10 | Kotze, Goethe und Radiergummi

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Ich glaube, der Titel sagt schon alles ;)

Bewundernd sehe ich auf das kleine Wesen in meinem Arm das genüsslich sein Fläschchen leert. Die kleinen Händchen halten die Flasche schon mit so viel Kraft. Leise schmatz Geräusche lassen mich Lächeln.

„Du brauchst keine Angst haben Lili, weder Elvis noch ich nehmen dir was weg", kommentiere ich ihren festen Griff. Weil er seinen Namen gehört hat, spitzt mein vierbeiniger Freund seine Ohren sieht mich an aber legt gelangweilt seinen Kopf wieder auf die Pfoten.

Elvis mein schokobrauner Labrador Rüde, nicht ganz reinrassig, wie man unschwer erkennen kann. Irgendeine Rasse mit langem Fell ist dafür verantwortlich, dass er neben einer Tolle zwischen den Ohren auch einen Kamm am Rücken hat. Eben diese Tolle hat ihm auch seinen Namen beschert. Sein ausgeprägter Beschützerinstinkt lässt ebenfalls darauf schließen. Der Grund, warum ihn keiner haben wollte. Für einen „Familienhund" war er damit ungeeignet. Doch er brauchte nur ein wenig Zeit und Training, um aus ihm meinen perfekten Begleiter zu machen. Die Idee hatte Juls, dessen Spross gerade in meinen Armen liegt.

Er hat mich öfters besucht, dabei mit meiner Chefin Sandra angebandelt und hoppla, war Lili da. Das kleine Energiebündel, das mir gerade sehr unfein ins Ohr rülpst, nachdem ich sie hochgenommen habe.

„Scheint geschmeckt zu haben, du kleine Laus", kommentiere ich die nicht ladyliken Geräusche und klopfe noch etwas länger ihren Rücken.

Kleine Händchen ziehen unsanft an meinen Haaren, die sie erwischen. „Au, du kleiner frecher Käfer. Jetzt ist Zeit für ein bisschen Schlaf, sonst bekommen wir beide Ärger von deiner Mami", sage ich zärtlich und lege sie wieder in meine Armbeuge. Mit vollem Bauch und zufrieden mit sich selbst lächelt sie mich an.

„Good night my angel now its time to sleep...", singe ich leise uns sehe zu wie die großen Kulleraugen immer schwerer werden. Ich hätte nie gedacht, wie erfüllend und schön so ein Baby sein kann. Ab den Moment, als ich sie das erste Mal in den Armen halten durfte, war ich verliebt in dieses kleine Wesen. Zärtlich lege ich sie auf die Decke neben Elvis und baue aus meiner Jacke ein Nest um sie.

„Du passt mir gut auf sie auf, mein Freund." Ich unterstreiche meine leisen Worte mit einem erhobenen Finger. Elvis reagiert auf Handzeichen ebenso wie auf Worte. Mit einem letzten Blick versichere ich mich das Lili schläft und sicher im Schatten ist, bevor ich aufstehe und beginne meine Katas zu üben.

In den frühen Morgenstunden hier im Park stört sich keiner daran. Nicht nur Elvis sorgt dafür das ich mich sicherer fühle, sondern auch mein Karate, das ich akribisch übe und wenn es eben in einem Park ist. Die Sonne scheint auf meinen Körper, frische Luft strömt durch meine Lungen und ich fühle mich mit jeder Bewegung besser. Langsam laufen Schweißtropfen meine Brust und den Rücken herunter. Immer mit Blick auf meine beiden Schützlinge.

Es hat eine Weile gedauert wieder auf die Beine zu kommen. Karate war meine erste Wahl und es gibt mir unsagbar viel Sicherheit. Allerdings bezweifle ich, es jemals an einem Menschen anzuwenden. Ich kann nach wie vor keiner Fliege etwas zu leide tun. Durch den Sport kam mein Körpergefühl zurück. Das Schreien ist anfangs befremdlich, doch unglaublich erleichternd. Ich denke es tut mir deshalb so gut, weil die Aggressionen und die unausgesprochenen Worte, die ich Simon um die Ohren hätte hauen sollen, so einen Weg aus mir finden. Denn selbst nach allem, was er mir angetan hat, findet sich in mir keine Wut. Ich musste mir eingestehen, dass ich genau so viel Schuld habe wie er. Ich habe es zugelassen!

