8. Kapitel

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Zugegeben, es war vielleicht nicht die allerbeste Idee gewesen, bei wolkenverhangenem Himmel zu einer gruseligen Villa zu gehen. Aber, dass es einen solchen Wolkenbruch geben würde, hätte ich doch nicht ahnen können. Wenigstens hatte ich dieses Mal Elea und Arthur dabei, da ich ihnen versprochen hatte sie mitzunehmen, wenn ich die nächste dumme Idee hatte, wie Elea es bezeichnete. Jetzt standen wir unter ein paar Bäumen im Wald, die uns eher schlecht als recht vor dem Regen schützten.

"Ich will ja nicht sagen, dass ich dir gesagt habe, dass es eine dumme Idee ist, aber ich habe es dir gesagt", bemerkte Elea trocken.
"Ihr hättet ja nicht mitkommen müssen", erwiderte ich, während ich mich insgeheim über mich selbst ärgerte. Ja, mein Gefühl war eigentlich immer zuverlässig. Aber wenn ich ein ungutes Gefühl hatte lief ich doch normalerweise davon weg, als darauf zu. Wieso nur war ich diesem komischen Drang gefolgt? Jetzt hatten wir die Bescherung. Wir standen mitten im Nirgendwo, in einem kleinen Wäldchen und das einzige in Sichtweite war eine gruselige Villa. "Du wärst ja trotzdem hierhergegangen und ich habe dir gesagt, wir lassen dich nicht nochmal alleine sowas machen!", entgegnete Elea und hielt sich ihre Hand über den Kopf, als würde das noch irgendwas retten.

"Leute, können wir das vielleicht später diskutieren? Wir haben jetzt doch eindeutig andere Probleme!", unterbrach Arthur unsere Diskussion ungeduldig und ich schluckte die Erwiderung runter, die mir gerade auf der Zunge lag. Arthur sah uns beide noch einmal warnend an, bevor er weiterredete: "So, wie ich das sehe, holen wir uns eine heftige Lungenentzündung, wenn wir hier noch weiter in der Kälte rumstehen. Und ich glaube nicht, dass unsere Eltern schnell genug hier wären um das zu verhindern! Deshalb bleibt uns wohl keine andere Möglichkeit, als in der Gruselvilla Unterschlupf zu suchen". Elea schüttelte heftig ihren Kopf.
"Auf keinen Fall! Hast du noch nie einen Horrorfilm gesehen? Genauso fangen die nämlich an", protestierte sie.
"Das ist aber kein Film, sondern unser Leben! Und wenn wir nicht bald irgendwas tun, holen wir uns den Tod. Also, hast du eine bessere Idee?", erwiderte Arthur scharf. Elea presste die Lippen zusammen und sah auf den Boden. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren", sagte er dann etwas sanfter und fügte hinzu: "Und außerdem, falls uns von da Gefahr droht, haben wir immer noch Roxanne, die uns rechtzeitig Bescheid geben kann". Elea seufzte und straffte dann die Schultern. "Na gut". Sie warf einen Blick hinüber zur Villa und schien die Entfernung abzuschätzen." Okay, dann los".

Wir begannen loszurennen, wie in einer schlechten Highschoolromanze. Ein Blitz erhellte den Himmel und für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich so etwas wie einen riesigen Vogel am dunklen Himmel zu erkennen. Ich stolperte und wäre beinahe hingefallen, hätte mich Arthur nicht festgehalten. "Alles in Ordnung bei dir?", erkundigte er sich besorgt. Ich nickte völlig perplex. Als ich meinen Blick wieder zum Himmel hob, war das was ich gesehen hatte verschwunden. Hatte ich mir das etwa eingebildet? Ich schüttelte irritiert den Kopf und wir rannten weiter. Als wir das silberfarbene Törchen erreichten, waren wir trotzdem nass bis auf die Knochen. Zu unserem Glück ließ es sich öffnen und wir eilten weiter zur Tür.

