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Als wir das Café verlassen, klingelt mein Telefon.
"Geh schon mal vor", sage ich zu Bradyn, als ich sehe, dass es meine Mutter ist, und schubse ihn Richtung Seitenstraße, wo wir geparkt haben.
Bradyn wirft mir einen amüsierten Blick zu und zieht die Schultern hoch.

"Ja?"
"Hallo, mein Kleiner! Deine Mom hier."
Ich setze schon an, um ihr zu erklären, dass ich ihren Kontakt eingespeichert habe und daher sehe, wenn sie mich anruft, aber ich verkneife mir die Belehrung. Sie wird es sich nie merken können.

"Mom!", rufe ich stattdessen aus und schiebe meine freie Hand in die Hosentasche. Meine Finger zerknüllen die Rechnung für den Kaffee und Kuchen, den Bradyn eben zu sich genommen hat, während ich mit schlendernden Schritten den Bürgersteig entlang laufe und ihrer Stimme lausche.

"Ich wollte mich mal wieder melden. Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung. Dein Vater ist jetzt bei der Physiotherapie und kann schon in einem Schwung die Treppe nach oben hoch laufen. Aber er kriegt jetzt so ein neues Medikament, das zur Muskelentspannung beitragen soll - unverschämt teuer das Zeug."

Meine Mom am Telefon zu sprechen, hat den großen Vorteil, dass sie nicht bemerkt, wenn ich ihr nicht hundertprozentig zuhöre.
So kann ich jetzt ganz ungeniert die Leute beobachten, die an mir vorbeilaufen und Löcher in die Luft gucken, während sie mir über die Rückenprobleme meines Vaters einen Vortrag hält.
Sie ignoriert den Fakt, dass Dad mich nicht mehr als seinen Sohn anerkennt, nämlich ganz hervorragend.

"Aber jetzt genug von unserer Situation", sagt sie schließlich und ich unterdrücke ein erleichtertes Aufatmen.
"Wie geht es dir? Was machen ... deine Freunde?"
Vor ein paar Monaten habe ich ihr gebeichtet, dass Emil und ich uns getrennt haben. Sie hat es gut aufgenommen.
Wenn ich ihr dabei gegenüber gestanden hätte, hätte ich sicher ein zufriedenes Aufblitzen in ihren blauen Augen gesehen.

Ich weiß noch, wie sie Weihnachten vor mir stand und meinte, ich bräuchte einen Fels in der Brandung, jemand der ruhig und gelassen ist. Und nicht so jemanden wie Emil.
Damals haben mich die Worte verletzt, auch wenn ich insgeheim wusste, dass sie recht hat.
Ich drehe mich zu Bradyn um, aber er sieht mich nicht. Sein Blick ist starr auf den Boden vor sich gerichtet.

"Jetzt sag schon", drängt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Ähm ja ... uns ... uns geht es allen sehr gut hier. Das Wetter ist toll und wir treffen uns ziemlich oft im Park oder gehen in ein Straßencafé", lüge ich und fahre durch meine Haare.
Auch wenn ich ein dünnes Leinen-T-Shirt trage, brennt mir die Sonne unerträglich auf den Rücken.

Ich blicke mich nach einem Schattenplätzchen um, entdecke aber keins.
"Das hört sich ganz wunderbar an. Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen, dass du da draußen vereinsamst. Wir werden uns ja erst in ein paar Wochen sehen", merkt sie an.
Ich kann sie mir jetzt genau vorstellen: Wahrscheinlich steht sie an einem der Esszimmerfenster und schaut ihn den Garten, während sie an ihrer Dauerwelle herumzupft.

"Apropos in ein paar Wochen ... Wir haben uns gedacht, wir kaufen Ben einen Outdoorgrill als Hochzeitsgeschenk."
Stille tritt zwischen uns ein und ich höre es in der Leitung knacken.
Dann lege ich den Kopf in den Nacken und lache lauf auf.
"Du machst Witze, oder?", pruste ich.

Ben und ein Outdoorgrill. Das passt ungefähr so gut zusammen, wie mein Dad und eine Pride-Parade.
"Nein. Wieso denn?"
Die Stimme meiner Mutter klingt verlegen.
"Er wird sich bestimmt freuen. Laura hat außerdem eine große Terrasse und wenn die beiden nach der Hochzeit endgültig zusammenziehen, hat das Prachtstück einen gebührenden Platz."

Ich sehe schon, sie ist von ihrer Meinung nicht abzubringen.
"Wie viel soll ich dazugeben?"
"100 $."
"100 $?!"
Ich beuge mich nach vorne und hoffe inständig, dass ich mich verhört habe.

"Das ist eine Menge Geld, Mom."
"Na hör mal! Dein Bruder heiratet immerhin", schnauft sie.
Ich drehe mich wieder um, suche nach Bradyns Blick, in der Hoffnung, dass er mich beruhigen kann.
Dieses Mal treffen unsere Augen sich und ich hebe die Hand.

