4-wahre Liebe

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"Also, werden Sarah und Frank am Ende glücklich?", fragt Harry mich.

Damit unterbricht er mich schon zum fünften Mal beim Lesen. Ganz verstehe ich ihn nicht. Er sagt, dass er nicht gerne Quatscht und Niall warnt mich, während ich jetzt hier liege und dieser Mann mich immer und immer wieder anspricht und in ein Gespräch zieht.

So als würde ihn die Stille zwischen uns mehr stören, als eine Unterhaltung.

Dass er mit mir reden will macht mir keine Probleme. Um ehrlich zu sein, kann ich mich ziemlich gut mit ihm unterhalten, da er nett ist und offensichtlich einige Ansichten mit mir teilt. Er selber glaubt auch nicht an wahre Liebe, empfindet es eher als ein Konstrukt, das die Menschen sich irgendwann ausdachten, um einem Sinn in ihrem Leben nachzulaufen. Und ich stimme ihm zu.

Was mich jedoch nervt ist, dass er nach einigen Minuten, in denen wir uns gut ausgetauscht haben und sogar etwas lachen könnten, er einfach schweigt und wir kein Wort mehr miteinander wechseln. Also wende ich mich wieder den Seiten im Buch zu.

Doch wenige Sekunden später spricht er mich dann doch wieder an.

Und deshalb schlage ich das Buch nun seufzend zu. Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen richte ich mich auf, die Geschichte bei Seite legend und sehe fragend in die grünen Augen, welche mich abwartend mustern.

"Ich weiß es nicht", gebe ich ehrlich zu, "da ich noch nicht am Ende angelangt bin."

Nachdenklich spielt Harry wieder mit seinen Ringen. Das ist mir sofort aufgefallen, dass er sie öfters um seine langen Finger dreht und sich damit abzulenken scheint. Er überlegt, bis er den Mund auf macht und fragt: "Wie würdest du das Ende schreiben?"

"Was?" Etwas verwirrt warte ich, dass er sich besser erklärt.

"Was würdest du dir für ein Ende wünschen?", verbessert der Lockenkopf sich. "Wenn du die Kontrolle über das Ende von Sarah und Frank hättest, wie würdest du es schreiben?"

Tief Luft einatmend überlege ich angestrengt. Was für ein Ende wünsche ich mir?

Eigentlich ein gutes. Jeder Mensch hat nur das Beste verdient. Jedoch ist mir durch aus bewusst, dass man nicht immer ein Happy End bekommen kann. Manchmal enden selbst die wunderbarsten Beziehungen in Streit, Trauer und Trennung.

Mit einem Schulterzucken antworte ich: "Bin mir nicht ganz sicher. Irgendwo wünscht man es sich nur für die beiden. Jedoch muss ich sagen, dass es für Sarah besser wäre, wenn die beiden sich trennen, sollte Frank nicht bald anfangen klar mit ihr über seine Gefühle zu kommunizieren."

Harry nickt, beobachtet mich aufmerksam, während ich ihm meine Sichtweise erkläre.

"Auch wenn sie immer wieder schöne Momente im Leben mit ihm hat, so sollte sie die schlechten nicht einfach vergessen. Sie muss auf ihr eigenes Wohl achten. Und Frank sollte das auch tun", rede ich weiter.

Zum ersten Mal habe ich jemanden, der sich wirklich für meine Bücher und meine Meinung interessiert. Der Lockenkopf lauscht genauestens, blickt die ganze Zeit zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Er hört mir einfach zu, was zuvor noch niemand tat.

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass noch nie zuvor jemand solch ein Gespräch mit ihm geführt hat.

"Eine Beziehung kann uns Zufriedenheit und Vollendung schenken, jedoch auch Zorn und Angst. Beides sollte in einer guten Waage gehalten werden", bringe ich meine Meinung ruhig hervor.

"Aber so ist das nicht für die beiden", stellt Harry dann fest, worauf ich zustimmend nicke.

"Ich glaube, dass der Autor die beiden am Ende zusammenkommen lässt, auch wenn Frank sich immer noch nicht öffnen sollte", meine ich dann, mit nicht ganz so viel Begeisterung.