Normalerweise hätte ich mir wahrscheinlich die Zeit genommen, um das imposante Haus auf mich wirken zu lassen, doch jetzt sahen meine Prioritäten anders aus. Ich vergewisserte mich nur mit einem raschen Blick, dass die Farben der Villa nichts Bedrohliches ausstrahlten, dann wandte ich mich der Tür zu. Wie alles an diesem Haus war sie auch altmodisch, wie aus der Zeit gefallen. Die Tür war aus Holz gefertigt und mit schweren Messingbeschlägen versehen. Ein kunstvoll gefertigtes, vergoldetes Gitter rankte sich über das Holz, mit geheimnisvollen Mustern. Einen Klingelknopf suchte man vergeblich. Stattdessen war an der Tür ein Türklopfer angebracht. Doch anstatt dem sehr üblichen Teufelskopf, den ich schon öfter an Türen von alten Gebäuden gesehen hatte, war es ein vergoldeter Engelskopf, der den Türklopfer hielt. Ich warf einen Blick zu Elea und Arthur, die ebenfalls ein wenig von dieser Tür eingeschüchtert schienen, bevor ich tief durchatmete und nach dem Türklopfer griff.

Er fühlte ich schwer und irgendwie bedeutungsvoll an. Ich spürte, dass er eine Menge von Geschichten zu erzählen hatte, doch bevor die Bilder in meinem Kopf aufsteigen konnten, gebot ich dem Einhalt. Stattdessen ließ ich den Türklopfer gegen die Tür prallen. Poch, Poch, Poch. Das Klopfen hallte in meinem ganzen Körper nach. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, als hätte ich mit diesem Klopfen mein Schicksal besiegelt. Was auch immer dieses sein mochte. Als hätte ich etwas in Gang gesetzt, dass ich nicht mehr kontrollieren konnte. Eine Weile passierte gar nichts in der Villa und ich spürte wie mein Mut sank. Ich wollte gerade nochmal klopfen, als plötzlich Schritte von drinnen zu hören waren. Gleichzeitig spürte ich, wie diese seltsame Anziehung, die ich mit diesem Ort verband stärker wurde. Mein Herz begann zu pochen und in mir breitete sich eine nie gekannte Sehnsucht aus. Sehnsucht nach dem, was mich hinter dieser Tür erwartete. Vor meinem inneren Auge tauchte ein sanftes Glühen auf, dass immer und immer heller wurde, bis sich plötzlich die Tür öffnete.

Im ersten Moment sah ich nichts, weil ich von dem Strahlen der Aura geblendet wurde. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das war pure Reinheit und Unschuld. Die Gänsehaut verstärkte sich um ein Vielfaches, bis mir sogar die Härchen im Gesicht aufstanden. Wie elektrisiert stand ich da und ließ das Licht über mich hinweggleiten, das mich einhüllte, wie eine warme Umarmung. Eine Erinnerung stieg in mir auf, an meine Eltern die mich in ihren Armen hielten. Erst nach und nach schaffte ich das Licht zurückzudrängen und zu sehen von wem es eigentlich ausging.

Im Türrahmen stand ein Junge, nicht viel älter als ich. Seine Haare waren blond gelockt und fielen ihm nass in die Stirn, als würde er gerade frisch aus der Dusche kommen. Seine Augen waren von dem strahlendsten Blau, das ich je gesehen hatte. Sein Gesicht war geschnitten, wie das einer griechischen Götterstatue. "Ja?", fragte er nach und mir fiel erst jetzt auf, dass ich die ganze Zeit nichts gesagt hatte, sondern ihn nur angestarrt hatte wie die letzte Idiotin. Ich wurde rot und mein Mund klappte auf und wieder zu, wie bei einem Goldfisch. Zum Glück übernahm Arthur das Reden, bevor ich mich noch weiter blamieren konnte.

"Wir sind vom Gewitter überrascht worden und wollten fragen, ob wir uns kurz unterstellen dürfen, bis das Schlimmste vorüber ist", erklärte er unsere Situation. Der Fremde trat bereitwillig einen Schritt beiseite: "Klar, kommt rein. Ich hole euch am besten gleich ein paar Handtücher". Dankbar traten wir ein und ich versuchte zu ignorieren, was es mit meinem Herzen anstellte, so dicht an ihm und seiner Aura vorbeizugehen. Er schloss die Tür hinter uns. "Kommt, hier entlang geht es zum Wohnzimmer. Ich bin übrigens Raphael", stellte er sich vor und führte uns den Flur entlang, zu einer Tür die nach rechts abging.

