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Tatsächlich.
Mein heutiger Arbeitstag ist mit Abstand einer der unbeschwertesten meiner gesamten Laufbahn gewesen.
Egal wie viele Zahlen ich in die Tastatur einprügeln musste und Statistiken vor meinen Augen zu Wellenlinien verschwammen - ich konnte das Grinsen nicht aus meinem Gesicht wischen.

Auch mein arroganter Chef konnte dem nichts anhaben. Auch nicht mit seinem Kommentar über meinen merkwürdigen Anzug oder darüber, dass ich zwei Tage ins Hintertreffen geraten sei.

Und jetzt sitze ich mit Bradyn in einem meiner Lieblingscafés mit einem großen Karamell Latte vor mir und beobachte, wie sich die Sonne in seinen langen Haaren fängt.
In dieses Café gehe ich eigentlich immer alleine. Es ist nicht das Stammcafé von mir und Amanda.
Dort mit Bradny aufzukreuzen und ihr womöglich über den Weg zu laufen, wäre Wahnsinn.

Ich schiele auf meine Uhr.
Amanda hat jetzt gerade eine Pause, was bedeutet, dass sie sich irgendwo in der Nähe herumdrückt und neuen Kaffee und etwas zu knabbern kauft.
Ich bete inständig, dass sie nicht zufällig an diesem Laden vorbeikommt und uns sieht.
Sie würde ausrasten, weil ich ihr nicht sofort alles erzählt habe.

Doch über dieses unvermeidliche Gespräch will ich jetzt nicht nachdenken.
Ich drücke meine Schultern durch und richte meinen Blick wieder auf mein wunderschönes Gegenüber.
Bradyn trinkt gerade einen Schluck von seinem Espresso und greift danach zum Wasser.
"Jedes Mal denke ich, ich kann diesen Kaffee verkraften."

Danach gibt er noch ein angewidertes Geräusch von sich, was mich zum Lachen bringt.
"Wir können dir gerne noch was anderes bestellen."
"Nein, lass nur. Der Erdbeerkuchen macht das wieder wett."
Grinsend deutet er auf den Teller vor sich, von dem er auch gleich wieder einen Bissen nimmt.

Meine Augen wandern derweil über seine flache, ebenmäßige Stirn und die dunklen Augenbrauen.
Seine dichten Wimpern verstecken das Grün seiner Augen vor mir.
In diesem Moment möchte ich ihn einfach nur am Kragen zu mir über den Tisch ziehen und küssen.
Aber nicht nur küssen; ich möchte ihn verschlingen, an seinen Haaren reißen und ihm Dinge ins Ohr flüstern, die die ältere Dame neben uns bestimmt Reißaus nehmen lassen würden.

Ich beherrsche mich also und begnüge mich mit Bradyns Gesicht, das von der Nachmittagssonne angestrahlt wird.
Als er wieder zu mir aufsieht und die Sonne seine Augen in hellleuchtende grüne Steine aus dem Meer verwandelt, hängen ein paar Krümel vom Kuchenteig an seinem Mundwinkel.
Ich strecke den Daumen aus und wische sie ihm weg.

Kurz halte ich inne. Und entscheide, dass mir die alte Dame egal ist.
Ich lege den Daumen zwischen meine Lippen und sauge kurz daran.
Bradyns Augen werden jetzt selbst zu den Gewässern, aus denen man wunderschöne Steine fischen kann.
Er durchbohrt mich mit seinen Blicken und rutscht auf seinem Stuhl herum.

Unschuldig nehme ich den Finger wieder aus meinem Mund und schenke ihm ein Lächeln.
Eine Blase der Stille umgibt uns. Die Geräusche und Gesprächsfetzen der anderen Gäste dringen nicht zu uns durch.
Ich versinke in Bradyns Augen und er in meinen.

Es ist so surreal, dass er jetzt plötzlich hier vor mir sitzt, wo ich doch erst Vorgestern Amanda so gegenüber gesessen habe und dabei krampfhaft versuchte, nicht an ihn zu denken.
Und jetzt ...
Jetzt macht er mich verrückt.

Etwas stößt mich unter dem Tisch an.
Bradyn hat einen Fuß vorgestreckt und sieht mich abwartend an.
Grinsend schubse ich zurück und lehne mich vor.
Der Tisch zwischen uns ist klein, aber dennoch hält uns die Tischplatte viel zu weit auseinander.

