9. Kapitel

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Stimmen drangen wie durch eine Decke zu mir. Mein benebelter Verstand war nicht in der Lage die Situation zu erfassen. Vage bekam ich mit, dass jemand meine Beine hochlegte und ich auf einem weichen Untergrund lag. Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber es fühlte sich an, als hätte jemand Gewichte an meine Augenlider gehangen. Mein Kopf dröhnte und diverse Nervenenden meldeten einen stechenden Schmerz, der durch meinen Kopf schoss.

Übelkeit hatte sich in meinem Magen ausgebreitet und ich spürte wie sich eine ekelerregende Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. Erneut versuchte ich meine Augen zu öffnen und dieses Mal gelang es mir auch. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen scharfstellten, aber dann erkannte ich das besorgte Gesicht meiner besten Freundin, die sich über mich beugte.
"Oh Gott, Roxy. Du kannst doch nicht einfach so ohne Vorwarnung umkippen!". Halb besorgt, halb vorwurfsvoll starrte Elea mich an.
"Wie fühlst du dich?", schob sie dann direkt nach.

"Ich... Mir ist übel", würgte ich hervor. Meine eigene Stimme hörte sich vollkommen fremd an. Hoch und dünn. "Musst du kotzen? Soll ich dir einen Eimer holen?". Sofort richtete sich Elea auf und machte Anstalten aufzuspringen. "Warte! Bleib hier", hielt ich sie auf.

Langsam begann mein Gehirn wieder zu arbeiten und die Umgebung zu erfassen, in der ich mich befand. Schlagartig kehrten die Erinnerungen an den heutigen Tag zurück. Die Zeichnung, die Villa, Raphael. Oh mein Gott! Ich war nicht wirklich filmreif vor Raphael umgekippt, oder? Das war definitiv ein toller erster Eindruck, den ich hinterlassen würde. Hitze schoss mir in die Wangen. Damit würde Arthur mich bestimmt ewig aufziehen. Apropos...

"Wo ist eigentlich Arthur"?, fragte ich an Elea gewandt. Ein leicht schuldbewusster Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht, der aber sofort wieder verschwand.
"Der telefoniert gerade mit deinem Handy mit Najuma". Für einen kurzen Moment sackte mein Magen ab. Ich hatte meinen neuen Pflegeeltern vollkommen vergessen. In dem Fall konnte ich es meinen besten Freunden nicht einmal übelnehmen, dass sie sie angerufen hatten. Schritte näherten sich und ich versuchte mich aufzusetzen, doch sofort tanzten wieder schwarze Flecken vor meinen Augen. Gleichzeitig spürte ich, wie sich die komplette Atmosphäre in dem Raum veränderte und wusste, dass Raphael wohl gerade in den Raum gekommen war. Ein Wasserglas tauchte vor meinem Gesichtsfeld auf.

"Vorsicht, langsam aufrichten! Du hast gerade erst wieder das Bewusstsein erlangt. Warte, ich helfe dir". Elea half mir dabei, mich aufzurichten – dieses Mal ohne, dass mein Sichtfeld eingeschränkt wurde und reichte mir dann das Wasserglas, das Raphael geholt hatte. Ich trank und versuchte dabei möglichst Raphaels eindringlichem Blick auszuweichen, mit dem er mich musterte.
"Geht es wieder?", fragte er und musterte mich besorgt. Das Blut schoss mir in mein wahrscheinlich noch blasses Gesicht. Wirklich besser fühlte ich mich nicht. Hitze und Kälte wechselten sich ab und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Es fühlte sich an, als hätte jemand den Lautstärkeregler heruntergedreht und generell war alles irgendwie unwirklich. Als wäre ich in einem wirren Fiebertraum gefangen. Das klang allerdings nicht nach etwas, das ich in eine Antwort packen konnte, weshalb ich mich auf ein Schulterzucken beschränkte. Elea durchbohrte mich von der Seite mit Blicken und ich spürte, dass ihr tausende von Fragen auf der Zunge brannten. Doch sie bewies Feingefühl und sprach sie nicht laut aus. Erneut waren Schritte zu hören und Arthur tauchte im Türrahmen auf. Najuma ist auf dem Weg, sagte er, bevor sein Blick zu mir flackerte. Alles gut?, schienen seine Augen stumm zu fragen und wieder konnte ich nur mit den Schultern zucken. Denn, war alles gut?

