~Thirtysix~

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Der Sonntag verging viel zu schnell und schon abends war ich bereits wieder in meinem winzigen Zimmer im Studentenwohnheim. Yonathan hatte den Vormittag fast ausschließlich telefoniert, während ich es mir zum ersten Mal in der Bibliothek gemütlich gemacht hatte.

Zumindest so gemütlich, wie es ging mit meinem schmerzenden Hintern.

Ich hatte mir einen Roman aus dem Regal genommen und las über eine Journalistin, welche alte Briefe fand von einem Paar, dessen Liebe nie öffentlich sein durfte.

Dieses Buch fesselte mich, weshalb ich es auch nicht mitbekam, wie Yonathan plötzlich im Türrahmen stand und mich beobachtete. Erst als er sich mit einem Räuspern bemerkbar machte, schreckte ich mit meinem Kopf von dem Buch hoch.

„Wir müssen die vertraglich vereinbarte Wochenplanung etwas ändern, Sugar“, informierte er mich, während er mit langsamen Schritten in den Raum hineintrat. „Den Mittwoch brauchst du nicht herkommen, dafür musst du aber bereits ab Freitag früh zur Verfügung stehen.“

„Wieso?“, war das einzige, was mir in dem Moment einfiel. Es machte mich schon etwas traurig, dass ich Yonathan erst am Wochenende wiedersehen würde.

„Du musst mich nach New York begleiten zu einer Messe“, meinte er, woraufhin ich das Buch beiseite legte und mich auf dem Sessel aufrichtete.

„Ich dachte, du möchtest nicht, dass ich in die Öffentlichkeit gerate“, erwiderte ich skeptisch. Irgendwas war faul an der Sache. Yonathan wirkte, als wäre er in den letzten Stunden um Jahre gealtert. Kein Lächeln zierte seine Lippen und das Strahlen in seinen blauen Augen war auch wie weggezaubert. Sie wirkten kalt.

„Ich muss es dir nicht erklären. Du hast vertraglich zugestimmt, zu jeder Zeit zur Verfügung zu stehen“, sagte er kühl. „Und dafür bekommst du auch mein Geld.“

Er verließ die Bibliothek und ließ mich vollkommen überfordert zurück. Yonathan verhielt sich absolut seltsam und ganz anders, als ich ihn die letzten Tage kennengelernt hatte.

Danach geschah nichts mehr. Max hatte mich kurze Zeit später zurückgefahren und ich wusste nicht, ob ich mir über Yonathan’s Verhalten Sorgen machen musste.

Es war frustrierend, dass er sich distanzierte, wo ich mich allmählich in meiner Rolle als Sugar ziemlich wohlfühlte. Ich wollte so viel mehr mit ihm erfahren und dass er mir zeigte, wie sich blindes Vertrauen anfühlte.

Doch stattdessen hockte ich in meinem minimalistischen Zimmer und versuchte jeden aus dem Weg zu gehen. Wobei mir das bei Marilyn nicht sonderlich gut gelang, da sie noch immer meine Mitbewohnerin war. Kyle hingegen, war ich den gesamten Montag nicht begegnet und auch am Dienstag blieb ich verschont von ihm.

Es war bereits Mittwoch, als ich in meinem Zimmer lernte und es an meiner Tür klopfte. Ich machte mich darauf gefasst, jemanden direkt wieder wegzuschicken. Doch als ich die Tür öffnete, stand Max plötzlich bepackt vor mir.

„Max? Ich dachte, Yonathan wollte den Mittwoch sausen lassen“, meinte ich überrascht.

„Mr. Kingsley ist auch beschäftigt. Ich soll Ihnen nur die Sachen für die Messe am Wochenende vorbeibringen“, sagte Max, weshalb ich nun den Karton, die Papiertüte und auch die Kleiderschutzhülle in seinen Arm wahrnahm.

Wie freundlich von Mr. Kingsley, dachte ich augenrollend.

„Ah okay. Danke“, sagte ich eilig und nahm ihm den Karton und eine Tüte aus der Hand. „Zu wann soll ich Freitag denn fertig sein?“

Mir wurde bisher weder gesagt, wann ich abgeholt werden würde, noch wann Yonathan nach New York reisen wollte. Er hätte mir ruhig einige Informationen geben können, wenn er schon wollte, dass man ihn begleitete.

„Ich hole Sie Freitag 7 Uhr morgens ab. Der Flieger startet gegen 8 Uhr und die Messe beginnt dann um 10 Uhr. Es wäre schön, wenn Sie pünktlich wären.“ Max trat während des Redens an mir vorbei und legte den Kleidersack auf mein Bett. Ich schaute ihn nur abwartend und mit gerunzelter Stirn an.

„Also dann. Bis Freitag, Miss MacKenzie“, sagte er, als ich keinerlei Regung zeigte und verließ auch direkt mein Zimmer.

„Was war das denn?“, murmelte ich zu mir selbst, als ich wieder allein in meinem Zimmer war. Mein Blick fiel zu den Sachen auf dem Bett und meine Neugier packte mich, weshalb ich zuerst in die edle schwarze Tüte schaute. In dieser befanden sich mehrere kleine Schatullen, weshalb ich vermutete, dass es sich dabei um Schmuck handeln könnte.

Ich öffnete die erste blaue Samtschatulle und erkannte ein wunderschönes silbernes Armband. Es war sehr schlicht und schmal und hatte einzig ein paar kleine Kristalle.

Ich kannte mich nicht sonderlich mit solchen Dingen aus, doch es wirkte nicht, als wären diese Kristalle billige Strasssteine. Vorsichtig packte ich das Armband zurück und öffnete die nächste viereckige Schachtel.

