6 - Mister Möchtegern-Trainer

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Everests POV

„Ooooooh!" Vor lauter Schreck reiße ich meine Augen auf und zucke zusammen. „Wer wohnt in 'ner Ananas ganz tief im Meer? Saugstark und gelb und porös und zwar sehr?"

Was?!

Ich blinzele einmal verwirrt und schaue mich in der Dunkelheit um, die wie eine Decke über meinem Körper liegt.

Ich befinde mich in einem kleinen Raum mit rosaroten Wänden. Abgesehen von einem Kühlschrank, einer Leinwand und einer Fensterfront ist das Zimmer leer. Gut, den schwarzen Ledersessel, in dem ich gerade sitze, gibt es natürlich auch noch.

„Wenn der Sinn nach pazifischem Blödsinn euch steht, dann schwingt euch an Deck und kommt ja nicht zu spät!"

Es dauert ein paar Sekunden, bis ich realisiert habe, dass ich noch immer in Waverlys Kopf gefangen bin. Diese Tatsache erklärt zumindest meine merkwürdige Umgebung, nicht aber das Intro von SpongeBob Schwammkopf.

Ob eventuell der Fernseher eingeschaltet ist? Ich bezweifele es, denn sonst wäre es nicht so dunkel.

„Und jetzt alle!" Ich seufze frustriert. „SpongeBob Schwammkopf, SpongeBob Schwammkopf, SpongeBob Schwammkopf! SpongeBooob Schwammkooopf!"

Gott, wie konnte ich dieses Geplärre als Kind bloß cool finden? Ich hatte einen verdammt schlechten Geschmack!

„Ooooooh!", fängt das Lied wieder von vorne an.

Nein, bitte nicht! Meine armen Ohren!

Ich höre ein lautes Scheppern, gefolgt von undeutlichen Flüchen. Dann stoppt die nervtötende Musik endlich und Waverlys Kopf wird von hellen Lichtstrahlen geflutet. Eindeutig ein Zeichen dafür, dass sie ihre Augen geöffnet hat.

Sofort schnellt mein Blick zu der Leinwand, die sich rechts von mir erstreckt. In schnörkeligen Buchstaben steht dort geschrieben Fuck, bin ich müde.

„Ich auch!", stimme ich zu.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich in diesem unbequemen Ledersessel geschlafen habe, aber fit und erholt bin ich definitiv nicht. Na ja, wenigstens verspüre ich keinen Harndrang oder ein Hungergefühl, denn das wäre in meiner aktuellen Situation ziemlich ungünstig.

Im Einklang mit meinen Gedanken schwirren die Buchstaben auf der Leinwand wild durcheinander. Es dauert ein paar Sekunden, bis sie sich zu einem neuen Satz zusammengefügt haben.

Scheiße, der Idiot ist immer noch da?!

„Jap", bestätige ich grinsend. Obwohl ich es nicht unbedingt genieße, in dem Kopf von Waverly Winslow gefangen zu sein, macht es mir Spaß, sie zu nerven und in den Wahnsinn zu treiben.

„Na toll", murrt Waverly unzufrieden. Sie tastet nach ihrem Handy, das neben ihr auf der Matratze liegt, und entsperrt den Bildschirm.

Zum Vorschein kommt ein Foto von ihr und Serena, auf dem sie glücklich grinsen und stolz ihre Freundschaftsarmbänder in die Kamera halten. Ohne es steuern zu können, wandert mein Blick über Waverlys leuchtende Augen hinweg und bleibt erst bei der Uhrzeit, die oben links angezeigt wird, stehen.

„5 AM?!", frage ich entgeistert. „Bist du gestört oder so? Kein normaler Mensch steht an einem Sonntag um 5 AM auf!" Jetzt wird mir auch klar, warum ich mich so gerädert fühle. Sechs Stunden Schönheitsschlaf reichen einfach nicht aus. Zumindest nicht für mich.

„Stell dich nicht so an, Everest!" Waverly schnaubt genervt. Gleichzeitig schwingt sie ihre Beine über die Bettkante und schlüpft mit ihren nackten Füßen in ihre pinken Plüschhausschuhe.

Moment mal. War das SpongeBob Intro eventuell der Klingelton ihres Weckers?

Da ich müde bin und gerne noch ein paar Stunden schlafen würde, möchte ich misstrauisch von Waverly wissen: „Wo willst du hin, Madame?"

Sie lacht. Nicht freundlich, sondern feindlich. „Zum Sportplatz! Wohin auch sonst?"

Oh Gott, dieses Mädchen ist absolut bescheuert! Natürlich ist es lobenswert, so zielstrebig, diszipliniert und ehrgeizig zu sein, aber an einem Sonntagmorgen um 5 AM aufzustehen, damit sie ihre erste Trainingseinheit des Tages absolvieren kann, ist krank.

„Warte!", versuche ich, sie davon abzuhalten, ihr Schlafzimmer zu verlassen.

