26 - Wunden lecken

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Rose fand sich wieder in einem Krankenhausbett. Er trug ein Flügelhemd und sein rechtes Bein befand sich in einem Gipsverband. Er sah an sich hinab und bemerkte, dass sein Körper mit blauen Flecken geradezu übersäht war. Er wunderte sich, dass sein Körper und vor allem sein Bein nicht schmerzten. Schmerzmittel, fiel es ihm sofort ein, als er die Flasche bemerkte, die an einem Galgen über seinem Bett hing. Sie war mit einem Schlauch verbunden, der zu einem Zugang an seinem Handgelenk führte.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer und ein Mann im weißen Kittel kam herein.

„Ah, ich sehe, Sie sind wieder bei uns. So langsam hatte ich mir schon Sorgen gemacht."

Er sah dem Mann ins Gesicht, aber er konnte es nur verschwommen erkennen.

„Scheiße, Neppe sind das etwa Sie? Bin ich tot?", fragte er verwirrt und aufgebracht zugleich.

„Herr Rose, beruhigen Sie sich doch! Mein Name ist Dr. Sirsch. Ich glaube, ich sollte ihre Dosis an Schmerzmitteln reduzieren. Sie stehen ja völlig neben sich!"

„Was fehlt mir Doktor? Wieso bin ich hier?"

„Sie hatten einen Unfall. Sie wurden von einem Auto angefahren. Sie haben sich dabei eine Gehirnerschütterung, ein paar Prellungen und eine Fraktur zugezogen. Sie hatten Glück, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Sie dürften sich schnell erholen. Ich denke, ich kann Sie sogar noch heute entlassen."

„Und die Frau?", fragte Rose. Er musste es wissen. All seine Bemühungen, das ewige Kopfzerbrechen, das Hoffen und Bangen, diese fürchterlichen Schmerzen... es durfte doch nicht umsonst gewesen sein!

„Welche Frau?"

„Die mit mir den Unfall hatte?"

„Von einer Frau ist mir nichts bekannt. Ruhen Sie sich besser noch etwas aus."

Rose wurde wieder schwarz vor Augen und er fiel in einen unruhigen Schlaf.

*🐈*

„Jetzt wachen Sie schon auf, verdammt!" Mit diesen Worten wurde Rose unsanft aus dem Schlaf gerissen.

Er erschrak als er Lechner neben seinem Bett sitzen sah. Neben ihm befanden sich noch Engelhardt und Böhm im Zimmer.

„Wie geht es Ihnen?", fragte Böhm besorgt.

„Ich glaube, die Schmerzmittel verlieren an Wirkung", entgegnete Rose und stöhnte vor Schmerzen.

„Oh, warten Sie erst ab, wenn ich mit Ihnen fertig bin!", drohte Lechner, dann sprach er weiter „Was war das denn schon wieder für eine Aktion von Ihnen?"

Rose verstand nicht, wieso Lechner das Geschehen kritisierte.

„Wir haben sie erfolgreich aufgespürt, die Mörderin von Dennis Steiner und Dominik Schmahl. Wir haben sie beinahe geschnappt. Wir waren so kurz davor!" Rose hielt seinen Daumen gegen den Zeigefinger um mit dieser Geste seiner Aussage mehr Ausdruck zu verleihen und zu verdeutlichen wie kurz davor sie gewesen waren. Offenbar jedoch vergeblich, denn durch den Zusammenprall mit dem Auto hatte sie die Gelegenheit zur Flucht bekommen und diese erfolgreich genutzt.

„Und dennoch stehen Sie immer noch ohne die Tatverdächtige da! Sie haben dabei die Gesundheit von Jan Böhme und sich selbst aufs Spiel gesetzt! Der Arzt sagt, Sie hatten Glück im Unglück, dass Ihnen nicht noch mehr zugestoßen ist! Und was glauben Sie, wie die Öffentlichkeit erst reagiert, wenn dieses Ereignis publik wird?"

