20. Kapitel

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Das Wetter bewies erneut einmal, wie launisch es im Moment doch war. Eigentlich waren wir beide fertig mit unserem Eis, doch vor ein paar Minuten hatte es erneut angefangen heftig zu gewittern, weshalb wir beschlossen hatten noch ein wenig in der Eisdiele zu warten, bis das gröbste Unwetter vorübergezogen war.

Ich hatte mich gerade entschuldigt, um einmal auf die Toilette zu gehen und eine ganz kurze Nachricht an Arthur und Elea zu schicken, die den Gruppenchat wahrscheinlich schon explodieren lassen hatten. Wie zu erwarten, hatte ich zweihundert ungelesene Nachrichten aus dem Gruppenchat Booklovers Club – Eine Obsession, zwei Leidtragende. Der Name war entstanden, weil Arthur und ich beide zu unkreativ waren, um bei der Namensgebung zu helfen und Elea das dann in die Hand genommen hatte. Nur hatte Arthur Booklovers Club dann nicht so stehenlassen können und etwas ergänzt. Alle paar Wochen fingen die beiden an über den Namen der Gruppe zu diskutieren und änderten den letzten Teil in etwas Anderes um, während ich mich wohlweislich aus den Diskussionen heraushielt und klammheimlich jedes Mal das Profilbild bearbeitete in dem ich ein neues winziges Detail hineinmalte. Bisher hatten die Beiden noch nicht bemerkt was ich da tat.

Da ich offensichtlich keine Zeit hatte, die zweihundert Nachrichten alle jetzt durchzulesen, überflog ich nur die letzten paar Nachrichten. Gerade diskutierten die Beiden darüber, ob sie mich, falls nur noch meine Leiche gefunden wurde, einbalsamieren und mumifizieren sollten und Arthur hatte einen wirklich verstörenden Fakt dazu in die Gruppe geschrieben, warum viele Familien damals die Leichen von Frauen noch eine Weile bei sich behielten, bevor sie sie dem Einbalsamierer übergaben.

Erstens, ich will wahrscheinlich gar nicht wissen, wie ihr jetzt auf dieses Thema gekommen seid, oder? Zweitens, wenn ihr meine Leiche finden solltet, ruft ihr bitte die Polizei, wie ganz normale Menschen, ihr Freaks. Und drittens will ich UNTER GAR KEINEN UMSTÄNDEN, JEMALS EINBALSAMIERT WERDEN WTF?!

Die Antwort von Elea kam postwendend:

Okay, wenn Einbalsamierung raus ist, willst du dann eingeäschert oder von Würmern zerfressen werde? Obwohl warte, da war dieses Buch, das ich letztens gelesen habe. Da stand auch noch etwas Interessantes drin... Lass mich kurz mal nachgucken

Mehr oder weniger zeitgleich trafen auch mehrere Nachrichten von Arthur ein:

Ein Lebenszeichen!

Gottseidank, Raphael ist viel zu süß um ein Axtmörder zu sein!

Du weißt schon, dass wir später jedes Detail hören wollen, oder?

Das waren so typisch die beiden, dass ich die Augen rollte, mir aber zeitgleich ein Lächeln nicht verkneifen konnte und textete zurück:

Wir sind gerade noch in der Eisdiele, aber ich rufe euch an sobald ich wieder bei Najuma und Sarah bin :).

Damit schloss ich den Chat und wollte mein Handy wieder einstecken, als ich bemerkte, dass ich zwei Nachrichten von einer unbekannten Nummer hatte. Ein ungutes Gefühl überkam mich, als ich auf die grüne Zwei neben der unbekannten Nummer starrte, die mir anzeigte, dass ich zwei neue Nachrichten hatte. Es war genau das Gefühl gewesen, als ich am ersten Morgen in Najumas und Sarahs Haus aufgewacht war und einfach gewusst hatte, dass an diesem Tag etwas passieren würde.

