Der Kontrollbesuch

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Immer noch mit großen Augen sah ich auf den Bildschirm meines Smartphones. Jetzt fiel mir auch ein, warum mir der Firmenname so bekannt vorkam; meine Mutter hatte sich nämlich letztes Weihnachten einen neuen Mantel von dieser Marke gewünscht, den ich ihr dann auch gekauft hatte. Die bloße Vorstellung, dass für den Mantel echtes Fell von Pokémon verwendet wurde, ließ mich erschaudern. Aber diese Vorstellung schien die Wahrheit zu sein. Es war die einzig logische Erklärung dafür, warum der LKW die Pokémon bei dieser Firma abgeladen hatte. Sofort dachte ich daran, was das für die Pokémon selbst bedeutete. Um ans Fell zu kommen, mussten die Pokémon getötet werden. Meine Hände wurden feucht vor Angst. Was hatte ich dem Vulpix nur angetan? Aber wie konnte ich auch wissen, dass es so schlimm enden würde? Schließlich war es verboten, Pokémon zu töten. Da ich mich unbedingt jemandem anvertrauen musste, um darüber zu reden, rief ich Simon an. "Was gibt's, Leon?", hörte ich dann seine Stimme am Telefon. Ich erzählte ihm sofort, was ich herausgefunden hatte, doch Sorgen schien er sich nicht zu machen: "Ich dachte die Vulpix-Geschichte wäre erledigt? Du steigerst dich da viel zu sehr hinein und siehst Dinge, die gar nicht da sind." Ich erklärte ihm von der Halskette und dass es unmöglich Zufall sein konnte, dass der LKW die Pokémon zu dieser Firma gebracht hatte. Doch ich schaffte es nicht, ihn zu überzeugen, wie ich nun ernüchternd hörte: "Da gibt es bestimmt noch andere Erklärungen dafür. Die Firma ist so groß und bekannt, dass sie es auf keinen Fall riskieren würde, Fell von echten Pokémon zu benutzen. Du musst wirklich aufhören, ans Vulpix zu denken. Kauf dir doch ein neues Pokémon. Vielleicht hörst du dann auf, dem Vulpix nachzutrauern." An dieser Stelle beendete ich das Gespräch, da es zu nichts führte. Ich nahm beide Hände vor mein Gesicht und verzweifelte. Ich fühlte mich so unglaublich schlecht, wie ich es lange nicht mehr gewesen war. Das arme Vulpix. Ich brauchte nur an seine feuchten Augen zurückdenken, mit denen es mich zum Abschied angesehen hatte, schon kamen mir fast selbst die Tränen. Und dabei war ich alles andere als nah am Wasser gebaut. Aber ich war schuld, dass dem kleinen Wesen das Fell abgezogen werden würde. Bei diesem Gedanken schlug ich mit meiner Faust auf meinen Schreibtisch. Ich war so ein Idiot! Und das Schlimme war, dass ich komplett hilflos war. Ich hatte fast alle Hoffnungen schon verloren, als ich nochmal daran dachte, dass das illegal war, was die Firma da tat. Also konnte ich zur Polizei gehen! Um keine Zeit zu verlieren, setzte ich mich sofort auf mein Fahrrad und fuhr zur nächsten Polizeistation.

Dort angekommen wurde ich von zwei Polizisten in einen Raum geführt, um dort mein Problem zu schildern. Ich setzte mich in den Stuhl und erzählte, was die Firma "Warm & Flauschig" tat. Die zwei Polizisten, die auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches saßen, fragten mich, wie ich darauf gekommen war. Ich dachte kurz nach, ob ich die Sache mit dem Halsband erzählen sollte, entschied mich dann aber dazu, es etwas anders zu schildern: "Ich habe mein Vulpix letzte Woche bei einem LKW verkauft und naja. Der Käufer sah nicht gerade sehr vertrauenswürdig aus. Daher wurde ich skeptisch und entschied mich, das Vulpix mithilfe eines Halsbands, das es trug, zu orten. Und daher weiß ich das." Die Polizisten schienen meine Sorgen zu verstehen und einer sprach: "Das ist in der Tat ungewöhnlich, dass das Pokémon bei dieser Firma gelandet ist. Wie wäre es, wenn wir am Montag gemeinsam mal dorthin fahren, um nachzusehen?" Ich nickte eifrig und wollte sogar noch heute dahin fahren, jedoch war es schon fast Abend und die Firma bestimmt schon verlassen. Daher verließ ich die Polizeistation einerseits mit einem guten Gefühl, da ich bald mein Vulpix finden würde, anderseits auch mit einem schlechten, denn es konnte ja bereits zu spät sein.

