25 - Der Lockvogel

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Während Jan Böhm im Club erneut den Lockvogel für eine potentielle serienmordende Männerhasserin gab, saß Rose wartend in seinem Sportwagen, den er exakt an der Stelle abgestellt hatte, wo die Gertraudgasse in die Gerberstraße mündete. Er war hundemüde und hatte es sich auf dem Fahrersitz bequem gemacht, lauschte dem Radio und genoss einen Imbiss, welchen er sich in der direkten Nachbarschaft besorgt hatte.
Gespannt blickte er auf das Display seines Handys. Immer noch keine Nachricht von Böhm, dachte er, heute ist entweder Herrenabend, oder die jungen Frauen sind heute besonders anspruchsvoll und haben keine Lust auf selbstverliebte Söhnchen von Polizeipräsidenten.

Langsam zweifelte Rose selbst an seiner Falle. Sie war ziemlich ineffizient, das musste er zugeben. Es wäre schon ein Zufallstreffer, wenn man mit nur einem Lockvogel direkt an die Täterin gelangen würde. Würde sie denn überhaupt dreimal am selben Ort nach ihren Opfern suchen? Es war davon auszugehen, dass sie nach der Provokation in der Zeitung wieder aktiv werden würde. Diesmal muss sie einen Fehler machen, flehte Rose in Gedanken, andernfalls klebt das Blut eines weiteren Jungen Mannes an unseren Händen. Engelhardt hätte die riskante Aktion mit Curkow niemals durchziehen dürfen! Wer weiß schon wozu ein kranker Kopf erst fähig ist, wenn er noch angestachelt wird?

Rose, kramte eine Medikamentenpackung aus seiner Jackentasche hervor und steckte sich eine Pille in den Mund, dann schluckte er sie mit einem Schluck Wasser aus einer Plastikflasche herunter.

Nicht mehr lange und Böhm würde gar nicht mehr mitmachen wollen. Auch Lechners Geduld würde bald ein Ende finden, wenn man ihm nicht bald vernünftige Ergebnisse präsentieren könnte. Dann würde Engelhardt den ganzen Fall zugeteilt bekommen und hätte erreicht was er wollte - und Roses Reputation wäre komplett dahin.

Nach einer Ewigkeit, die der schläfrige Rose ganz allein mit seinen Selbstzweifeln verbracht hatte, erhielt er eine kurze Nachricht von Böhm auf seinem Smartphone: Begleite gleich eine Verdächtige in die Zellerau. Ungutes Gefühl.
War das nur eine weitere Nebelkerze oder vielleicht doch der große Fang? Dass Böhm, ein ungutes Gefühl hatte, alarmierte Rose zur Vorsicht. Er war jetzt hellwach und musste darauf achten, keinen Fehler zu machen!

Aus seinem Auto heraus beobachtete er, wie Böhm in Begleitung einer jungen Frau aus der Disco kam. Die Frau war überdurchschnittlich groß, war schlank, hatte lange dunkle Haare und trug ein schwarzes Cocktailkleid. Mehr konnte Rose im fahlen Lichtschein der Straßenbeleuchtung nicht von ihr ausmachen. Die beiden Nachtschwärmer setzten sich in Bewegung und plauderten dabei vergnügt. Rose gab Ihnen etwas Vorsprung. Nachdem sie eine Weile nach links in die Pleichertorstraße abgebogen waren, startete er den Motor, der sogleich laut aufheulte und für einige neugierige Blicke bei den Discobesuchern, die vor dem Club rauchten, sorgte. Dann fuhr er los. Böhm hatte gesagt, dass er mit der Verdächtigen in Richtung des Stadtteils Zellerau unterwegs war. Mit dieser Information konnte er ihren Weg antizipieren: Sie mussten vom Kranenkai auf die Friedensbrücke und an der Talavera vorbei. Als Rose an der Ampel am Ende der Friedensbrücke stand, konnte er die beiden auf Höhe des Forschungsinstituts ausmachen. Das Institut lag direkt gegenüber von der Polizeiinspektion, wenn die verdächtige Frau wirklich die Gesuchte, gegen die ermittelt wurde, sein sollte, dann hätte sie wirklich Nerven so direkt vor ihrer Nase zu agieren! Rose setzte die Verfolgung unauffällig fort und beobachtete wie die beiden am Neunerplatz die Wörthstraße überquerten und sich weiter in Richtung Euro-Center bewegten. Er holte unauffällig weiter auf. Zu dieser späten Uhrzeit war nur noch sehr wenig Verkehr. Das kam ihm einerseits gelegen, aber andererseits durfte er auch nicht zu nah an die Verdächtige heran, denn das würde auffallen.

