Ortsbegehung °💖° Di. 8.12.2020

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Taehyung ist seit Samstag nicht mehr hier gewesen. Entweder hat ihn sein Geistesblitz in umfangreiche Arbeit gestürzt, oder ... keine Ahnung. Darum freue ich mich, dass er heute Abend mal wieder zur Tür hereinspaziert kommt. Der Hype vom Wochenende ist ein wenig abgeflaut, zumal der Kämpfer jeden Abend wieder die Endrunde für sich entschieden hat. Ich fürchte tatsächlich, dass den anderen langsam der Spaß vergeht. Heute sind sogar nur zwei Tische besetzt. Taehyung ignoriert die Spieltische und schlendert zu mir an den Tresen. Er schiebt sich auf einen der wenigen freien Stühle und grinst mich an.
„Na, was macht dich denn heute so gut gelaunt?"

„Die Tatsache, dass mein Altmanager alle meine Ideen durchgewunken hat und wir grade tierisch am Rödeln sind, um die Basis dafür zu prüfen und realistische Ziele zu formulieren. Und abends habe ich mich um den Verkauf von Auto und Haus gekümmert. Der Jaguar ist Ende der Woche weg. Also eigentlich heute schon, damit er grundgereinigt und gewartet werden kann. Ich hab dem Händler erlaubt, mit meinem Namen zu werben, und zack, hat ein Fan zugegriffen. Und dafür ganz schön in die Tasche gegriffen. Also habe ich mir noch ein kleines gebrauchtes Stadtauto gegönnt und dabei trotzdem richtig gut gewonnen. Das sind jetzt erstmal für ein paar Wochen meine Lebenshaltungskosten.
Für das Haus gibt es mehrere Interessenten, die sich hübsch gegenseitig hochschaukeln dürfen, damit möglichst viel Kapital in die Firma fließt. Und mein nächster Schritt muss sein, dass ich mich nach einer neuen Bleibe umsehe."

Gutes Stichwort!
Ich schaue mich um. Im Moment läuft alles gemütlich und rund.
„Wooyang, kommst du für eine halbe Stunde am Tresen alleine klar?"
Der nickt.
„Klar, ist ja locker heute."
„Komm, Taehyung, ich will dir was zeigen und was erzählen."
Ich schleppe Tae nach hinten ins Treppenhaus und führe ihn nach oben. Dabei erzähle ich ihm ganz kurz die Geschichte, wie ich hier gelandet und zum Kneipenwirt geworden bin.

Ich schalte oben in der Wohnung das Licht ein und führe ihn ins vordere Wohnzimmer.
„Das ist die Wohnung, die ich bewohnt habe, bis mein väterlicher Mentor starb und mir alles vermachte. Ich bin dann runter in seine Wohnung gezogen. Seitdem steht hier alles leer. Seit ich dich kennen gelernt habe, rumort es in mir. Ich möchte hier nicht mehr alleine sein. Ich möchte Leben im Haus haben. Es geht mir überhaupt nicht ums Geld, um Profit durch Modernisierung. Ich will hier nicht irgendjemand wohnen haben. Sondern Freunde."

Taehyung starrt mich entgeistert an.
„Mund zu, Junge. Ja, ich möchte dich fragen, da du ja grade sowieso nach einem neuen Dach über dem Kopf suchst, ob du Lust hast, hier einzuziehen. Platz für ein weiteres Auto ist im Hof, und ..."
„Cool. Aber die Wohnung ist so riesig wie die ganze Kneipe. Das wird doch genauso teuer."
„Nö. Du würdest hier nämlich hoffentlich nicht alleine wohnen sondern zusammen mit zwei Jungs, die obdachlos sind, und die ich irgendwie von der Straße kriegen will."
Taehyung reißt die Augen auf.

„Und - nein, ich bin nicht verrückt. Pass auf. Hier kommt eine Wendeltreppe hin, die rauf zu einem großen Dachraum führen wird. Dort wird dann ein Balkon ausgespart und ein eigenes Bad eingebaut. Ein kleinerer Raum wird Restdachboden. Nur leider weigern sich alle Dachdecker, das vor dem Frühjahr zu machen, weil das eigentliche Dach grundsaniert und isoliert werden muss. Hier unten wäre dieser Raum dein Wohnzimmer. Hinter der Schiebetür ist ein zweites Wohnzimmer, mit drei angeschlossenen kleinen Räumen. Dort würden die Jungs wohnen, wenn der Ältere endlich mal sein Misstrauen mir gegenüber über Bord werfen kann."