"Und das gefällt dir nicht?", erkundigt der Mann sich bei mir. Seinen Kopf legt er etwas schräg, mustert meine Reaktion.

"Nein." Seufzend werfe ich einen Blick auf das Cover des Buches. Wie zwei Schatten sind die beiden Hauptfiguren unter dem Titel abgebildet. "Sarah wird daran kaputt gehen, dass ihr Freund ihr nicht offen gegenüber ist."

"Aber was, wenn er nicht anders kann?", harkt Harry nach. "Was, wenn er alles probiert, um ihr seine Emotionen zu zeigen, aber sich in ihm eine Blockade befindet, die einfach nicht will?"

"Und dafür soll Sarah ihr eigenes Glück hintenanstellen?", kontere ich. "Die beiden können doch nicht zufrieden werden, wenn Frank sich nicht öffnet, aber gleichzeitig auch nicht helfen lässt. Und Sarah ebenso immer unglücklicher wird, da sie sich mehr und mehr, wie der Mann verhält."

Schweigen. Harry schweigt, da er erst über meine Worte überlegen muss.

Die grünen Augen liegen auf mir, blicken mich durch das Glas meiner Brille ruhig an. Die Lippen sind ein Stück geöffnet, die Grübchen in den Wangen leicht zu sehen. Nachdenklich kratzt er sich am Kinn, direkt bei seiner Narbe, bevor er mich bittet: "Wenn du das Buch durchgelesen hast, und weißt wie es endet, verrätst du mir dann deine endgültige Meinung?"

Einverstanden nicke ich mit einem Lächeln, bevor ich meinem Blick zum Ufer schweifen lasse, an dem nun Niall und Harry aus dem Wasser kommen. Beide sind klitschnass und scheinen immer noch miteinander zu spaßen.

"Ah, Harry. Hast du Freya mit Stille gepeinigt?", feixt Niall, ehe er spielerisch seinem Freund mit einer Faust gegen die Schulter schlägt.

"Halt die Klappe, Niall", zischt der Mann bloß genervt und verdreht seine Augen, welche langsam und musternd zu mir wandern.

Mit einem Lächeln teile ich Niall mit: "Ich weiß gar nicht, warum du mir so eine Angst vor ihm eingejagt hat. Er kann ganz nett sein. Und gesprächig zu dem auch."

Der Blondschopf sieht mich mit großen Augen an, so als würde ich ihm eine fette Lüge auftischen. Gleichzeitig trocknet er sich mit einem der Handtücher ab. "Wir reden vom selben Harry?", erkundigt er sich feixend, worauf ich nur nicke.

"Ja, der Typ da." Mit meinem Finger deute ich auf den Lockenkopf, der schmunzelnd alles beobachtet. "Am Ende war sogar er derjenige, der mich angesprochen hat und nicht weiterlesen lassen wollte."

Bei meiner Anspielung schütteln beide Männer den Kopf -wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Niall kann es nicht glaube, was ich ihm erzähle. Und Harry scheint sich einfach nur zu amüsieren.

"Dann hast du ihn an einem guten Tag erwischt", feixt der Blonde dann. "Glaub mir, er ist nicht immer so gut gelaunt."

Irgendwie ist es ein wenig schade, dass er so über Harry redet. Aber gleichzeitig kennt er ihn auch länger, als ich es tue.

"Ich bin übrigens Hailey", mischt meine beste Freundin sich nun ein, reicht Harry freundlich ihre Hand. Diese ignoriert er aber und schaut lieber raus auf den See.

"Mann, begrüß sie wenigstens", meckert Niall mit ihm.

"Mit ihr schläfst du?"

Mit großen Augen mustere ich den Lockenkopf, wie er diese Frage einfach so raushaute. Ein unfreundlicher Unterton schwingt in seiner Stimme mit. Auch Hailey reagiert, indem sie mit einem Schnauben ihre Hand zurückzieht und sich lieber ein Handtuch schnappt, das sie sich um die Schultern legt.

"Ja, Harry", antwortet Niall leicht gereizt. "Mit Hailey schlafe ich."

