2- Denk dran, wir sind Piiiiraten!

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Einige Jahre zuvor

➴♚➶

          Julianna hatte nicht geweint, als ihre Mutter und ihr Vater an Bord eines Schiffes gingen und nie wieder zurückkehrten. Sie hatte die Hand ihrer Großmutter gehalten, artig gewunken und später zusammen mit der noch gar nicht so alten Dame den Einkauf auf dem großen Marktplatz erledigt. Es gab Kuchen.

Sie hatte nicht geweint, als sie drei Jahre später im Chaos eben jenen Marktplatzes verloren ging. Mit nur fünf Jahren hatte sie einem dort stationierten Wachtmann in die Hand gebissen, als er ihr helfen wollte und sich unter dem Tisch eines Bäckers versteckt. Als der Markt am Abend abgebaut wurde, hatte sie so viel Kuchen gegessen, dass sie sicher war die Insel müsse in ihre Richtung kippen. Sie kehrte nach Hause zurück und erhielt eine Standpauke. Die Befürchtungen ihrer Großmutter fanden an diesem Abend ihre Wurzel: Sie war wie ihr Großvater.

Sie hatte allerdings auch König Constantin gebissen, als er ihr in die Nase kniff, obwohl sie ihm bei jedem seiner Besuche sagte, dass sie das nicht mochte. Das hatte ihr Großvater nie getan. Wenn Constantin da war, wurde viel von ihm erzählt und Julianna saß auf seinem Knie und aß den größten Teil des Kuchens.

Fünf Jahre lang weinte sie kein einziges Mal. Sie war ein sehr glückliches Kind, das mit Geschichten von ihrem Opa und großen Mengen Kuchen aufwuchs, die als Antriebsstoff für allerlei Blödsinn dienten. Selbst heute konnte sie sich an kaum etwas anderes erinnern.

Aber sie weinte an dem Tag, als sie ihre Großmutter beerdigten. Stumme Tränen, die niemals enden wollten, während sie den Sarg in den Boden absenkten. Während der König ihr in beruhigenden Worten versicherte, dass sie ein geladener Gast seines Hofes wäre. Während seine zwei Töchter und sein Sohn ihr steif, aber höflich die Hand reichten.

Und laute Tränen, als die Königin sich abends in ihrem neuen Zimmer auf die Kante ihres fremden Bettes setzte und ihr eine kleine Schatulle überreichte.
„Ich habe leider nichts, was dich an deine Großmutter erinnern könnte", erklärte sie, mit einer Hand sanft über Juliannas dunkle Locken streichend, „Aber das gehörte deinem Großvater und den hat sie sehr geliebt."

Die Hände des Mädchens zitterten so stark, dass sie kaum die Schleife lösen konnte und noch länger für den Deckel brauchte. Als sie schließlich das kleine Geschenk geöffnet hatte, blickte sie auf ein verblichenes Seidenband, an dem ein einzelner goldener Anhänger hing.
„Das gehörte meiner Oma", widersprach sie schwach. Sie hatte oft damit gespielt. Aber es war nie in einem so sauberen und schönen Zustand gewesen. Der goldene Anhänger mit dem Löwenkopf darauf blitzte poliert. Die Seide war alt, aber nicht so fleckig.

„Es ist ein Eheband. Deine Großmutter trägt ihres noch. Und du hast das andere." Die Königin drehte ihr Handgelenk, sodass Julianna ihr eigenes sehen konnte. Eine dunkelrote Kordel, ebenfalls mit goldenem Anhänger. König Constantin hatte dasselbe. „Ich möchte, dass du sehr gut darauf aufpasst."

Das Mädchen nickte, noch bevor die Königin zu Ende gesprochen hatte. Sorgsam verschloss sie die Kiste, kletterte aus ihrem Bett und verstaute sie in der Truhe, die man ihr davorgestellt hatte.

„Du willst es nicht tragen?"

Sie schüttelte den Kopf und kletterte zurück ins Bett. Sie weinte nicht mehr, sondern sah entschlossener aus. Sorgsam strich sie das Laken wieder über ihren Beinen glatt, wie es sonst ihre Großmutter getan hatte.
„Es könnte kaputt gehen, bei meinen Abenteuern."

Überrascht hob die Königin die Brauen.
„Abenteuer? Hast du etwa was geplant?"

„Nicht direkt", räumte ihr Schützling ein, „Aber alle sagen, ich bin wie mein Großvater. Und mein Großvater hatte Abenteuer."

Und sie sollte recht behalten. Auch, wenn sie sich nicht daran erinnerte, als sie elf Jahre später in dem Wrack der Santa Antonia erwachte.

„Floristan, du musst aufwachen!"

Floristan. Der Nachname ihres Vaters klang vertraut in ihren Ohren.
Benommen blinzelte sie gegen einen massigen Schatten, der sich vor das harsche Sonnenlicht geschoben hatte. Die Farben seines gestreiften Pullovers verschwammen vor ihren Augen und fügten sich schließlich zu Käpten Abeleins Gestalt samt schwarzem Schopf zusammen.