Ich seufze bei dem Gedanken, wieder auf seinem Schoß zu sitzen.
"Ist es nicht komisch", holt er mich aus meinen Gedanken.
Fragend sehe ich ihn an und richte nun meine volle Aufmerksamkeit auf seinen Mund.
"Na ... wir haben eigentlich wirklich wenig Zeit zu zweit verbracht. Und doch fühlt es sich so an, als ob diese paar Tage und Stunden in Wirklichkeit Monate und Jahre waren."

Ich stütze mein Kinn auf einer Hand auf und blicke Bradyn verträumt an.
"Ja. Da hast du recht. Mir geht es genauso. Glaubst du, dass es daran liegt, dass wir uns schon als Teenager kannten?"
Bradyn zuckt zusammen.
"Oh bitte, reden wir nicht darüber."

"Warum nicht?"
Ich lege die Stirn in Falten.
"Weil ... zu viele schlechte Erinnerungen. Ich war gemein zu dir."
"Gemein? Du warst ziemlich hinterhältig und verletzten, würde ich eher sagen."

"Siehst du. Kein gutes Thema."
Bradyn senkt den Kopf und stochert mit seiner Gabel im kunstvoll verzierten Kuchen herum.
"Aber irgendwann müssen wir darüber sprechen", wende ich ein.

Nach einer Weile blickt er wieder auf und schiebt sich die Gabel in den Mund.
"Ich verstehe ja, dass du vor deinen Freunden nicht 'der Schwule' sein wolltest. Wir waren Kinder. Aber ..."
Ich seufze und suche nach den richtigen Worten.
"Das du mich permanent fertig machen musstest ... dass war wirklich nicht okay. Hattest du Angst, dass ich sonst zu irgendjemandem gerannt wäre und gesagt hätte: Bradyn ist eine Schwuchtel, er wollte mich küssen?"

Neben uns fällt Besteck klirrend auf einen Teller. Ich muss nicht hinschauen, um zu wissen, dass es sich dabei um die alte Damen handelt, die unser Gespräch nicht überhört hat.
Bradyn vor mir nickt leicht.
"Ja. Bei dir habe ich die Kontrolle verloren. Es gab einen großen Unterschied zwischen einer Sportwerbung, die ich zu lange angestarrt habe und dem Bedürfnis, dir über den Rücken zu streichen, sobald du neben mir standest. Ich ... ich musste dich von mir fernhalten."

"Und vertrauen konntest du mir nicht?"
"Nein! Wie denn? Ich hatte eine Todesangst, das es jemand herausfindet und meinen Eltern sagt. Das wäre mein Ende gewesen. Sie hätte mich in eine Erziehungsanstalt oder ähnliches gesteckt."
Sein Gesicht verhärtet sich und ich beschließe, dass Thema fallen zu lassen. Fürs Erste habe ich genug gehört.

"Hey. Ist okay. Ich bin dir nicht mehr böse", sage ich leise, einen besänftigenden Unterton in der Stimme und greife nach seiner Hand.
"Aber kannst du mir je verzeihen?"
Bradyn blickt zu mir auf und schaut dann zurück auf unsere Hände. 
"Habe ich das nicht schon längst?", frage ich schmunzelnd. "Vielleicht nicht für alles, aber wir arbeiten dran. Und das ist alles was zählt, oder?"

Ich drücke ganz leicht zu.
Bradyns Finger lockern sich und schlingen sich um meine.
"Danke", haucht er leise.
Ich bin nicht in der Lage seine raue Stimme über den Lautstärkepegel des Cafés zu hören, aber ich kann seine Lippen lesen.
Und sie formen ein "Danke".

Dabei muss er mir doch nicht danken.
Liebe ist bedingungslos. Das habe ich jetzt verstanden.

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Song: The Only Thing - Sufjan Stevens (I'm sorry. But i love this man!)

Some soft Madyn for y'all ;))

Welche Serie guckt ihr gerade? (Ich suchte immer noch "Between" durch xD)

Wir sind einfach schon bei 12.5k!!!! can't believe it! 

Ich danke euch für alles und sende euch an diesem grauen Tag (jedenfalls bei mir xD) ganz viel Liebe & Sonnenschein!

Lisa xoxo

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