Mein Fels in der Brandung lehnt im Schatten einer Hauswand, die Arme vor der Brust verschränkt, doch als ich ihm winke, lockert sich seine Haltung.
Der dunkle Schatten lässt sein Haar beinahe dunkelbraun erscheinen.
Seine Füße stemmen sich in den Boden und er wirkt so unantastbar.

Das Lächeln, das sich auf meinen Lippen ausbreitet, ist echt und ich fühle mich gleich wieder etwas ruhiger. Auch, wenn mir die 100 $ schwer im Magen liegen.
"Ich werde das Geld schon irgendwie auftreiben", sage ich mehr zu mir selbst, als zu meiner Mom.
"Schön, Mica. Du wirst sehen, er wird sich freuen."

Ich verdrehe die Augen.
"Gut, wenn weiter nichts ist ..."
"Oh, du willst schon weiter?"
Ich höre etwas im Hintergrund klirren. Vielleicht steht sie doch eher in der Küche vor dem Herd.

"Ja, ein Freund wartet auf mich. Wir waren gerade essen."
Meine Mutter lässt ein anzügliches Geräusch erklingen.
"So, so. Ist er denn nett ... dein Freund?", fragt sie beiläufig.
"Ja", lache ich, "er ist sehr nett. Ich muss jetzt los. Bis irgendwann mal."

"Ich hab dich lieb, mein Kleiner."
Mit einem Schmunzeln beende ich das Gespräch. Wenn sie wüsste. Jetzt werde ich erst wieder in zwei Monaten etwas von ihr hören, es sei denn sie belästigt mich mit Details über Bens Hochzeit.

Obwohl ...
Sie wird mich ganz bestimmt anrufen, wenn Bradyn seine Hochzeit platzen lassen wird.
Der Gedanken an diese bevorstehende Zeit lässt mich in Schweiß ausbrechen.
Aber daran will ich jetzt nicht denken! Jetzt bin ich gerade mit Bradyn unterwegs, jetzt leben wir noch in unserer kleinen, geschützten Welt.

Ich drehe mich zurück zu meiner Begleitung und schiebe während des Laufens mein Handy zurück in die hintere Hosentasche und meine vorherigen Gedanken ganz weit weg.
Bradyn lehnt immer noch an der Hauswand und beobachtet mich.
Als ich näher komme und das Licht mehr und mehr sein Gesicht erhellt, fällt mir seine angespannte Mimik auf.
"Alles in Ordnung?", fragt ich und mustere ihn.

"Ja, alles gut. Wie geht's Liz?"
Bei diesen Worten stößt er sich von der Wand ab und grinst mich an.
Ich stutze kurz, interpretiere aber nicht zu viel in seine plötzliche bedrückte Stimmung.

"Gut. Sie hat mich nur wissen lassen, dass ich 100 $ zu Bens Hochzeitsgeschenk dazugeben soll. Sie wollen ihm allen ernstes so einen bescheuerten Outdoorgrill kaufen!"
Noch immer empört über die Worte meiner Mutter, schüttle ich den Kopf.
Das war doch wieder der einzige Grund, warum sie mich überhaupt angerufen hatte; weil sie etwas wollte.

Auch wenn sich unser Verhältnis gebessert hat, ich hinterfrage ihr Handlungen noch immer.
Enttäuscht schüttele ich kaum merklich den Kopf und blicke dann wieder zu Bradyn herüber.
Seine Augen sind leer geworden. Ihr Grün wirkt trüb, beinahe Grau.
Ich schaue ihn prüfend an, doch es ist, als würde er durch mich hindurch sehen.

"Bradyn? Wirklich alles okay?"
Er schüttelt den Kopf, so als würde er aus einem Traum erwachen.
"Ja, entschuldige. Ich glaube, ich habe etwas zu lange in der Sonne gestanden."
Zweifel regen sich in mir.

Seine Lippen zucken und erregen für einen Moment meine Aufmerksamkeit.
Sollte er gekränkt sein, weil ich mich zum Telefonat mit meiner Mutter von ihm entfernt habe?
Oder weil ich ihn ihr gegenüber nicht erwähnt habe?

Ich runzle die Stirn und lege Bradyn eine Hand auf den Rücken.
"Komm, fahren wir zu mir."
Mit langsamen Schritten gehen wir zu meinem Wagen. Auf dem Weg kommt mir eine Erklärung für sein merkwürdiges Verhalten; das Wort Hochzeit wird ihn nicht gerade freudig gestimmt haben.

Ich male kleine Kreise auf seinen angespannten Rücken, während die Sonne meine Fingerspitzen erwärmt.
Schweigend laufen wir die Seitenstraße entlang, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.

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Song: Can I Call You Tonight - Dayglow

Blub. Das war Kapitel 63.
Juuunnggeee 63 Kapitel! Ganz schön viele Worte und Buchstaben, die uns schon verbinden ♡

okay i have 2 go, luv u, bye

Lisa xoxo

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