11 - Herzen aus Sand

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„Oh mein Gott!", entfährt es mir halb belustigt und halb entsetzt. „Du hast uns für einen Sandburgenwettbewerb angemeldet?"

Landon grinst mich unschuldig an und zuckt mit den Schultern. „Genau genommen ist das ein Sandskulpturenwettbewerb", verbessert er mich. „Wir müssen also nicht zwingend eine Burg bauen."

Na toll. Dass ich das Gefühl von Sand unter meinen Fingernägeln hasse, habe ich bei unseren vielen Gesprächen wohl noch nicht erwähnt, oder?

‚Augen zu und durch, Maila!'

Gemeinsam holen wir unsere Teilnehmernummer, die Vier, bei der Anmeldung ab und nehmen unsere Werkzeuge wie Eimer, Schaufeln, Rechen und andere Sandförmchen entgegen. Danach werden wir von einer jungen Frau zu unserem zugewiesenen Platz begleitet und warten darauf, bis es losgeht.

Tatsächlich gibt es fast zwanzig Teilnehmer, die bei dem Sandskulpturenwettbewerb mitmachen. Einige sind jung, andere alt, aber alle sind professionell ausgestattet.

Dass Landon und ich keine Chance haben, realisiere ich sofort.

Nachdem der Startschuss ertönt ist, stürzen sich die anderen Teilnehmer wie wilde Tiere auf ihre Werkzeuge. Voller Euphorie werfen sie sich in den Sand und beginnen damit, ihre Kunstwerke zu formen. Landon und ich sind die Einzigen, die sich unschlüssig in die Augen schauen und lachen müssen.

Oh Gott, das wird definitiv in einer Katastrophe enden.

„Und jetzt?", möchte ich von Landon wissen, schließlich war er derjenige, der uns hier angemeldet hat.

„Äh", stammelt Landon überfordert. „Auf die Schaufeln, fertig, los?!"

Obwohl ich grinse, schüttele ich den Kopf. „Was wollen wir denn überhaupt bauen?", konkretisiere ich meine Frage. „Mehr als einen Kreis traue ich mir ehrlich gesagt nicht zu."

Schon als Kind habe ich mich lieber mit einem Buch auf mein Handtuch gelegt, statt im Sand zu spielen. Kreatives Geschick zählt außerdem auch nicht unbedingt zu meinen Steckenpferden.

„Ach komm schon, Maila", stupst mich Landon aufmunternd mit der Schulter an. „Zwei Herzen werden wir doch wohl hinbekommen, oder? Das wäre ja gelacht!"

Auch wenn ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin, nicke ich. „Na gut", füge ich hinzu. „Oder wie du sagen würdest: Auf die Schaufeln, fertig, los!"

Gemeinsam knien sich Landon und ich in den Sand und beginnen damit, den Umriss eines Herzens zu zeichnen. Dass meine beiden Hälften nicht proportional zueinander sind, nervt mich zwar, aber ich habe gerade keine Geduld, um alles fehlerfrei auszubessern.

Perfektion wird sowieso überbewertet, oder?

Ich lasse den feinen Sand durch meine Finger gleiten und konzentriere mich darauf, ein Herz zu formen. Mit jedem Handgriff nimmt es mehr und mehr Konturen an.

Ich spüre die Sandkörner bereits nach wenigen Minuten zwischen meinen Fingern und unter meinen Nägeln, doch ich höre nicht damit auf, Vertiefungen und Kurven zu schaffen, um meinem Herzen eine dreidimensionale Wirkung zu verleihen.

Als ich dann irgendwann einigermaßen zufrieden mit meinem Werk bin, sammele ich Muscheln, die sich im Sand verstecken, und verziere damit meine Skulptur.

Erst bin ich mir unsicher, welche Details ich in das Herz einarbeiten soll, doch letztendlich lege ich die Muscheln zu einem L.

L wie Landon und L wie Liebe.

„Fertig!", verkünde ich stolz, als sich auch die letzte Muschel auf ihrem Platz befindet. Noch in derselben Sekunde lässt Landon seine Schaufel in den Sand fallen und lugt neugierig zu mir hinüber. Sobald seine dunklen Augen das L erkennen, breitet sich ein glückliches Strahlen auf seinem Gesicht aus.

Es ist niedlich, wie seine Wangen von einem roten Schimmer geküsst werden und sich seine Lippen zu einem zuckersüßen Lächeln verziehen.

