vii.

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In der darauffolgenden Woche fällt mir das Lernen noch schwerer als sonst. Immer wenn ich versuche, mich auf etwas zu konzentrieren, drifte ich ab und lasse mir Finns Worte wieder und wieder durch den Kopf gehen.

Glaubst du, sie würde dich zurückweisen, wenn du sie fragst, ob sie mir dir ein bisschen herumexperimentieren würde?

Ich presse die Augen zusammen und schlucke. Nein, wahrscheinlich würde sie das nicht. Wahrscheinlich würde sie mitmachen. Wahrscheinlich würde sie es sogar gerne tun, wie immer, wenn es darum geht, mir zu helfen, oder mir einen Wunsch zu erfüllen. 

Aber genau deshalb ist es so ein unfairer Vorschlag. Und je länger ich darüber nachdenke, desto unfairer kommt es mir vor.

Weil ich nicht weiß, wohin mit meinen Gefühlen, projiziere ich meine Frustration auf Finn. Was sollte dieser blöde Vorschlag? Was hat er davon, uns zu verkuppeln? Was sollte dieses Gefasel von wegen er wollte mir nur helfen, er hätte ein schlechtes Gewissen, weil er sie haben kann und ich nicht ... von wegen. Er wird sie niemals so haben können, wie ich sie habe.

Plötzlich stelle ich mir vor, dass Finn das alles geplant hat – dass er nur einer dieser vielen Typen ist, der es geil findet, wenn Frauen miteinander rummachen und die Chance auf einen Dreier erspürt hat. Andererseits entspricht das eigentlich nicht dem Bild, das ich von ihm habe.

Ich merke, dass ich verwirrter werde, je länger ich darüber nachdenke. Meine Gedanken springen hin und her und ich kann mich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Ich weiß nicht, ob mein Misstrauen gegenüber Finn gerechtfertigt ist, oder ob ich einfach Probleme damit habe, Menschen zu vertrauen und zu glauben, dass sie wirklich nur gute Absichten haben. Kann es sein, dass er wirklich einfach nur Mitleid mit mir hatte und mir helfen wollte? Ich kaue auf meinem Bleistift herum und starre prüfend auf seinen Hinterkopf.

„Hey. Fia." Khats Zeigefinger, an dessen Nagel der lila Lack schon abblättert, rutscht über den Tisch zwischen meinen Daumen und Zeigefinger, über meine Handfläche. Ich blinzele und sehe sie an. Sie verschränkt unsere Finger miteinander.

„Was?"

„Du bist schon den ganzen Morgen so abgelenkt. Ist irgendwas passiert?" Sie wirft einen Blick auf Finns Hinterkopf, den ich bis eben noch angestarrt habe. „Hat er irgendwas gemacht?"

„Nein. Ich hab nur geträumt."

„Von Formeln und Zahlen, hoffe ich?"

Ich werfe einen Blick nach vorne an die Tafel und unterdrücke ein Seufzen. „Jap."

„Du lügst so schlecht."

„Sorry, ich hab bloß nicht so gut geschlafen." Das ist nicht gelogen. Ich habe die halbe Nacht über Finns blöden Vorschlag nachgegrübelt. „Ich versuche, besser aufzupassen, versprochen."

Sie hebt die Brauen wie eine strenge Lehrerin, aber ihr Lächeln ist weich. „Gut."

Und ich versuche es wirklich, aufzupassen. Aber es dauert nur wenige Minuten, bis ich wieder ins Grübeln gerate.


Später, auf dem Weg zur Cafeteria, bemerkt auch Finn, dass ich seltsam drauf bin. „Du bist noch stiller als sonst", bemerkt er.

„Hey, lass sie. Sie ist einfach verträumt", verteidigt Khat mich, als hätte sie mir nicht selbst schon zigmal diese Woche gesagt, dass ich merkwürdig still bin. In ihren Augen darf mich niemand kritisieren, außer sie selbst.

Wir verbringen den Tag zu dritt und ich schaffe es, meine Bedenken für die Zeit wegzustecken. Aber als ich am Nachmittag allein nachhause gehe, sind sie wieder da. Khat und Finn gehen heute ohne mich auf eine Party – weil ich nicht eingeladen bin und keine Mitbringsel gewünscht sind – und verbringen dann den Abend zu zweit. Wahrscheinlich schlafen sie miteinander. Khat hat mich mehrmals gefragt, ob es okay für mich ist, heute allein zu sein und ich musste es ihr mehrfach versichern, sonst wäre sie gar nicht gegangen. 

Nach dem Abendessen setze ich mich auf meinen Teppich und versuche mich auf die Lerninhalte zu konzentrieren. Eine gute halbe Stunde klappt das sogar, aber dann überkommt mich wieder dieses Gefühl von großer Anstrengung, als hätte ich sonst was gemacht und ich kann nicht anders, als mich zurück ins Bett zu legen und nach meinem Handy zu greifen. Keine ungelesene Nachricht. Ich starre die Wand an und merke sofort, dass ich wieder ins Grübeln komme. Seufzend ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Das kann ja ein toller Abend werden.


