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P.O.V. Mica

Der Kaffee auf dem Tisch dampft und ich warte darauf, dass Bradyn aus dem Bad kommt.
Heute habe ich mir freigenommen. Die letzten Tage ließ ich Bradyn immer allein in der Wohnung, doch mit dem heutigen Freitag soll ein langes Wochenende eingeläutet werden.

Wir haben bis Mittag im Bett gelegen und uns gegenseitig Geschichten erzählt.
Nichts Besonderes, nichts Wichtiges. Einfach Geschichten, Erinnerungen und Ansichten. Wir teilen Dinge miteinander, die uns beschäftigen.
Und ich hoffe, das bleibt so. Von jetzt an für immer.

Bradyn kommt angetapst. Anders kann ich es nicht bezeichnen, wenn ich ihn so anblicke, wie er mit seinem zerknautschten Gesicht und den nackten Füßen auf den Küchentisch zukommt.
Heute steht noch eine Herausforderung für ihn an. Eine große. Er will seine Mutter anrufen.
Selbst er weiß noch nicht, wie viel er ihr über die wahren Gründe der Trennung mit Tiffany mitteilen will, aber ich hoffe, dass mein Name fallen wird.

Auch wenn mich Barbara danach wahrscheinlich für immer hassen wird, will ich doch, dass sie die Wahrheit kennt und nicht nur ihrem Sohn die Schuld gibt.
Denn die Schuld wird irgendjemand tragen müssen - dann tragen wir sie lieber zusammen.
"Mir ist schlecht."
"Setz dich erstmal. Du bist nur aufgeregt", beschwichtige ich ihn.

Er verzieht das Gesicht und beugt sich vor, um mich zu küssen.
"Halt!"
Ich hebe die Hand und Bradyns Augen verdunkeln sich.
"Was, wenn du dir was eingefangen hast und mich mit der Kotzeritis ansteckst? Also, wenn dir schlecht ist, nimm bitte am anderen Ende des Tisches Platz."

Bradyns Lippe zuckt, aber er verkneift sich das Grinsen.
"Na gut ... Mir ist doch nicht sooo schlecht."
Er kommt wenige Zentimeter näher.
"Darf ich?", fragt er dann mit Hundeblick.
"Bist du dir ganz sicher?", frage ich zurück, greife aber schon nach dem Kragen seines T-Shirts.

"Hm-hm", murmelt er gegen meine Lippen.
Sein Atem riecht nach Minze und seine Zunge schmeckt dementsprechend.
Ich lasse mich fallen und lege den Kopf in den Nacken.
Bradyn greift nach meinem Kinn und umschließt es mit festem Griff. Seine Lippen streifen über meine.

Für eine Sekunde entfernt er sich. Ich weiß nicht, ob er mich betrachtet, da ich meine Augen geschlossen halte, aber ich meine, seinen Blick auf mir zu spüren.
Dann versenkt er seine Zähne in meiner Unterlippe und ein herrliches Ziehen schießt von dieser, über meinen Hals, bis in meinen Bauch.

Ich stöhne in seinen Mund, doch unser hungriger Kuss erstickt mein kehliges Geräusch fast vollkommen.
Bradyns Hände fahren über meinen Hinterkopf und senden eine Gänsehaut an meiner Wirbelsäule entlang.
Er lehnt sich immer weiter vor und meine gierigen Hände ertasten jeden Fleck seiner nackten Haut, den ich zu fassen kriege.

"Bradyn", stöhne ich nach einer Weile. Doch er hört nicht auf.
"Bradyn, ernsthaft."
"Nein", stößt er atemlos aus, bevor mich sein Mund weiter attackiert.
Ich löse mich wehleidig von ihm und drücke ihn auf Abstand.

Erst als er seine Augen öffnet und mir dieses unverkennliche Grün entgegenstrahlt, seufze ich kurz.
"Du willst nur ablenken und das lasse ich nicht zu. Du setzt dich jetzt da hin und wählst die Nummer von deiner Mutter."
Ich deute auf den Stuhl gegenüber von mir und ziehe eine Augenbraue hoch.

Bradyns Schultern fallen nach vorne.
"Na gut."
Ich kann mich nur zu gut in ihn hineinversetzen. Das Aufschieben und Verdrängen ist immer das Einfachste. Aber wenn dich das Leben erstmal in eine Sackgasse gedrängt hat, musst du dich mit aller Macht und dem Kopf voran rausboxen. Sonst besteht die Gefahr für immer dort stecken zu bleiben.

"Du schaffst das."
Mit einem Ächzen lässt sich der breitschultrige junge Mann auf meinen kleinen, kippligen Stuhl fallen. Ein Quietschen ertönt.
"Was, wenn ich kein Wort rausbekomme?"
Grüne Augen weiten sich und schauen mich hoffnungslos an.