"Du weißt, dass sie nicht passt", entgegnet ihm der Mann mit den braunen Locken, der weiterhin ruhig neben mir auf dem Boden sitzt. Jedoch habe ich keine Ahnung, was er mit "Sie passt nicht" meint.

Ist er der Meinung, dass Hailey und Niall kein gutes Paar sind? Er kennt sie doch gar nicht und weiß nicht, wie die beiden miteinander harmonieren.

Da Hailey immer noch beleidigt guckt mische ich mich ein und sage: "Also ich finde, ihr beide passt gut zusammen."

Drei Augenpaare wandern zu mir. Haileys, die mich dankbar anlächelt. Nialls, die etwas ruhiger werden. Und Harry starrt mich mit einem Funkeln in den Augen an, bei dem ich nicht ganz weiß, was das heißt. Er zeigt seine Emotionen auch nicht so oft, reagiert nur knapp.

"Danke Freya", bedankt der Blondschopf sich bei mir, zieht meine beste Freundin dann an sich heran. "Wollen wir reingehen und uns umziehen?"

Die Blondine nickt, ehe sie einen Kuss zur Beruhigung auf Nialls Wange presst. "Kommst du mit?", wendet sie sich dann an mich, worauf ich entgegne, dass ich gleich nachkomme.

Mit großen Schritten begeben beide sich zum Haus und verschwinden.

Langsam wird es kälter, da der Wind immer stärker weht. Meine Haare werden mir immer öfter ins Gesicht gepustet, sodass ich sie ständig hinter mein Ohr schieben muss. Ebenso werden die Wellen des Wassers stärker und die Blätter über uns rauschen mehr.

"Ich dachte, dass du nicht an Liebe glaubst?", ertönt es mit einem Mal von Harry, der sich räuspert. Misstrauisch mustert er mich, so als habe ich ihn angelogen. Seine Hände mit den Ringen hat er ineinander gefaltet, ein Knie nun an seine Brust angewinkelt.

"Hab nie behauptet, dass die Beiden ihre wahre Liebe sind", antworte ich frech. "Aber dein Kommentar, von wegen, dass sie nicht zusammenpassen, war gemein. Du kennst Hailey gar nicht. Also musste ich etwas sagen."

Harry knackt plötzlich mit seinen Fingern. Erst jeden einzelnen der rechten Hand, danach jeden Finger seiner linken. Auf einem Handrücken entdecke ich ein Kreuztattoo, welches ich kurz mustere. Dann jedoch auf zu seinen Augen blicke.

"Was, wenn ich es gar nicht in Bezug auf ihre Beziehung meinte?"

Verwirrt ziehe ich eine Braue hoch. "In welchem Bezug meintest du es dann?"

"Das ist nicht wichtig", entgegnet er sofort, bevor er stöhnend aufsteht und mir den Rücken zukehrt.

Mit großen Schritten, angespannten Schultern bewegt der Mann sich zum Haus. Ich kann ihm nur noch verwirrter und perplexer nachschauen. Das Laub raschelt leicht unter seinen Füßen, bis er die Stufen der Veranda hochsteigt und im Haus verschwindet, mich komplett alleine hier draußen lässt.

Okay...

Seufzend richte ich mich nun ebenfalls auf und nehme mir mein Buch, ehe ich ebenfalls zum Haus gehe. Bei der Veranda angekommen werfe ich nochmal einen Blick auf den See, bevor ich die große Unterkunft betrete und einfach den Stimmen folge.

In der Küche sitzen Louis, Liam und Harry.

Louis liest etwas weiterhin in seinem Buch, den Kopf mit einem Arm auf dem schwarzen Marmor abgestützt. Liam scheint Fleisch in einer Pfanne zu braten und Harry sitzt schweigend auf einem der Hocker, beobachtet den oberkörperfreien Mann am Herd.

"Ah, Freya", dreht Liam sich zu mir. Seine Laune scheint nun viel besser als vorhin zu sein. Währenddessen sieht der Lockenkopf jetzt aus, als würde es seit sieben Tagen regnen. "Du kannst mir beim Kochen helfen. Es wird Burger geben", teilt er mir mit.

