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Jedes Kunstwerk ist eigentlich eine Skizze, die erst durch unsere Fantasie vollendet wird.

Sigmund Graff


Lise Meitner Gymnasium, 2000

Die Luft in der Cafeteria bot Hinweise auf so viele verschiedene Mahlzeiten, dass Talia alleine vom Riechen schon beinahe der Appetit verging. Abgesehen davon war nicht einmal sicher, dass die klebrige Substanz an ihrer Gabel tatsächlich Käse war, auch wenn man das bei Käsenudeln doch erwarten sollte. Sie seufzte.

Emma und Penelope teilten sich eine vor Fett triefende Pizza und Finja stocherte lustlos in ihrem Salat herum. Auch wenn sie sich nichts anmerken wollten war klar, dass sie warteten.

Schließlich gesellte sich Chrissi mit einem Schokoladencroissant zu ihnen. Mittwochs konnten sie sich immer erst Mittags treffen, da Chrissi die einzige mit Musik- und Tanzschwerpunktkursen war, während Talia und Emma Mathe und Pen mit Finja Geschichte besuchte. Es war ein langer Vormittag gewesen, auch wenn Talia weit weniger an einem Bericht über den gestrigen Nachmittag interessiert war, als die anderen. Es war doch wirklich völlig egal, was die beiden in der Dusche angestellt hatten. Jedoch gab hier niemand etwas auf Privatsphäre.

Ohne die Neuankommende überhaupt zu begrüßen zog Finja die Freundin neben sich auf die Bank. »Und, was ist gestern gelaufen?«

Chrissi pustete sich eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem zarten Puppengesicht und ließ sich zwischen Penelope und Finja nieder. »Eine Lady genießt und schweigt.« Ein paar Blätterteigflocken rieselten herab, als sie kräftig in ihr Croissant biss.

Penelope lachte und stupste sie an. »Na, was haben wir für ein Glück, dass du keine bist.«

Chrissi streckte ihr die Zunge raus, was Penelope zum Giggeln brachte.

Finja quiekte beinahe. »Habt ihr es ... getan?«

»Was, spinnst du? In der Dusche, mit euch auf der anderen Seite? Ich bin doch keine Schlampe!« Chrissi warf Finja einen bösen Blick zu, die entschuldigend ihre Hände hob. Bei der Antwort löste sich ein Knoten in Talias Bauch.

Natürlich hielt die Antwort Emma nicht zurück. Mit einem angebissenen Stück Pizza deutete sie auf Chrissi. »Nein, aber du warst immerhin mit dem Dämon da. Es heißt, der hat dich schneller aus deinen Klamotten gezogen, als du "hier" schreien kannst.«

»Tu mal nicht so, als ob er irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten hat«, brummte Talia und stopfte sich eine Nudel in den Mund. Der künstliche Geschmack war kaum auszuhalten. Das war niemals echter Käse.

Chrissi giggelte und brach sich ein Stück Croissant ab. »Nun, das würdest du nicht sagen, wenn er dich geküsst hätte. Das ist nämlich nicht von dieser Welt.«

»Pah, als ob ich diesem Riesenarsch jemals ...« Ein schmerzhafter Tritt schnitt Talia das Wort ab. »Au!« Empört rieb sie ihr Schienbein und bemerkte erst dann, dass der Höllenfürst persönlich an ihren Tisch getreten war. Als ob ihr Gespräch ihn heraufbeschworen hatte.

»Hallo, ihr Hübschen.« Mit seinen Unterarmen stütze er sich auf den Tisch und lächelte entwaffnend in die Runde.

Talia schnaubte.

Der Blick aus seinen mandelförmigen Augen bescherte ihr eine Gänsehaut. Sie sollte wirklich aufhören, ihn zu provozieren. Wer wusste schon, zu was ein Dämon alles fähig war.

»Du hast recht, wo sind meine Manieren», säuselte er schließlich. »Hallo ihr Hübschen. Und hallo, Picasso.«

Talia schloss für einen Moment die Augen. Ignoriere ihn! Wenn sie ihn nicht beachtete, würde er schon irgendwie verschwinden. Doch das war schwerer, als angenommen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sich Damians Mundwinkel hoben. Unausgesprochene Worte lagen auf ihrer Zunge und sie wusste nicht, was sie später mehr bereuen würde - sie auszusprechen oder weiter zu schweigen.

