16-Sterne

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Sterne.

Ein dunkler Nachthimmel voller Sterne befindet sich über uns. Große, kleine, grelle und schwache, die man nur erkennt, wenn man genau hinsieht. Manche befinden sich auf einem Haufen, andere stehen für sich allein und strahlen in der düsteren Nacht.

Genau so, fühle ich mich.

Wie ein kleiner Stern, den kaum jemand wahrnimmt, wenn er nicht genau hinblickt. Ich leuchte nur schwach, bin ein kleiner Fleck im Schwarz.

Harry und ich sind wie Sterne.

Mit hundert Kilometern die Stunde rollen die reifen über den Asphalt, ziehen an den großen Bäumen des Walds vorbei, lassen sie hinter uns in der Dunkelheit verschwinden. Wir sind mittlerweile auf einer kleinen Straße, fahren an ein mir unbekanntes Ziel.

Niemand sieht uns und wir sind vollkommen für uns.

Das Radio ist stumm, Harrys Finger angespannt um das Lenkrad aus Leder geschlungen. Er schweigt, spricht kein Wort, wirkt wieder unruhig und aufgewühlt. 

Was die nun vierte Zigarette die zwischen seine Lippen gepresst ist nicht unterstützt.

Den Blick auf die Straße gerichtet fährt er den Wagen über die Straße, zieht ab und zu an dem giftigen Stängel in seinem Mund, bläst den Rauch durch den kleinen Spalt an seinem Fenster. Frischer Wind dringt ins Auto, weht durch die braunen Haare des Mannes.

Die vierte Zigarette ist mittlerweile fast komplett runtergebrannt, hält nur noch wenige Züge für den Lockenkopf bereit. 

Die Sitzheizung sorgt für eine angenehme Wärme unter meinen Po, weshalb ich im Schneidersitz auf dem schwarzen Leder sitze und so auch ein wenig meine nackten Beine wärme. Ich konnte ja nicht ahnen, dass die Fahrt so frisch wird, da das Wetter ansonsten recht angenehm ist.

Meinen Blick lasse ich von dem Mann neben mir wieder raus auf unsere Umgebung schweifen, verfolge die Landschaft, wie sie an uns vorbeizieht. Bäume über Bäume. An einer Stelle glaube ich sogar ein Reh gesehen zu haben, bin mir aufgrund unseres Tempos jedoch nicht so sicher.

Wir sprechen kein Wort und die Stille wirkt etwas bedrückend.

Ich kann nicht in seinen Kopf schauen, nur ahnen, was ihn so wütend macht, dass er das Lenkrad scheinbar erwürgen möchte.

Immer wieder scheint er an sein Problem zu denken, spannt sich an und verhärtet seinen Griff. Auch sein Gesichtsausdruck ist verkrampft, die Augenbrauen zusammengezogen, sodass sich eine Falte zwischen ihnen bildet. 

Seufzend lehne ich meinen Ellenbogen gegen die kalte Scheibe des Wagens, schaue in die pure Dunkelheit.

Irgendetwas muss passiert sein.

Etwas, dass sich auch auf sein langes Fehlen vor einigen Tagen bezieht. Er klang enttäuscht und wütend. An die geschrienen Worte erinnere ich mich nicht mehr, wahr viel zu perplex, als mir diese Details auch nur merken zu können.

Aber er ist wütend, kann sich nicht beruhigen.

Harry fährt einfach weiter und weiter, ohne mir unser Ziel zu verraten.

Wenigstens scheint es so, als wolle er mich nicht umbringen und im Wald verklagen.

Bei den scherzenden Gedanken muss ich leicht schmunzeln. Meine Aufmerksamkeit wende ich wieder dem Mann zu, der Zigarettenstummel Nummer vier nun aus dem Fenster wirft und nach der roten Marlboro Packung greift.

Die fünfte Zigarette zieht er heraus, zündet sie mit einem schwarzen Feuerzeug an, auf dem ich das Symbol der Schwalbe für einen kurzen Augenblick erkenne. Dann verschwindet das Feuerzeug auch schon in seiner Hosentasche.