Eine Gänsehaut überkam mich und ich hatte mit einem Mal das Gefühl beobachtet zu werden. Was wirklich creepy war, in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich alleine in einer geschlossenen Toilettenkabine in der Damentoilette befand. Auch wenn ich mich dämlich dabei fühlte, sah ich mich kurz um - nichts zu sehen. Unschlüssig starrte, ich das Nachrichtensymbol an. Es war ja nicht so als könnten mich Textnachrichten körperlich verletzen. Nachher war es nur jemand mit dem ich gemeinsam einen Kurs hatte, der nach den Hausaufgaben fragen wollte. Schnell tippte ich auf das kleine Icon, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Hallo kleine Rose, es ist eine ganze Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wie erwachsen du geworden bist. Wenn du so schön errötest wie eben, dann machst du deinem Spitznamen alle Ehre. Was meinst du, wie passend wäre es, wenn dich jemand zum Bluten bringen würde? Ich wette du sähst noch hübscher aus.

Jegliches Blut wich mir aus dem Gesicht, als ich die zweite Nachricht las, die noch darunter stand, als hätte der Unbekannte nachträglich bemerkt, dass er vergessen hatte sich vorzustellen.

Wir sehen uns bald, Rose
K.

Der Boden unter mir gab nach – vielleicht waren es auch meine Knie, die mich nicht mehr länger trugen, ich wusste es nicht. Ich sank auf den Boden hinab und starrte auf die Nachrichten, als könnte ich sie so dazu bringen zu verschwinden. Rose. Diesen Spitznamen hatte ich lange nicht mehr gehört. Doch nicht lange genug, um an Rosen vorbeigehen zu können, ohne dass meine Hände zitterten und Übelkeit in mir hochstieg. Nicht lange genug, damit der Geruch von blumigen Parfüms aufgehört hatte, Flashbacks in mir zu triggern. Aber er konnte es nicht sein. Jemand musste sich einen grausamen Scherz mit mir erlauben. Mit zitternden Fingern machte ich einen Screenshot von dem Chat, bevor ich die Nummer blockierte. Doch meine Gedanken konnte ich nicht einfach blockieren.

Mit einem Mal war ich wieder vierzehn Jahre alt und starrte die dunkelrote Rose an, die auf meinem Bett lag und sich von der weißen Bettwäsche abhob. Wie Bluttropfen in weißem Schnee. Die Bettwäsche war gewechselt und das Bett gemacht worden. Jede Spur dessen was passiert war, wie ausgelöscht. Doch egal, wie sehr ich meine Haut auch geschrubbt hatte, ich wurde die Abdrücke nicht los. Ich fühlte mich immer noch schmutzig. Ich fühlte immer noch seine Hände auf meiner Haut, spürte immer noch die Tränen auf meinem Gesicht und hörte immer noch seine Worte in meinem Kopf. Und das Schlimmste war, dass er es durch meine Schutzmauern geschafft hatte. Stein für Stein hatte er sie wegbröckeln lassen, bis seine Farben, seine Gefühle auf mich eingestürmt waren. Zu sehen, zu fühlen, welche kranke Freude es ihm bereitete, wie sehr er seinen Machtmissbrauch genoss Meine Kehle war immer noch rau, weil mein Körper nicht wusste, wie er diese Gefühle anders aus dem System bekommen sollte, als sie auszukotzen. Wie betäubt starrte ich auf die Rose, als könnte sei mir irgendwelche neuen Antworten liefern. Doch alle Informationen, die sie mir liefern konnte, kannte ich bereits. Ich kannte ihre korrekte lateinische Bezeichnung, ihre Entstehungsgeschichte und was genau sie repräsentierte. Ich kannte ihren süßen, blumigen Duft, der mein ganzes Zimmer erfüllte und ich wusste wie sich die Rosenblätter auf meiner Haut anfühlten. Nein, die Rose war mir zum Kotzen vertraut.

Das Schlagen einer Tür, zog mich in die Gegenwart zurück. Mit zitternden Fingern steckte ich mein Handy in meine Jackentasche und atmete tief ein. Doch die Luft war mit einem Mal viel zu stickig und es fühlte sich an, als würden die Wände auf mich zukommen. Fuck, ich musste hier raus. Meine Hände bebten, als ich versuchte die Tür aufzuschließen und ich spürte, wie sich die angestauten Gefühle, aus der Vergangenheit einen Weg nach draußen zu bahnen versuchten. Etwas nasses lief aus meiner Nase heraus und, ich riss ein Stück Klopapier ab und drückte es gegen meine Nase, während ich mit der anderen Hand immer noch versuchte das Schloss aufzupfriemeln. Endlich ertönte ein Klicken und die Tür schwang auf, als ich mit meiner einer Hand dagegen drückte.

