19 - Inmitten von Korallen

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Es fühlt sich verdammt surreal an, dass heute bereits mein siebter Tag in Sunhaven anbricht. Einerseits hasse ich die Zeit dafür, dass sie so schnell verstreicht, aber andererseits bin ich ihr dankbar, dass ich so viele Erinnerungen und Herzensmomente mit Landon sammeln darf.

Noch vor Sonnenaufgang radeln wir gemeinsam auf seinem Tandem in Richtung Felsenschlucht. Ich genieße den kühlen Fahrtwind in meinen Haaren und bewundere wie jeden Morgen die wunderschöne Natur, die sich gerade in ihrer vollen Pracht entfaltet.

Bunte Blumen säumen die Wiesen, Bäche mit kristallklarem Wasser plätschern leise vor sich her und die Bäume der Wälder tanzen miteinander. Der Geruch von Meersalz wabert durch die Luft und vermischt sich mit dem Rauschen des Ozeans.

„You're not lost, Maila. You're here", murmele ich leise und lächele.

Als Landon und ich wenig später die Felsenschlucht erreicht haben, schließen wir das Tandemrad ab und ziehen uns in der kleinen Höhle zwischen den Felsspalten unsere Taucherausrüstung an.

Anders als am Vortag spazieren wir erst noch etwa fünf Minuten am Meeresufer entlang, bevor wir uns ins Wasser wagen.

„Gleich wirst du eines der schönsten Korallenriffe auf der ganzen Welt sehen, Maila!", steigert Landon meine Vorfreude mit seinen Worten ins Unermessliche. „Ich bin gespannt, wie es dir gefällt."

„Ich auch", erwidere ich, obwohl mir eigentlich ein „Bestimmt nicht so gut wie du" auf der Zunge liegt.

Na ja, flirten kann ich auch noch nach dem Tauchen, richtig?

Gemeinsam waten Landon und ich immer tiefer in den lauwarmen Ozean, bis uns das Wasser zu den Schultern reicht. Wir setzen unsere Tauchmasken auf, nehmen den Atemregler in den Mund und lassen uns abschließend mithilfe unserer Flossen unter die Wasseroberfläche gleiten.

Wie jedes Mal, wenn mich das Meer verschluckt, werde ich von der Schwerelosigkeit und der Freiheit in Empfang genommen, weshalb ich glücklich grinsen muss. Abgesehen von Landons Küssen zählt die Sorglosigkeit unter Wasser zu meinen absoluten Lieblingsgefühlen.

Kaum kreisen meine Gedanken um den Tauchlehrer, erscheint er an meiner rechten Seite und verflechtet unsere Finger miteinander. Langsam tauchen wir in Richtung Meeresgrund hinab und werden dabei von bunt schillernden Fischen begleitet.

Nach ungefähr einer Minute erstreckt sich plötzlich ein atemberaubendes Korallenriff vor meinen Augen. Die Korallenblöcke erheben sich anmutig aus dem Boden und pulsieren in lauter lebendigen Farben. Ich sehe rosa, orange, blau und grün und weiß gar nicht, wie ich dieses Farbenspiel verarbeiten soll.

Wir tauchen vorsichtig durch die Vielzahl von Korallenarten und beobachten die Meeresbewohner, die hier ihr neues Zuhause gefunden haben.

Mehrere Fischschwärme durchziehen das Riff. Ihre Schuppenkleider glitzern im sanften Licht der aufgehenden Sonne und erzeugen eine magische Atmosphäre. Sie bewegen sich mit spielender Leichtigkeit voran und tanzen miteinander um die Wette.

Ich entdecke Clownfische, die sich hinter Anemonen verstecken, und sehe Papageienfische, die durch die Korallen schwimmen.

‚Wow!', schießt es mir fasziniert durch den Kopf. Landon hat nicht zu viel versprochen, als er meinte, dieses Riff sei das Schönste der ganzen Welt.

Zwischen den Korallen befinden sich kleine Nischen und Verstecke, in denen wirbellose Tiere wie Seesterne und Seeigel Unterschlupf suchen. Sie kriechen in die Spalten und Ritzen und schauen von dort aus dem regen Treiben im Ozean zu.

Dass ich diesen Ort liebe, muss ich nicht nochmal extra erwähnen, oder?

Hand in Hand lassen sich Landon und ich durch das Wasser gleiten. Tischkorallen breiten ihre riesigen Tentakel über uns aus, während die Weichkorallen einen Tanz aus Licht und Farben aufführen. Überall tummeln sich bunte Fische, die an uns vorbeirauschen und das Wasser aufwirbeln.

