7- "Wie beruhigend."

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"Magie ist eine Illusion. Wir sehen sie niemals selbst, nur ihre Auswirkungen.
Magie ist Wissen. Eine Macht, die niemals vollständig ist und selbst heruntergeschrieben nicht gegenständlich wird.
Magie ist ein Zweigsichtiger Zwilling: Sie ist weder gut noch böse. Erst die Hände ihrer Träger formen sie.
Sie ist wie Nebel. Du kannst sie nicht fangen."

-Vergessenes Volksgedicht über die Nebelflüsterer

✥✥✥ 

          „So meine liebsten Liebestäubchen. Wer von euch möchte als Erstes singen?" Nyam hatte die Tür zu unserem Raum aufgestoßen, als hätte Calean nicht zuvor Stunden damit verbracht, sich gegen ihre Angeln zu werfen.

Der Halbelf schlenderte ins Zimmer, entfachte mit einem Fingerschnippen ein Feuer in einer Kaminstelle, die ich zuvor nicht einmal gesehen hatte und zog sich einen Stuhl heran, als hätten wir ein Klassentreffen. Interessiert musterte uns.

„Wir sind keine...", setzte ich an, doch er unterbrach mich sofort mit einem Zungenschnalzen.

„Gib dir keine Mühe, Gwinn. Ich war in deinem Kopf und du warst bis jetzt zu höflich, um mich herauszuwerfen", er erlaubte sich ein zufriedenes Grinsen, dass mir gleichzeitig die Hitze ins Gesicht trieb und eisige Kälte durch die Adern jagte, „Du kannst mich nicht anlügen, aber amüsiere uns ruhig beide weiter."

Calean drehte sich freundlicherweise nicht zu mir um. Stattdessen starrte er stur an dem Herold des Königs vorbei zur offengelassenen Tür. Falls er eine Flucht plante, hoffte ich, dass er mir vorher Bescheid sagte.

„Also", Nyam rutschte zur Vorderkante der Sitzfläche und stützte gespannt die Ellenbogen auf seinen Knien ab, „Wer wird sich in den ersten Nebelflüsterer verwandeln?"

Garcy. Ihr Name platzte so ungewollt in meinen Gedanken auf, dass Panik sofort folgte. Wenn Nyam in meinen Kopf sehen konnte, dann...

„Es ist nicht Garcy", schnitt mir der Halbelf prompt den Gedankenzug ab, „Das habe ich vor zwei Tagen überprüft, während du deine Kopfschmerzen verschlafen hast. Garcy ist voll von Magie, aber das wars. Hat dir niemand gesagt, wie Nebelflüsterer gemacht werden?"

Ich blinzelte dumpf. Was... wie? Wenn er wusste, dass es nicht Garcy war, dann wusste er auch, dass ich keine Ahnung hatte, wer es sonst sein könnte.

„Nebelflüsterer entstehen, wenn ein Genträger über seine natürlichen Kräfte hinaus geht und alte Magie statt unserer verwendet", flüsterte Calean neben mir tonlos. Langsam löste er seinen Blick von dem Ausgang und starrte stattdessen den Herold an, „Es ist unmöglich vorher zu sagen, wer von den tausendenden Genträgern dazu in der Lage wäre."

„Nun, zweien ist es bereits gelungen. Wir haben sie nur noch nicht gefunden", erwiderte Nyam kühl, „Garcy zu nutzen, war eine clevere Idee, aber ich will vorher etwas anderes probieren. Du bist doch intuitiv, Calean. Gib mir einen Tipp, damit ich der Erste vor Ort bin."

Etwas sprachlos starrte ich von einem zum anderen. Alte Magie? War das nicht die Kraft der Elfen und...

„Ziemlich jedem, der Magie aus der Wildheit seiner selbst schöpft. Tödlich für die meisten begabten Menschen", brachte Nyam meinen Gedanken schnell zu Ende, ungeduldig auf Caleans Antwort wartend, „Ähnlich wie normale Magie für Menschen. Sie reißt durch euch hindurch wie ein Strom durch Spinnenweben."

„Wie beruhigend", nuschelte ich und umklammerte meine Knie mit meinen Armen. Garcy war kein Nebelflüsterer. Ich hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt. Das bedeutete, dass niemand mehr einen Grund hatte sie von mir zu trennen. Außer natürlich, um mit ihr den nächsten Nebelflüsterer zu finden.

Calean rieb sich über die Augen und dämmte mein winziges Glücksgefühl sofort wieder ein.
„Ich würde schätzen, dass starke Gefühle oder Angst sowas auslösen. So wie Gwinn ihre Kräfte zu sich holt, wenn sie sich fürchtet", er warf mir einen flüchtigen Seitenblick zu und kurz bildete ich mir ein, dass seine Augen weicher wurden, „Wenn wir uns schützen wollen, ziehen wir Kraft aus dem Netzwerk der Magie um uns herum. Angenommen wir ziehen zu stark..."

Er brachte den Satz nicht zu Ende, aber ich nickte trotzdem unbewusst. Maze hatte mir erklärt, dass Nebelflüsterer eine fürchterliche Erschütterung in unserem magischen Netzwerk auslösten. Was, wenn sie ein Loch hineinrissen und das offenbarten, was darunter lag?

„So weit die Theorie", stimmte Nyam zu und lehnte sich wieder zurück auf dem Stuhl, „Sehr gut im Unterricht aufgepasst. Aber wer ist dazu in der Lage? Wer wurde mit so viel Kraft oder so viel Angst geboren, dass er sich den alten Mächten aussetzt?"