Tief nimmt er den ersten Zug, spitzt die Lippen leicht und scheint sich durch den ersten Effekt etwas zu entspannen. Die Falte zwischen seinen Brauen verschwindet, er löst seinen festen Griff um das Lenkrad und fährt etwas langsamer über die Straße.

Raucht er immer so viel und solch einem Rekordtempo wenn er gereizt ist?

"Willst du mich gar nicht fragen, warum ich so wütend bin?", unterbricht er nach einer Weile die Stille, mustert meine Reaktion im Augenwinkel, weiterhin auf die Straße vor uns konzentriert.

Kopfschüttelnd entgegne ich: "Nein. Glaube nicht, dass dir das gerade hilft, wenn ich dich ausfrage." Warum sollte ich mit ihm über etwas reden, was ihn eindeutig stört? Er soll sich beruhigen. "Außer du möchtest unbedingt darüber reden, weil es dir danach besser geht", füge ich dann noch hinzu, zucke mit den Schultern.

Er soll das tun, was auch immer ihm helfen wird. Wenn er also nur schweigen will, dann bin ich damit zufrieden. Es ist schon etwas, dass er meine Worte zu Herzen genommen hat und wir nun gemeinsam in diesem Auto sitzen.

Da er nicht reden möchte, schweigen wir beide wieder.

Der Qual der Zigarette ist so viel, dass der Spalt beim Fenster nicht mehr reicht. Deshalb lasse ich das auf meiner Seite runter, sorge für einen starken Durchzug. Der Wind weht durch meine Haare, pustet einige Haarsträhnen die nicht in meinem Dutt hängen, immer wieder in mein Gesicht.

Doch fühlt es sich gut an.

Meine Wangen wurde mit der Zeit glühend heiß. Ebenso bildete sich Schweiß in meinen Handflächen, weshalb ich die Frische genieße. 

Kleine Sterne, irgendwo auf einer Straße.

"Könntest du vielleicht das Radio anmachen?", erkundige ich mich bei Harry, beobachte seine stille Reaktion.

Mit einem Nicken beugt er sich vor, stellt das Radio des Autos an. Erst nehme ich nichts wahr, dann dringt der Gesang von Rihanna an mein Ohr. Freudig grinse ich, tippe mit meinem Finger im Takt auf meinen Oberschenkel.

Auch Harrys Stimmung lockert sich. Er erwürgt das Lenkrad nicht mehr, trägt ein kleines Schmunzeln auf den Lippen, zwischen denen sich immer noch die Zigarette befindet, an der erneut zieht.

Pon de Replay läuft und ich erinnere mich an einige gute Partys auf die Hailey mich schleppte. Es waren nicht viele, aber wenn, dann genoss ich sie. Es dauerte häufig drei Wochen, bis mein Dad überhaupt halbwegs überzeugt war mich gehen zu lassen.

Aber ein Training in dem ich gut Abschnitt und überzeugte und er gab nach.

Freudig summe ich langsam den Text mit, bewege meinen Körper immer mehr. So gut das mit dem Gurt eben funktioniert. 

Von links nach rechts, und wieder nach links wippe ich im Sitz hin und her, nehme meine Arme immer mehr dazu und versuche auch den Lockenkopf zu animieren. Mit einem Lächeln stoße ich gegen seine Schulter, wackle herausfordernd mit den Augenbrauen hoch und runter.

Wie kann er bei diesem Lied so ruhig dar sitzen?

Auf den leicht roten Lippen befindet sich ein Grinsen, langsam sehe ich seine Grübchen mehr und erwische ihn sogar dabei, wie er mit den Fingern auf dem Leder leise mit klopft.

"Komm schon!", stichele ich ihn an, drehe die Musik weiter auf.

Kopfschüttelnd schaut er weiter raus auf die Straße, pustet den Rauch der Zigarette zum Fenster raus. Er soll seine Probleme vergessen und einfach lockerer werden.

Leider endet das Lied, weshalb ich stöhnend wieder vernünftig Platz nehme, meine Arme vor der Brust verschränkt.

