10 - Kaffee-Date am Morgen

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Als Landon und ich uns am nächsten Morgen vor der Tauchschule Lost in the ocean treffen, liegen dunkle Ringe unter seinen Augen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Schein nur trügt, doch sein Gesicht wirkt blass und ein bisschen eingefallen.

„Guten Morgen, Landon", begrüße ich ihn mit einem zögerlichen Lächeln. „Ist alles in Ordnung bei dir?"

„Klar", versucht er seine Emotionen hinter einem aufgesetzten Grinsen zu verstecken.

Wie immer, wenn wir uns sehen, umarmen wir uns kurz. Dieses Mal habe ich allerdings das Gefühl, als würde sich Landon wie ein Ertrinkender an mir festkrallen und nach Halt suchen.

Für ein paar Sekunden überlege ich, einfach das Thema zu wechseln, doch dann seufze ich und frage ihn geradeheraus: „Hattest du wieder Albträume?"

Landons gequälter Gesichtsausdruck spricht für sich.

Es tut mir unfassbar leid, dass er mit so vielen Dämonen zu kämpfen hat und sich selbst Vorwürfe macht. Am liebsten würde ich ihm gut zureden und die Schuld von ihm nehmen, aber ich denke, dass sein Psychologe bessere Worte findet als ich.

„Wenn du nochmal über den Vorfall vor fünf Monaten sprechen möchtest, bin ich für dich da und höre dir zu." Um die Ernsthaftigkeit meiner Aussage zu unterstreichen, greife ich nach Landons Hand und drücke sie aufmunternd.

Er ist nicht allein. Nie!

„Danke, Maila", lächelt mich Landon deutlich weniger gequält an. „Ich bin wirklich froh, dass du Joe retten konntest und nicht dasselbe durchmachen musst, wie ich."

Oh Gott, apropos Joe ...

„Wie geht es ihm?", möchte ich sofort wissen, da ich in den vergangenen Tagen kaum an ihn und seinen gesundheitlichen Zustand gedacht habe.

„Keine Sorge, er wird wieder", beruhigt Landon mein schlechtes Gewissen. „Er hatte Glück, dass du sein Schutzengel warst."

Darauf weiß ich nichts zu erwidern. Jeder andere Mensch hätte bestimmt genauso gehandelt wie ich und Joe gerettet. Ich bin also keine Heilige oder so etwas.

Landon und ich bleiben noch ein paar Minuten schweigend im Sand stehen, bis wir uns in Bewegung setzen und die Eingangstür der Tauchschule ansteuern. Ich kann Landon ansehen, dass er erschöpft ist und nicht dieselbe Energie ausstrahlt, wie in den letzten drei Tagen.

„Warte!", halte ich ihn deshalb zurück, als er seinen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche zieht. „Auch wenn mir das Tauchen gestern unfassbar viel Spaß gemacht hat, habe ich eine bessere Idee. Vertraust du mir?"

Landon hält inne und runzelt die Stirn. Ganz langsam dreht er sich zu mir, vereint unsere Blicke miteinander und nickt. „Ja, ich vertraue dir, Maila."

Das ist alles, was ich wissen muss.

Ich schnappe mir Landons Handgelenk und führe ihn in Richtung Meeresufer hinab. Zum Glück trägt er noch sein Handtuch vom Meditieren bei sich, sodass ich dieses im Sand ausbreiten kann.

„Bitte einmal oberkörperfrei machen und dann hinlegen", fordere ich ihn auf.

Zu meiner großen Überraschung macht Landon sofort, worum ich ihn bitte.

„Du hättest mich auch einfach fragen können, ob ich dir meinen Bierbauch mal in echt zeige", scherzt er, während er sich sein T-Shirt über den Kopf zieht. Er lässt es achtlos in den Sand fallen und dreht sich danach zu mir um, sodass ich einen perfekten Blick auf seinen Oberkörper habe.

Landons Bauch wölbt sich leicht über seinen Nabel und ist mit feinen Härchen bedeckt. Vielleicht sieht er nicht wie ein Bodybuilder oder Unterwäschemodel aus, aber ganz ehrlich? Für mich ist Landons Körper absolut perfekt!

Da ich mir nicht sicher bin, ob ich ihm ein Kompliment für seinen Bauch machen soll oder nicht, deute ich bloß wortlos auf das Handtuch und warte, bis sich Landon hingelegt hat. Er winkelt die Arme an und verschränkt seine Hände ineinander, damit er seinen Kopf darauf betten kann.