Mit einem schwarzen Pfannenwender in der Hand deutet er zu der Abwäsche, in der ich Tomaten, Salat und Gurke entdecke. "Nimm dir ein Brett aus dem Schrank und schneide schon einmal alles zurecht."

Einverstanden nicke ich, begebe mich schweigend zu dem Schrank, welchen er mir zeigte. Hauptsache, ich schneide mir jetzt keinen Finger ab.

Das große Brett welches ich auswählte und ein scharfes Messer lege ich auf der Kochinsel, gegenüber von dem Lockenkopf ab. Dieser ist nun total vertieft in sein Handy, die Lippen mürrisch zu einer Linie geformt.

"Den Salat musst du nur etwas kleiner reißen, aber die Tomate und Gurke bitte schneiden", weist Liam mich ein. Konzentriert nicke ich, das Gemüse aus dem Waschbecken holend und neben das Brett platzierend. Am besten fange ich einfach mit dem Salat an.

Ein grünes Blatt in meiner Hand ziehe ich zu kleinen Streifen, sodass sie gut auf einen Burger passen. Braune Stellen lege ich bei Seite, damit niemand diese zum Essen bekommt. Dann wende ich mich der Gurke zu.

Das scharfe Messer halte ich in meiner rechten Hand, die Gurke fixiere ich mit meiner linken auf dem Brett und beginne zu schneiden. Die Stücke werden nicht gerade gleich groß bemerke ich schnell und versuche es besser zu machen.

"Gott, Liam, sie schneidet sich gleich einen Finger an", ertönt es mit einem Mal rau von Harry, der mit zusammengezogenen Augenbrauen mein Handeln skeptisch beobachtet. Er klingt zudem genervt.

"Warte." Schnell kommt der Mann mit dem tätowierten Körper auf mich zu und nimmt mir das Messer ab. "Du musst deine Finger so halten", erklärt er mir, beugt sie leicht, sodass seine Fingerkuppen von der Klinge des Messers weg zeigen. "Dann sollte nichts passieren."

Leise ein Danke beschämt nuscheln, nehme ich ihm das Messer wieder ab und mache mich erneut an die Arbeit. Doch fühle ich mich nun sehr stark beobachtet.

"Gott, riecht das gut", kommt es von dem offenen Eingang zur Küche, und Niall und Hailey betreten den Raum. "Liam, du bist wie immer unsere Küchenfee."

Ein amüsiertes Schnauben ertönt von Louis, der links von mir an der Theke sitzt, sein Buch nun zu klappt. "Ich sehe ihn richtig, in einem rosa Tütü", feixt er.

"Jungs, ich bin total männlich", verteidigt Liam sich. "Das solltet ihr am besten wissen."

"Keine Angst, Liam", mische ich mich ein. "Ein Tütü wird dir nicht deine Männlichkeit klauen."

Mittlerweile habe ich genug von dem Stück Gurke geschnitten und mache mit den Tomaten weiter.

"Glaub mir, ich habe schon Dinge getan, die würden sich einige Männer nicht trauen", antwortet der Mann ganz nebenbei.

"Was denn zum Beispiel?", erkundigt nun Hailey sich und sieht Liam erwartungsvoll an. Mit ihren Armen stützt sie sich auf der Theke ab, blickt zu dem Mann.

Doch Liam schweigt, und schaut eher fragend zu den anderen Jungs.

Alle vier werfen sich Blicke hin und her, so als würden sie wissen, womit sie antworten können, wollen diese Antwort jedoch lieber für sich behalten.

"Wie lange noch, bis die Burger fertig sind, Liam? Ich sterbe vor Hunger", unterbricht Harry die Stille.

"Also ihr könnt, wenn Freya mit den Tomaten fertig ist, euch jeder zwei belegen und dann kommen die für fünf Minuten in den Ofen", erklärt er, offensichtlich erleichtert, dass er nicht auf Haileys Frage antworten musste.

"Dann mach mal hin, Freya", meint Niall an mich gewandt.

Ehe ich überhaupt antworten kann, antwortet der Lockenkopf mit seiner rauen, monotonen Stimme: "Setz sie lieber nicht unter Druck, Niall! Sonst hackt sie sich noch die ganze Hand ab."

Nervös beiße ich mir auf meine Unterlippe.

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