Im Vorraum der Toilette war niemand zu sehen und auch keine der beiden anderen Toilettenkabinen schien besetzt zu sein. Doch ich hatte keine Gehirnkapazität übrig, um mir darüber Gedanken zu machen, denn als ich das Stück Toilettenpapier von meiner Nase wegnahm, bemerkte ich, dass Blut daran klebte und presste es eilig wieder zurück gegen meine Nase. Nicht auch noch das. Mit einem Blick in den Spiegel, vergewisserte ich mich, dass es nur meine Nase war, die blutete und ich nicht aussah, als hätte man einen Horrorclown aus dem Gruselkabinett entlassen. Aus dem Spiegel starrten mich meine schreckgeweiteten, türkisen Augen an, die in meinem ungewöhnlich bleichen Gesicht umso stärker leuchteten. Augenringe zeugten vonn der schlaflosen Nacht, die ich verbracht hatte und das weiße Klopapier, war mittlerweile blutverschmiert, was das Horrorbild vollendete. Wenigstens hatte ich nun, da ich nicht mehr in der engen Kabine eingesperrt war, nicht mehr das Gefühl, dass die Wände auf mich zukamen und auch das ungute Gefühl beobachtet zu werden hatte sich verflüchtigt. Ich konzentrierte mich darauf meine Atmung wieder zu stabilisieren und nach einer Weile ließ auch das schreckliche Engegefühl in meiner Brust ein wenig nach.

Seufzend drehte ich den Wasserhahn auf und holte mir ein paar Tücher aus dem Tuchspender, die ich kurz unter fließendem Wasser befeuchtete und dann in meinen Nacken legte. Mit nach vorne gebeugtem Kopf lehnte ich über dem Waschbecken und presste weiterhin, das Klopapier gegen meine Nase, um das Blut aufzufangen und wartete darauf, dass der Blutstrom versiegte. Ich wusste, dass mit dem Abebben der Gefühlswelle, auch irgendwann das Nasenbluten stoppen würde, also schloss ich die Augen, um weiterhin meine Gefühle herunterzuregeln. Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, nahm ich vorsichtig das Tuch von meiner Nase weg. Unter meinem linken Nasenloch war noch die Spur von bereits getrocknetem Blut zu erkennen, doch die Blutung schien gestillt zu sein.

Erleichtert richtete ich mich auf und entfernte die feuchten Tücher aus meinem Nacken. Ich drehte mich zum Mülleimer, um die benutzten Tücher wegzuwerfen, als ich etwas Rotes in meinem Augenwinkel aufblitzen sah. Na toll, den Boden vollzubluten hatte ich anscheinend auch noch hinbekommen. Heute war wirklich ein ausnahmslos fantastischer Tag! Ich bückte mich neben den Mülleimer, um das Ausmaß der Sauerei zu begutachten und erstarrte. Denn neben dem Mülleimer neben dem Waschbecken, waren nicht wie angenommen Bluttropfen auf dem Boden gelandet. Neben dem Mülleimer lagen fünf einzelne Rosenblätter. Und als ich meinen Blick weiter in den Mülleimer wandern ließ, lag dort eine einzelne Rose, der man alle Dornen abgeknipst hatte und ein Schalter in mir flippte um.

Wenn mich später jemand gefragt hätte, die genaue Ereigniskette, die daraufhin folgte, zu rekapitulieren, hätte ich es nicht beantworten können. Alles was danach passierte, fühlte sich an, als hätte mich jemand auf Autopilot geschaltet. Meine Erinnerungen daran, wie ich aus der Eisdiele gerannt war, als wäre der Teufel hinter mir her, waren bestenfalls verschwommen. Ich erinnerte mich vage daran, dass Raphael mir irgendwas hinterherrief.