Der gestrige Sonntag war ein einziger Albtraum, da keine Sekunde verging, in der nicht schauerliche Bilder in meinem Kopf aufkamen, die mein Vulpix zeigten, wie es im Moment leiden musste. Wie gut, dass ich heute die Wahrheit erfahren würde. Es blieb nur zu hoffen, dass es für das Vulpix noch nicht zu spät war. Nachdem dann die Schule vorbei war, in der ich mich wie zuletzt kein bisschen konzentrieren konnte, radelte ich zur Polizeistation. Die selben beiden Polizisten begrüßten mich wieder und in einem Streifenwagen fuhren wir dann zur Firma. Während der Fahrt öffnete ich nochmal die App und stellte leider fest, dass ich das Signal verloren hatte; sie müssen das Band wohl zerstört haben. Aber das sollte nicht allzu schlimm sein, da wir die Firma eh durchsuchen und die Pokémon bestimmt finden werden. Wir kamen nun bei einem Firmengelände an, das mit einem Zaun gesichert war und mit Videokameras überwacht wurde. Der Zugang erfolgte über eine Schranke, an der wir nun warteten. Schon bald trat ein Mann zu uns heran, der uns fragte, was wir hier wollten. Als einer der Polizisten ihm dann erklärt hatte, dass wir einen Kontrollbesuch durchführten, wurde der Mann etwas nervös und meinte, er müsste seinen Chef holen. So warteten wir ziemlich lange vor der Schranke, was mir eindeutig anzeigte, dass hier was faul war. Dann nach zehn Minuten kam ein anderer Mann zu uns, der wohl der Chef sein würde, da er einen Anzug trug. Mit einem Lächeln im Gesicht winkte er uns dann herein. Es wunderte mich zwar etwas, dass der Chef gerade gelächelt hatte, aber vermutlich wollte er den Eindruck erwecken, dass hier alles in Ordnung war. Davon ließ ich mich aber nicht täuschen. Wir fuhren nun auf das Gelände, welches sehr überschaubar war, und parkten vor dem einzigen Haus, so wie es uns der Chef gesagt hatte. Der Mann begrüßte uns dann vor dem Eingang des Gebäudes und stellte sich als der Fabrikleiter vor. Er wollte uns sogleich die Fabrik zeigen und führte uns ins Haus. Wir standen in einer Halle, in der ganz schön viel Betrieb war. Die meisten Arbeiter hier saßen vor Nähmaschinen und beachteten uns kaum. Der Fabrikleiter meinte dann: "Wie ihr sehen könnt, stellen wir hier unsere Produkte her." Die Polizisten blieben skeptisch und wollten nun die Stoffe sehen, die die Arbeiter hier benutzten. Der Fabrikleiter antwortete: "Nur zu. Wir verwenden beste Baumwolle und Kunststoffe." Die Polizisten und ich traten zu einer Arbeiterin heran, um uns den Stoff aus der Nähe anzusehen. Der Polizist flüsterte dem anderen zu: "Wie Pokémonfell sieht das nicht aus." Sie forderten dann den Chef auf, ihnen die Verpackungen von der Baumwolle zu zeigen, um zu überprüfen, woher sie ihren Stoff beziehen. Der Fabrikleiter zeigte uns daraufhin einige große Kartons, in denen die Baumwolle und die Kunststoffe noch verpackt waren. Doch auch hier schien nichts auffällig zu sein. Ein Polizist meinte: "Das ist wirklich feinste Baumwolle aus Johto." "Eben nur das Beste.", rief der Fabrikleiter grinsend. Etwas überrascht von diesen Erkenntnissen war ich sprachlos. Das konnte doch nicht sein. Auch die Polizisten sahen mir dann schulterzuckend in die Augen. Es schien so, als würde hier wirklich alles mit rechten Dingen zugehen. Aber die App log doch nicht. Wo waren die ganzen Pokémon, die der LKW hierher gebracht hatte? Da ich mich fragte, ob es in dem Gebäude noch andere Räume gab, fragte ich danach. Es gab in der Tat noch ein Obergeschoss, in welchem das Bürozimmer des Chefs und noch andere kleine Zimmer waren, in denen unterschiedlichste Materialien verstaut waren. Natürlich durchsuchten wir jeden Raum, ohne jedoch auch nur ein einziges Pokémon zu finden, was mich stutzig machte.

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