Wenn er mich weiterhin so liebevoll anschaut, schmelze ich gleich zu Wachs.

„Sieht gut aus, Maila!", lobt mich Landon. „Sammelst du für mich auch ein paar Muscheln?"

„Klar."

Da ich sowieso nichts Besseres zu tun habe, krabbele ich durch den lauwarmen Sand und hebe die Muscheln auf, die noch nicht zersplittert oder komplett verdreckt sind. Ich überreiche sie Landon und beobachte ihn danach dabei, wie er die Muscheln zu einem M formt.

„Du Nachmacher!", ärgere ich ihn mit herausgestreckter Zunge, obwohl ich mich geschmeichelt fühle.

Für die restliche halbe Stunde, die die anderen Teilnehmer noch zum Bauen nutzen, hocken sich Landon und ich nebeneinander in den Sand und schauen auf das türkisfarbene Meer hinaus. Der Wind wirbelt um unsere Körper, die Sonne scheint warm auf uns hinab und der Geruch von Wassermelonen schwebt in der Luft.

Ich genieße die Stille, die lediglich durch das Rauschen der Wellen gebrochen wird, und schließe entspannt meine Augen. Wie von selbst bette ich meinen Kopf auf Landons Schulter und lasse mich von ihm in seine Arme ziehen.

Oh man, warum fühlt sich seine Nähe bloß so unfassbar gut und vertraut an?

Je mehr Zeit ich mit Landon verbringe, umso intensiver bindet sich mein Herz an ihn. Noch kann ich die Schmetterlinge in meinem Magen zähmen, aber schon bald werden sie mich überwältigen - da bin ich mir sicher.

Nachdem die Zeit für den Wettbewerb abgelaufen ist, folgt die Bewertung durch eine fünfköpfige Jury.

Die anderen Teilnehmer haben sich sehr viel Mühe gegeben und Meerestiere, majestätische Burgen oder Landschaftsportraits mit Hügeln und Flüssen gebaut. Selbst die beiden siebenjährigen Mädchen haben mit ihrem Sandhaus mehr Kreativität bewiesen als Landon und ich.

Auch wenn es für uns am Ende nur für den letzten Platz reicht, verlassen wir den Strand mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

„Also ich fand unsere Herzen gut", amüsiert sich Landon über unser mangelndes Talent. „Die Jury hat einfach keine Ahnung von moderner Kunst."

Ich stimme in sein Lachen mit ein, bevor ich erwidere: „Oder wir haben keine Ahnung von Sandskulpturen."

Daraufhin zwinkert mir Landon einmal zu und behauptet: „So ein Schwachsinn! Das kann nicht sein!"

Auf dem Rückweg zu meinem Hotel machen wir uns die ganze Zeit über unsere Sand-Herzen lustig. Ich mag es, dass ich mit Landon herumalbern kann und sich unsere Gespräche zwanglos und leicht anfühlen.

Landon ist ein Mensch, der unter die Haut geht und mein Herz berührt.

„Dann sehen wir uns heute Abend zum Lichterfest, richtig?"

Ein vorfreudiges Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus, als ich nicke.

„Perfekt!" Landon haucht mir zum Abschied einen sanften Kuss auf die Wange, ehe er mir den Rücken zukehrt und als winziger Punkt in der Ferne verschwindet.

Ich bleibe noch kurz an Ort und Stelle stehen und fasse mir wie ein hormongesteuerter Teenager an die Wange. Dann mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer, um mir den ganzen Sand vom Körper zu schrubben.

Statt allerdings sofort unter die Dusche zu steigen, wähle ich erstmal Frannys Nummer, denn ein Anruf ist schon lange überfällig.

„Ah, da ist ja meine verschollen geglaubte beste Freundin", begrüßt mich Franny mit einem spöttischen Schnauben. „Endlich hat sie Zeit gefunden, von ihrem Lover abzulassen, und schenkt ihrer besten Freundin, die im verregneten und kalten England zurückbleiben musste, ihre Aufmerksamkeit."

Oh man, die Rolle der Dramaqueen hat sie echt super drauf.

„Nein, Spaß beiseite!", lacht Franny nun, bevor ich auch nur ein einziges Wort auf ihre Begrüßung erwidern kann. „Erzähl mir alles über Landon und dich! Auch die schmutzigen Details."

Das kann ein langes Telefonat werden ...

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