Er hatte sich zu ihr heruntergebeugt und beide ihre Hände gegriffen. Den Schmerzen in ihren Schultern zu Folge, hatte er auch ein paar Mal gezogen. Ohne Erfolg.
„Du musst mir helfen oder ich reiße dir noch eines deiner Gliedmaßen aus."

Julianna lag tief in den Erdboden gedrückt. Hinter dem Käpten sah sie die Spitzen von Baumwipfeln friedlich hin und her wiegen, doch von irgendwo näherte sich lauter werdendes Hufgetrappel. Ein dumpfer Druck auf ihrem Knie und der Wade verleitete sie dazu sich nach ihrem rechten Bein umzudrehen.

Sie hatte schon viele Männer über Schock sprechen gehört. Männer, die weiterkämpften, obwohl ihnen ein Körperteil abgetrennt worden war. Mütter, die in brennende Häuser zurückrannten, um ihre Kinder zu retten und ohne einen Kratzer herauskamen. Und anscheinend siebzehnjährige Mädchen, auf deren Knie ein halbes Schiff lag und die keine Schmerzen spürten.

Obwohl ‚halbes Schiff' vielleicht übertrieben war. Ein kleines bisschen.

Der Rest der Santa Antonia lag in Trümmerteilen dahinter verstreut.
Verdammt. Sie waren gestrandet. Warum konnte sie sich nicht daran erinnern?
„Wo sind die anderen?" Der Rest der Mannschaft? Ihre Erinnerungen? Die letzten Stunden?

„Du musst mir helfen, Floristan. Die Soldaten sind bereits auf dem Weg hierher", startete der Käpten einen weiteren Versuch, indem er an ihren Armen zog. Ihr Oberkörper hob sich aus der Erde und sie drückte sich mit dem freien Bein ab.

Doch egal wie sehr sie strampelte und wackelte, sie klemmte fest. Vermutlich so tief in die weiche Erde gedrückt, dass sie noch nicht einmal eine Verletzung davongetragen hatte. Aber inzwischen konnte sie die Stimmen der Männer auf ihren Pferden hören.

Keuchend setzte er sie wieder ab.
„Die anderen sind bereits in Sicherheit, aber ich kann sie noch mal zurückhol-..."

Man würde sie finden. Ausgerechnet auf Clevem. Warum hatten sie nicht eine andere Insel finden können? Die Vorstellung erfüllte sie mit Unmut. Probehalber strampelte sie noch einmal, doch die Sache war zwecklos. Es blieb nur noch eines und sie sagte es, bevor Abelein auf einen neuen, gefährlicheren Plan kommen konnte.
„So gerne ich dir bei der Arbeit zusehe- du musst gehen, Käpten."

Abeleins Blick verfinsterte sich, als hätte sie ihm die Nase gebrochen oder ihren Hut schon wieder verloren.
„Kein anständiger Kapitän würde ein Mitglied seiner Mannschaft zurücklassen."

Julianna hätte am liebsten mit den Augen gerollt.
„Du bist kein anständiger Kapitän, du bist Pirat. Mit einer gestrandeten Mannschaft, die dich mehr braucht als ich." Deutlich mehr. Wer wusste schon, wie lange er Tromcen unbeaufsichtigt gelassen hatte. Wahrscheinlich hatte er inzwischen das nächste Dorf ausgeraubt. Und die Vorstellung gefiel ihr nicht.

Ein Pferd wieherte auf, so nahe, dass Abelein den Kopf drehte und für einen kurzen Moment ihre Hände losließ. Hastig stopfte Julianna sie unter ihren Körper, in der Hoffnung die Diskussion schneller zu beenden. Sie sah aus wie eine dreckige Robbe mit Piratenhut.

Abelein bemerkte die Geste mit tief gerunzelter Stirn.
„Sie werden dich für Piraterie verurteilen, Prinzessin."

Das wusste sie. Und ihr graute davor.
Aber so unbekümmert wie möglich zuckte Julianna mit den Schulter. Davor konnte Abelein sie nicht bewahren. Es war nur ein Jahr Freiheit gewesen. Sie konnte unmöglich so viel kosten.
„Glaubst du, als Prinzessin würden sie meine Verbrechen nur als Phase abtun?" Sie runzelte gespielt die Stirn, entschlossen ihn nicht ihre Angst sehen zu lassen.

„Hey!" Ein Mann in schimmernder Rüstung bremste sein braunes Pferd zwischen der letzten Reihe Bäume. Im Sattel drehte er sich zurück, um die anderen Soldaten auf seinen Fund aufmerksam zu machen.

„Wir werden dich retten kommen", versicherte Abelein hastig, „Egal was passiert, wir lassen dich nicht im Stich!" Und dann, noch ehe sich der Soldat wieder umgedreht hatte, war er verschwunden. Beeindruckend wendig für einen Mann seiner Statur.

Julianna schloss die Augen und dankte ihm innerlich. Gleichzeitig hoffte sie innständig, dass ihn die anderen daran erinnerten, dass er ein Pirat war. Das hier war ihre Schuld. Sie würde das alleine auslöffeln.

