Stille Nacht, entspannter Morgen

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Beim rausgehen mussten sie durch die mittlerweile leere Kirche, wo Tomoko und der Pastor dabei waren die Kullise des Krippenspiels am Altar wieder abzubauen. ,,Ah, da seid ihr ja. Hat alles geklappt?", rief sie ihnen zu, währen sie den Pappstern von Bethlehem in eine Kiste steckte, wo er bis nächstes Jahr bleiben würde. ,,Jaaaa alles super", log Josuke. Seine Mutter nickte. ,,Gut. Und danke noch Mal. Ihr habt was gut bei mir, Jungs. Bleibt es morgen bei 10 Uhr?"
,,Yup! 10 Uhr bei dir! Einen schönen Heiligabend noch!"
Die Jungs stürmten zurück zur Grundschule, zogen sich um und legten die Kostüme zurück in die Aula. Da Josukes Mutter sie mit ihren Auto gebracht hatte, nahmen sie sich zurück ein Taxi und brachen zuhause erschöpft zusammen. Für einen entspannt geplanten Heiligabend verlief der Tag viel zu stressig.

Josuke fiel praktisch ins Bett und fantasierte über Russische Schokolade. Nicht mehr heute, sagte er sich, denn der Glühwein machte sich in seinem System breit. Er umarmte sein Kissen, als auch Okuyasu neben ihn ins Bett fiel.
,,Heute nicht mehr", murmelte Josuke, als er die Hand an seinem Rücken spürte.
,,Ach komm schon."
,,Nein, das ist ja der Punkt. Ich komme nicht. Wenn du kommen willst, geh ins Bad."
Okuyasu musste mittlerweile auch völlig durch sein, denn dieser Spruch reichte, um ihn wie ein kleines Mädchen kichern zu lassen. ,,Das ist witzig, weil ich meine kommen im sinne von 'Sei kein Spielverderber' und du meinst kommen im Sinne von-"
,,Du musst mir die Pointe meines Witzes nicht erklären. Ich werde ihn wohl verstehen."
Josuke drehte sich auf den Rücken und schaltete den Fernsehen an. ,,Home alone 2 läuft", kommentierte er beim Anblick von Maculay Culkin, der Donald Trump in einer Hotel Lobby nach dem Weg fragte. ,,Ich dachte wir hätten uns auf Kevin allein in New York geeinigt, weil er technisch gesehen nicht allein zuhaus, sondern allein in New York ist", murmelte Okuyasu vom Kissen gedämpft.
Josuke tauschte seine Straßenklamotten gegen den "Baby it's cold outside" Pyjama, den er letztes Jahr von Okuyasu zu Weihnachten bekommen hat. Als er die Lampe ausmachte, erhellte nur noch das bläuliche Licht des Fernsehrs das Schlafzimmer und bald schon hörte er Okuyasu neben sich schnarchen, der einfach in seinem Festtagshemd und seiner Ersatz Jeans eingeschlafen ist. Josuke stellte den Wecker auf 9 Uhr, ehe er ebenfalls abdriftete und von Russischer Schokolade träumte.

,,Guten Morgen, Morioh und einen wunderschönen ersten Weihnachtsfeiertag! Wir haben Sonntag, den 25. Dezember 2005, 6 Uhr Ortszeit, das Wetter entspricht einer weißen Weihnacht und passend zum Datum haben wir einen echten Hit im Gepäck!"
Als die zehntausendste Wiederholung von All I want for Christmas startete, schaltete Josuke das Radio aus und nippte an seiner Kaffeetasse. Wie konnte seine innere Uhr nur so grausam sein und ihn so früh wecken?
Im Fernsehen lief auch nur Schrott, wie immer an Feiertagen. Die selbe Abfolge von allen Home alone Teilen, Charlie und die Schokoladenfabrik, der Grinch und Dinner for one wie jedes Jahr. (Same procedure as every year, James, fügte Josuke in Gedanken hinzu.)
Und das war nur der Dreck, der auf den Programmen lief, die Josuke so guckte, weil er der amerikanischen Pop Kultur immer mehr abverlangen konnte als der japanischen. Als er zu den regionalen Sendern wechselte, blieb er bei der Weihnachtsfolge einer Soap hängen, die vor Drama und Missverständnissen fast platzte.
,,Ich verstehe das nicht! Wieso machst du Schluss mit mir? Und dann auch noch an Weihnachten!", schrie der männliche Protagonist überdramatisch.
,,Weil sie deine Tante ist", murmelte Josuke in seiner Tasse.
,,Weil... weil ich deine Tante bin!"
,,Ha! Toldcha!"

Irgendwann kam Okuyasu die Treppe runter geschlurft. Er sah fertig und verwirrt aus, seine Klamotten müffelten und seine Haare waren das reinste Durcheinander. Er müsste auf jeden Fall duschen vor dem Brunch, oder Tomoko würde ihn im Vorgarten mit dem Schlauch sauber spritzen, so wie sie es immer Josuke gemacht hatte, wenn er den halben Sandkasten vom Spielplatz mitgebracht hatte.
,,Was würde ich nicht alles dafür tun einmal neben dir aufzuwachen. Ist es zu viel verlangt, dass du mal einfach n paar Stunden liegen bleibst und chillst? Ich wache auf und da is' niemand, Josuke! Ich hatte als Kind immer Angst, dass ich irgendwann aufwache und sich herausstellt, dass ich der einzige Mensch auf Erden bin, so wie in dieser einen Spongebob Folge, wo alle Spongebob in Bikini Bottom allein gelassen haben. Du fütterst diese Angst! Du traumatisierst mein inneres Kind!"
Sicher, er traumatisierte Okuyasus inneres Kind. Sicher nicht sein gewaltätiger Vater oder sein verbal verletzender Bruder. Aber Josuke würde sicher kein Salz in die Wunde streuen, also stellte er seine Kaffeetasse ab und weitete seine Arme einladend. ,,Tut mir leid. Komm her!"
Kaum hatte er Okuyasu im Arm, bereute er es allerdings naserümpfend. ,,Du musst gleich duschen. Meine Fresse, du hast Lametta im Haar", murmelte er und zog den silbernen Metallstreifen aus Okuyasus Haaren.
,,Was ist mit Bescherung?"
,,Wenn du sauber bist. Der Weihnachtsmann kommt nicht zu ungepflegten, nach Tabak, Alkohol und Schweiß stinkenden Kindern."
Okuyasu nickte, als wäre das absolut plausibel und schlurfte ins Bad. Es dauerte nicht lange, da hörte Josuke das beruhigende Rauschen des Wassers.

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