In dieser waren ebenso schlichte, aber wunderschöne silberne Ohrringe. Auch diese hatten dieselben Kristalle. In der Tüte war nun nur noch eine längliche blaue Schatulle, weshalb ich damit rechnete, dass es sich dabei um eine Halskette handeln würde.

Und ich behielt recht. Mit offenem Mund starrte ich die silberne Kette mit den vielen blinkenden Kristallen an.

„Wow“, hauchte ich, als mein Finger behutsam über die Kette strich. Diese war bestimmt ein Vermögen wert. Mich überkam sofort ein ungutes Gefühl, denn ich mochte solche Geschenke eindeutig nicht.

So schön die Geste auch war, aber dieser Schmuck war viel zu wertvoll, um an meinem Körper präsentiert zu werden.

Ich packte alles sorgsam wieder zurück und öffnete als Nächstes den Karton, in dem eindeutig Schuhe waren. Es waren helle Sandaletten mit einem hohen, schmalen Absatz. Auch an den Schuhen fanden sich an dem Riemen und über den Spann etliche silberne Kristalle.

„Er hat sie doch nicht mehr alle“, murmelte ich, als ich bei den Schuhen auch eine Karte fand, auf der der Name des Designers stand. Mich packte die Angst, als mir bewusst wurde, dass ich noch nicht wusste, zu welchem Kleid ich all diese Accessoires tragen sollte.

Ich hatte so das Gefühl, dass dies den Rahmen endgültig sprengen würde.

Langsam öffnete ich die Schutzhülle und erkannte ein ziemlich pompöses Cocktailkleid.

„Heilige Scheiße!“

Mir stockte der Atem, als ich das Kleid in dem wunderschönen Königsblau aus dem Kleidersack nahm. Es hatte einen weiten Rock und schien etwa knielang zu sein. Obenrum bestand es aus Spitze, welche ein florales Muster hatte und mit kleinen Perlen bestickt war. Das Kleid war ärmellos und war vorne komplett geschlossen. Dafür hatte es aber einen freien Rücken und wurde nur mit etwas Stoff am Nacken zusammengehalten.

Das war eindeutig zu viel des Guten!

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie teuer dieses Kleid war, aber doch wollte ich unbedingt wissen, wie es an mir aussah. Daher zog ich mich eilig aus und schlüpfte in dieses bezaubernde Kleid.

Ein Blick in den Spiegel genügte und ich fühlte mich wie Cinderella persönlich. Es war, als wäre dieses Kleid einzig für mich geschneidert worden. Es schmeichelte meiner zierlichen Figur und der weite elegante Rock setzte meine Beine perfekt in Szene.

Der Anblick verursachte mir Tränen in den Augen, denn noch nie hatte ich solch ein wunderschönes Kleid getragen. Ich musste Yonathan unbedingt schreiben und mich bei ihm bedanken.

Allerdings kam ich nicht dazu, denn als ich noch einen letzten Blick in den Spiegel warf, sah ich Marilyn mit Kyle hinter mir. Sie sahen mich beide skeptisch an, als sie erst das Kleid und dann die Accessoires auf meinem Bett betrachteten.

„Hast du eine Bank ausgeraubt, MacKenzie?“, lachte Mary, weshalb meine Laune sofort auf den Nullpunkt fiel. Dass die beiden mich umgehend nervten, war vorauszusehen.

„Nein, natürlich nicht!“ Ich entriss Marilyn die Tüte, in welche sie einfach ungefragt hineinsah.

„Also von deinem Kellnerjob wirst du das sicher nicht finanziert haben“, meinte sie nachdenklich, während sie mit ihrem Zeigefinger an ihrem Kinn klopfte, als würde sie jede einzelne Gehirnzelle anstrengen.

„Es geht dich auch überhaupt nichts an, wo ich die Sachen herhabe!“, motzte ich. Es gefiel mir nicht, solche wertvollen Dinge in meinem Zimmer zu haben, wovon auch Marilyn wusste. Sie hatte es an sich nicht nötig zu klauen, aber nach der Aktion auf der Party traute ich ihr so einiges zu.

„Also entweder sind die Sachen geklaut, oder? …“ Sie grübelte weiter, ehe sie sich mit der flachen Hand auf die Stirn haute. „Du hast einen reichen Typen!“

Ich verdrehte nur aufgebracht meine Augen, um daraufhin tief durchzuatmen.

„Ich würde mich gern umziehen, also könntet ihr bitte das Zimmer verlassen?“

„Wieso? Wir haben dich doch beide bereits nackt gesehen“, erwiderte Marilyn mit einem hämischen Grinsen. 

Ich schaute zu Kyle, welcher die gesamte Zeit nur teilnahmslos in der Ecke stand und stumm unserem Gespräch gefolgt hat. Er erwiderte meinen bittenden Blick und regte sich zum Glück.

„Ich muss ohnehin los.“ Seine Stimme klang gelangweilt und auch seine Haltung zeigte mir deutlich, dass ihm meine Angelegenheiten so ziemlich am Arsch vorbeigingen.

Ich hätte darüber froh sein sollen, doch auf eine Art störte es mich, dass er sich mir gegenüber erneut so blöd verhielt, wie anfänglich.

Ohne ein weiteres Wort verließ er unser Zimmer, weshalb Marilyn ihn wie ein Schoßhündchen hinterherlief. Ich hörte noch, wie sie seinen Namen rief, ehe die Tür ins Schloss fiel und ich endlich wieder allein war.

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