18 - Karaoke

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Als Landon und ich während dem Sonnenuntergang am Strand entlangspazieren, kann ich immer noch nicht richtig realisieren, dass wir heute eine Schildkröte zurück in die Freiheit entlassen haben. Allgemein fühlen sich die Tage hier in Sunhaven total surreal an; wie in einem Traum.

„Woran denkst du gerade, Maila?", reißt mich Landons fragende Stimme in die Realität zurück. Obwohl er eine Sonnenbrille trägt, spüre ich, dass sein Blick auf mich gerichtet ist.

„Na ja", zögere ich mit meiner Antwort. „Ich weiß nicht, ob ich aktuell bloß träume oder ob diese ganzen schönen Dinge wirklich passieren."

„Wenn du möchtest, zeige ich dir, dass das kein Traum ist", bietet mir Landon seine Hilfe an. „Dafür musst du aber deine Augen zu machen."

Gesagt, getan.

Ein paar Sekunden passiert gar nichts, bis ich Landons Hände an meinen Wangen spüre. Er malt kleine Kreise auf meine Haut und bringt damit mein Herz zum Tanzen.

Jede Berührung fühlt sich wunderschön und vertraut an; wie etwas Besonderes.

„Und?", haucht Landon so leise in mein Ohr, dass sich meine Wirbelsäule mit einer Gänsehaut überzieht. „Denkst du immer noch, das sei nur ein Traum?"

Damit er nicht aufhört, mich zu berühren, nicke ich.

Mein Plan geht auf, denn schon im nächsten Atemzug haucht mir Landon einen federleichten Kuss auf die Wange. Direkt beginnt mein Körper vor lauter Glück zu vibrieren und kribbeln.

„Immer noch ein Traum?"

„J-Ja", lüge ich. Am liebsten würde ich mich einfach meinen Emotionen hingeben und Landons zuckersüße Lippen in Beschlag nehmen, doch ich halte mich zurück.

„Hm ... Dann bleibt mir wohl nur noch eine einzige Möglichkeit, um dir zu beweisen, dass das hier die Realität ist." Kaum sind Landons Worte verklungen, überbrückt er den Abstand zwischen unseren Mündern und vereint unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss.

Feuerwerke explodieren in meinem Magen, die Schmetterlinge schlagen Salti und ich habe das Gefühl, auf Wolke Sieben zu schweben.

Landons Lippen sind weich und warm und passen perfekt auf meine eigenen.

Wenn ich könnte, würde ich nie wieder damit aufhören, ihn zu küssen.

Unsere Münder bewegen sich harmonisch und im selben Rhythmus aufeinander. Verbundenheit, Sehnsucht und auch ein Funken Angst schwingen in unserem Kuss mit.

Landon ist der Erste, der sich vorsichtig zurückzieht und seine Stirn gegen meine lehnt. „Konnte ich dich jetzt von der Realität überzeugen, Maila?", möchte er schmunzelnd von mir wissen.

Ganz langsam lasse ich meine Augenlider aufflattern. Das glückliche Strahlen, das Landons Lippen umspielt, findet sich auch auf meinem Gesicht wieder.

Nichtsdestotrotz mischt sich gerade ein Gefühl der Ungewissheit unter meine Freude.

Wie wird es mit uns weitergehen, wenn ich zurück in England bin? Lernen wir uns noch weiter kennen, gehen wir vielleicht sogar eine Beziehung ein oder haben wir nie wieder Kontakt zueinander?

Obwohl mich derzeit Millionen unausgesprochene Fragen quälen, schlucke ich sie allesamt hinunter, denn ich habe Angst, mir die Gegenwart kaputtzudenken und damit ihre Magie zu zerstören. Lieber schaffe ich noch ein paar unvergessliche Erinnerungen mit Landon, statt mich in der Vagheit der Zukunft zu verlieren.

Ich schüttele schnell den Kopf, um meine Gedanken zu verdrängen, bevor ich leise gegen Landons Lippen wispere: „Die Realität mit dir fühlt sich schöner an als jeder Traum!"

Landon grinst und ich erwidere es.

Hand in Hand schlendern wir nun am Meeresufer entlang und beobachten die goldene Sonnenscheibe dabei, wie sie Stück für Stück vom Ozean verschluckt wird. Vereinzelte Möwen kreisen durch die Luft, ein sanfter Windstoß umhüllt unsere Körper und es riecht nach Meersalz.

Ich genieße die Ruhe, die uns umgibt, und atme tief durch.

„Schade, dass wir uns nicht jeden Abend gemeinsam den Sonnenuntergang anschauen können", spreche ich wehmütig meine Gedanken aus.

Als könnte Landon meinen Schmerz nachempfinden, drückt er aufmunternd meine Hand. „Noch bist du ja hier, Maila", erwidert er gedämpft. „Es warten also noch drei wunderschöne Sonnenuntergänge auf uns."

„Und danach? Wenn ich weg bin?"

„Dann suchen wir eine Möglichkeit, um trotzdem zusammen den Tag ausklingen zu lassen."

