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Ich erkenne Bradyn nicht auf den ersten Blick.
Sein edel fallender Mantel erregt nur kurz meine Aufmerksamkeit, wie es jeder andere Mantel eines Fremden auch getan hätte, doch ich erkenne seine Statur.
Die breiten Schultern, die sich recken, um an das Mehl im oberen Regal zu erreichen.

Er ist nur ein Jahr älter als ich und doch wirkt er in diesem Moment, wie ein Mann Mitte dreißig, mit Kindern, die Zuhause auf ihn warten und einem sicheren Job im Büro.
Ist das nicht auch genau der Lebensweg, den er sich ausgesucht hat?
Mit der rechten Hand umklammere ich den Einkaufswagen und bewege mich in winzig kleinen Schritten auf Bradyns Gang zu.

Er kauft zwei Packungen Mehl.
Dann blickt er in seinen Korb, als würde er über etwas sehr Wichtiges nachdenken.
Seine sonst so glatte Stirn legt sich in drei Falten.
Er ist es gewesen, der mir gesagt hat, ich sehe mit meinem nachdenklichen Blick aus, wie ein kleiner Quantenphysiker.

Ich lächle.
Eigentlich wollte ich nur schnell die kurze Einkaufsliste meiner Mutter abarbeiten und anschließend direkt zu Jo fahren.
Morgen ist Silvester, Übermorgen werde ich abfahren. Es wird Zeit sich zu verabschieden.

Aber Bradyn lenkt mich ab. Ich will ihn noch einen kleinen Moment beobachten.
Ich vermisse seine weiche Haut und die tiefe seiner grünen Augen.
Wenn ich ihn jetzt so aus der Ferne betrachte, schmerzt es mir in meiner Brust. Aber es ist ein wehmütiger, sehnsüchtiger, erträglicher Schmerz.

Ich kann damit leben und schwelge in Erinnerungen, während ich Bradnys blonde Haarspitzen beobachte, die sich unter seiner Mütze hervorschieben und bei bestimmten Bewegungen über seinen Nacken kitzeln, wie es einst meine Finger taten.

Es ist schon seltsam, dass Bradyn und ich nur über so kurze Zeit ein liebevolles, freundschaftliches Zusammensein hatten.
Einmal als wir Teenager waren und selbst nicht wussten, was wir mit uns anstellen sollten.
Und dann in New York.
Das ist alles, was mir bleiben wird, um mich im Guten an Bradyn Harris zu erinnern.

Mein Lächeln wird langsam zu einem wissenden Zusammenpressen der Lippen.
Ein leichtes Nicken bewegt meinen Kopf und ich wende den Blick ab.
Bradyn soll hier bleiben, Mehl für seine Verlobte kaufen und daran ersticken. Ich nehme all die guten Erinnerungen mit mir nach Kalifornien und werde Schenectady vergessen.

Ich werde den Bradyn vergessen, der in Schenectady zurückgeblieben ist und Tag für Tag zu einem verbitterten, alten Mann werden wird.
Ich ziehe die Schultern hoch und schiebe meinen Wagen in den nächsten Gang.
Meine Mutter will noch eingelegte Tomaten haben.

An der Kasse halte ich aus dem Augenwinkel Ausschau nach Bradyn.
Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist eine Begegnung, bei der auch er mich bemerkt.
Aber er muss den Laden schon vor mir verlassen haben.
Dennoch denke ich noch im Auto auf der Fahrt zum alten Jo darüber nach, wie Bradyn mich gesehen haben könnte.

Bevor ich ihn erkannt habe oder danach.
Und wie er mich genauso verstohlen beobachtet hat, wie ich ihn.
Mit seinen grünen Augen, die meinen Rücken herabfahren und er sich in dem Moment wünschte, er könnte wieder die empfindliche Haut hinter meinem Ohr küssen.

Ich schalte den Motor aus und bleibe eine Weile im Wangen sitzen.
Vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal hier gestanden, durchgefroren von meinem Fußweg und mit den Keksen meiner Mutter unter dem Arm.
Ich wollte nicht zu diesem alten, sonderlichen Mann hereingehen. Wenn ich ihn angesehen habe, sah ich den Gerüchten meiner Kindheit ins Gesicht.

Aber Jo hatte von Anfang an recht.
Wir sind uns ähnlich. Wir teilen dieselbe Geschichte. Nur anders.
Wir haben dasselbe Schicksal, nur hat sich meines durch seine Worte verändert.

Mit einem Seufzen öffne ich die Tür, um zum letzten Mal zu Jos Tür zu gehen.
Ich habe mir überlegt, ihm ein Geschenk mitzubringen. Aber das würde nicht zu uns passen.
Meine Fingerknöchel schlagen gegen seine alte Haustür.
Ich höre Jo im Inneren des Hauses rumoren.

"Mica! Du bist pünktlich. Immer herein mit dir!"
Ich trete ein letztes Mal in seinen Flur und entledige mich meiner warm Sachen.
"Tee?"
"Gerne."

_______________________________
Song: Promise - Ben Howard

Hi :)

Ich will ehrlich sein: Ich habe heute insgesamt über 1700 Wörter geschrieben, aber den Rest kriegt ihr erst Morgen ;P

Heute hatte ich zum ersten Mal in diesem Jahr blauen Himmel mit Sonnenschein! Und ich sage nur eins: Der Sommer kann jetzt wiederkommen. Dankeeee. haha

Bis morgen - ich hoffe, ihr hasst mich jetzt nicht allzu sehr *böses Lachen*

Byyyeee <3

Lisa xoxo

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