.:𝙷𝚘𝚌𝚑𝚖𝚞𝚝 𝚔𝚘𝚖𝚖𝚝 𝚟𝚘𝚛 𝚍𝚎𝚖 𝙵𝚊𝚕𝚕:.

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𝚂𝚘𝚗𝚗𝚝𝚊𝚐, 𝟷𝟼.𝟷𝟶.𝟷𝟼

An jenem Nachmittag bestand die größte Herausforderung darin, sich zu rechtfertigen und das ohne den Gebrauch der verbalen Sprache.

Ratlosigkeit zeigte sich in Harleys Sorgenfältchen. Immer tiefer werdende Kerben entstanden zwischen ihren Augenbrauen und auch heute zierten leere Zeilen ihre Handflächen.

Nehal und Candy versuchten ihr Freiraum zu geben. Eine lockere Stimmung aufkommen zu lassen, doch die Harmonie ertrank in der Fassade dieser Lüge.
In Wirklichkeit wurden deren Köpfe von Schuld, Misstrauen und Sorge zerfressen.

Sie können sagen was sie wollen,
aber sie verurteilen mich.
Zumindest misstrauen die beiden mir.
Wie soll ich erklären, was im April passiert war, wenn ich es nicht kann?
Was, wenn sie richtig damit liegen, mir die Schuld zu zuweisen?

"Das ist also dein lieblings- Café?
Es ist nett hier."
Etwas, was die Blondine schon fragte, kurz nachdem sie das Lokal betraten.
Candy schlürfte an ihrem Oreo-Shake und prüfte dabei noch einmal das Interieur, welches hauptsächlich aus Holz, Samt und Uhren bestand.

Das will sie doch gar nicht wissen.
Nein, sie will ein Geständnis.
Ihr wäre bestimmt am liebsten, wenn ich sage, dass ich Jordan getötet habe und nun kurz davor bin, selbiges mit Haven zu tun.

"Aber so einfach ist das nicht!"
Es rutschte Harley in einer Lautstärke heraus, die sie sich so nie wagte in der Öffentlichkeit zu verwenden.

Die weiß-braun marmorierte Flüssigkeit verweilte im durchsichtigen Strohhalm.
Der letzte Schluck blieb der motivierten Studentenratsvorsitzenden eindeutig im Hals stecken.

Selbst Nehal, die bis eben, ohne zu blinzeln auf Candys Handy, welches auf dem Tisch lag, starrte, beendete ihr Handeln.

Ein Glück, dass sich Harleys Stammplatz im hintersten Eck des Café 'Timeless' befand und keiner sonst ihren Ausfall bemerkte.

Der Muslima reichte ein Blick, um das Verhalten ihrer neuen Freundin zu entschlüsseln.
Harley hatte sich im selben Atemzug zum Richter ernannt, sowie zum Schuldigen verurteilt.

"Wir denken nichts Schlechtes von dir. Du weißt doch, wir haben beschlossen dir zu vertrauen, Freunde zu sein und wenn du bereit bist, dann und nur dann, kannst du uns alles erzählen.
Wichtiger ist, dass wir eine Frist gesetzt bekommen haben.
Im Winter ist Haven fällig und darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren",
erklärte Nehal, ihre Augen hafteten jedoch schon längst wieder auf dem Bildschirm.

Der männliche Teil ihrer Truppe begab sich zum Treffpunkt.
Sie sprachen zuvor ab, dass die Jungs anriefen, sobald sie Dr.Sawickis Standort erreichten.

Minuten später erklang das erlösende Klingeln.

"Wieso hat das so lange gedauert?"
Candy meckerte drauf los, ohne zu zögern.
Unzufrieden nahmen die anderen beiden nur ein unverständliches Flüstern am anderen Ende der Leitung wahr.

"Geht es Noel gut?",
erkundigte sich die nervöse Inderin.

Gute Frage. Der Arme verfällt ja des Öfteren seiner Panik.

Die Blondine aber, konzentrierte sich ganz auf ihren Gesprächspartner am Hörer.

"Stell doch auf laut. Uns hört hier hinten sowieso keiner."
Harley griff nach Candys Ärmel, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Diese befolgte den Rat und platzierte ihr Handy auf dem Mittelpunkt des rot schimmernden Tisches.

"Alles voll abgefuckt. Wir sind hier mitten im Nirgendwo. Weit und breit nur Felder, um uns herum.
Vor uns ist ein Haus. Vor hundert Jahren war es wahrscheinlich mal weiß. Die unteren Fenster wurden alle blickdicht verschlossen, aber nachdem wir näher ran gegangen sind, haben wir Stimmen gehört.
Dort sind Menschen, einige, wenn wir uns nicht irren."
Aston fasste sich möglichst kurz.
"Sollen wir rein?"