"Gestern Abend wurde der Politiker Howard McNoon tot in seiner Wohnung aufgefunden. Es scheint sich um einen Herzinfarkt zu handeln, doch die Polizei möchte sich noch nicht dazu äußern", spricht einer der Radiosprecher, sorgt sofort für eine weniger gute Stimmung.

Kurz wirft Harry einen Blick auf das Radio, verzieht sein Gesicht wieder zu einem grimmigen Ausdruck, ehe er auf die Straße vor uns starrt.

Danke Howard McNoon!

"McNoon hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Er war Spitzenkandidat für die kommenden Wahlen", wird weiter berichtet. "Als Nachfolger seiner Partei wird George H-"

Genervt drehe ich das Radio aus und seufze tief. Das lief ja für einen Augenblick super und dann ging es ganz tief hinab.

Ich dachte kurz schon, dass ich Harry hätte und er sich mehr entspannt, sogar Spaß haben kann und anfängt sich auf die Musik zu konzentrieren. Dann kamen die Nachrichten.

Erschrocken muss ich feststellen, dass Zigarette Nummer fünf komplett runtergeraucht wurde und von dem Mann aus dem Fenster geschmissen wird. Meinen umweltbewussten Gedanken verkneife ich mir, da mir klar ist, dass er jetzt keine Belehrung braucht.

Aber Zigarette Nummer sechs scheint er dringend zu benötigen, da der Stängel schon zwischen seinen Lippen steckt und von ihm angezündet wird. Ich hätte ihn nie für solch einen situationsbedingten Kettenraucher gehalten.

Etwas unwohl und nicht ganz sicher, erkundige ich mich bei ihm, spiele nervös mit meinen Fingern: "Wie viele Zigaretten hast du noch vor zu rauchen?"

Verwirrt schaut er im Augenwinkel zu mir, dann zu dem rauchenden Ding in seinem Mund. Bevor er was sagt, nimmt er sie von seinen Lippen, hält sie gekonnt zwischen zwei Fingern.

Ich weiß noch, wie ich das mit zehn total cool fand. Bei einem mittlerweile geschlossenen Süßigkeitenladen habe ich mir diese Kaugummizigaretten geholt. Meistens saß ich dann heimlich im Garten und versuchte mit den verschiedensten Techniken die größte Wolke zu erzeugen. Und ich fühlte mich so cool, wenn sich der Kaugummi zwischen meinem Zeige- und Mittelfinger befand.

Dann hat meine Mom mich einmal erwischt und ausgeschimpft. Sie zeigte mir ein Video, was mit meiner Lunge passiert, wenn ich rauche und seitdem war ich ein wenig traumatisiert. Es sah aber auch ekelhaft aus, wie die Lunge immer schwärzer und schwärzer wurde.

"So den Rest der Packung", entgegnet er schulterzuckend, zieht erneut an dem orangen Mundstück, bevor er den Rauch direkt in meine Richtung bläst. Er tut es mit Absicht.

Kopfschüttelnd wedele ich mit einer Hand den Rauch vor meinem Gesicht weg, ahne jetzt schon, dass mein ganzer Pullover nach Qualm stinken wird. Der alte Duftbaum an seinem Rückspiegel hilft auch nicht.

Wahrscheinlich hat er ihn schon eine ganze Weile nicht ausgetauscht.

"Die ganze Packung?", harke ich geschockt nach, bekomme große Augen. "Und die zweite Packung die hier liegt-" Ich deute mit meinem Finger auf das Fach der Beifahrertür, wo ich beim Einsteigen bereits eine Packung entdeckte. "-dann wahrscheinlich auch noch, oder?"

Mit großen Augen entgegnet er: "Mir war gar nicht bewusst, dass sich da noch eine befindet. Danke, fürs drauf hinweisen." Keck zwinkert er mir zu, zieht erneut an der Zigarette.

Sieht er gut aus, wie er sie zwischen den Lippen trägt? Ja! Passt es so gut zu seinem Fahrstill, das Lenkrad zwischen der einen Hand, und dazu die zerzausten Haare auf dem Kopf? Sowas von.