„Wir stehen nicht ohne etwas da - es hat sich gelohnt! Böhm hat sie gesehen!"

„Gut, dann schauen Sie gefälligst, dass sie noch mehr zusammenkratzen, das sie auf der Pressekonferenz veröffentlichen können, die ich nun einberufen werde! Sie erhalten den Termin, sobald er feststeht. Der Druck ist gewaltig, falls Ihnen allen das noch nicht bewusst war! Sorgen Sie also gefälligst dafür, dass unser Dezernat nicht völlig unkompetent erscheint! Diese Konferenz wird über Ihre weitere Karriere entscheiden. Es sollte also in Ihrem Interesse liegen, hier ausnahmsweise ein positives Bild abzugeben! Ansonsten gnade Ihnen Gott, denn ich werde keine Gnade zeigen!"

*🐈*

Als die beiden gegen Abend in Roses Porsche den Parkplatz des Zentrums für operative Medizin verließen, herrschte eine unangenehme Stille.  Doch das Schweigen barg eine knisternde Spannung, die sich jederzeit und unkontrolliert zu entladen drohte. Rose war frustriert und dachte darüber nach, was kürzlich passiert war und was nun alles passieren würde: Sie hatten die Verdächtige fliehen lassen, Engelhardt würde sicherlich diesen erneuten Misserfolg wie schon bei Finja Trump auszunutzen wissen, damit Rose in einem noch schlechteren Licht dastand und nun würden sie sich auch noch in einer Pressekonferenz zur Mordserie verantworten müssen! Es könnte seinen beruflichen Untergang bedeuten, den Todesstoß aller seiner Ambitionen! Wie konnte er diesem Schicksal noch entrinnen?

Das Autoradio spielte gerade Gangsta's Paradise von Coolio und Kylian Mash, ein zeitloser Klassiker, den das Lokalradio auch heute noch erschreckend häufig spielte.

As I walk through the valley of the shadow of death,
I take a look at my life and realize there's not much left.

„Ich könnte durchdrehen, wir hatten sie fast!", brach Rose das Schweigen schließlich, schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wir waren so verdammt kurz davor! Ich könnte durchdrehen, so knapp war es!"

„Ehrlich jetzt? Diese Irre hätte mich jederzeit hinterhältig aufschlitzen können! Ich als Köder für eine völlig verrückten Serienmörderin?! Wie konnten Sie das überhaupt zulassen, mich dieser Gefahr auszusetzen? Wir können uns glücklich schätzen, dass Ihr dämlicher Plan so glimpflich ausgegangen ist."

Rose platzte der Kragen! Der Plan war aufgegangen und er war es, der von einem Auto angefahren worden war und nicht Böhm! Seine Wut setzte einiges frei, das sich seit ihrem Kennenlernen am Flughafen in Frankfurt angestaut hatte und Rose, der sonst so kontrolliert war, konnte es nicht mehr zurückhalten. Es brach einfach aus ihm heraus!

„Wissen Sie was? Sie sind nicht mal halb so toll, wie Sie denken, Böhm!", redete er sich in Rage, „Ihre ach so tolle Karriere haben Sie doch nur Ihrem einflussreichen Vater zu verdanken! Doch die Wahrheit ist, dass Sie nicht das Zeug dazu haben. Kein Wunder, dass Sie Scheiße gebaut haben. Wahrscheinlich haben Sie sich einfach maßlos überschätzt!"

„Das stimmt überhaupt nicht!", protestierte Böhm energisch, „Die richtigen Leute haben meine Stärken erkannt und mich gefördert."