Wie sich herausstellte, war nicht alles gut. Anscheinend hatte ich mir etwas richtig Fieses eingefangen und nun war ich diejenige, die die Suppe brauchte. Nachdem mich Najuma abgeholt hatte, hatte sie mich direkt ins Bett verfrachtet. Fünf Tage lang verbrachte ich wie im Delirium. Hohes Fieber fesselte mich ans Bett und wirre Fieberträume quälten mich. Die Erinnerungen an die Träume verblassten meist schnell, aber was zurückblieb, war ein unbestimmtes Gefühl einer Bedrohung, die immer näherkam. Najuma und auch Sarah kümmerten sich aufopfernd um mich. Und auch wenn ich versuchte es zu verhindern, kam ich doch nicht umhin ihre Fürsorge zu genießen. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann mich das letzte Mal jemand umsorgt hatte, als ich krank gewesen war. Ich bekam zwar nicht viel um mich herum mit, da Wachsein mich unglaublich anstrengte, aber ihre Fürsorge ließ eine Wärme in mir entstehen, die nichts mit dem Fieber zu tun hatte.

Nach fünf Tagen war es dann vorbei. Und wenn ich vorbei sagte, dann meinte ich nicht, dass es mir ein wenig besser ging, sondern dass alle Symptome wie weggeblasen waren. Ich wachte irgendwann vormittags auf und mein Kopf war völlig klar. Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit – alles war weg. Ich fühlte mich so gut, wie schon lange nicht mehr. Im Haus war es völlig still, aber ich wusste, dass Najuma da war, weil sie im Home Office arbeitete und mich sowieso nicht so krank alleine gelassen hätte. Auf meinem Nachttisch neben dem Bett stand ein kleines Tablett mit Frühstück und einer Kanne Tee. Aber irgendwie war mir heute nicht danach im Bett zu essen. Denn auch wenn ich mich körperlich gut fühlte, hatte ich seit Tagen nicht geduscht und im ganzen Zimmer roch es nach Schweiß und Krankheit. Also riss ich die Fenster auf und nahm eine Dusche.

Danach fühlte ich mich endlich wieder wie ein vollwertiger Mensch. Ich schnappte mir das Tablett mit dem Frühstück und dem Tee und machte mich auf den Weg nach unten. Wie erwartet saß Najuma mit ihrem Laptop am Küchentisch und arbeitete. Als ich etwas verlegen die Küche betrat, sah sie hoch und sprang überrascht auf, als sie mich bemerkte. "Roxanne! Was machst du außerhalb des Betts? Du hast hohes Fieber!". Sie eilte zu mir und legte mir ihre Hand auf die Stirn. "Deine Stirn ist ja gar nicht mehr heiß", stellte sie überrascht fest. Sie drückte mich bestimmt auf einen Stuhl. "Warte mal kurz hier – ich hole eben das Fieberthermometer".

Wenig später tauchte sie wieder auf, das Fieberthermometer in der Hand. Wie sie herausstellte, war mein Fieber nicht nur drastisch gesunken, sondern ganz verschwunden und das innerhalb einer Nacht – was gelinde gesagt ungewöhnlich war.
"Wie fühlst du dich sonst?", erkundigte Najuma sich, die meiner Spontanheilung über Nacht skeptisch gegenüberstand. "Mir geht es viel besser", antwortete ich und zuckte mit den Schultern, um zu unterstreichen, dass ich das genauso wenig verstand wie sie. Najumas Blick wanderte einmal kritisch über meine Erscheinung, bevor er an dem Frühstückstablett hängen blieb, das ich auf dem Tisch abgestellt hatte.

"Na gut, dann hast du bestimmt Hunger! Soll ich dir neuen Tee machen? Der ist bestimmt schon kalt".
Ohne meine Antwort abzuwarten, griff sie nach der Teekanne und machte sich daran neuen Tee aufzusetzen. "Danke", sagte ich. Und in dieses Danke legte ich alles rein, wofür ich ihr dankbar war – mal abgesehen vom Tee. Ich hoffte sie verstand es. Denn mehr konnte ich aktuell nicht von mir geben, ohne Gefahr zu laufen zu zerbrechen.

Sechs Tage lang war ich ausgeknockt gewesen, bevor ich wieder in der Lage war zu Schule zu gehen. Eigentlich waren es nur fünf gewesen, aber Najuma hatte mich noch einen Tag länger zuhause behalten und zum Arzt geschleppt, um abzuklären, ob ich wirklich wieder gesund war. Ich stolperte über meine eigenen Gedanken. Zuhause... Wie lange war es her, dass ich das letzte Mal im Zusammenhang mit diesem Wort ein Bild vor Augen gehabt hatte? Betrachtete ich dieses Haus wirklich als mein Zuhause? Ich weigerte mich, mir selbst darauf eine Antwort zu geben.