Der Reiter zwischen den Bäumen schwang sich von seinem Pferd und führte es näher an die Unfallstelle heran. Er trug einen Helm, wie es per Des göttlichem Gesetz Pflicht für jeden Soldaten war, aber seine Rüstung verriet, dass er mehr als nur ein einfacher Soldat war. Der Anführer dieser kleinen Expedition.

Ihm folgten mehrere Männer aus dem Wald heraus, von denen gleich mehrere auf die Flagge der Santa Antonia zeigten, die ironischerweise immer noch gehisst am Mast hing, der wiederum aufrecht im Boden steckte.

Julianna stellte ihre Ellenbogen auf und legte ihr Kinn in ihre Handflächen, geduldig darauf wartend, dass die Männer sich näher trauten. Wie Hühner schwärmten sie aus, kamen näher und zuckten wieder zurück.

Der Anführer sprach zuerst, den Blick suchend über das Wrack wandern lassend.
„Wo ist der Rest der Mannschaft, Bursche?"

Bursche? War er kurzsichtig?

Seine Stimme, verzerrt durch den Helm, war überraschend jung. Nicht viel älter als Julianna selbst.
Misstrauisch beobachtete sie ihn, wie er sich seinen Weg näher an sie heran suchte.

„Ich bin die Mannscha- HEY!", fuhr sie einen der Soldaten an, der probehalber gegen die Überreste der Gallionsfigur trat. Ertappt zuckte er zusammen und kehrte hastig zu den anderen Männern zurück.

„Das ist die Santa Antonia, man. Befreierin der Inseln Hamir und Sezanien?", fuhr sie empört fort, nur kurzzeitig damit beschäftigt sich aus dem Weg zu ducken, als ein anderer Soldat einfach über sie hinweg stieg, „Die kannst du doch nicht einfach treten!"

Der Anführer drehte sich zu ihr um. Skeptisch musterte er sie eindringlicher.
„Die Santa Antonia hat eine Rebellion angezettelt, weil jemand versehentlich ihrem Hund auf die Pfoten getreten ist. Vier Jahre Bürgerkrieg waren die Folge. Tut das da eigentlich weh?" Er deutete auf Juliannas Bein.

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. Ziemlich sicher, dass es wehtun sollte, aber ihr hämmernder Herzschlag blockte momentan alles aus.
„Und was genau glaubst du, wird passieren, wenn du ein Schiff trittst, das nach ihr benannt wurde? Außerdem hat der König Hamirs ihrem Hund die Pfote gebrochen und es als unter seiner Würde befunden, sich bei dem Tier zu entschuldigen. Also wenn das kein Grund ist, weiß ich auch nicht."

Der Anführer drehte sehr langsam den Kopf in ihre Richtung, unsicher, was er da hörte.
„Sag mal, kennen wir uns?" Versonnen gab er seine Zügel ab und ging vor ihr in die Hocke. Sie sah genau so aus, wie man das von jemandem erwartete, der erst mit dem Schiff aus dem Himmel gefallen war und dann eine ganze Weile mit dem Gesicht im Dreck gelegen hatte.

Um besser sehen zu können, zog er seinen Helm vom Kopf und entblößte einen blonden Lockenschopf und eine Unmenge an Sommersprossen, die jeder auf Clevem lieben gelernt hatte, wo sie doch sonst ein Zeichen der Sünde waren.

Oh nein. Mit einem Stöhnen ließ Julianna ihren Kopf zurück in den Matsch fallen. Hatte sie für einen Tag nicht schon genug Pech gehabt? Plötzlich war sie noch nicht tief genug in den Erdboden gedrückt. Wegen ihr hätte er sich auftun und sie komplett verschlucken können.

„Sieh mich einmal an. Ich könnte schwören-..."

Und gerade als sie glaubte, es könne kaum schlimmer kommen, kündigte sich ein zweiter Tross mit einem Horn an. Dieser wurde ebenfalls von einem berittenen jungen Mann angeführt, der gleich von Anfang an wegen der milden Temperaturen auf seinen Helm verzichtet hatte. (Mindestens vier Sommersprossen wert.) Und den kannte Julianna ebenfalls. Oder zumindest wusste sie, wer ihm diese hässliche Narbe auf der Wange verpasst hatte.

„Ich bin tot", nuschelte sie in den Dreck hinein. Warum war der noch nicht zu seiner eigenen Insel wieder zurückgekehrt?

„Und wie du das bist", rief ihr der zweite Prinz aus Ileatad zu, noch nicht von seinem Pferd abgestiegen. „Piraterie... Damit wirst nicht einmal du durchkommen, Floristan."

Der Kopf des Kronprinzen fuhr zu ihr herum, die Augen riesig.
JULIANNA?"

➴♚➶

"Voted und ich erzähle euch, wie Prinz A*loch zu seiner wohlverdienten Narbe kam." 
- Julianna, tief im Dreck. 

W.T. (and I can't stress this enough) F.???
Nicht nur, dass ich ohne Hilfe als Letzte erfahren hätte, dass wir einen Watty gewonnen haben... wir haben einen Watty gewonnen!!

Absurd xD vollkommen absurd xD

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