21. Kapitel

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Ich hatte ein Déjà-vu. Ich saß vom Regen durchnässt auf dem Sofa, in dem gleichen Zimmer wie letztes Mal und starrte das Gemälde an, das über dem Kamin hing. Das Gemälde, das ich nun mit neuen Augen betrachtete, da mein Kopf eine Verknüpfung zwischen dem darauf dargestellten Engel und Raphael herstellte, der anscheinend direkt aus dem Gemälde entsprungen war. Meine Gedanken wanderten zu Arthur zurück und seiner Theorie, dass Raphael ein Engel war. Verdammt, wieso erklärte ich seine Ideen eigentlich immer für verrückt? Im Endeffekt hatte er selten unrecht.

"Hier". Mit einem etwas angespannten Lächeln stellte Raphael eine dampfende Tasse Kakao vor mir ab und ließ sich mir gegenüber in einen Sessel sinken. Der Kakao sah aus, als wäre er direkt aus einer Werbung entsprungen, mit einer Sahnehaube, kleinen pinken Marshmellows und Kakaopulver obendrüber gesprenkelt. Mit einem mechanischen Lächeln nahm ich die Tasse in die Hände und nippte daran, doch ich schmeckte nichts. Viel zu sehr saß mir noch meine Nahtoderfahrung in den Knochen.

Okay, eine ganz alltägliche Situation. Ich konnte einfach so tun, als würde ich mit meinem Date einen Kakao trinken. Nur das mein Date ein fucking Engel war oder etwas anderes direkt aus einem Fantasyroman entsprungen. Nope, ich konnte doch nicht einfach so tun. Entschlossen stellte ich die Tasse vor mir ab, wobei ein bisschen Kakao überschwappte.
"Okay, erklärst du mir jetzt wo ich hier reingeraten bin?". Raphaels Blick zuckte zu dem braunen Kakaorand, der sich um die Tasse bildete und machte Anstalten aufzustehen. :Sicher, lass mich nur kurz...". Mein scharfer Blick ließ ihn verstummen und er ließ sich zurücksinken und fuhr sich mit einem Seufzen durch seine Locken.
"Schon gut, du hast eine Erklärung verdient. Vor allem weil dich die ganze Sache direkt betrifft".
Mein Herz rutschte in die Hose.
"Wie meinst du das?".
Raphael biss sich auf die Lippe und wich meinem Blick aus.
"Ich glaube es ist am besten, wenn ich erst einmal mit ein paar Grundlagen anfange, bevor ich dir erkläre, wie du in dieses Chaos verwickelt bist".
Das trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei und ich hätte Raphael am liebsten geschüttelt, bis er mir verriet, was das bitteschön bedeuten sollte, aber selbst ich erkannte, dass das wahrscheinlich nicht sonderlich zielführend war. Also schluckte ich alle Fragen, die mir auf der Zunge lagen herunter und bedeutete Raphael stumm fortzufahren.

"Wie du dir wahrscheinlich mittlerweile bereits zusammengereimt hast, bin ich kein Mensch. Ich entstamme einer Linie von Erzengeln und du bist der Grund warum ich momentan auf Erden weile". Äh, bitte was? Konnten wir noch mal zurückspulen? Und wieso war die Information, dass Raphael ein fucking Erzengel war nur halb so schockierend, wie der zweite Teil seines Satzes? "Irgendwie klingt das für mich nicht so ganz nach dem Anfang der Geschichte, denn mir fehlen ein paar entscheidende Hintergrundinfos, um auch nur im Ansatz zu verstehen, wie das zusammenpasst", sagte ich und zog meine Beine nach oben, weil es sich anfühlte, als würden tausende von Ameisen über meine Füße krabbeln.
"Die Bombe, hätte ich vielleicht doch eher am Ende platzen lassen sollen, hm?", sagte Raphael mit einem schiefen Lächeln und ich nickte nur stumm.
"Okay, dann anders. Die Welt funktioniert in einem Gleichgewicht. Das Gleichgewicht ist heilig und kann weder von Himmelswesen noch von Dämonen gekippt werden. Es-".
"Warte mal, hast du gerade Dämonen gesagt?", unterbrach ich ihn ungläubig. Raphael warf mir einen strengen Blick zu.
"Wenn du mich ausreden lassen würdest, dann würdest du wesentlich schneller erfahren, was du wissen willst".
Ich hob ergeben die Hände und tat so, als würde ich mir den Mund verschließen und den Schlüssel wegwerfen.
"Wie ich gerade sagen wollte, existiert ein Gleichgewicht. Sowie es uns Engel und den Himmel gibt, gibt es auch Dämonen und die Hölle".
Tausende von Fragen schossen mir durch den Kopf, aber ich schaffte es mich zu beherrschen.
"Wir Erzengel zeigen den Menschen, die Möglichkeiten auf gute Dinge zu tun, während Dämonen die Menschen dazu verleiten dunkle Pfade zu beschreiten. In der Regel hält sich das Gleichgewicht auf diese Weise. Doch die Ausnahme bestätigt die Regel. Wenn das natürliche Gleichgewicht gestört wird, tritt jemand Neues auf den Plan. Die Aquaelibritae".