Ich kann nicht einschlafen, nicht um 23 Uhr und auch nicht um 1. Für etwa zehn Minuten drifte ich weg, aber als ich wieder aufwache, sind meine Gedanken noch wirrer als zuvor. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere und zurück. Die Matratze kommt mir zu hart vor, dann wieder zu weich, dann habe ich Durst und dann ist mir kalt. Seufzend drücke ich mein Gesicht ins Kissen.

Ob Finn und Khat noch auf der Party sind? Oder schon bei ihm Zuhause? Küssen sie sich gerade? Berühren sie sich?

Obwohl ich es nicht will, tauchen Bilder meiner Freunde vor meinem inneren Auge auf. Und dann, obwohl ich das noch weniger will, denke ich wieder an Finns Vorschlag. Und ich frage mich, ob Khat gerade an mich denkt, so wie ich an sie denke. Ob sie an mich denkt, wenn sie ihn berührt. Ob sie sich auch fragt, was ich gerade mache.

Ich starre gegen die Wand und fahre gedankenverloren mit dem Daumen über meine Unterlippe. Ich sollte mich ablenken, nicht mehr darüber nachdenken, aber ich kann nicht. Ich stelle mir vor, wie es wäre, jetzt bei ihnen zu sein. Zwischen ihnen auf Finns Bett, mit ihren Händen auf meinem Körper, und Khat würde mir zeigen, was sie mit den Jungs gemacht hat, mit denen sie Sex hatte. So wie früher, wenn sie mir davon erzählt hat, bloß dass sie jetzt ihre Finger zum Erklären benutzt, und ihren Mund. Und dann ist Finn nicht mehr da, es sind nur noch wir beide, und als ich keuche, bin ich mir nicht sicher, ob ich das gerade in echt oder bloß in meiner Vorstellung gemacht habe. Ich weiß, dass das gerade nicht wirklich passiert, aber der Gedanke reicht aus, um alles in mir zum Schwingen zu bringen.

Erst einige Minuten später, als ich meine Hand aus meiner Hose ziehe, kehrt mein Verstand zurück. Plötzlich fühle mich schuldig und schmutzig. Ich rolle mich zusammen und stöhne frustriert ins Kissen. Ich kann nicht glauben, wie erbärmlich ich bin. Natürlich denkt Khat nicht an mich. Und sie würde mich auch nicht dabei haben wollen. Wenn sie wüsste, was ich gerade gemacht habe ...

Ich greife nach meinem Handy. Es ist kurz nach drei. Normalerweise schreibt sie mir, wenn sie nachts von Finns Wohnung wieder Nachhause geht. Oft kommt sie danach zu mir. Manchmal bleibe ich extra wach oder lasse meinen Ton an, aber das weiß sie nicht. Bisher ist keine Nachricht gekommen.

Ich beginne, eine Nachricht zu formulieren, ohne genau zu wissen, was ich schreiben will.

Bist du schon Zuhause?

Ich lösche die Zeile wieder, versuche es nochmal: Ich vermisse dich.

Und nochmal: Du kannst bei mir schlafen, wenn du willst.

Und wieder: Es tut mir leid.

Es tut mir leid. Ich starre auf die Worte. Was tut mir leid? Dass ich in sie verliebt bin? Dass ich sie begehre? Dass ich niemals so ehrlich zu ihr sein kann, wie sie zu mir ist?

Ich lösche alles wieder, schicke nichts ab. Meine Augen brennen und erst jetzt merke ich, dass ich geweint habe. Wann ist das passiert? Fluchend wische ich mir eine Träne von der Wange.

Irgendwann schlafe ich ein und wache erst eine Stunde später wieder von dem Vibrieren meines Handys auf. 

Huhu, du schläfst jetzt wahrscheinlich schon, oder? Bei uns ist es etwas später geworden und ich schlafe jetzt bei Finn. :) Sehen wir uns morgen?

Ich presse die Lippen zusammen und ignoriere das Stechen in meiner Brust. Sie hat noch nie bei ihm geschlafen, sie ist immer zu mir gekommen. Aber ich weiß, dass ich keine Besitzansprüche an sie stellen kann. Sie darf machen, was sie will.

Reiß dich zusammen, sage ich zu mir selbst in Gedanken. Ich wische mir noch eine Träne weg und schiebe mein Handy unter mein Kopfkissen, verschiebe das Antworten auf morgen. Heute Nacht erlaube ich mir, traurig zu sein, aber morgen muss das wieder aufhören. Morgen, das nehme ich mir ganz fest vor, bin ich wieder unbeschwert und einfach wieder Khats beste Freundin, wie ich es schon immer gewesen bin.

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