Die Frauen im 'Timeless' sahen sich gegenseitig an. Da schimmerte kein Ehrgeiz im hoffnungsvollen Blau.
Keine Wärme im natürlichen Braun.
Und kein Licht im dunklen Schwarz.
In deren Iriden stand nur eines sicher geschrieben.

Wir könnten Haven retten, aber andererseits auch Noel und Aston in Gefahr bringen.

"Noel, sei ehrlich, wenn du Angst hast, musst du dort nicht rein. Wir werden eine andere Lösung finden."
Nehal brach das Schweigen.
Sie ging davon aus, dass auch Aston die Lautsprecher aktiviert hatte und tatsächlich, nachdem es raschelte hörten sie die Stimme des Lockenkopfes.
"Es geht um Haven, Nehal. Ich, nein wir können nicht zulassen, dass ihm etwas passiert."
Darin waren sie sich alle einig,
auch wenn gerade Nehal die meisten Zweifel plagten.

"Aston, hast du deine Kopfhörer dabei? Kannst du dein Handy laufen lassen, damit wir alles mithören können?",
erkundigte sich Candy.

"Ja und ja",
gab Aston direkt zurück.

Eigentlich wollte Harley zunächst nur Nehal beruhigen, denn sie glaubte, wahrgenommen zu haben, dass für kurze Zeit, deren schwarze Augen weitaus mehr glänzten als üblich.
Funkelten dort etwa Tränen der Sorge?
Harley brauchte eine Weile, um sich an das Bild einer schwächelnden Nehal zu gewöhnen.
Die einst so überlegene Frau wirkte plötzlich zerrissen und von Unsicherheit geprägt.

"Zach",
plapperte die Griechin den Namen ihres Landsmannes aus.

"Zach wird kommen, sobald ich ihn alarmiere und er wird uns helfen.
Er ist Polizist und ein Freund von mir",
erklärte sie.

"Der junge Mann, welcher unsere Anzeige aufgenommen hat?"
Nehal erinnerte sich an den gut gelaunten Mann im eher tristen Revier.
Harley nickte schnell und erntete dafür skeptische Blicke.
Schnell lag deren Konzentration aber wieder im Hier und Jetzt.
Besser gesagt, im Dort und Jetzt.

"Drückt uns die Daumen",
sprach der junge Sportler, ehe ein knirschendes Geräusch jeden getätigten Schritt untermalte.

Die Frauen beugten sich bereits über den Tisch, nur um Astons lauter werdenden Atemzügen zu lauschen.
Ohne ein Klopfen vernommen zu haben, quietschte bereits eine Tür.
Eine grelle, Unheil bringende Musik, doch nichts im Gegensatz zu dem synchronen Gemurmel, welches aus dem Inneren kam.

Harley spürte wie sich die Härchen an ihren Armen, schmerzhaft gegen die Ärmel ihres Pullovers richteten.
Auch in Kirchen empfand sie das gemeinsame Beten eher als bedrückend, während andere von einem Gefühl der Gemeinschaft sprachen.

Die bekannten Stimmen ihrer Freunde blieben stumm, doch die der Fremden wurden immer lauter.

"Gott ist in mir und ich auf Erden.
So werde ich urteilen und mich erheben vom einfachen Volke.
Es lebe der Herr, es lebe das unendliche Wir."

Es flüchtete aus hunderten von Mündern und schallte von den Wänden wider.
Es drang durch den Hörer, direkt in das Café.

"Ich sehe kein Anfang und kein Ende.
Manche sind maskiert und manche nicht. Das ist eine fucking Sekte!"
Aston wisperte, doch der letzte Satz entkam ihm beinahe ungeniert.

"Was siehst du noch?"
Harley brauchte die Hinweise mehr denn je.
Etwas musste gegen Astons Annahme sprechen.
Auch wenn sie Haven nicht so gut wie die anderen kannte, so passte dieser Makel nicht zu ihm.
Sie hörte öfter davon, dass Sekten einen zwingen zu bleiben, doch der Eintritt musste auf freiwilliger Basis geschehen sein.
Und diesen Schritt traute sie dem Vermissten nicht zu.

Oder hat seine Mutter ihn dort hinein gezogen?

"Ganz vorne an der Wand hängt ein riesiges Kreuz aus Holz. Sie haben Blumengirlanden an jeden Zweig gehängt."

"Haven wäre niemals einer Sekte beigetreten."
Nehal schlug auf den Tisch. Auch sie glaubte es nicht.

"Das hier ist eine Sekte!"
Noels Stimme, sei sie auch nur ein Flüstern gewesen, protzte vor felsenfester Überzeugung.