Automatisch muss ich lächeln, denn Landon findet immer die richtigen Worte.

Im Gegensatz zu mir scheint er überhaupt keine Zweifel in sich zu tragen und sich zu 100 Prozent auf diese Gefühlsachterbahn einzulassen.

„Weißt du was?" Landon bleibt abrupt stehen und schlägt dann die entgegengesetzte Richtung ein. „Ich habe eine grandiose Idee, wie ich dich auf andere Gedanken bringen kann."

„Ach ja?", hake ich skeptisch nach. „Und die wäre?"

Landons freches Grinsen spricht für sich. Trotzdem fügt er ein „Das ist eine Überraschung" hinzu, um mich zu ärgern.

Nach knappen zehn Minuten Fußmarsch kommen wir händchenhaltend vor dem Lost zum Stehen. Auch wenn Landon bestimmt andere Absichten verfolgt, kann ich mir einen stichelnden Kommentar nicht verkneifen. „Ich soll mich volllaufen lassen und dadurch auf andere Gedanken kommen?", frage ich ihn gespielt entsetzt.

„Keine Sorge, so niveaulos sind meine Ideen nicht", behauptet Landon lachend. Im Einklang mit seinen Worten setzt er endlich seine Sonnenbrille ab, sodass ich in seine schönen Knopfaugen schauen kann. Bei dem Funkeln, das seine Iriden säumt, schlägt mein Herz direkt schneller.

„Im Lost ist heute Karaokeabend", erklärt Landon schließlich seinen Vorschlag. „Das wird bestimmt lustig."

Karaoke? Oh nein, bitte nicht!

Ich höre zwar sehr gerne Musik, aber ich selbst wurde leider nicht mit goldenen Stimmbändern gesegnet. Abgesehen von meiner Dusche kommt sonst auch niemand in den Genuss meiner Gesangskünste; nicht einmal Franny.

Da ich keine Spielverderberin sein möchte und Landon ansehe, dass er sich auf den Karaokeabend freut, säusele ich bemüht fröhlich: „Das ist eine tolle Idee! Klingt nach viel Spaß!"

„Dann nichts wie los!"

Landon schnappt sich meine Hand und navigiert mich ins Innere des Lost.

Anders als sonst ist die Hütte so brechend voll, dass wir neben der Eingangstür stehenbleiben müssen. Es riecht nach Alkohol, Pommes und Schweiß. Bunte Scheinwerferlichter kreisen durch den Raum und begleiten die laute Musik, die aus mehreren Boxen dröhnt.

Gegenüber von dem Bartresen wurde eine kleine Bühne aufgebaut, auf der gerade drei Teenager-Jungs einen Song performen. Obwohl sie total schief singen und keinen einzigen Ton treffen, werden sie von den übrigen Besuchern mit tosendem Applaus und Pfiffen gefeiert.

Oh man. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich nach diesem Abend an Ohrenkrebs leide ...

Während die drei Jungs munter vor sich her trällern, schweift mein Blick durch die Menschenmasse und bleibt an Phil haften. Seine schwarzen Locken kräuseln sich wirr auf seinem Kopf, er schwitzt und sieht gehetzt aus.

Na ja, verübeln kann ich ihm den Stress bei der vielen Kundschaft nicht.

Als Phils Augen durch Zufall auf Landon und mir landen, weiten sie sich überrascht. Er boxt sich zwischen einer grölenden Mädchengruppe durch und kommt wenig später atemlos vor uns zum Stehen.

„Was macht ihr denn hier?", brüllt er gegen die ohrenzerreißende Musik an. „Ich dachte, ihr wolltet ganz romantisch und langweilig am Strand spazieren gehen?!"

„Musst du dich immer über mich lustig machen, Mann?", seufzt Landon genervt. „Ich erzähle dir nie wieder was!"

Statt seinen Bruder ernst zu nehmen, wuschelt Phil Landon einmal durch die Haare. „Nun hab dich doch nicht so!", grinst er amüsiert. „Sag mir lieber, was ihr trinken wollt und welchen Song ich für euch raussuchen soll."

Ähm, was?!

Ich spüre, wie mir jegliches Blut in den Adern gefriert und sich Panik in mir ausbreitet. Mein Herz verkrampft sich und mir wird speiübel.

Nur über meine Leiche werde ich dort auf die Bühne steigen und einen Song singen!

Normalerweise hat Landon sehr gute Menschenkenntnisse und kann mich wie ein offenes Buch lesen, doch ausgerechnet jetzt scheint er mein Unwohlsein nicht zu bemerken. „Welche Musik magst du denn gerne, Maila?", möchte er neugierig von mir wissen.

Automatisch wird der Kloß in meinem Hals größer.

Zwar tut es mir unfassbar leid, Landon enttäuschen zu müssen, aber ich habe einfach nichts auf einer Bühne zu suchen. Es ist mir unangenehm, vor so vielen fremden Menschen im Mittelpunkt zu stehen und etwas zu tun, das ich nicht kann. Nicht einmal Alkohol könnte mich dazu bewegen, über meinen Schatten zu springen.

