihr ins Gesicht zu sehen. Tiefer als gewollt, schaute ich ihr in die braunen, erloschenen Augen. Tränen. Viele Tränen.

„Es tut mir aufrichtig leid" Ich sah sie an, sprach meine letzten Worte zu ihr und atmete aus. Einen Moment waren wir gefangen in unserem Schweigen, in unserer gemeinsamen Vergangenheit, in Erinnerungen, in Schmerz und Verachtung.
Dann befreite sie sich, trug all diese Dinge hinter sich her und ließ mich allein zurück.

Ein Schluchzen erreichte meine Ohren. Fluchtartig riss sie die Tür auf und stolperte nach draußen. Ich sah verschwommen, wie Harry in den Flur trat, wie meine Freu ... Exfreundin ihm in die Arme sank, wie sie weinte, wie sie litt. Harry strich behutsam über ihren Rücken, sowie ich es immer getan hatte.

Er warf Liam einen Hilfe suchenden Blick zu, redete auf Eleanor ein und begleitete sie schließlich nach draußen.
Ihr Schluchzen zerriss erneut die Stille. Und während sie den Schmerz unserer Trennung spürte, spürte ich nichts. Absolut gar nichts.

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