Die Tatsache warf ein neues Licht auf die Situation. Ein blendendes.
Alle schwiegen.
Und im Nachhall des Gebetes tauchte immer mehr Ungewissheit, anstelle der langersehnten Lösung auf.

Wie kam ein gläubiger Mensch wie Haven dazu, solch einer Organisation beizutreten?
Hatten diese größenwahnsinnigen Teufel über ihn geurteilt und etwas mit seinem Verschwinden zu tun?

Einzelne Fetzen, ohne jeglichen Zusammenhang, strömten den Jugendlichen durch die Gehirngänge.

"Ehhm Leute, die gehen gerade alle raus. Still und schweigend."
Es stimmte. Nach Astons Worten, herrschte eine gespenstische Stille.
Ganz so, als sei er der einzige Anwesende im Raum.

"Worauf wartet ihr? Verschwindet und zwar unauffällig",
herrschte die Blondine direkt in die Sprechanlage.

Die Männer schienen zu gehorchen.
Für Sekunden unterbrach nur Astons flacher Atem die Ruhe, doch dann blieben alle Herzen stehen.

"Ms Cavanaugh habe ich mir ja etwas anders vorgestellt, aber bei uns ist jeder willkommen."

Sie hörten einen Mann, vermutlich einen älteren Raucher und es schien unerklärlich wie eine Tonart, zugleich bedrohlich, sowie freundlich klingen konnte.

"Ehhm, Herr Sawicki, oder? Also, das Ganze ist nichts für uns und wir wollten gerade gehen."
Aston stotterte, ganz zu Harleys Verwunderung. Bis jetzt gab der junge Sportler ein mutiges Bild von sich ab. Selbst nachdem er zusammen geschlagen wurde, kam er ihr nicht verunsichert vor.

"Wer einmal hier ist, der geht nicht einfach."
Das Lachen des angeblichen Psychologen passte rein gar nicht zu seiner recht ernst gemeinten Aussage.

Aber, was meint er damit?

Harley klappte ihr eigenes Handy auf, um das Gespräch aufzunehmen. Sie brauchten Beweise, falls sie damit zur Polizei gehen würden.
Dr. Sawicki wusste allerdings, wie er sich ausdrücken musste.
Jegliche Sätze, waren vorsichtig gewählt und gaben mehr als genug Interpretationsfreiraum.

Schritte, gegangen in edlen Schuhen, klackerten über den harten Boden.

"Das ist das Kreuz des Lebens, der erwachten Blüten und nicht das, des Todes, der Sünden und der Wiedergeburt. Nicht nur Jesus ist Gottes Schöpfung, sondern wir alle. Wir sind die Propheten, die für Freiheit, Recht und das Leben kämpfen."
Der Arzt hatte sich entfernt und schrie durch die leere Halle.

"Mein Freund hat nicht die ganze Wahrheit erzählt. Wir suchen jemanden. Haven. Er gehört zu uns",
verbesserte Noel.

Wie zu Stein mutiert saßen die Lauschenden im Café, als seien sie im Theater und das kleine Gerät vor ihnen stellte die Bühne dar.

"Interessant. Haven, also...",
sprach der Mann vor sich hin.

Noel, Aston, Harley, Nehal und Candy, sie alle führten einen inneren Kampf, den sie bitterlich verloren. Die Hoffnung, sie rauschte bereits durch deren Adern wie Gift, zu jeder Zeit bereit, ihre Wirkung zu zeigen.
Es würde sich anfühlen wie ein Schlag ins Gesicht, ein Tritt in den Magen und letztendlich wie ein Strick um den Hals, wenn Sawicki nun keinen Hinweis auf den Verbleib ihres Freundes gab.
Sie waren bereit alle Hürden zu überqueren, aber dafür mussten sie erst auf die richtige Spur gelangen. Die Spur zu Haven. Dort wünschten sie sich zu sein, in seinen unversehrten Armen, selbst Harley, die ihn kaum kannte.

"Er war ein guter Junge, bereit etwas in seinem Leben zu ändern, um letztendlich die Welt zu einer Besseren zu machen. Sein Leid hatte ihn inspiriert. Anderen sollte es nicht so schlecht gehen, wie ihm, deswegen hat er sich wohl gefühlt unter Vielen, die ihn verstanden. Haven war nicht mehr alleine in all dieser Ungerechtigkeit und zusammen helfen wir uns gegenseitig."

Verlogene Wärme zog ihre Linie auf Harleys Wange. Die Träne landete auf dem Tisch und sie schämte sich nicht für sie. Stattdessen blickte sie in diese kleine runde Pfütze, die das Licht spiegelte.
Sie verstand es und diese Erkenntnis tat weh.
Plötzlich befürwortete sie, dass der Beitritt zur Sekte allein Havens Werk war.