„O.K., O.K., stop! - Gesetzt den Fall, ich habe Lust mit zwei Bengeln die Wohnung zu teilen, die mich auseinandernehmen, beklauen und an die Presse verraten könnten, die sich wahrscheinlich null benehmen können und hier ununterbrochen einen einzigen Schweinestall veranstalten würden – du sanierst diese Wohnung für viel teures Geld, um zwei Obdachlosen kostenlos ein Heim zur Verfügung zu stellen? Und – davon gehe ich aus -, ohne zu wissen, was die schon alles ausgefressen haben? Bist du verrückt???"

Stoooop, Patrick! Reiß ihm nicht den Kopf ab. Er kennt Jimin nicht.
Ich hole tief Luft.
Ich beiße die Zähne zusammen.
„Sei einfach so gut und vergiss alles, was du grade gesagt hast, ich tue das auch. Und dann können wir Freunde bleiben. Mein Problem ist jetzt ein bisschen, dass ich dir noch nichts über die zwei verraten darf, das wäre für den Großen blanker Verrat und würde ihn totsicher von mir wegtreiben. Ich kann also nur darauf bauen, dass du mir vertraust, dass ich nicht verrückt bin sondern aufgrund meiner eigenen Erfahrung als Gestrandeter intuitiv weiß, dass ich den beiden trauen kann."

Taehyung schüttelt den Kopf.
„Verstehst du denn wenigstens, dass ich das Bedürfnis nach Sicherheit habe?"
Ich grinse ihn an.
„Das heißt ja schonmal, dass dir die Wohnung gefällt und du dir vorstellen kannst, hier zu wohnen."
Jetzt grinst er auch.
„Jupp. Sowas von. Das ist total schön hier. Und ich mag gerne mit dir unter einem Dach leben."
„Gut, mehr wollte ich heute nicht hören. Wir können die Räume hier so gestalten, dass du alles abschließen kannst. Ihr benutzt die Küche gemeinsam, am Anfang auch das Bad. Bis das Dach fertig ausgebaut ist, kannst du die beiden Räume hier am Flur bewohnen. Komm mal mit."

Wir gehen den Flur entlang, er wirft einen Blick in Bad und Küche und bekommt glänzende Augen.
„Das ist alles so großzügig hier. Und einfach ganz herrlich alt. Da kann man sooo viel draus machen."
Ich zeige ihm jetzt die beiden kleineren Zimmer.
„Hier würdest du starten, und natürlich mit dem Wohnzimmer vorne. Wenn du auch hoch aufs Dach kannst, bleiben diese Zimmer deine. Wenn du dich bald entscheidest, dann kannst du sogar beim Umbau mitmischen. Und wenn der Junge mir endlich mal vertraut, dann kannst du vielleicht am kommenden Wochenende ihn und seinen kleinen Bruder kennenlernen."

„Ich vermute, ich kriege die Hütte nicht, wenn ich nicht auch zu den Jungs ja sage. Richtig?"
„Richtig."
„Dann sage ich vermutlich zu den Jungs ja und möchte sie dafür gerne kennen lernen."
„O.K. Kannst du irgendwann in dieser Woche mal um kurz vor Drei in die Kneipe kommen? Das ist für ihn neutraler Boden, er kommt dann immer kurz nach seiner Arbeit rein und lernt dich so einfach kennen. Du bist Schauspieler, du wirst das hinkriegen, dass du wie ein normaler Mitarbeiter wirkst und ihn abcheckst, ohne dich zu verraten."

Wir gehen wieder runter, Tae setzt sich noch für eine Weile auf seinen Hocker am Tresen, und ich mache mit etwas leichterem Herzen wieder meine Arbeit.
Hoffentlich klappt das. Denn eigentlich würden die beiden zueinander passen. Und der Junge scheint ein Goldstück zu sein.

An den beiden Spieltischen neigen sich die Spiele dem Ende zu. Tae schaut eine Weile hin und schlendert dann mit seinem Guinness in der Hand rüber. Kaum sind die beiden Partien entschieden, wendet er sich an den Kämpfer.
„Echt irre, dass du wirklich jeden Abend gewinnst. Wie machst du das?"
„Können."
„Hm. Ist dir eigentlich bewusst, dass an dem anderen Tisch immer viel gelacht wird, bei dir aber nie? Und dass schon nach nicht mal einer Woche niemand mehr mit dir spielen will? Ich mein' - es ist ja in Ordnung, dass du gewinnst, wenn du der beste bist. Das stört hier keinen. Aber dass du nie mit jemand redest, dass du gezielt destruktiv spielst, dass du jede gute Stimmung in Grund und Boden schweigst – das geht uns allen gewaltig auf die Nerven."