Ich strecke meine Hand nach einer Anemone aus und verscheuche aus Versehen zwei Clownfische. Mit schnellen Bewegungen suchen sie das Weite und verschwinden als winzige Punkte in der Unendlichkeit des Ozeans.

Je länger ich durch die farbenfrohe Korallenlandschaft tauche, umso mehr begeistert mich dieses Riff. Es ist beeindruckend, wie viele Tiere hier leben und was für einen besonderen Ort sie erschaffen haben.

Da Landon und ich leider nicht unbegrenzt viel Sauerstoff zur Verfügung haben, müssen wir uns irgendwann notgedrungen zurück an die Wasseroberfläche kämpfen. Mit jedem Meter, den wir zurücklegen, wird es wärmer und heller. Auch das Rauschen der Wellen ist nicht mehr wie durch Watte gedämpft.

Sobald ich aus dem Ozean auftauche, wird mein Körper von Enttäuschung und Sehnsucht geflutet.

Ist es komisch, dass ich das Korallenriff schon wieder vermisse?

Zusammen mit Landon schwimme ich zum Meeresufer zurück und lasse mich dort erschöpft in den Kiessand plumpsen. Für ein paar Minuten schauen wir verträumt auf das glitzernde Meer hinaus, bis Landon seine Neugierde nicht mehr verbergen kann und wissen möchte: „Na, Maila? Wie hat es dir gefallen?"

Ernsthaft?! Liegt die Antwort denn nicht auf der Hand?

Ich drehe meinen Kopf zu Landon und lasse mich von seinen dunkelbraunen Knopfaugen gefangen nehmen. Ein süßes Lächeln umspielt seine Lippen und bringt die niedlichen Grübchen zum Vorschein, die sich in seine Wangen bohren.

„Das war ziemlich überwältigend!", gebe ich zu. „Das Schiffswrack war ja schon total cool, aber das Korallenriff eben hat nochmal alles übertroffen!"

Ich verstehe immer mehr, warum sich Landon für den Beruf des Tauchlehrers entschieden hat. Jeden Tag solche eindrucksvollen Unterwasserlandschaften zu sehen, ist ein Privileg.

„Tja ...", seufzt Landon plötzlich frustriert. Von seiner Euphorie ist keine Spur mehr. „Mal schauen, wie lange diese Riffe überhaupt noch existieren."

„Wie meinst du das?", hake ich sofort verwirrt nach.

Landons Blick wird ernst und füllt sich mit einem Funken Bedauern. „Der Klimawandel und vor allem die Verschmutzung des Meeres tragen dazu bei, dass immer mehr Korallenriffe zerstört werden. Hier in Sunhaven sind wir zum Glück noch nicht allzu stark von der Plastikvermüllung betroffen, aber ich habe schon ganz andere Riffe gesehen. Riffe, die kurz vorm Sterben waren."

Bei dem bedrückten Unterton, der in Landons Stimme mitschwingt, wird mein Herz schwer wie Blei. Ich kann ihm ansehen, dass ihn dieses Thema extrem belastet, aber leider weiß ich nicht, wie ich ihm helfen kann.

Dass die Verschmutzung des Meeres zunimmt, wusste ich. Welche Folgen daraus resultieren, war mir bis heute allerdings nicht klar.

Um Landon aufzumuntern und einen Beitrag für die Erhaltung der Korallenriffe zu leisten, schlage ich ihm vor: „Was hältst du davon, wenn wir morgen früh nicht tauchen gehen, sondern Plastikmüll aufsammeln? Vielleicht bringt das nicht viel, aber lieber kleine Schritte machen als gar keine, oder?"

Kaum sind meine Worte laut ausgesprochen, verdoppelt sich mein Herzschlag. Nervös luge ich zu Landon hinüber und warte auf seine Reaktion.

Hoffentlich war das gerade keine Schnapsidee von mir ...

Eine Mischung aus Ungläubigkeit und Faszination verschleiert Landons Gesicht.

„Das würdest du wirklich tun, Maila?", fragt er mich überrascht.

„Natürlich!", erwidere ich wie aus der Pistole geschossen. „Ein paar Pluspunkte beim Karma schaden ja nie, oder?" Ich zwinkere Landon grinsend zu, woraufhin er lachen muss.

„Keine Ahnung, ob ich dir das schon mal gesagt habe, aber du bist etwas Besonderes!", wispert Landon leise. Kurz verlieren sich unsere Blicke ineinander, bevor er motiviert ausruft: „Lass uns die Welt retten!"

Nichts lieber als das!

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