In der Zwischenzeit krame ich mein Handy aus meiner Handtasche hervor und durchsuche Spotify nach einer Playlist mit entspannten und ruhigen Liedern. Sobald ich fündig werde, spiele ich den ersten Song ab und knie mich danach neben Landon in den Sand.

Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, lasse ich meine Finger über seinen Rücken gleiten. Seine Haut, die mit Muttermalen und Leberflecken bedeckt ist, fühlt sich weich und warm an.

Es ist ein schönes Gefühl, Landon näherzukommen und ihn zu berühren.

„Eine Massage?" Verwunderung und Überraschung dominieren Landons Stimme. „Womit habe ich das denn verdient?"

„Entspann dich einfach und genieß es", erwidere ich. Dass ich die Hoffnung habe, er könnte noch ein paar Minuten Schlaf nachholen, behalte ich mal lieber für mich.

Begleitet von den wärmenden Sonnenstrahlen, dem Rauschen des Ozeans und der leisen Hintergrundmusik beginne ich damit, Landons Schultern zu massieren. Ich drücke meine Finger vorsichtig in seine Haut und versuche, seine verspannten Muskeln zu lockern.

Meine Hände huschen voller Leichtigkeit über seinen Rücken und führen mal knetende Bewegungen aus und mal zarte Streichungen.

Je mehr Zeit vergeht, umso entspannter wird Landon.

Es freut mich, dass er sich bei mir fallen lassen kann und zur Ruhe kommt.

Nach einer knappen Viertelstunde dreht sich Landon plötzlich auf den Rücken. „Oh man", gähnt er. „Ich wäre fast eingeschlafen. Du hast ja richtige Zauberhände, Maila."

Wir schauen uns kurz in die Augen und lachen dann, denn seine Aussage kann auch zweideutig aufgefasst werden.

Um ehrlich zu sein habe ich im Massieren schon ein bisschen Übung, aber ansonsten können meine Hände keine besonderen Fertigkeiten nachweisen – erst recht nicht an Männerkörpern.

Eine Welle der Unsicherheit überflutet mich und bringt mich dazu, Landon zu fragen: „Hattest du eigentlich schon viele Beziehungen?"

Bei meiner Frage weiten sich seine dunklen Augen und er wirkt kurz verunsichert. Langsam setzt sich Landon auf, bevor er zugibt: „Ich hatte erst eine einzige Beziehung, die allerdings schon über vier Jahre her ist. Wir waren nur ein paar Monate zusammen, bis sie mich für einen Surfer mit Sixpack und Muskeln verlassen hat."

Autsch! Das ist kein besonders schöner Trennungsgrund.

„Und du?", hakt Landon nach, ohne mir die Chance zu geben, etwas auf seine Erzählung zu entgegnen. „Dir laufen die Männer doch bestimmt in Scharen hinterher, oder?"

Ich kann nicht verhindern, dass mir ein spöttisches Lachen entflieht.

Genauso wie Landon entspreche ich nicht dem typischen Schönheitsideal. Ich bringe ein paar Pfund zu viel auf die Waage, habe eine kleine Lücke zwischen meinen Schneidezähnen und unreine, fettige Haut.

Wenn sich zur Abwechselung mal irgendwelche Typen mit mir abgegeben haben, dann nur, weil sie mich ins Bett bekommen wollten.

Rückblickend ist es eine Schande, dass einige von ihnen sogar einen Kuss abstauben konnten.

„Oh, ich hatte noch gar keine Beziehung", sage ich mit gesenktem Blick. „Ich glaube, mein Traumprinz muss erst noch gebacken werden."

‚Oder er sitzt eventuell vor mir', füge ich in Gedanken hinzu.

Da Landon nicht zu wissen scheint, was er auf meine Aussage erwidern soll, ergreife ich die Initiative und schlage vor: „Was hältst du von einem Kaffee? Ich brauche jetzt dringend Koffein!"

Sichtlich erleichtert über den Themenwechsel nickt Landon. Er schnappt sich erst sein Handtuch und dann meine Hand, ehe er mich in Richtung Lost navigiert.

Seite an Seite schlendern wir durch den Sand und genießen das Prickeln, das die Meersalzluft auf unserer Haut hinterlässt.

Die ersten Möwen erwachen und heißen den Tag kreischend willkommen. Auch die Sonne kämpft sich immer höher an den Horizont und taucht den Strand in ein magisches Leuchten.