Klar, das was Najuma und auch Sarah die letzten Tage für mich getan hatten, wie sie mich behandelt hatten – so was hatte ich außerhalb meiner Freundschaft mit Elea und Arthur schon lange nicht mehr erlebt. Aber seelische Wunden, die jahrelang von der Ablehnung, der Verachtung und dem seelischen und manchmal sogar körperlichen Missbrauch meiner verschiedenen Pflegefamilien genährt worden waren, verschwanden nicht einfach über Nacht.

Elea hatte leicht reden, wenn sie mich ermutigte, mich auf Najuma und Sarah einzulassen. Denn sie hatte sich glücklicherweise noch nie fragen müssen, ob ihr Pflegevater heute betrunken nach Hause kam und dann wieder seinen Frust an ihr ausließ. Sie war noch nie nachts von einem bohrenden Hungergefühl wachgehalten worden, weil ihre Pflegemutter zwei Tage in Folge vergessen hatte, ihr etwas zu essen zu geben. Stück für Stück hatte bisher jede Pflegefamilie systematisch mein Vertrauen und Glauben gebrochen. Jetzt verschenkte ich mein Vertrauen nicht mehr so einfach an Menschen. Und wenn mein Schutzverhalten mich kalt und verbittert wirken ließ, dann war es ein Preis, den ich bereit war zu zahlen. Denn ich würde niemals wieder zulassen, dass jemand mich dazu brachte, meinen eigenen Wert anzuzweifeln. Auch, wenn ich dafür jeden anderen Menschen anzweifeln musste.

Als ich nach meiner Grippe das erste Mal wieder die Schule betrat, hätte mir klar sein müssen, dass irgendetwas nicht stimmte. Nachdem ich die letzten Tage nur umgeben von den zwei gleichen Menschen verbracht hatte – und die meiste Zeit davon mein Verstand durch das Fieber getrübt gewesen war, war mir die Veränderung gar nicht aufgefallen. Auch als ich in die Schule kam, brauchte ich eine Weile bis es mir auffiel. Najuma hatte darauf bestanden mich heute wieder zur Schule zu fahren, nachdem ich so krank gewesen war und ich hatte nicht protestiert. Von daher war ich nicht mit dem Bus gefahren, wo mir das Ganze vielleicht auch schon hätte auffallen können.

Elea und Arthur warteten schon an meinem Spind auf mich und diskutierten über irgendetwas – wie üblich.
"Nein das ist nicht verrückt. Es sind bisher nur 5 % des Ozeans erforscht worden, weil der Druck da unten zu groß ist für unsere Tauchfahrzeuge. Wenn wir wahrscheinlich nicht mal die Hälfte der Lebewesen kennen, die bei uns auf diesem Planeten leben, wieso sollte es dann so unwahrscheinlich sein, dass sich darunter auch einige Wesen verstecken, die wir momentan zu Sagengestalten packen würden?", argumentierte Elea gerade. Ihre Wangen hatten den gleichen Pinkton angenommen, wie ihre Haare – wie immer, wenn sie mit jemandem diskutierte. Arthur dagegen schien die Ruhe selbst zu sein, während er argumentierte. Mit ihm über etwas zu diskutieren, machte keinen Spaß, da er jedes Argument, das man vorbrachte, mit seiner unschlagbaren Logik entkräftete und das ohne dabei jemals die Stimme zu heben oder sonst irgendwie großartig Emotionen in die Debatte mit einfließen zu lassen. Das hielt Elea jedoch nicht davon ab, trotzdem ständig Diskussionen mit ihm anzufangen.

Sowohl charakterlich als auch äußerlich, könnten meine beiden besten Freunde unterschiedlicher kaum sein. Arthur konnte einem die verrücktesten Fakten herunterbeten und war super darin Probleme aufzudröseln, bis sie einem gar nicht mehr so groß erschienen. Von den meisten Menschen, wurde er als sehr introvertiert und still beschrieben, aber wenn er sich unter Menschen befand, mit denen er sich wohlfühlte, blieb davon meistens nicht mehr viel übrig.