Der Dämon beugte sich nach vorne und stibitzte Chrissi ein Stück Croissant. »Sag mal, hast du heut Nachmittag schon was vor?« Seine Stimme klang tiefer als sonst, ein Timbre, dass ihr direkt in den Bauch fuhr.

Chrissi spielte mit einer Haarsträhne. »Nein, bisher nicht.« Offensichtlich hatte sie vergessen, dass sie am Nachmittag Shoppen gehen wollten. Oder sie setzte andere Prioritäten.

Es war eindeutig Kalkül, mit dem Damian an dem Stückchen Croissant in seiner Hand abbiss. Dabei starrte er Chrissi tief in die Augen. »Ich dachte, wir könnten zusammen etwas lernen.«

Vorsichtig legte Talia ihre Gabel beiseite. Diese ganze Darbietung war so schlecht, dass sie ihr den restlichen Hunger vertrieb.

Chrissis Lider flatterten aufgeregt und es war ein Wunder, dass ihre Wimpern nicht aneinander kleben blieben. Dann griff ihre Freundin zur Wasserflasche, um einen tiefen Schluck zu trinken. Ihr Blick fixierte den Dämon.

Wäh, die flirten. Widerlich. Talia schaute angestrengt weg. Doch ihr Tisch hatte aufsehen erregt. Es schien als ob jeder dem Gespräch mehr oder weniger offensichtlich lauschen würde. Allen voran Damians unsympathischer Fanclub, der sich aus den Klassenbarbies und Sportfanatikern zusammensetzte. Mit entsetzen Gesichtsausdrücken starrten sie zu ihnen herüber.

Talia erschrak, als Damian sich direkt an sie wandte und ihre Aufmerksamkeit einforderte. »Hey, Picasso. Übrigens, du hast da Soße am Kinn.« Mit seinen Fingern fuhr er sich an der entsprechenden Stelle über das Gesicht. Er war ihr so nahe, dass sie ihn riechen konnte. Ein wider erwarten angenehmer Geruch, nach Sandelholz und Waschmittel. »Trägt man das jetzt so, im Land der Kaputten und Verrückten?«

Es kostete Talia alle Kraft, die sie hatte, sich nicht zur Kontrolle ins Gesicht zu fassen. »Wachst du eigentlich morgens auf und denkst dir: Heut bin ich mal ein Volltrottel oder kommt das ganz spontan?«

Seine Augen verengten sich und er beugte sich näher, wahrscheinlich um wieder irgendwas dämliches zu sagen. Doch er kam nicht dazu.

Penelope lehnte sich an Talias Schulter und tätschelte beruhigend ihren Arm. »Hey, Damian. Lass meine Schwester in Ruhe.«

Sofort entspannte sich der Dämon. Seine Schultern sackten herab und er bewegte sich endlich wieder aus Talias Nahbereich heraus. »Natürlich Prinzessin, wollte nur hilfsbereit sein.«

Bevor er sich abwandte, zwinkerte er Chrissi noch einmal zu.

Doch dann stoppte er, schlug sich mit der Hand gegen seine Stirn, als ob er sich gerade an etwas erinnern würde. »Ach Picasso, was ich noch sagen wollte. Obwohl du mehr Sport machen solltest, als Riesenarsch würde ich deinen Hintern nun auch nicht bezeichnen.« Mit einem Lachen suchte er das Weite.

Talia sah rot. Wut schäumte mit der Kraft eines Gebirgsbaches durch ihre Adern. Sie wollte von der Bank aufspringen, doch Emma zog sie energisch zurück.

Damian verschwand in Richtung Treppenhaus, klopfte auf dem Weg ein paar Schultern und sah nicht einmal zurück.

»Was hattest du den vor?«, flüsterte Emma irritiert.

In Finjas grauen Augen zeigte sich Besorgnis. »Geht's dir gut? Du bist ja rot wie eine Tomate.«

»Würgen«, blaffte Talia. »Einfach nur Erwürgen.«

Chrissi hob ihre Augenbrauen. »Nun das wär schade, damit hättest du mein Date ruiniert.«

Es reichte. Ihr Tablett klapperte, als sie beim Aufstehen dagegen stieß. »Mir reichts«, knurrte Talia, während die anderen sie überrascht anstarrten. »Ich brauche frische Luft. Wenn noch jemand mit Gyros aus der Kantine kommt, kotze ich ihm vor die Füße. Ist ja nicht zum Aushalten hier.«

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