Für einen Moment glaubte auch sie an die Schönheit der Worte dieses selbsternannten Priesters, aber wo befand sich die angepriesene Freiheit in dem Raum, den du nicht verlassen durftest?

Wo gibt es Gerechtigkeit, wenn Menschen sich gegenseitig verurteilen dürfen?
Wo gibt es Frieden, wenn gekämpft wird?
Eine Utopie ist ein Traum, keine Realität.

Und Haven fühlte sich nur noch wohl, wenn er träumte.

Harley erkannte in Doktor Sawicki eine autoritäre Figur, die seine Hand hielt, ihm einen Weg aufwies, wie es eigentlich nur ein Vater konnte.
Seinen leiblichen Vater verlor er, aber der Schmerz lastete noch immer auf seinem Herzen.
Astons Betrug stellte nur die Spitze des Berges dar.
Haven verlor den letzten Glauben an sich und somit auch an seinen Mitmenschen.

In dieser auserwählten Gemeinschaft, umgeben von verlorenen Seelen, fühlte er sich zum ersten Mal wieder verstanden, vielleicht sogar zuhause.

Die junge Griechin packte die Wut.
Sie sah das Mädchen im dunkelblauen Kopftuch, sowie die Blondine vor sich an.

Ihr hättet für ihn da sein müssen.

Harley wollte es aussprechen, doch vorher wurde sie unterbrochen.

"Tragisch... Ich habe es letzte Woche in den Nachrichten gesehen. Er möge bald wieder heil zurück kommen",
bedauerte Sawicki.

"Er wird diesen Ort hier nie wieder betreten. Das braucht Haven nicht. Ich werde ihm so dermaßen den Kopf waschen, dass er eure Gehirnwäsche vergisst und wieder zu uns kommt, mit uns redet und nicht von euch Irren manipuliert wird!"

Astons Stimme zitterte. Dort mussten Tränen seine grauen Iriden benetzen, wo Harley ins Leere starrte, doch diese Vermutung, brachte ihm kein Mitleid ein.

Es ist alles seine Schuld! Wieso musste er auch unbedingt etwas mit dieser Rose anfangen?
Aston braucht nicht so zu tun, als würde ihm sein bester Freund so viel bedeuten.
Dank ihm traut Haven keinem mehr.

Doch nachdem er Haven lauthals verteidigte, ertönte nur noch eine verlorene Leitung.
Jemand hatte aufgelegt und alle Gefühle verwandelten sich in eines. Panik.

"Harley, ruf sofort diesen Zach an!",
forderte Candy, die selbst nach ihrem Handy griff und kläglich versuchte Aston, oder Noel zu erreichen.

Auch Harley zögerte keine Sekunde und suchte die Nummer des Polizisten, welche sie schließlich auch wählte.

"Hallo?"
Dieses einfache 'Hallo' wirkte beruhigend auf sie.
Sie vertraute dem Gesetzeshüter, der noch vor wenigen Tagen ihr eigenes Leben rettete.

"Zach, hier ist Harley. Ich brauche dich. Meine Freunde sind bei der Suche nach Haven unwissend in eine Sekte geraten und wir haben die Verbindung verloren. Kann ich dir den Standort schicken und du fährst hin?"

"Alleine kann ich da nicht hin. Das ist zu gefährlich. Keine Ahnung mit was für Leuten ihr euch da angelegt habt."

Na toll... Dann sind auch Noel und Aston dran. Zumindest wird die Polizei Fragen stellen.

"Die Jungs werden sich schon rausreden können, aber ihre Sicherheit ist doch gerade am wichtigsten, oder Harley?"
Diese bewunderte seine Ausgelassenheit. Zach geriet nicht wie die anderen in Panik.
Er dachte nach, lies die Logik walten.

"Ja, du hast ja Recht. Beeilt euch, bitte."
Harley wollte nicht noch einen weiteren Freund in Gefahr bringen.

Ihr Finger ruhte bereits auf der Taste mit dem roten Hörer, doch ehe sie diese tätigte,
fiel ihr Mund auf.

"Da wäre noch etwas, Harley. Ich werde kommen, wenn du im Anschluss mit mir ausgehst."
Es war dieser Satz, der die junge Frau aus der Fassung brachte.

"Spinnst du? Das ist jetzt echt nicht der richtige Moment."
Sie schüttelte den Kopf, weshalb Nehal, von ihrer Neugierde getrieben, noch näher an die Griechin heran rutschte.

"Es tut mir jetzt schon Leid, aber ich werde es nicht zurückziehen. Es ist der falsche Moment, aber die beste Gelegenheit. Die Uhr tickt nämlich und du musst-"

"Ja!",
schrie sie wie von ihm erwartet, bereute es allerdings schon im nächsten Augenblick.

"Bin unterwegs."
Und damit beendete er das Gespräch.



























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