„Weißt du, Landon", lasse ich ihn an meinen Gedanken teilhaben, „ich bin lieber Zuhörer als Sänger."

„Ach komm schon, Maila!", versucht mich Landon zu meinem großen Bedauern zu überreden. „Das wird bestimmt lustig. Und falls es dich beruhigt: Ich kann auch nicht singen. Phil sagt immer, ich höre mich wie eine Quietscheente auf Koks an."

Landon zuliebe ringe ich mir ein gekünsteltes Lachen ab. Dann sage ich allerdings ernst: „Ich möchte nicht auf die Bühne gehen!"

„Was bist du denn für eine Langweilerin?!", muss sich Phil natürlich in unser Gespräch einmischen. Er lässt seine dunklen Augen abschätzig über meinen Körper gleiten und schüttelt den Kopf.

So ein Idiot! Wenn er nicht aufpasst, was er sagt, fließt bald doch noch böses Blut zwischen uns.

Gott sei Dank ist Landon ganz anders als sein Bruder, denn er drückt kurz meine Hand und lächelt mich liebevoll an. „Alles gut, Maila", raunt er mir in mein Ohr. „Ich möchte dich zu nichts zwingen und respektiere deine Entscheidung."

„Danke!", erwidere ich ehrlich. Dass Landon so verständnisvoll reagiert, bedeutet mir sehr viel.

Wieder wird mir bewusst, wie besonders er für mich ist.

„Wartest du denn hier auf mich?", erkundigt sich Landon nun hoffnungsvoll bei mir. „Dann singe ich nämlich ein Lied für dich."

Überrascht wandern meine Augenbrauen in die Höhe. Innerlich rechne ich damit, dass Landon seine Worte nicht ernstmeint, doch das Funkeln in seinen Iriden überzeugt mich vom Gegenteil.

„Äh, j-ja", stammele ich überfordert und aufgeregt zugleich.

„Perfekt!", freut sich Landon. „Bis gleich!" Er drückt mir noch fix einen Kuss auf die Wange, ehe er sich zusammen mit Phil durch die vielen tanzenden Menschen kämpft.

Schneller als mir lieb ist, verliere ich seinen schwarzen Lockenkopf aus den Augen und fühle mich allein. Solche riesigen Menschenmassen sind einfach nichts für mich.

Blöderweise habe ich das Gefühl, als würde sich die Zeit überhaupt nicht mehr vorwärtsbewegen. Mehrere Menschen hüpfen wie Flummis über die Bühne und quälen mich mit ihren grausamen Stimmen, aber von Landon ist weit und breit nichts zu sehen.

Ob er es sich vielleicht doch anders überlegt hat?

Ich bin kurz davor, mich zur Bar zu schlängeln und Phil nach seinem Bruder zu fragen, da betritt Landon endlich die Bühne. Trotz der Distanz, die zwischen uns liegt, finden unsere Blicke sofort zusammen und halten einander gefangen.

Dass er nervös ist, ist nicht zu übersehen.

„Diesen Song widme ich einer ganz besonderen Frau, die mein Herz Tag für Tag ein bisschen mehr erobert", spricht Landon mit bebender Stimme in sein Mikrofon. „Maila? Dieses Lied ist für dich!"

Oh Gott! Zum Glück richten sich keine Scheinwerfer auf mich, denn sonst könnte jeder die Tränen erkennen, die sich in meinen Augen bilden.

Warum zum Kuckuck muss Landon auch so furchtbar süß sein? Seine Worte bedeuten mir unheimlich viel!

Kaum habe ich die Glasperlen weggeblinzelt, setzen sanfte Gitarren- und Pianotöne ein. Landon schließt seine Augen und klammert sich an dem Mikrofon fest.

Seine Stimme klingt zittrig und holprig, als er die ersten Wörter singt, doch mit jeder Sekunde gewinnt er an Selbstbewusstsein dazu.

Ich kenne das Lied, welches er singt, nicht, aber es berührt trotzdem meine Seele.

Landon erzählt von einer starken und wunderschönen Frau, die all ihre Träume und Ziele erreichen kann, wenn sie an sich selbst glaubt.

In dem Moment, in dem er seine Augen wieder öffnet und unsere Blicke miteinander kollidieren, kann ich die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie strömen über meine Wangen und hinterlassen eine Spur aus feurigen Küssen.

Landon singt, als würde sein Leben davon abhängen, und damit trifft er mich genau ins Herz.

Zwar hört sich seine Stimme wirklich wie eine Quietscheente auf Koks an, aber das könnte mir gerade nicht weniger egal sein. Für mich zählt nur die Tatsache, dass sich Landon auf eine Bühne gestellt hat und mir ein Lied widmet.

Was ich in diesem besonderen Augenblick realisiere?

Dass ich mich schon längst in Landon verliebt habe. Bedingungslos und aus tiefstem Herzen.

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