wer? wo? wie? °💖° Di. 22.12.2020

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Ich steh noch einen Moment in der Kneipe und schaue den beiden hinterher. Ich kann nur staunen über Jimin und seine Apeum. Dass das Tier schon nach weniger als zwei Tagen so genau spürt, was grade in Jimin vorgeht, ist für mich unglaublich. Aber ich sehe es ja, mit eigenen Augen. Und ich sehe Jimins Glück. Dieser misstrauische, vom Leben schon so früh gequälte junge Mann hat sich von Null auf Hundert vollends auf die Hündin eingelassen und wird im Umgang mit ihr so butterweich wie nichtmal bei seinem eigenen Bruder. Da ist keine Angst, verraten zu werden, kein Misstrauen vor irgendeiner Gefahr. Schon allein dafür hat es sich gelohnt. Mit Apeum kann Jimin seine weiche Seite leben, und das ist wunderschön anzusehen. Die Entscheidung war genau richtig.

Ich wende mich wieder zu meinem Büro. Da ist in den letzten zwei Wochen einiges liegen geblieben. Ich arbeite mich durch Berge von Restaurant- und Umbau-Rechnungen und genieße die Ruhe. Ab heute Abend wird immer ein Kind im Haus sein. Wenn es nach Tae geht, sogar zwei. Ich weiß immer noch nicht, ob ich das will. Er hatte mit allem recht. Aber noch hat mein Herz nicht ja gesagt. Und das habe ich in den letzten Wochen begriffen. Mein Herz muss ja sagen, dann ist fast alles möglich. Unser Racker wird mich jedenfalls ganz schön auf Trab halten. Uns. Wir sind vier. Und unser Racker ist die Wucht in Tüten.

Nach und nach trudeln Changbin und die anderen Mitarbeiter ein. Die letzten Tage vor Heilig Abend sind traditionell eher ruhig, weil alle noch so viel zu tun haben, es werden auch nicht so viele Leute spielen. Aber immerhin war die „Mensch, ärgere dich nicht"-Aktion in diesem Advent ein voller Erfolg, manche neue Gesichter sind geblieben, Menschen haben sich neu kennengelernt. Ich habe Taehyung, Jimin und Minseok gefunden. Und an Heilig Abend selbst ist die Bude immer voll mit Einsamen und mit Europäern und Amerikanern, die an diesem Tag ganz besonders die Heimat und die Familie vermissen und sich hier ein Stück Geborgenheit holen wollen.

Da werden in allen Sprachen Weihnachtslieder gesungen. Manchmal bringen Leute Selbstgebackenes mit, was ein herrliches Buffet für alle ergibt. Seit ein Gast das ganz spontan gemacht hat, stellen wir immer meinen kleinen Plastikweihnachtsbaum auf den Billardtisch in die Mitte. Und ich hole an dem Abend immer mein altes Harmonium und eine Gitarre aus dem Kabuff. Irgendwer findet sich immer, der das spielen kann. St. Patricks Day und Heilig Abend sind die einzigen Tage im Jahr, an denen ich selbst auch so zwei bis drei Bierchen trinke und irgendwann anfange zu singen.

Während ich die Stühle runterstelle und die Basics auf den Tischen verteile, ist mein Kopf schon wieder zwei Etagen höher. Ganz egal, wie viele wir sind - die Kinder dürfen natürlich nicht in die Kneipe. Ich muss aber. Wie können wir dann Zeit miteinander verbringen? Ich muss endlich mit den Eltern Lee sprechen. Sonst wird das nix so. Es wäre so schön, wenn die Festgesellschaft von oben am Anfang hier dabei sein könnte, während wir ein paar Lieder singen. Dann können ja alle wieder abdampfen.

Ich gehe zurück ins Büro, weil es da ruhiger ist, und spreche Tae eine lange Nachricht mit meinen Gedanken auf. Er wird nach der Arbeit auch Minnie abholen. Wir müssen den Kontakt zu den Eltern von Chen bekommen.

Kurz, nachdem ich das Restaurant geöffnet habe, sehe ich Taehyung in die Einfahrt fahren. Es sind noch kaum Gäste da.
„Chenhyun, Wooyang, meint ihr, ihr kriegt das hier eine halbe Stunde lang alleine hin?"
Die beiden schauen sich kurz um.
„Klar, Patrick. Zisch ab. Der Kleine ist jetzt da, oder?"
„Genau. Danke!"
Und schon bin ich zur Hintertür raus. Ich komme grade rechtzeitig, um die Haustür zu öffnen, damit Tae unseren Minnie reintragen kann.
„Ist das Auto noch offen?"
„Nur der Kofferraum. Kannst einfach zuschmeißen."
Während Tae langsam hochgeht, hole ich das Gepäck von Minseok aus dem Kofferraum, schlage die Klappe zu und folge den beiden nach oben. Ich öffne Tae die Tür, und der marschiert gleich ins Wohnzimmer.