„Reden Sie sich das ruhig ein. Die wollten sich doch nur bei Ihrem Vater gut stellen! Hinter Ihrem Drang nach Prestige und Geld, steckt nur heiße Luft - nichts weiter! Aufgrund Ihres Opportunismus und dem steten Streben nach immer mehr und mehr sind Sie völlig unfähig für Empathie, weil Ihnen kein Mensch außer Ihnen selbst wichtig ist! Wissen Sie, jede Zusammenarbeit ist schwierig, solange den Menschen das Glück ihrer Mitmenschen gleichgültig ist. Daher sind Sie auch ein schrecklicher Ermittler und haben absolut nichts bei der Kripo zu suchen, es sei denn man sucht einen Nachfolger für Lechner, der genauso unfähig und empathielos sein soll! Dann wären Sie die ideale Nachbesetzung."

I'm an educated fool with money on my mind.
Got my ten in my hand and a gleam in my eye.

„Ein schrecklicher Ermittler also? Vielleicht bin ich das, weil ich einen völlig durchgeknallten Vorgesetzten habe, der sich täglich irgendwelche Antidepressiva reinpfeift! Was soll man denn auch von einem Geisteskranken, der an Angstzuständen oder traumatischen Belastungsstörungen oder was weiß denn ich leidet, lernen?! Wann wollten Sie mir das denn erklären, oder dem Lechner?"

They say I gotta learn, but nobody's here to teach me.
If they can't understand it, how can they reach me?
I guess they can't, I guess they won't.
I guess they front, that's why I know my life is out of luck, fool!

„Sie wissen ja gar nicht, wovon Sie da reden! Sie haben absolut keine Ahnung!" Rose wich kleinlaut den Anschuldigungen und Fragen aus.

„Sie sind ein verdammtes Risiko für mich und auch für Sie selbst!", setzte Böhm nach, „Verdammt, was ist Ihnen nur widerfahren, dass Sie so geworden sind?"

Tell me why are we, so blind to see,
that the ones we hurt, are you and me?
Tell me why are we, so blind to see,
that the ones we hurt, are you and me?

„Darüber will ich nicht reden, kann ich nicht reden..."

„Alles klar, kein Problem! Behalten Sie es nur für sich, ist besser für Sie, denn wenn das rauskommt, sind Sie völlig am Arsch! Kommen Sie doch endlich mal mit Ihrem Leben klar! Vielleicht können wir die Mörderin ja dann auch erfolgreich aufspüren, mit guter Polizeiarbeit und keinen verrückten, selbstzerstörerischen Himmelfahrtskommandos! Es würde mich nicht wundern, wenn es ihr jetzt zu heiß geworden ist und sie jetzt komplett untertaucht."

„Das ist allein meine Sache! Halten Sie sich da gefälligst raus und schnüffeln Sie mir nicht hinterher!", fuhr Rose seinen jungen Kollegen energisch an, „Aber Sie haben Recht: Wir werden jetzt nicht locker lassen! Sie spürte unseren heißen Atem im Nacken und es wird unerträglich für sie werden. Sie wird einen Fehler machen und wir werden sie schnappen! Nehmen Sie mein Auto ruhig mit und holen Sie mich morgen früh um Sieben ab. Dann machen wir uns zusammen an ein Phantombild."

Erst jetzt bemerkte Rose, dass die beiden in seiner Straße angekommen waren. Das Streitgespräch hatte ihn vollkommen blind für das ganze Drumherum gemacht.

„In Ordnung. So machen wir es. Ich hole Sie morgen ab. Aber das Phantombild werde ich mit Engelhardt erstellen. Sie sind fertig Rose! Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich möchte nicht mit Ihnen zusammen untergehen."

„Der Engelhardt war doch gar nicht dabei..."

„Ich habe sie gesehen, das genügt. Engelhardt und ich erstellen das Phantombild und geben es zur Fahndung raus. Wollen wir doch mal sehen, wie gut die sich verstecken kann!"

„Ach, machen Sie doch was Sie wollen. Bis morgen!" Rose, stieg ungelenk aus dem Sportwagen. Die tiefe Straßenlage seines Autos bereitete ihm sichtlich einige Probleme, aber Böhm machte keine Anstalten ihm zu helfen. Als er es letztlich geschafft hatte und sicher mithilfe seiner Krücken stand, warf er die Beifahrertür kräftig zu.

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