[ Dear Fabian ]

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Hey Fabian,

Du fragst dich bestimmt, warum ich dir schreibe. Nun, ich muss die Gedanken freilassen, sonst zerquetschen sie meinen Kopf wie einen alten Apfel. Oder das Fass der unendlichen Fantasie läuft über und ich denke zu viel nach, was nicht besser ist. Du siehst, ich bin nachdenklich geworden die letzten paar Jahre.

Glaubst du etwa, ich hätte es nicht gemerkt, wie du manchmal heimlich zu mir herüberlinst? Na gut, ich gebe es zu, außerdem bin ich beobachterisch geworden - ich sehe mir die Menschen an, denke mir, warum sie sich genau so benehmen, wie sie es tun, oder beobachte das, was unser Leben leitet. Du siehst mich immer an, als wollest du herausfinden, wie ich mich verändert habe. Hast du Angst, ich könnte dir blöd antworten, sobald du mich danach fragst?

Eigentlich müsstest du mich kennen, schließlich waren wir in der Grundschule vier Jahre in derselben Klasse. Ich muss zugeben, damals konnte man noch unbeschwerter miteinander reden als heute. Trotzdem meine ich, dass jemand dieses Band der Klassenkameradschaft gekappt hat wie ein Seil. Ich weiß, du willst mehr sagen als mir ein Lächeln zu schenken, das sieht man in deinen Augen. Glaubst du etwa, ich würde dich zurückweisen, sobald du ein Wort mehr sagst als "Hey"?

Dein Kumpel Christoph sagt auch schon seit langem nichts mehr. Ich höre euch nur reden, wenn ich an der Bushaltestelle stehe und euch mit einem Ohr zuhöre. Manchmal glaube ich, ihr tuschelt über mich, oder irre ich mich? Wahrscheinlich tue ich das, denn mein Gehirn verändert manchmal Sachen, bevor ich es bewusst erfasse. Vielleicht ist es heute normal geworden, nicht mehr miteinander zu reden, sobald man sich nicht mehr oder nur noch selten sieht. Die meisten unserer alten Klasse sehe ich ausschließlich am Weihnachtsmarkt des Dorfes, und selbst dort übersieht man sich oft. Aber selbst wenn es so wäre frage ich mich: Warum ist es dann mit Anna und mir nicht so?

Aber vielleicht irre ich mich auch komplett und du willst sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben. Oder ähnliches. Dann wäre dieser ganze Brief hart peinlich. Aber wenn ich schon meine Gedanken schreibe, dann schon richtig.

Ich jedenfalls weiß nicht, was ich tun sollte. Wäre es blöd, zu sagen "Hey, was geht?" und so tun, als wäre man dick befreundet? Würdest du mich irritiert oder gar verwirrt anschauen? Oder würdest du mir so antworten, wie du es vor vier Jahren getan hättest?

Wir Menschen haben leider noch nicht die Fähigkeit erlangt, Gedanken zu lesen, also müssen wir es anders schaffen. Ich bin jedenfalls verwirrt, zu nachdenklich und weiß nicht, was los ist. Bitte sag mir, was du denkst.

Übrigens: Damals in der dritten oder vierten Klasse haben wir die Musiknoten gemacht, und ich bin kurz zur Toilette gegangen. Als ich zurückgekommen bin haben alle erzählt, wie schön du gesungen hättest; ich jedoch habe dich nie gehört.

Love,
Dani

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