Der Raum den wir betraten war riesig. An einer Wand war ein Kaminofen in die Wand eingebaut, in dem ein behagliches Feuer brannte. Darüber hing ein Bild, dass Engel und Dämonenwesen in einen Kampf verwickelt zeigte. Davor standen drei Sessel und ein Sofa, die sich um einen Tisch anordneten. Die Wand hinter dem Sofa, war mit Bücherregalen ausgestattet, die bis zur Decke reichten. Die Bücherwand wurde nur durch die Tür unterbrochen. Eine Holzleiter war in der Mitte der Regalwand befestigt. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine kleine Bar aufgebaut. Die Flaschen sahen allesamt so aus, als würden sie darin schon Jahre Staub ansetzen.

Daneben hing ein kunstvoll gewebter bunter Teppich. In die letzte Wand waren zwei bodentiefe Fenster eingelassen, durch die Tageslicht einfiel. An der Decke hing ein Kronleuchter, der Licht in dem vom Gewitter verdunkelten Raum brachte. "Ich gehe euch eben ein paar Decken und Handtücher holen. Setzt euch ruhig schon einmal", riss Raphael mich aus meinem Staunen und verschwand wieder aus dem Wohnzimmer, das wohl eher eine Art Salon darstellte.

"Kneif mich mal. Ich glaube ich träume", hauchte Elea neben mir und sah sich mit großen Augen um, bevor sie sich auf einen der Sessel fallen ließ. Auch ich war mir nicht sicher, ob das hier wirklich real sein konnte. Langsam setzte ich mich auf das Sofa und Arthur ließ sich neben mich plumpsen. "Das wir alle denselben Traum träumen, ist relativ unwahrscheinlich", bemerkte Arthur trocken. Der verträumte Ausdruck verschwand aus Eleas Gesicht und auch mein Gehirn begann wieder zu arbeiten.
"Hat Nora nicht gesagt, die Villa gehört irgendeinem alten Grafen?", fragte ich stirnrunzelnd. "Also alt sah Raphael für mich jetzt nicht aus". Arthur nickte bestätigend.
"Ja, das stimmt. Und deiner Reaktion eben nach zu urteilen, war das nicht das Einzige, dass dich an ihm irritiert hat, richtig?". Arthur war natürlich zu aufmerksam, als dass ihm das hätte entgehen können. Und auch bei mir warf meine eigene Reaktion Fragen auf. Es konnte doch kein Zufall sein, dass so kurz hintereinander zwei Menschen mit so gegensätzlichen Auren auftauchten.

Allein mein Instinkt sagte mir schon, dass das irgendwie miteinander zusammenhing. "Seine Aura...", setzte ich an zu erklären und verstummte dann wieder. Ich hatte nicht die richtigen Worte um zu beschreiben, was eben in mir vorgegangen war. "Sie war das genaue Gegenteil von der von Luca", sagte ich schließlich. Fragend sahen Elea und Arthur mich an. "Ich meine, es gibt gute Menschen, die eine helle Aura haben. Aber selbst da gibt es immer Schattierungen, vorherrschende Farben, dunkle stellen die von Fehlentscheidungen oder schwächen erzählen. Aber bei Raphael war da einfach nichts, als würde man in eine Lampe reingucken. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er noch gar nicht gelebt hat". Hilflos zuckte ich mit den Schultern, in Ermangelung einer anderen Beschreibung.

Raphaels Aura kam mir einfach vor wie ein unbeschriebenes Blatt. Und das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Denn jeder Mensch machte im Laufe seines Lebens Fehler und Dinge, die er später bereute. "
Naja, immerhin müssen wir uns bei dieser Aura keine Sorgen machen, dass man unsere Leichen im Wald verscharrt findet", bemerkte Elea und ein humorvolles Funkeln, war in ihren Augen aufgetaucht. "Merkwürdig ist das allerdings schon. Wir-". Sie brach ab. Schritte waren auf dem Flur zu hören.

Schnell setzte Elea ein breites, fröhliches Lächeln auf. "Ja, da haben wir wirklich Glück gehabt, dass wir uns hier unterstellen dürfen. Nur damit das klar ist, Roxanne: Wenn ich mich trotzdem erkälte, bringst du mir die Hühnersuppe vorbei!". Mein Gehirn brauchte einen Moment, um den abrupten Themenwechsel nachvollziehen zu können, bevor ich etwas verspätet antwortete: "Nur wenn du auch mit Gemüsesuppe leben kannst". Sie zögerte keine Sekunde mit der Antwort: "Klar. Von dir würde ich wahrscheinlich sogar Spülwassersuppe essen".