Tatsächlich verharrt Waverly in ihrer Bewegung. Also schiebe ich schnell hinterher: „Was hältst du davon, wenn wir noch drei Stunden schlafen? Im Gegenzug halte ich dann auch drei Stunden lang die Klappe, okay?"

„Netter Versuch", zischt Waverly, „aber keine Chance, Callahan!"

Tja, dumm gelaufen für mich. Mitgefangen, mitgehangen, richtig?

***

Waverlys POV

Zurück auf dem Leichtathletikplatz zu sein, ist ein atemberaubendes Gefühl. Auch wenn es nur ein einziger Tag war, an dem ich notgedrungen pausieren musste, fühlt es sich so an, als hätte ich eine Menge verpasst.

Ich bin ein Mensch, der für seine Ziele kämpft. Und es gibt nichts auf dieser Welt, was mich mehr stört, als nicht trainieren zu können.

Umso mehr freue ich mich darauf, endlich wieder an meinem großen Traum zu arbeiten.

Mit einem glücklichen Strahlen auf den Lippen stelle ich meine Sporttasche auf dem Boden ab und stöpsele meine Kopfhörer ein. Kurz überlege ich, Everest nochmal mit dem SpongeBob Schwammkopf Intro zu quälen, doch letztendlich entscheide ich mich für die aktuellen Charts.

Ich starte die Playlist und setze mich trabend in Bewegung.

Um mich herum erwacht die Welt gerade langsam zum Leben. Die Sonne küsst mit ihren goldenen Strahlen sowohl die Blumen als auch die Tiere aus dem Schlaf und hüllt alles in einen warmen Schleier der Geborgenheit.

Ich beobachte die Grashalme dabei, wie sie sich recken und strecken, und schaue zwei Vögeln hinterher, die als winzige Punkte am Horizont verschwinden.

„Ey!" Everests nervtötende Stimme dröhnt wie ein Presslufthammer durch meinen Kopf. Direkt platzt meine Blase der Harmonie und wird durch eine dunkle Gewitterwolke ersetzt. „Bist du bescheuert?! Mach das sofort leiser!"

Nö.

Ich weiß, dass die Musik laut ist, aber mich stört sie nicht. Viel eher motiviert sie mich und treibt mich dazu an, über meine Grenzen hinauszugehen.

„Waverly!" Everest klingt warnend. Und auch ein bisschen wütend. „Mein Trommelfell platzt gleich!"

„Mir egal."

Ich genieße es, endlich wieder die Tartanbahn unter meinen Schuhsohlen zu spüren. Meine Schritte sind federleicht und anmutig. Schon jetzt habe ich das Gefühl, dass das heute eine effektive Trainingseinheit werden wird.

Gott sei Dank nervt mich Everest nicht weiter mit seinem Gejammer, denn ich höre keinen einzigen Mucks mehr von ihm.

Ob er wieder ohnmächtig geworden ist? Stören würde es mich nicht.

Blöderweise freue ich mich aber zu früh, denn nur drei Herzschläge später breitet sich ein unangenehmer Schmerz hinter meinen Augäpfeln aus.

Dieser Idiot!

„Everest!", zische ich zornig. „Lass das!"

„Dann mach die Musik leiser!"

Er übt immer mehr Druck auf seine Fäuste aus, sodass der Schmerz zunimmt. Mir schießen sogar schon vereinzelte Tränen in die Augen, doch ich blinzele sie tapfer weg.

Wenn ich jetzt aufgebe, würde das Schwäche zeigen. Und ich bin nicht schwach!

„Sei doch nicht immer so verdammt stur, Avie!"

„Das kann ich nur zurückgeben!"

Für etwa eine halbe Minute schaffe ich es noch, den Schmerz zu ignorieren, ehe er mich wie eine Welle überrollt und ich mich dazu gezwungen sehe, die Lautstärke meiner Musik zu regulieren.

„Geht doch", grinst Everest zufrieden.

Ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse, laufe aber weiter. Von ihm werde ich mir meine Trainingseinheit nicht versauen lassen!

„Welche Disziplin möchtest du gleich eigentlich üben?", erkundigt sich Everest gespielt neugierig bei mir.

„Tu nicht so, als würde dich das interessieren!"

„Es interessiert mich aber! Wirklich!", behauptet er. „Wenn du möchtest, kann ich dir Tipps beim Sprinten geben. Das ist ja schließlich mein Spezialgebiet."

Überraschenderweise schwingen kein Spott und auch keine Arroganz in seiner Stimme mit. Stattdessen klingt er ehrlich und hilfsbereit. Fast schon wie ein guter Freund.

Selbstverständlich lasse ich mich aber nicht von Everest blenden und erwidere: „Danke, aber nein danke!" Ich komme auch gut ohne den Möchtegern-Trainer klar.

Und das werde ich ihm in den nächsten zwei Stunden beweisen!

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