Oh Gott. Ich habe jetzt schon zu viel von dem Qualm eingeatmet.

"Okay, bevor du mir hier wegstirbst und ich die nächste tragische Radiodurchsage bin-" Schnaubend beuge ich mich zu ihm über die Konsole, nehme ihm die Zigarette ab und zwischen meine Finger. Die Erfahrung mit zehn Jahren zahlt sich aus.

Musternd beobachtet er meine Handlung, wirkt so, als würde er vermuten, dass ich sie aus dem Fenster schmeiße. Aber er würde sich nur die nächste anzünden und nicht mehr an mich abgeben. Weshalb ich seinen Konsum nur um eine Zigarette reduzieren kann.

Deshalb führe ich das Mundstück zu meinen Lippen, nehme nervös einen großen Zug. 

Hustend stoße ich den Rauch wieder aus, muss mir stark auf den Brustkorb schlagen, während ich vor Schmerz und Ekel meine Augen zukneife. "Oh Gott", bringe ich krächzend hervor. Fassungslos starre ich das Ding zwischen meinen Fingern an.

"Davon hast du bereits fünf Stück innerhalb weniger Minuten inhaliert?", vergewissere ich mich. Da muss ich mich doch verzählt haben.

"Du solltest nicht so viel auf einmal nehmen", lacht er kopfschüttelnd. Sein amüsiertes Schmunzeln kann er sich nicht verkneifen. Na wenigstens findet das einer von uns witzig. "Lass es beim nächsten Mal kurz in deinem Mund und puste es dann wieder aus", rät er mir, beobachtet, wie ich vorsichtig die Zigarette wieder an meine Lippen führe.

Warum werfe ich die Zigarette plus seine zwei Packungen nicht einfach schnell aus dem Fenster? Was soll er groß tun können? Das Auto gegen einen Baum krachen lassen, nur um seine Zigaretten zu retten?

Dieses Mal bedachter ziehe ich sanft an dem Ding, lasse den Rauch kurz in meinem Mund, bevor ich die Wolke aus meinen Lippen fließen lasse und beobachte, wie es raus aus dem Fenster fliegt.

Das war auf alle Fälle größer, als damals mit den Kaugummidingern.

"Die schmecken nicht", meckere ich, blicke die Zigarette verurteilend an, so als könne sie etwas dafür.

"Was hattest du erwartet? Erdbeergeschmack?", harkt Harry belustigt nach.

"Wäre schon cool. Meine Kaugummizigaretten haben immer wenigstens süß geschmeckt", teile ich ihm mit, nehme ich einen weiteren Zug.

"Deine Kaugummizigaretten?"

Fassungslos sieht er mich an, so als sei ich blöd.

Gut, die Antwort war vielleicht nicht die beste. Aber die Wahrheit!

"Ja. Kennst du die nicht?", erkundige ich mich. "Die gab es früher überall. Sahen aus wie normale Zigaretten und wenn du reingepustet hast, kam beim ersten Mal so Nebel aus Zucker oder Mehl oder so raus."

Richtig energisch erkläre ich ihm das, kann nicht fassen, dass er so etwas wie diese Süßigkeit nicht kennt.

"Nein", antwortet er kopfschüttelnd. "Ich habe mit zwölf aber auch schon an der ersten richtigen gezogen. Von daher." Er zuckt mit den schultern. "Da hätten mich deine billigen Kaugummizigaretten auch nicht mehr überzeugt."

"Oh ja, weil die hier." Ich halte die Zigarette in meinen Fingern in die Luft. "Ja, so viel leckerer schmecken. Und die sind so gesund."

Er nimmt mir den Stängel ab, zieht ein letztes Mal dran, bevor er sie erneut aus dem Fenster wirft. Den Großteil habe ich einfach abbrennen lassen.

Zu meinem Überraschen holt er nicht Nummer sieben aus der Verpackung, sondern legt beide Hände ums Lenkrad. Das Schmunzeln befindet sich immer noch auf seinen Lippen.