An dieser Stelle machte Raphael eine bedeutungsvolle Pause, als erwartete er, dass jetzt alles Sinn für mich ergeben würde. Was natürlich nicht der Fall war. Den Begriff Aqualibrita hatte ich zwar schon einmal gehört, aber ich wollte ungern zugeben, dass ich sein Gespräch mit Luca belauscht hatte, also sah ich ihn weiter fragend an. Als ich nichts erwiderte, atmete er einmal tief ein und aus, straffte seine Schultern und faltete seine Hände zusammen. "Was weißt du über die Geschichte von Lucifers Fall?". Ich schürzte die Lippen und versuchte das Wissen zusammenzukratzen, das ich mit dem Namen verband. "Ist Lucifer nicht der gefallene Engel, der über die Hölle herrscht?". Raphael nickte und stützte sein Kinn auf seinen gefalteten Händen auf.
"Es ist alles ein bisschen komplizierter gewesen, als es in der Bibel dargestellt wird und vieles darin ist auch frei erfunden worden, aber in ein paar Texten, die darinstehen steckt auch ein Funken Wahrheit drin".
Ich biss mir auf die Lippe. Es wäre wahrscheinlich nicht so elegant zuzugeben, dass mein Wissen über die Entstehung der Hölle und der großen Schlacht, die von Lucifer angeführt wurde nicht etwa aus der Bibel stammte, sondern aus Erzählungen von Elea über Bücher bei mir hängengeblieben war.

"Was die Bibel nicht erzählt, ist, dass bei der Aufteilung in Himmel und Hölle noch etwas anderes geschaffen wurde. Tatsächlich hat nämlich überhaupt erst die Schaffung der Aquaelibritae dazu geführt, dass die Hölle entstand und sich ein Gleichgewicht einstellen konnte. Die Aquaelibritae sind die Gleichgewichtsbringer. In ihnen fließt das Blut aller Erzengel, Lucifers miteingeschlossen". Nun konnte ich meine Klappe doch nicht mehr halten.
"Das... das ist jetzt aber nur eine Metapher, oder?".
"Nope. Das ist tatsächlich wörtlich gemeint".
"Aber...wie? Diese Aqualibrita muss dann doch ein totales Inzestkind sein". Ich runzelte die Stirn, während ich versuchte auszurechnen, wie viele Generationen von Cousins Kinder miteinanderkriegen müssten, um das Blut von allen Erzengeln zu vereinen.

"Das ist anders abgelaufen, als du es dir gerade vorstellst. Aber diese Geschichte heben wir uns besser für einen anderen Zeitpunkt auf. Es gibt noch ein paar Dinge, die gerade wichtiger sind, dass du sie erfährst. Also hör mir bitte noch einen Moment zu, okay? Ich weiß, dass es viel auf einmal ist, aber es ist wirklich essenziell für dich, dass du verstehst, womit du es zu tun bekommen wirst".