Elea dagegen war jemand, der Raum einnahm mit ihrer Persönlichkeit. Sie war ein totaler Bücherwurm, aber sie entsprach so gar nicht dem Bild, was man von Leseratten hatte. Sie war niemals leise. Selbst wenn sie las – was sie grundsätzlich immer tat, wenn sich ihr die Gelegenheit bot – tat sie das nicht leise. Wie oft sie mir schon aus dem Nichts irgendwelche Stellen aus Büchern vorgelesen hatte oder mir den gesamten Plot eines Buches erzählt hatte, konnte ich nicht sagen. Und Gnade dir Gott, wenn du eine falsche Bemerkung über einen von ihren Bookboyfriends machtest. Einmal hatte sie drei Tage lang nicht mehr mit mir gesprochen, weil ich einen dummen Witz über ihre neueste Obsession gerissen hatte und das wollte bei ihr schon etwas heißen.

Auch ihr Aussehen war nicht gerade darauf angelegt, in der Menge unterzugehen. Sie hatte einen Pixie Cut, der im Moment pink gefärbt war, was ihr den ein oder anderen schrägen Blick einbrachte. Aber das hatte sie noch nie gekümmert. Genauso wenig wie es sie jetzt kümmerte, dass die Blicke auf ihr lagen, während sie mit Arthur diskutierte. Arthur setzte gerade zu einer Antwort an, als ich mich zu den Beiden gesellte, um Schlimmeres zu vermeiden. Arthur hatte diesen Blick aufgesetzt, bei dem ich wusste, dass was jetzt kommen würde, höchstwahrscheinlich dafür sorgen würde, dass Elea explodieren würde.

Sobald die Beiden mich bemerkten, schien ihre Diskussion vergessen, denn Elea fiel mir dramatisch um den Hals. Ich verkrampfte mich kurz, bevor ich mich wieder entspannte und sie ebenfalls umarmte. Körperkontakt war nicht gerade das einfachste Thema für mich, aber bei Elea war es in Ordnung für mich.
"Du lebst!", sagte sie theatralisch, bevor sie mich wieder losließ und ein Stück von sich wegschob, um mich zu mustern. Ihre Miene wurde wieder ernst und sie sagte: "Aber jetzt mal im Ernst, geht es dir wirklich wieder gut? Arthur und ich waren ein paar Mal bei dir, aber Najuma hat uns erzählt, dass du völlig ausgeknockt warst. Zwischendurch hat sie sogar überlegt, ob du nicht in ein Krankenhaus gehörst, weil du so hohes Fieber hattest".
Ihr Blick scannte mich, als würde sie dadurch irgendwelche unsichtbaren Verletzungen an mir entdecken können und ich verdrehte die Augen, auch wenn ich mich insgeheim über ihre Fürsorge freute.
"Mir geht es wieder gut. Sonst hätte mich Najuma nicht wieder in die Schule geschickt", beruhigte ich sie. "Der Arzt kann sich zwar nicht erklären warum meine Symptome so schnell aufgetreten und dann über Nacht wieder verschwunden sind, aber im Endeffekt war es wohl nur ein normaler Grippeinfekt". Skeptisch schaute Elea mich an, aber es war Arthur, der letztendlich den Moment auflöste. "Ich schätze, du brauchtest die Gemüsesuppe wohl dringender als wir", bemerkte er, auf seine typisch trockene Art und Eleas skeptische Miene verwandelte sich in ein Grinsen und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Elea boxte nach Arthur, was mein Blick auf ihr Handgelenk lenkte und ich stutzte. Was hatte ich bitteschön verpasst?

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Ach, habe ich dass Schreiben von dieser Geschichte vermisst. Aber jetzt habe ich es endlich geschafft, ein neues Kapitel für euch zu schreiben- und lasse euch direkt mit einem Cliffhanger hier hängen 😅. Ich hoffe ihr könnt es mir verzeihen.

Tja, Roxanne hat sich im Regen wohl einfach was Fieses eingefangen - oder was glaubt ihr?

Und was hat sie wohl am Ende so stutzen lassen?

Ich hoffe euch geht es soweit gut und ihr seit so kurz nach den Ferien noch nicht mit Aufgaben überschüttet. Noch jemand der gestern sein Zeugnis bekommen hat?

Bei mir sieht es im Moment übrigens aus wie im Winterwunderland - ich bin mir nicht sicher wann es das letzte Mal so viel geschneit hat 🌨❄️.

Wir lesen uns in zwei Wochen, mit ein paar Antworten auf die Fragen ♥️

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