Unter mir beginnen sich die kleinen Beinchen von Lili zu bewegen. Ihre Füßchen in dem gelben Strampler zappeln, als sie wieder wach wird. Schnell ziehe ich mein Shirt aus, missbrauche es noch als Handtuch um mir Schweiß vom Körper zu wischen, bevor ich mir ein frisches überziehe. Lili äußert ihre Unzufriedenheit durch leises Quietschen.

„Ich bin schon da Prinzessin, so klein und doch gehen Männer vor dir auf die Knie.", lache ich in das runde Gesicht, das sich sofort aufhellt, nachdem es meine Stimme hört. „So, jetzt gibt es noch eine Runde Kuscheln, aber dann ist Elvis dran."

Letzterer springt schon um uns herum mit seinem roten Ball in der Schnauze. Die kleine Maus schnalle ich in die Trage vor meinem Körper, packe Decke und Rucksack auf meinen Rücken und werfe den Ball für Elvis, der sich vor Freude überschlägt. So machen wir uns auf den Weg zurück.

Wir biegen in unsere Straße und ich merke, wie sich das kleine Gesicht an meiner Brust dunkelrot färbt.

„Lili, komm schon, doch nicht jetzt!" Aber es ist zu spät, lautstark macht sie ihre Windel voll. Es ist jetzt nur eine Frage von Sekunden, bis der Gestank einsetzt. Wie sowas kleines nur so stinken kann. Mein Kopf geht hin und her auf der Suche nach einer Möglichkeit sie zu wickeln. Bleibt das Zeug auch nur ein bisschen zu lange an ihr dran, klebt es so fest, dann bräuchtest du einen Radiergummi, um es zu entfernen.

An der Litfaßsäule des Kongresszentrums bleibt mein Blick hängen. Das ist die Idee, da gibt es Bänke. Schnell wechsle ich die Straßenseite, sehe im Vorbeigehen auf das Plakat von „Fuck You Goethe 2". Elias M'Barek ist schon ein Hingucker. Neben dem Eingang ist eine Bank frei, eilig breite ich meine Decke darauf aus. Befördere Feuchttücher und Windel aus dem Rucksack, bevor ich Lili aus der Trage schäle und ausziehe.

„Heiliger Strohsack, Lili! Soviel kann doch nicht in deinem Körper gewesen sein." Die gelblich breiige Masse quillt aus allen Ritzen. Der Geruch ist weiß Gott nicht schön, aber er stört mich auch nicht. Ohne es schlimmer zu machen, wische ich Lili sauber und packe sie wieder ein. Die Windel werfe ich in den Mülleimer hinter mir. Das auf der zweiten Bank ebenfalls jemand sitzt, bemerke ich erst als ein eindeutig erkennbares Würggeräusch zu mir dringt.

Mit einer Hand halte ich Lili fest und drehe mich nach der Person in meinem Rücken um. Diese erbricht sich gerade in meine Richtung. Der Mann kann mich nicht erwischen dennoch rutsche ich reflexartig ein Stück auf der Bank von ihm weg, schiebe Lili damit vor mir her die herzlich lacht.

„Da kannst du lachen du kleiner Troll, bestimmt hat dem armen Kerl deine Windel den Rest gegeben." Mit ihr auf dem Arm sehe ich wieder nach dem Mann, der jetzt kreidebleich auf der Bank sitzt, den Kopf nach unten hängen lässt. Er sieht nicht betrunken aus, vielleicht ist er krank. Erneut packe ich Lili in die Trage, gebe Elvis das Kommando, auf meinen Rucksack zu achten, mache einen Bogen um die Kotze, bevor ich in einigem Abstand an den Fremden heran trete.

„Entschuldigung, aber brauchen sie Hilfe?"

Als Angesprochener den Kopf hebt bleibt mein Herz stehen.

„Aiden?"


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