Vereinzelte Menschen joggen am Meeresufer entlang oder führen ihre Hunde aus, aber ansonsten ist es leer und ruhig.

„Hat das Lost überhaupt schon geöffnet?", hake ich misstrauisch nach, als ich die kleine Hütte in etwa zehn Metern Entfernung ausmachen kann. Die Tür ist verschlossen und die Lichterketten sind ausgeschaltet.

„Nö", grinst mich Landon frech an. „Aber ich habe die Schlüssel! Außerdem müsste Phil auch jeden Moment auftauchen."

Oh nein, bitte nicht! Unser letztes Aufeinandertreffen war mir so unangenehm, dass ich auf ein Wiedersehen mit dem Playboy verzichten kann.

Statt meine Gedanken laut auszusprechen, schlucke ich sie hinunter und folge Landon, sodass ich mich wenig später im Lost wiederfinde.

„Brechen wir gerade ernsthaft in eine Strandbar ein?"

„Ach Quatsch!", winkt Landon sofort ab. „Wie schon gesagt: Ich habe einen Schlüssel." Als würde er nicht als Tauchlehrer, sondern als Kellner im Lost arbeiten, kämpft er sich zur Bar durch und bedient dort die Kaffeemaschine. „Milch oder Zucker?"

„Nein danke."

Es dauert gar nicht lange, da drückt mir Landon auch schon eine dampfende Tasse Kaffee in die Hand, die die Form eines Seepferdchens hat. Seine eigene Tasse ist blau angemalt und erinnert mich an einen Tintenfisch.

Schade, dass es solche coolen Tassen nicht zuhause in England gibt.

Wir möchten uns gerade aus dem Lost schleichen und ans Meeresufer setzen, da laufen wir leider geradewegs in die Arme von Mister Knopfauge alias Phil.

Als sein Blick auf mir landet, ziehen sich seine Mundwinkel amüsiert in die Höhe. „Wen haben wir denn da?", begrüßt er mich mit einem anzüglichen Zwinkern. „Maila: Die einzige Frau des Universums, die meinen kleinen Bruder nicht langweilig findet. Zumindest noch nicht."

Während ich empört die Luft einziehe, verdreht Landon bloß seine Augen. Im Gegensatz zu mir ist er diese dummen Sprüche wahrscheinlich schon gewohnt.

„Ein kleiner Tipp noch, Maila." Innerlich rechne ich damit, dass wieder nur Blödsinn aus Phils Mund kommen wird. „Wenn du Landon etwas Gutes tun willst, schenk ihm eine Kaffeemaschine. Dann muss er nicht immer meinen Ersatzschlüssel missbrauchen und die Kaffeevorräte im Lost plündern." Phil zwinkert mir noch einmal zu, wuschelt Landon durch die Haare und verschwindet dann pfeifend in der Strandbar.

Damit sich keine unangenehme Stille zwischen Landon und mir ausbreiten kann, necke ich ihn: „Eine Kaffeemaschine also, hm?"

Landon schüttelt den Kopf, sodass seine Locken aufgeregt hin und her hüpfen. „Wozu brauche ich eine Kaffeemaschine, wenn ich im Lost auf Phils Kosten Kaffee trinken kann?"

Dazu sage ich mal lieber nichts, denn Landon wird selbst ganz genau wissen, dass er mit dieser Masche nicht sein Leben lang durchkommen wird.

Gemeinsam setzen wir uns schließlich in den lauwarmen Sand und schauen auf den glitzernden Ozean hinaus. Der Wind umspielt unsere Körper und wirbelt den himmlischen Geruch von Kaffeebohnen durch die Luft.

Schade, dass dieser Moment nicht ewig währt und Landon gleich zu seiner ersten Tauchstunde aufbrechen muss.

Wir unterhalten uns noch kurz über ein paar belanglose Sachen wie das Wetter, ehe wir Phil unsere benutzten Tassen zurückbringen und uns dann voneinander verabschieden.

„Bis heute Nachmittag, Maila", lächelt mich Landon an. „Du kannst gespannt sein, was ich geplant habe."

Oh je, für Überraschungen bin ich viel zu neugierig – vor allem, wenn sie vorher angekündigt werden.

„Bekomme ich wenigstens einen kleinen Tipp?", frage ich Landon und schiebe meine Unterlippe über die Oberlippe.

Zum Glück scheint mein Hundeblick nicht nur bei Franny zu ziehen, denn Landon seufzt und murmelt dann geheimnisvoll: „Ich sage nur so viel: Es wird sandig."

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