Aus irgendeinem Grund starrte ich ebenfalls Calean erwartungsvoll an. Er wirkte merkwürdig in sich gekehrt, seitdem wir unsere Fluchtversuche aufgegeben hatten. Nicht abweisend wie sonst, sondern seinem Schicksal ergeben. Und es machte mir mehr Angst, als der lauernde Blick des königlichen Herolds.

Doch als er über weitere Minuten nichts sagte, ging dem die Geduld aus.
„Gut", er klatschte in die Hände. Der Laut kam so abrupt, dass ich instinktiv zusammenzuckte, „Wenn du nicht freiwillig deine Geheimnisse mit mir teilen willst, beginne ich in der Zeit deine Freundin zu rupfen."

Und noch bevor ich verstand, was er da von sich gab, hatte er mir seine flache Hand auf die Stirn gepresst und meine Welt ging in Flammen auf.
Ein gellender Schrei verschluckte Caleans Antwort und wie auch beim letzten Mal brauchte ich eine Sekunde, bis mir auffiel, dass es meiner war.

Nyams Hand zog sich zurück und ich fiel keuchend und stöhnend mit der Nase voraus auf den Boden. Tränen rannen mir über die Wangen und mein ganzer Körper bebte. Der Schmerz, eben noch alles umfassend, verschwand genauso schnell wieder, doch an seiner Stelle machte sich die Angst breit.

„Ich weiß nicht, wer der Nächste sein wird", presste Calean zwischen den Zähnen hervor. Er war aufgestanden und beugte sich über mich, seine langen Finger meine Haare haltend. Der merkwürdige Zeitverlust, den ich erlitten haben musste, ließ mich wimmern.

„Oh wirklich, dann-..."
Ich hörte nie die gesamte Antwort. Stattdessen fand ich mich plötzlich in einem anderen Teil des Raumes wieder. Calean hielt mich in den Armen und Nyam war nirgendwo zu sehen.

„Es tut mir so leid, Gwinn. Es tut mir so leid", er wisperte die Worte in mein Ohr, unwissend, dass ich zu Bewusstsein gekommen war.

Ich versuchte, mich zu bewegen, mein Arm eingeklemmt zwischen seinen und meinen Beinen. Sofort ließ er mich los, doch das war eine weniger guter Idee. Meine Muskeln - falls ich noch welche besaß- reichten nicht aus, um mich aufrecht zu halten, und so wäre ich zu Boden gerutscht, wenn er mich im letzten Moment nicht doch gegriffen hätte.

Ich sackte gegen seine Brust und versuchte stattdessen aus meiner momentanen Lage zu ermitteln, was passiert war. Die Tür war wieder geschlossen und das Feuer im Kamin erloschen. Es roch nicht einmal mehr nach Rauch hier drinnen.
Kein gutes Zeichen für mein Zeitgefühl.
„Hast du ihn vertrieben?", versuchte ich es hoffnungslos.

„Er ist gegangen, nachdem du nach dem zehnten Mal nicht mehr aufgewacht bist." Caleans Stimme klang gepresst. Er bewegte sich hinter mir, ohne mich loszulassen und mit plötzlicher Hitze in den Wangen wurde mir bewusst, dass er mich wie ein kleines Kind hielt.

Kein Wunder, dass alle dachten... Moment... Zehn Mal? Warum erinnerte ich mich nur an zwei? Zehn war doch mehr als Zwei oder? In meinem Kopf herrschte friedliche Schwärze. Mir kam die Überlegung, dass Nyam und unsere merkwürdige Verbindung vielleicht schuld daran war, doch ich wollte lieber nicht darüber nachdenken.
„Er verlangt zu viel von dir. Du hattest nie das Training, um derartige Vorhersagen zu machen", versuchte ich, Calean in Schutz zu nehmen.

Er sagte nichts.

„Vorhersagen wer der nächste Nebelflüsterer ist. Wenn das einfach wäre, hätten das schon andere mit deiner Begabung getan", fuhr ich fort, weil ich plötzlich die Stille nicht mehr ertrug. Nyam würde zurückkommen. Und ich würde weiter gefoltert werden.
„Wirklich. Warum sucht er sich nicht jemand anderes, der-..."

„Ich weiß, wer der nächste Nebelflüsterer wird", unterbrach Calean meinen Redefluss leise. Er hatte seine Wange an meinen Kopf gelegt, sodass ich jede seiner Kieferbewegungen spürte. „Es ist-..."

Sofort kehrte jedes Gefühl in meine Gliedmaßen zurück. Beinahe elektrisch schoss ich hoch und hielt ihm die Hand vor den Mund. Ich durfte nicht wissen, an wen er dachte. Nicht, so lange Nyam in meinen Kopf sah.

Doch es war zu spät. Calean bewegte seine Lippen für den letzten Laut und ich hatte sofort ein Bild vor Augen. Die schwarze Flüssigkeit. Die Vibration in der Luft. Und der Rauch, der niemals Rauch war, sondern Nebel. Es verblasste genauso schnell und ich konnte mir unmöglich sicher sein, dass er den Namen gesagt hatte, von dem ich glaubte, dass er ihn hatte sagen wollen. Doch irgendetwas in meinem Inneren zweifelte ihn nicht an. Ich hatte es gesehen. Die Vorboten miterlebt. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie diese Kraft entfesselt aussehen würde, doch in dem Moment flog die Tür wieder auf.

„Maze Timmens also", Nyams weiße Zähne leuchteten in die Dunkelheit, als er herein schlenderte, „Dann sollten wir uns beeilen. Mr. Nacat verhandelt gerade mit dem guten Sucher seinen Preis für eure Befreiung."

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