Jimin kommt aus seinem Zimmer dazu. Ohne Apeum.
„Herzlich willkommen, Minseok, in unserer gemeinsamen Wohnung. Ich habe nicht lange Zeit, ich muss gleich wieder runter in die Kneipe, aber ich wollte doch deine Reaktion sehen, wenn du in dein Zimmer kommst. Selbstbewusst löst sich der kleine Mann aus Taes Armen und marschiert auf seine Zimmertür zu, öffnet sie und erstarrt in der Tür.
„Jiminie – das Hochbett ... das sieht wie ein Baumhaus aus! Und soooo viele Bücher! Wo kommen die denn alle her? Und ..."
Er kommt wieder rausgeschossen und schmeißt sich mir in die Arme.
„Danke, danke, danke! Das ist sooooo toll!"
„Das freut mich. Aber das ist nicht nur von mir. Jimin hat ganz viel mit ausgesucht. Und Tae ..."
Ich schaue ihn an.
„Ich habe mein eigenes Kinderzimmer ausgeräumt, und dabei habe ich die ganzen Bücher und Spiele für dich ausgesucht. Damit dein Zimmer nicht so leer ist am Anfang."
Jetzt fällt Minnie auch Tae um den Hals.

„Seokie? Es gibt noch eine Überraschung, die ich dir gleich zeigen will, obwohl sie eigentlich Patricks Weihnachtsgeschenk ist."
Nun wirbelt Minseok zu Jimin herum.
„Was denn? Was denn?"
„Versprichst du mir, dass du nicht laut wirst und nicht drauflos stürmst?"
„Na klar. Auf was denn???"
„Setz dich."
Minnie setzt sich auf einen Stuhl, und Jimin geht zu seiner Zimmertür. Er verschwindet kurz darin, redet wohl nochmal mit Apeum, dann kommt er mit ihr raus.

Minseok macht kullerrunde Augen und flüstert nur.
„Ein ... Hund. Wir haben einen ... Hund?"
„Apeum. Sitz. Seokie, das ist Apeum. Sie ist ein Hund, der dafür ausgebildet wurde zu spüren, wie es ihren Menschen geht. Sie soll unseren Seelen helfen, schnell zu heilen, damit wir bald ohne Angst leben können. Apeum selbst ist aber auch manchmal ängstlich. Im Moment hängt sie sehr an mir. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen, damit sie dich auch schnell kennen lernt und dolle mag. Aber sie hat Angst und Hunger und Spiellaune und Müdigkeit – alles genau wie du und ich auch. Und wir beide müssen lernen, das zu merken. Dann kann sie sich bei uns wohlfühlen. Das ist ganz wichtig. Verstehst du das?"

Ich beobachte von außen, wie Jimin, Minseok und Apeum da interagieren. Die Hündin sitzt neben Jimin und schaut Minnie mit schief gelegtem Kopf an. Jimin hat einen Arm um sie gelegt und mit der anderen Hand Minnie angefasst. Und Minnie ist vor Ehrfurcht verstummt. Schließlich nickt er und flüstert wieder.
„Hallo Apeum, ich bin Minseok. Du darfst aber auch Seokie bellen. ... Du bist schön."
Schlagartig beißen Jimin, Tae und ich uns auf die Zunge.
Ist das süß!
Jimin zieht jetzt Minnies Hand zu sich.
„Seokie, du darfst sie natürlich anfassen, dann lernt sie dich kennen. Halt ihr mal die Hand vor die Schnauze, dann kann sie deinen Geruch erschnuppern."

Allmählich kommt wieder Leben in Minseok. Er kniet sich vor Apeum hin und hält ihr seine Hand vor die Nase.
„Hier. Das ist Minseok-Geruch. Ich rieche bestimmt nach Krankenhaus, aber das geht bald wieder vorbei."
Die Hündin hat ihn die ganze Zeit angeschaut. Nun schnuppert sie an der Kinderhand und schiebt dann vorsichtig ihre Schnauze in die Hand. Minnie macht große Augen, und Jimin atmet tief durch.
„Das machst du fein, mein Mädchen. Das ist mein Bruder. Ich freue mich, wenn ihr euch mögt, denn der gehört fest zu mir dazu!"
Jimin krault die Hündin unterm Kinn.
„Versuch es auch mal, Seokie. Einfach langsam machen."
Vorsichtig wandert Minnies Hand von der Schnauze runter zum Hals. Und die Hündin streckt ihm ihr Kinn entgegen.
Das wäre geschafft!

Da auf einmal fällt dem kleinen Racker nochwas auf. Er dreht sich zu mir rum und steht auf.
„Hast du Apeum ausgesucht? Für uns? So etwas Tolles habe ich in meinem ganzen Leben noch nie geschenkt bekommen! Danke! Jetzt bin ich glücklich."
Er kuschelt sich an mich und legt seine dünnen Arme um meinen nicht ganz so dünnen Bauch. Ich könnte heulen vor Glück, und Tae grinst mich mit ausgebreiteten Händen an.
„Weißt du, was das Lustige ist, Minnie? Ich bin mit Jimin zu der Tierfarm gefahren, und die Leute haben uns zu den Hunden gebracht. Und dann – ja, dann hat Apeum sich Jimin ausgesucht. Sie hat beschlossen, dass sie zu uns kommen will. Und eigentlich sollten wir sie da lassen und eine Nacht drüber schlafen und erstmal eine Schulung machen. Aber eure Hundelady hat so einen Rabbatz gemacht, dass sie gleich mitkommen durfte."
„Echt??? Sie hat Jimin ausgesucht? Das ist ja toll!"

„So, Leute, ich muss wieder runter. Jedenfalls wünsche ich dir, dass du dich hier immer zu Hause fühlst, Minnie. Tae, willst du mal wieder mitspielen, wenn du schon so früh hier bist?"
„Hm. Gute Idee, ich komm gleich nach."
Ich sehe noch, dass Minseok sich wieder der Hündin zuwendet, bevor ich aus dem Raum gehe.

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22.12.2020    -    27.12.2021

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