Mich beunruhigte irgendwie, dass Raphael die ganze Zeit betonte, dass ich in diese verrückte Sache verwickelt war. Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich wirklich die ganze Wahrheit erfahren wollte. Mein Gefühl sagte mir, dass mir nicht gefallen würde, was auch immer Raphael mir erzählen wollte. Ich war fast versucht, zu sagen, dass wir das Gespräch vielleicht doch wann anders fortsetzen sollte, doch ich wusste jetzt schon, was ich mir dann von Elea und Arthur anhören durfte. Also griff ich stattdessen unterstüzungsuchend nach meinem Kakao und bedeutete Raphael fortzufahren.

"Aquaelibritae wachsen in der Regel ihr Leben lang auf, ohne ihr Erbe zu kennen. Nur in einigen wenigen Familienzweigen, wird das Wissen weitergegeben. Oft beeinflussen die Aqualibrita unbewusst ihr Umfeld. Manchmal zeigt sich auch ein kleiner Teil ihrer Anlagen, in ihren Fähigkeiten. Beispielsweise haben manche Aquaelibritae eine Affinität fürs Heilen und wissen instinktiv, wie sie Menschen helfen können. Oder sie sind besonders empathisch und können, die Emotionen von anderen gut lesen, manchmal sogar fühlen". Ein seltsames Gefühl setzte sich in meiner Magengrube fest, während ich Raphael lauschte, doch ich ignorierte es geflissentlich.

"Wenn aber ein starkes Ungleichgewicht in der Welt entsteht, dann erwachen die Gaben der Aquaelibritae zu ihrer gänzlichen Stärke. Es ist ein gut gehütetes Geheimnis, wie sie an das Wissen gelangen, dass sie den Riss in dem Gleichgewicht kitten können oder wie die genaue Aktivierung der Kräfte stattfindet. Wenn die Kräfte einmal aktiviert wurden, bleiben sie erhalten bis zum Tod der Aqualibrita und in der nächsten Generation schlummern sie wieder in ihren Genen. Je nachdem wie groß das Ungleichgewicht ist, das auftritt werden auch mehrere Aquaelibritae aktiviert".
Raphael verstummte für einen kurzen Moment, bevor er sich räusperte und erneut ansetzte.
"In der Regel treten die Ungleichgewichte in der Welt zufällig auf und sind nicht von vorneherein zu bestimmen. Allerdings gibt es in der Geschichte wie immer auch Ausnahmen. Vor etwas mehr als 2000 Jahren machte Gott einen Deal mit Lucifer. Er schickte seinen Sohn auf die Erde unter der Bedingung, dass Lucifer seinen Sohn ebenfalls zu einem Zeitpunkt seiner Wahl auf die Erde senden durfte. Damals beeinflusste der Sohn Gottes natürlich sehr viele Menschen, weshalb die Waage sich zu einer Richtung neigte und die Aquaelibritae mal wieder auf den Plan rief. Und jetzt hat Lucifer beschlossen seinen Teil der Abmachung einzufordern und hat seinen Sohn auf die Erde geschickt".
"Warte – du willst also sagen, dass sich jetzt in diesem Moment der leibhaftige Sohn des Teufels auf der Erde befindet?", hakte ich in ungläubigen Entsetzen nach. Mir wurde ganz anders, bei dem Gedanken, was der Sohn des Teufels wohl auf der Erde anstellen konnte. Raphael nickte grimmig.
"Jep und sein Vater wusste genau, was er tat, als er einen Ort aussuchte, wo er ihn strategisch am günstigsten platzieren konnte. Denn es gibt noch ein wichtiges Element in dieser Geschichte, von dem ich dir noch nicht erzählt habe".