Kochen, war eines der vielen Dinge, die ich mir selbst beigebracht hatte, um in den Pflegefamilien zu überleben. Früher war es reiner Selbsterhaltungstrieb gewesen. Mittlerweile kochte ich gerne. Es machte mir Spaß neue Rezepte auszuprobieren und so meine Ernährung selbst zu gestalten.

"Du würdest Spülwasser auch so trinken, ohne dass Roxanne da etwas daran machen würde. Ich kenne niemanden, der abgedrehtere Sachen isst, als du", mischte Arthur sich wieder in das Gespräch ein. Elea stieß einen empörten Laut aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann setzte sie eine hoheitsvolle Miene auf. "Du hast einfach keine Ahnung was gut für dich ist, Mr-mein-Lieblingsessen-ist-Kohlsuppe", entgegnete sie schnippisch und rümpfte leicht die Nase. Bevor Arthur darauf reagieren konnte, betrat auch schon Raphael den Raum.

Das Gespräch mit meinen Freunden hatte mich soweit abgelenkt, dass ich nicht mehr daran gedacht hatte, dass unser Gastgeber aussah wie ein überdimensionales Glühwürmchen. Gut, ein gutaussehendes Glühwürmchen, aber immerhin. Zum Glück konnte ich mich darauf verlassen, dass mit Elea niemals ein peinliches Schweigen aufkam. Nachdem Raphael uns alle mit Handtüchern und Decken versorgt hatte, legte sie auch schon mit dem Reden los. "Wir haben eben ganz vergessen uns dir vorzustellen. Ich bin Elea und das sind meine Freunde Arthur und Roxanne", stellte sie uns vor. "Freut mich", erwiderte Raphael und warf uns ein Lächeln zu, wobei ich das Gefühl hatte, dass sein Blick bei mir eine Sekunde länger hängenblieb, als bei den anderen. Wieder spürte ich diese merkwürdige Anziehung, die durch sein Lächeln nur noch mehr verstärkt wurde. Es war Elea, die den intensiven Blickkontakt zwischen uns unterbrach und seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.

"Sag mal, wohnst du eigentlich hier in dieser Villa? Denn ich habe dich noch nie in der Stadt gesehen. Und in dieser Stadt kennt man eigentlich jeden". Neugierig sah sie Raphael an. "Nein, ich wohne eigentlich in London. Die Villa gehört meinem Onkel. Er ist sehr krank und braucht Hilfe, weshalb ich vorübergehend hier eingezogen bin", erklärte er und ein Schatten huschte über sein Gesicht. "Oh, das tut mir leid". Betroffen senkte Elea den Blick und ich konnte sehen, dass sie in ihrem Kopf nach einem Themenübergang suchte. Sie fiel zwar manchmal mit der Tür ins Haus und dachte nicht unbedingt super gründlich über das nach was sie sagte, aber sie war nicht unsensibel. "Wie ist es denn in London? Von so einer großen Stadt zu so einer kleinen zu ziehen, ist bestimmt eine große Umstellung".

Die Antwort darauf bekam ich nicht mehr mit, weil plötzlich ein heftiges Ziehen in meiner Magengegend einsetzte. Ich presste meine Hand dagegen, aber das verschlimmerte es nur noch mehr. Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich, während ich gegen die nun ebenfalls aufsteigende Übelkeit ankämpfte. Schwindel durchflutete meinen Körper und ich spürte, wie mein Bewusstsein sich von meinem Körper löste. Der Drang zu kichern, weil, sich das alles so unwirklich anfühlte stieg in mir hoch, doch ich unterdrückte ihn. Träumte ich? "Roxanne, alles in Ordnung bei dir?", hörte ich noch gedämpft Eleas Stimme zu mir dringen, dann wurde alles schwarz.

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So  hier ist mit etwas Verspätung das versprochene Kapitel.

Jetzt haben auch Roxanne und ihre Freunde Raphael kennengelernt und die Geschichte kann Fahrt aufnehmen. Wobei mir in diesem Kapitel am meisten die Beschreibung des Salons gefallen hat. Da würde ich gerne selbst mal hin *~*.

Was glaubt ihr ist mit Roxanne los? Nur ein Grippevirus den sie sich eingefangen hat? 🤔

Und wie geht's euch so? Ist es bei euch auch so heiß,  wie bei mir? ☀️🌡

Bis bald

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