Kurz vor dem Euro-Center, einem auffälligen Rundbau aus Glas, bogen die Verfolgten in die Friedrichstraße ein und Rose ahnte böses. Er wusste, dass ausgerechnet diese Straße für Autos in einer Sackgasse endete. Während Fußgänger unbehelligt weitergehen konnten, versperrten nach etwa hundert Metern ein paar Pflöcke die Durchfahrt. Sollte er lieber einen Umweg fahren? Dann würde er die beiden aber vermutlich verlieren. Er entschied sich in die Friedrichstraße einzubiegen. Er würde dort parken müssen und zu Fuß weiter folgen müssen.

Als Böhme und seine unbekannte Begleiterin schon ein Stück voraus aber noch in Sichtweite waren, stellte Rose den Wagen ab. Einen freien Parkplatz gab es hier nicht, weshalb er auf der Straße stehen blieb, wo er die bereits parkenden Fahrzeuge blockierte, aber das kümmerte ihn gerade wenig. Er musste sie jetzt zu Fuß weiterverfolgen. Es dauerte nicht lange und er hatte den Abstand zu den beiden verkürzt, die ineinander eingehakt durch die Nacht spazierten. Er konnte die beiden angeregt über ihren Beruf reden hören. Scheinbar war sie irgendwie in der Medizin tätig. Dann hielt die Frau plötzlich inne, drehte sich zu Böhm und küsste ihn eng umschlungen.
Rose erschrak und suchte schnell Deckung hinter einem geparkten Auto. Hatte sie ihn gesehen, als sie sich umgedreht hatte?

Die Frau sah Böhm erschrocken mit geweiteten Augen an. „Das ist eine Falle, oder?"

„Was?" Böhm blickte sie verdutzt an und konnte nicht schnell genug reagieren als sie blitzschnell ein Pfefferspray aus ihrer Handtasche holte und ihm gezielt in die Augen sprühte.

Böhm schrie laut auf als seine Augen fürchterlich zu brennen begannen und mit einem kraftvollen Tritt beförderte die Angreiferin ihn zu Boden, wo er sich vor Schmerzen windete.

Rose musste nun eingreifen und sprang aus seinem Versteck hervor. „Stehen bleiben, Polizei!", rief er ihr entgegen, doch sie hatte bereits die Flucht ergriffen und sprintete die Friedrichstraße weiter entlang.
Rose bückte sich hinunter zu seinem Kollegen. „Alles klar bei Ihnen?", wollte er wissen.

„Geht schon, schnappen Sie dieses Miststück!"

Rose ließ sich nicht lange bitten und rannte ihr hinterher. Er lief schneller als die junge Frau und hatte schon bald zu ihr aufgeschlossen als sie etwa auf Höhe des Friedrich-König-Gymnasiums war. An der Kreuzung zur Sedanstraße, bekam er sie zu fassen und packte sie so fest er konnte von hinten. Es entstand ein wildes Gerangel. Sie wehrte sich mit allen Kräften um sich aus den Fängen des Kriminalbeamten zu befreien. Rose war erstaunt, welch starke Kräfte eine derart zierliche Frau entwickeln konnte. Er musste sie irgendwie zu Boden reißen und sie mit seinem gesamten Körpergewicht fixieren. Ehe er diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, setzte es jedoch einen schmerzhaften Tritt zwischen die Beine. Als Reaktion auf den fürchterlichen Schmerzimpuls in seiner Körpermitte lockerte Rose seinen Griff ein wenig und die Frau konnte sich losreißen. Er unterdrückte den Schmerz, der sich gerade im gesamten Körper ausdehnte und packte sie erneut. Diesmal riss es beide jedoch zu Boden und sie fielen auf die Straße. Rose hielt sie noch fest, als er plötzlich direkt in zwei leuchtende Scheinwerfer blickte. Die Scheinwerfer gehörten zu einem Auto, welches die Sedanstraße in Richtung Mainaustraße entlangfuhr und gerade die Kreuzung passieren wollte. Ungebremst traf es die beiden Kontrahenten.

Rose war benommen und versuchte aufzustehen. Aber sein Bein versagte ihm den Dienst. Sein gesamter Körper schmerzte bitterlich. Vom Boden aus sah er noch, wie die junge Frau stark humpelnd davonrannte, dann wurde alles um ihn herum schwarz und er verlor das Bewusstsein.

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