Raphael griff in die Tasche seines Hoodies, den er sich übergezogen hatte und holte etwas Goldenes heraus. Als er die Hand öffnete, konnte ich erkennen, dass es sich um ein filigranes Medaillon handelte, in welches griechische Buchstaben eingraviert waren. Behutsam öffnete er das Medaillon und zeigte mir die Innenseite, auf der ebenfalls griechische Buchstaben eingraviert waren. Da ich jedoch keine griechischen Buchstaben lesen konnte, starrte ich ihn weiterhin nur fragend an. "Dieses Medaillon tauchte zusammen mit mehreren Schriftrollen vor etwa 2000 Jahren auf, kurz nachdem Gott und Lucifer den Deal abgeschlossen hatten. In den Schriftrollen war eine Prophezeiung niedergeschrieben, die von einer Aqualibrita sprach, die das Gleichgewicht der Welt verändern würde. Eine Aqualibrita, die die Macht hat die Welt entweder in Dunkelheit zu stürzen oder alles Schlechte auf dieser Welt auszumerzen. Eine Aqualibrita, deren Gleichgewicht forciert wurde und von daher manipulierbar ist. Niemand wusste so recht, woher die Prophezeiung kam und deshalb schenkte ihr erst niemand so recht Beachtung. Doch in den Schriftrollen waren auch andere Prophezeiungen aufgeschrieben, die sich nach und nach bewahrheiteten, weshalb man nun doch begann sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Ein paar kluge Köpfe schafften es sogar, eine ungefähre Zeitlinie auszurechnen, in der diese spezielle Aqualibrita wahrscheinlich geboren werden würde. Wie sich jedoch herausstellte, wäre das gar nicht nötig gewesen. Denn als die Aqualibrita geboren wurde, spürte man die Erschütterung im Gleichgewicht im ganzen Schicksalsgewebe. Als wir jedoch versuchten, sie aufzuspüren, gelang uns das nicht. Die Geburt der Aqualibrita liegt nun fast 18 Jahre zurück, was bedeutet, dass ihre Kräfte langsam erwachen, was sie wieder auf unserem Radar auftauchen ließ. Leider haben nicht nur wir etwas davon mitbekommen, sondern auch Lucifer, der seinen Sohn auf die Erde schickte. Direkt in das kleine Örtchen Corfield. Du hast bereits seine Bekanntschaft gemacht".

Erneut verstummte Raphael, was mir die Gelegenheit gab, die Punkte zu verbinden. Es gab nur einen Menschen, abgesehen von Raphael, der erst vor kurzem hier aufgetaucht war und dessen Aura zusätzlich so dunkel war, dass man sich fragen musste, wie sie zustande gekommen war.
"Luca", flüsterte ich mehr für mich, als die Puzzleteile in meinem Kopf an die richtige Stelle fielen. Mit einem Mal konnte ich alles mit einer Glasklarheit vor mir sehen, als würde mir jemand eine Lupe vor die Augen halten. So viele Dinge gaben mit einem Mal Sinn. Seine dunkle Aura. Die schmerzhafte Vergangenheit, die die Beiden offenbar miteinander teilten. Die unausgesprochene Rivalität, die zwischen ihnen herrschte Mir fielen so viele kleine Details ein, die mit dem Wissen auf einmal eine ganz andere Bedeutung hatten, aber bevor ich jede Begegnung zwischen mir und Luca oder mir und Raphael noch einmal analysieren konnte, musste ich eine noch dringendere Frage klären.
"Wenn Luca nach hier geschickt wurde, wegen der Aqualibrita", setzte ich an, während ich versuchte meine Gedanken halbwegs zu sortieren, "wer ist sie dann?".
Raphael sah mich durchdringend aus seinen blauen Augen an.
"Kannst du dir das nicht bereits denken?". Seine Stimme hatte beinahe etwas feierliches, als er erklärte: "Der Name, der Aqualibrita aus der Prophezeiung ist in dieses Medaillon eingraviert oder zumindest die griechische Version davon. Rhoxane – die Leuchtende oder die Morgenröte. Du bist diejenige, in deren Händen das Schicksal der Welt ruht!".

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Ich weiß ich bin einen Tag zu spät, aber das WLAN hat hier auf dem Campingplatz gestern nicht funktioniert, weshalb ich das Kapitel nicht auf Wattpad übertragen konnte.  Ich bin momentan nämlich mal wieder am Meer- das letzte Mal für dieses Jahr :(.

Anyways jetzt kennt Roxanne die  Wahrheit. Was glaubt ihr, wie geht sie damit um? 😅

Was denkt ihr wird Luca davon halten, dass Raphael ihn enttarnt hat?

Es wird in nächster Zeit auf jeden Fall noch einiges in dieser Geschichte passieren,  so viel steht fest.  Ich hoffe ihr freut euch genauso sehr wie ich auf dieses Abenteuer mitzukommen.
Bis bald ♥️

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