Wahrscheinlich musste ich ziemlich irre ausgesehen haben, wie ich mit blutverschmiertem Gesicht aus der Frauentoilette herausgestürmt kam und ohne nach links oder rechts zu schauen einfach aus der Eisdiele rannte, als würde mein Leben auf dem Spiel stehen.

Mein klarer Verstand setzte erst wieder ein, als ich mich bereits draußen befand. Genauer gesagt, in dem Moment, als ich realisierte, dass ich im Panikmodus, mitten auf eine vielbefahrene Straße gelaufen war und ein großer, blauer LKW direkt auf mich zuhielt. War vorher mein Verstand ausgesetzt gewesen, erfasste er jetzt die Geschehnisse mit erschreckender Klarheit. Bis ins kleinste Detail konnte ich die schreckgeweiteten blauen Augen des Fahrers erkennen und die weißen Fingerknöchel, die fest das Lenkrad umklammerten. Ich spürte den Regen, der immer noch auf meine Haut prasselte. Ich hörte mit überdeutlicher Lautstärke, das Quietschen der Bremsen auf dem nassen Asphalt und den schrillen Schrei einer Frau irgendwo hinter mir. Mein Kopf schrie mich an, mich gefälligst vom Fleck zu bewegen, doch mein Körper war wie eingefroren. Und mir wurde mit erschreckender Klarheit bewusst, dass ich das unmöglich überleben konnte. Ich spürte bereits den Fahrtwind des Fahrzeugs und in einem Automatismus schloss ich meine Augen und wartete auf den Aufprall.

Nur, dass der Aufprall nicht kam. Etwas Hartes prallte von hinten gegen mich und im nächsten Moment befand ich mich in der Luft. Erschrocken öffnete ich meine Augen, nur um zu erkennen, dass ich aus irgendeinem Grund flog und unter mir alle Bewegung eingefroren war. Ich blinzelte und kniff mir in den Arm, doch das Bild blieb dasselbe. Ich flog durch die Luft! Genauer gesagt... wurde ich geflogen? Ich spürte wie ein Paar Arme mich gegen eine feste Brust drückten und ein vertrauter Geruch stieg mir in die Nase. Bevor mein Kopf die Informationen richtig prozessieren konnte, wurde ich auch schon wieder sanft auf dem Boden abgesetzt. Meine Knie waren so weich, dass meine Beine wahrscheinlich sofort unter mir weggeknickt wären, wenn ich nicht immer noch mit sanftem Druck gegen eine Brust gedrückt worden wäre. Langsam, wie in Zeitlupe, drehte ich den Kopf und sah direkt in die mittlerweile vertrauten blauen Augen von Raphael, die mich besorgt ansahen. Und als ich meinen Blick an seinem Gesicht vorbeiwandern ließ, sah ich gerade noch, wie ein weißes Paar Flügel, in Raphaels Rücken verschwand. Ich öffnete und schloss meinen Mund ein paar Mal, wie ein Fisch auf dem Trockenen, während ich Raphael anstarrte.
"Ich glaube, du schuldest mir eine Erklärung. Und sie beinhaltet besser nicht, dass ich ein Fall für die Irrenanstalt bin!".

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Badum Ts. Und mit diesem action reichen Kapitel tauche ich dann mal wieder aus der Versenkung auf.  Bei mir ist im Moment einiges los - Wieso sagt einem niemand dass es purer Stress ist den Führerschein im Abijahr zu machen?
Es tut mir auf jeden Fall leid, dass ich im Moment wieder so unregelmäßig update. Ich weiß leider noch nicht, ob sich das in nächster Zeit groß ändern wird, aber ich versuche mehr zu schreiben.

Jetzt zum Kapitel:

Vermutungen dazu, wer wohl hinter dem Buchstaben K steckt, könnt ihr gerne hier äußern 😁

Übrigens kleine Äußerung am Rande, Rose spricht man hier nicht wie das deutsche Wort Rose aus, sondern wie den englischen Namen 🌹

Außerdem ist die Katze jetzt wohl aus dem Sack - oder der Engel, wie man es nimmt. Was meint ihr, hat Raphael wohl eine gute Erklärung parat? 🤔

Wünsche euch allen ein schönes Wochenende und wir lesen uns (hoffentlich) bald wieder ❤

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