Ich lasse meinen Lappen fallen und begebe mich zu den Tischen, denn ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie der Mann darauf reagieren wird.
„Was geht es dich an? Kannst wohl nicht verlieren, was?"
„Doch, sogar mit wachsender Begeisterung. Aber ich finde es auf Dauer zu anstrengend, dass ich gegen dein Gemuffel an versuchen muss, die Stimmung hoch zu halten, damit mir das Spielen überhaupt noch Spaß macht. Ich mach dir darum einen Vorschlag. Ich bezahle dir jeden Abend dein Abendessen, und du lässt uns in Ruhe unsren Spaß haben."
Es ist totenstill geworden in der Kneipe. Alle schauen auf die beiden Kontrahenten.
„Schwimmst du immer noch im Geld, KIM TAEHYUNG?"

Scheiße!
Die boshaft ausgestoßenen, lauten Worte hallen von den Kneipenwänden wider, und Tae wird blass. Gemurmel entsteht an den Tischen. Doch bevor ich ihm zu Hilfe eilen kann, kommt einer meiner Stammkunden vom Tresen dazu und spricht den Kämpfer an.
„Wer aufmerksam die Nachrichten über die Glitzerwelt verfolgt hat, weiß, dass Tae überhaupt nicht im Geld schwimmt. Im Gegenteil. Er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt, um die Firma seines Vaters und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu retten. Seine Wohnung ist schon weg, die Villa seines Vaters steht zum Verkauf, und seit heute fährt er nicht mehr Jaguar sondern einen gebrauchten Kleinwagen. Ganz ehrlich? Wir Normalos hier in O'Briens Pub fühlen uns geehrt, dass er einfach so einer von uns ist. Kein Star. Kein Schönling. Kein reicher Pinkel. Er ist einer von uns. Ungeschminkt, ehrlich und unglaublich normal. Also nimm das Angebot an, was Besseres kann dir hier nicht mehr passieren. Wenn du dich noch hertraust."

Der Fremde wird dunkelrot.
„Nein, danke. Dann verzichte ich lieber."
Und schon ist er zur Tür raus. Erst jetzt sehe ich, dass Tae seinen Fürsprecher anstarrt wie ein Gespenst. Der schaut ruhig zurück und wartet ab.
„Rim Jong-Yul! Was ... ich ... danke. Ich glaube, ich habe noch nie ein so großes Kompliment bekommen wie das grade. Sind Sie öfter hier?"
„Ich bin Stammkunde. Und ich habe am Samstag auch mitgekriegt, Chef, dass Sie sich nicht zu schade waren, in der Küche zu helfen und hinterher den Tresen zu putzen. Das hat mich zutiefst beeindruckt. Ich habe sehr viel Geduld und Toleranz von Ihnen erfahren in dieser Woche. Das hier war das Mindeste, was ich tun konnte."

Tae entspannt sich, die beiden schlagen ein – und ich versteh gar nichts mehr.
„Wartet bitte alle einen Moment."
Ich flitze in die Küche.
„Changbin, wie viele Essen kannst du auf einmal herbeizaubern?"
Der kuckt in seine Töpfe.
„Wenns kein Luxus sein soll, fahr ich einfach von allem was auf. Da werden schon zehn Leute satt."
„Prima, dann mach mal. Für neun."
Ich sause wieder nach vorne und verkünde, dass in wenigen Minuten für alle Spieler des Abends, Tae und seinen Fürsprecher an dem großen runden Tisch ein Abendessen bereit stehen wird.

Applaus erklingt, und die drei Leute am großen Tisch greifen sich ihr Getränk, um an einen kleineren Tisch umzuziehen. Alle anderen setzen sich wieder an ihre Plätze und schenken uns keine Beachtung mehr. Die neun Leute lassen sich gemütlich nieder und bekommen zehn Minuten später den ganzen Tisch mit verschiedenen Speisen vollgestellt. Misi und Youhna legen in Windeseile neun Gedecke auf, und bald sind die Leute fröhlich schmausend ins Gespräch vertieft. Niemand starrt Tae an, niemand baggert um ein Autogramm. Ich bin richtig stolz auf meine Gäste.

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Ups. Es hätte gestern sogar 2 Teile geben sollen ...
Sorry!

8.12.2020    -    14.1.2021

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