"Willst du gar nicht die nächste rauchen?", stichele ich. Zusätzlich greife ich mir die Packung, welche sich zwischen uns befindet und raschele damit neben seinem Kopf. "Mmh?"

"Nein, danke", murmelt er.

"Schade", seufze ich, stelle die Packung wieder ab. Mit meinen Rücken lehne ich mich mehr in den Sitz, schlage meine Beine übereinander. "Und dabei fing ich gerade an, mich richtig mit diesen Nikotindingern anzufreunden."

Er weiß, dass ich scherze.

In der Hoffnung, dass wieder gute Musik im Radio läuft drehe ich es wieder an und bekomme nervige Werbung in die Ohren geschallt. "Kaufen Sie noch heute drei Packungen Kaffeebohnen, zum Preis von zwei."

Genervt drehe ich die Lautstärke runter, schnappe mir mein Handy, dass ich die ganze Zeit unter meine Oberschenkel geklemmt hatte. Keine neue Nachricht.

Gelangweilt scrolle ich durch Instagram, sehe nur einige Beiträge von irgendwelchen Frauen in Bikinis, dem super tollen Essen aus dem Urlaub, oder Männern, wie sie voller Stolz mal für fünf Minuten hinter dem Lenkrad von einem Boot stehen dürfen.

Alle posten ihre Urlaubsbilder.

"Du kannst dein Handy mit dem Auto verbinden", räuspert Harry sich, worauf ich ihn verdattert ansehe, nicht verstehe, was er damit meint. "Mit dem Bluetooth und dann kannst du deine Musik abspielen", erklärt er weiter, tippt auf dem Touchpad des Autos, bis er mir eine Einstellung des Wagens zeigt. "Wenn du möchtest."

Etwas unbeholfen schaut er zwischen mir und der Straße hin und her, zuckt mit der Schulter.

"Warum hast du das nicht gleich angeboten?", frage ich gespielt vorwurfsvoll, total begeistert von der Idee.

Ich habe die Kontrolle über die Musik.

Hailey hat das bei ihrem teuren Auto noch nie erlaubt. Wir mussten immer ihre Musik rauf und runter hören.

Total aufgeregt und begeistert tippe ich zwischen dem Touchpad und meinem Handy immer hin und her, bis sich beides verbindet. Ich weiß schon, mit welchem Song ich anfange.

"Half past twelve. And I'm watching the late show in my flat all alone", dringen die Stimmen durch die Lautsprecher an unsere Ohren.

Mit einem breiten Lächeln tanze ich in meinem Sitz hin und her, drehe die Musik noch ein Stück lauter auf.

"There's not a soul out there. No one to hear my prayer."

Mit einer hohen Geschwindigkeit jagen wir über den Asphalt, keine Seele um uns herum. Alleine in der Nacht und wirklich niemand, der uns hören kann.

Auch Harry wird lockerer und tippt erneut mit seinem Finger auf dem Lenkrad. Leicht wippt er mit dem Kopf.

"Wenn du jetzt nicht mitsingst, dann schmeiße ich deine Zigaretten aus dem Fenster", drohe ich ihm, kurz bevor der Refrain kommt und hole tief Luft, um gleich endlich mitzusingen.

"Gimme, gimme, gimme a man after midnight. Won't somebody help me chase the shadows away", singe ich laut mit, werfe Harry einen warnenden Blick zu, dass er mich nicht alleine lassen soll.

Kapitulierend seufzt er, öffnet dann den Mund: "Gimme, gimme, gimme a man after midnight. Take me through the darkness to the break of the day."

Es fühlt sich befreiend an.

Für uns beide!

Der Wind weht durch das Auto, die Musik dröhnt aus den Lautsprechern und wir beide singen laut mit, haben immer wieder ein Lächeln auf den Lippen.

So sorgt man dafür, dass jemand gute Laune bekommt. Mit sehr lauter Musik.

Schneller und schneller jagen wir durch die Nacht, singen mit. Ich tanze dazu in meinem Sitz, wackele wild mit meinen Armen. Mein ganzer Körper fühlt sich so leicht an.

