„NEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!", schreie ich. Ich will auf diesen Idioten eindreschen, doch dummerweise hat er mich fest wie ein Schraubstock an den Handgelenken gepackt. „Hilfe!", will ich schreien, doch eine fleischige Hand legt sich auf meinen Mund. „Na na, Prinzessin, nicht so ungestüm!", lacht der Mann schmutzig. Ich strampele verzweifelt mit den Beinen. Doch niemand bemerkt die verzweifelten Signale, die ich versuche auszusenden. So langsam frage ich mich wirklich, ob ich nicht irgendwie unsichtbar bin. Oder sind die Leute hier alle blind?!
Irgendwer hupt ungeduldig. Da der gruselige Kidnapper-Mann ja auf einer befahrenen Straße stehen geblieben ist, hat sich wohl hinter uns ein kleiner Stau gebildet. Die Angst hat mich mit ihren kalten Klauen gepackt. Ich stelle mir schon vor, wie der Mann mich in einen Kerker schmeißt um dort...schreckliche Dinge mit mir anzustellen. Wo ist meine innere Raubkatze hin, wenn man sie mal einmal, ein einziges Mal braucht?!
Ich hab dich ja gewarnt!, meldet die Klugscheißer-Stimme in mir sich. Diesmal muss ich ihr ja leider recht geben. Hätte ich nur auf sie gehört, dieser Freiheit-Plan ist sowieso scheiße und hat mich in eine äußerst, äußerst missliche Lage gebracht. Zu spät, zu spät, zu spät, ertönt diese blöde Stimme in mir.
Der Mann schnaubt genervt. „Süße, wir müssen uns beeilen, du willst doch nicht, dass die Leutchen hier die Geduld verlieren, hm?" Sein stinkender Atem kitzelt an meiner Wange. Ich bin schon halb im Auto. Ein kräftiger Ruck, und ich bin drin. Und wohin mich dieses Auto hinbringt, will ich gar nicht wissen. In die Freiheit ja wohl kaum. Ich fühle mich wie vor Angst eingefroren. Ich würde alles dafür tun, um dieser Lage zu entfliehen. Alles.
Der Mann zerrt an meinem Arm. Ich mache mich darauf gefasst, ins Auto zu fliegen, ins Auto eines Verrückten, der wer weiß was mit mir anstellen will.
„Hilfehilfehilfehilfehilfehilfehilfehilfehilfehilfehilfe", läuft in Endlosschleife in meinem Kopf, ich kann nichts anderes als dieses eine Wort. Hilfe.
„Stopp!", schreit eine fremde Frauenstimme plötzlich. Jemand zieht unsanft an meinem Bein. Auf einmal werde ich von einer Seite losgelassen. Unsanft lande ich auf dem harten, dreckigen Asphalt. Unter meiner Nase ist ein altes, eingetretenes Kaugummi, was sein Dasein wohl schon länger auf dem Bürgersteig fristet. Oh. Der Mann hat mich losgelassen.
So erleichtert, auf dem Bürgersteig zu liegen, war ich wohl noch nie, ganz ehrlich. Ich höre das Zuschlagen einer Autotür. Ein Motor wird gestartet, jemand fährt weg. Man muss kein Genie sein, um zu checken, wer da weggefahren ist. Jemand berührt mich an der Schulter, eine Stimme fragt:„Geht es?"
Mühsam rappele ich mich auf. „Schätzchen, was ist passiert?", fragt mich eine Frau, geschätzt so um die 40. sie hat schulterlange hellbraune Haare und gutherzige braune Augen, die mich jetzt besorgt anschauen.
„Ich wollte Autostopp machen und dann kam dieser Dreckskerl und...", schniefe ich.
„Komm, dass müssen wir der Polizei berichten...", meint sie und zieht mich mit sich.
Polizei. Hilfe. Irgendetwas ist GRÜNDLICH schiefgelaufen bei meinem erbärmlichen Versuch, alles hinter mir zu lassen, um einmal, ein einziges Mal frei zu sein. Oje. Wenn Nick das erfährt, bin ich tot. Oder habe einen Wachmann für die nächsten zehn Jahre: Nick höchstpersönlich. Und meine Mutter? Sie wird ja wohl kaum einen Freudentanz aufführen. Wohl eher Hausarrest, ebenfalls für die nächsten zehn Jahre, wo ich dann wohl zuhause mit Nick einen Nervenzusammenbruch erleiden werde. Tolle Vorstellung, nicht wahr? Ok, ich übertreibe vielleicht etwas. Aber trotzdem, niemand darf das hier je erfahren. Die nette Frau geleitet mich zu ihrem Auto. „Steig ein!", meint sie freundlich. „Wir fahren zum Polizeirevier!"
*****
Eine halbe Stunde später: Mirella, meine Retterin, und ich verlassen das Polizeirevier. Sie hat tröstend die Hand auf meine gelegt, und ich fühle mich einfach nur unendlich müde und erschöpft. Die Ereignisse der letzten Stunde haben mich einfach überwältigt, ich kann nicht mehr. Aber immer wenn ich die Augen schließe, kommt alles zurück. Ich rieche den stinkenden Atem des grausigen Mannes wieder, ich spüre wieder, wie er meine Handgelenke eisern umklammert, die Angst breitet sich wieder in mir aus und mir wird plötzlich eiskalt. Ich sehne mich nach meinem kuscheligen Bett, meinem weichen Frotteebademantel, meinen plüschigen Einhorn-Pantoffeln, meiner bunten Decke und nach der Einsamkeit des riesigen Appartements, die ich zwar sonst immer hasse, aber mir jetzt wie das Paradies vorkommt. Ja, ich sehne mich sogar nach Nick, seinen großen, starken Armen, seinem netten Lächeln und seiner ständigen Besorgtheit, die mich sonst immer in den hellen Wahnsinn treibt, mir jetzt aber mehr als verlockend vorkommt.
Die Polizei kann übrigens auch nicht viel ausrichten. Ich weiß absolut keine Details, außer dass das Auto grau war und der Mann ein grausiger grausamer Mann war. Sie haben einen Dienstwagen losgeschickt, um ihn zu fahnden, große Hoffnungen, dass sie ihn noch finden, bestehen aber nicht.
„Pippa, ich muss mich jetzt leider verabschieden. Ich fahre zu meinen Eltern an die Küste... Pass auf dich auf, ja?", sagt Mirella, ein Hauch von Besorgnis schwingt in ihrer Stimme mit. Küste? Wenn das nicht mal eine einmalige Gelegenheit ist! Mein Plan wird wiederbelebt... „Kannst du mich mitnehmen? Bitte?", flehe ich sie an.
„Was ist mit deinen Eltern?"
„Sie sind gerade auf Geschäftsreise und deshalb darf ich in den Urlaub fahren...", schwindele ich. Es ist zwar fies, meine Retterin anzulügen, aber wenn sie wüsste, dass meine Mutter es mir gar nicht erlaubt, würde sie mich niemals mitnehmen.
„Na gut. Es ist zwar kein große Stadt, aber es gibt ein gemütliches Hotel, wo bestimmt noch ein Plätzchen für dich frei ist", meint sie. Ich quietsche vor Freude auf und vollführe einen lächerlichen Freudentanz.
Freiheit, ich komme! Und diesmal wird mich niemand aufhalten.
Hoffentlich.

Sooo, neues Kapitel.:P Hoffentlich war das mit dem Fiesling nicht zu unlogisch oder so was?😬
Neues Kapitel in den nächsten Tagen.😘
Würde mich über Kommis & Votes freuen.:)
GLG 💕