"Das wird nicht passieren. Ich kenne dich Bradyn. Und ich kenne deine Mutter. Das wird schon, du weißt, es muss einfach sein. Je eher, desto besser."
Ich wünschte, ich könnte ihm mehr Mut zu sprechen, aber auch ich bin nervös.
Bradyn und seine Unsicherheit machen mich nervös.

"Okay", seufzt er.
Den frischen Kaffee ignoriert er komplett und greift nach seinem Handy, das ich ihm schon auf den Tisch gelegt habe.
"Soll ich?"
Ein letztes Mal blickt er zu mir auf und sieht mich fragend an. Sein Finger schwebt über dem Kontakt von Barbara.
Ich nicke.

Aus dem Lautsprecher erklingt das typische Freizeichen; einmal, zweimal.
Zehnmal.
Bradyn wird auf die Mailbox weitergeleitet.
Er legt auf.

Wir schweigen eine Weile.
Ich wage es kaum, ihn anzusehen, weil ich weiß, dass ich den Schmerz in seinen Augen nicht ertragen kann.
Jedenfalls nicht jetzt sofort. Nicht, wenn er so frisch ist.

Wir wissen beide, dass seine Mutter absichtlich nicht abgenommen hat.
Unwohl rutsche ich auf meinem Stuhl herum und suche nach Worten, die ich sagen kann. Doch mir fällt nichts ein.
In dieser Situation kann ich nichts weiter tun, als für Bradyn dazu sein, stumm vor ihm zu sitzen und ihm zuzuhören - wenn es sich denn dazu entscheiden sollte, aus seiner Starre zu erwachen.

Die Adern an seinen Unterarmen treten hervor, als er sein Handy fest umschließt. Beinahe sehe ich es schon gegen die Wand fliegen, doch Bradyn überrascht mich, indem er mit einem aufgesetzten Lächeln aufblickt.
"Weißt du was? Lass uns heute feiern gehen."

Perplex ziehe ich die Augenbrauen hoch.
Das kann er unmöglich Ernst meinen.
"Bradyn, ich glaube nicht, dass das eine sonderlich gute Idee ist ..."
"Doch. Ach, jetzt komm schon."

Er greift über den Tisch nach meinen Händen. Sie sind kalt.
"Lass uns mal Dampf ablassen, richtig Spaß haben!"
Ich bin schon ewig in keinem Club mehr gewesen. Die Vorstellung daran, mal wieder einen von Innen zu sehen, lässt ein mulmiges Gefühl in mir aufsteigen.

Ich weiß gar nicht mehr, wie man tanzt.
Emil und ich sie nie feiern gewesen. Mit ihm in meinem Leben ist alles irgendwie ruhig geworden und ich bin aus der Übung gekommen. Mit der Zeit habe ich mich an den Zustand gewöhnt, sodass ich Clubs, lange Schlangen vor den Bars und angetrunkene Frauen, die versuchen mich abzuschleppen, gar nicht mehr vermisst habe.

"Ich weiß nicht", sage ich zögerlich.
"Micaaaa, bitteee."
Er zieht meinen Namen so lang, dass er schon fast wie Amanda klingt.
Ich verdrehe die Augen.

"Na gut. Von mir aus."
Siegessicher klatscht er in die Hände. Sein aufgesetztes Lächeln ist einem echten gewichen, das seine Augen erhellt.
"Aber", setze ich an, "ich habe dich gewarnt: Ich bin echt aus der Übung."

"Du bist der beste!"
Überschwänglich lehnt er sich über den Tisch, der gefährlich zu wackeln beginnt und ich Angst um meinen Kaffee bekomme, und küsst mich.
Wenn das eben die Ablenkung ist, die er braucht ... soll er sie bekommen.

Ich hoffe nur inständig, dass er nicht denselben Fehler erneut macht und die Sache mit seiner Mutter verdrängt.
Für einen Moment sehe ich die Sorge in ihm aufblitzen, als seine Augen auf meine treffen.
Doch dann springt er auf und schwingt mit den Hüften.

"Wir werden dich schon wieder auf's Pferd kriegen mein Großer, du wirst schon sehen!"
Mit diesen Worten verschwindet er zurück ins Schlafzimmer.
Ich stütze meinen Kopf ab und betrachte den schwarzen Bildschirm seines Handys, welches er liegen lassen hat, in der Hoffnung, das er aufleuchtet.

Doch der Bildschirm bleibt schwarz, egal wie lange ich ihn anstarre.
Seine Mutter ruft nicht zurück.

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Song: Gasoline - Haim ft. Taylor Swift

Heute war ein ziemlicher Scheißtag :/ 

Auf eure Kommentare antworte ich morgen <3

Bis denne,

Lisa xoxo

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