So als wäre er schwerelos und ich gleich von dem Wind aus dem Fenster gezogen. Einfach raus in die Nacht, bis ich zwischen den Sternen meinen eigenen Platz bekomme.

Noch nie gab es solch einen Moment für mich, in dem ich mich so frei und unbeschwert fühlte

Es existierten immer irgendwelche Regeln oder Pflichten. Sorgen, meine Eltern zu enttäuschen.

Vielleicht benötigte nicht nur Harry diesen Moment, sondern ich ebenso.

Die Sache mit Daven wühlte mich ziemlich auf, da tut es gut jetzt laut ABBA Songs raus in die Nacht zu singen. Es ist befreiend.

Selbst der Lockenkopf neben mir wird immer freier, singt mit -auch wenn sich noch ein wenig Hemmung in seinem Gesichtsausdruck befindet. Aber es gefällt ihm. 

Ansprechen will ich es nicht, damit er nicht plötzlich seine Laune ändert oder sich aus Scham zurückhält. Er soll einfach sein Ding machen.

Noch zwanzig Minuten fahren wir, singen bei den verschiedensten Liedern mit, bis Harry langsamer fährt und auf einmal parkt. Verwirrt schaue ich ihn an, da sich vor uns bloß eine große Mauer befindet.

Wo zur Hölle sind wir?

Ich erkenne nichts, als ich mich im Sitz drehe und versuche etwas links von mir zu erkennen. Doch es herrscht nur Dunkelheit.

"Keine Angst", nehme ich die raue Stimme nah an meinem Ohr wahr, erschrecke mich etwas, da er plötzlich so nah ist. "Ich werde dich hier nicht vergraben."

Puh, das beruhigt mich jetzt aber. Ich werde nicht an einem unbekannten Ort vergraben.

"Das war mir klar", kontere ich, verdrehe die Augen. "Wir haben die Katze ja noch nicht geholt."

Kopfschüttelnd öffnet der Mann die Autotür und steigt aus, streckt sich ein wenig.

Trotz der Tatsache, dass ich ihm vertraue -obwohl ich ihn nicht einmal zwei Wochen kenne- bleibe ich im Auto sitzen und blicke mich beklommen um. Ich sehe links von mir nur schwarz. Vor uns befindet sich eine Mauer, welche ich nur wegen den Scheinwerfern des Autos erkenne. Hinter mir befindet sich Dunkelheit.

Und rechts von mir beugt sich ein Lockenkopf in der Autotür runter und meint zu mir: "Steig schon aus. Es wird dir gefallen, glaub mir!"

Seufzend nicke ich, löse meinen Gurt und öffne die Tür auf meiner Seite. Es ist mittlerweile doch frischer, als ich erwartet hatte.

Hektisch eile ich neben Harry, um mich einfach in seiner Nähe zu befinden. Keine Ahnung, was für eine Art von Angriff ich erwarte, aber ich kann ihn als Opfergabe vorschicken.

Der Kies unter unseren Füßen knistert, während wir in eine Richtung gehen. Ich habe keinen blassen Schimmer, wo wir uns befinden.

Doch als Harry stehen bleibt und hoch in die Luft schaut, tue ich es ihm gleich, muss vor Perplexität staunen. Was zur Hölle tuen wir hier?

Etwas heruntergekommen und in großen Buchstaben steht über dem Eingang vor uns auf einem Schild ein einziges Wort. Das Tor darunter sieht rostig aus, wird nur durch ein altes Schloss zugehalten.

Fassungslos wende ich mich dem Mann neben mir zu, frage total verwirrt: "Was suchen wir bei einem Zoo, Harry?"

•••

*Kann nicht versprechen, dass morgen ein Kapitel kommt, da ich kein einziges mehr vorgeschrieben habe und morgen von um 4 Uhr morgens bis 4 Uhr abends unterwegs bin (Uni) mal gucken, ob ich morgen was schaffe, aber ansonsten sollte Freitag was kommen*

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