Unter der Trauerweide

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„Erneut wanderte der blick aus dem Fenster.
So verschleiert wie der Nebel und in ihm die Gespenster.
Die Gespenster solch grauer Regentage.
Der Nebel im Kopf, bildet wie immer diese eine Frage.

Dort umgeben vom Nebel steht die uralte Trauerweide.
Ihre Rinde wirft Falten und sie erscheint fast schon weise.
Doch das ist es nicht, worum ich sie beneide.
Ich beneide die Ruhe und Beständigkeit,
mit der sie dort schon seit Jahren verweilt.

Und der Nebel er schlägt Wellen wie Wogen.
Sie wirken so eindeutig, nicht so verlogen.
Nicht so verlogen, wie die Stimmen einst klangen.
Jene Stimmen, in denen ich einst war gefangen.

Gefangen im Klang, gefangen in Worten.
Gefangen in diesen Erinnerungen, gefangen an Orten.
Gefangen in jenem Schein, den ich versuchte zu wahren.
Und gefangen in dieser Welt, in der geliebte Menschen starben.

Wann werde ich frei sein und das Licht wieder sehen?
Wie lange wird es noch dauern, bis die Nebel vergehen?
Der Nebel im Kopf und jener dort draußen.
Wann höre ich auch diesen Stimmen zu lauschen?

Manchmal komme ich mir vor, wie diese alte Trauerweide.
Da ich wartend schon so lange wie sie verweile.
Und ich erkenne die Frage wieder, auch sie hält mich gefangen.
Ist sie auch nur ein simples Wort, so scheint es als müsse ich trotzdem vor der Antwort bangen.

Es ist die Frage nach dem Wann.
Wann kommt er wieder und was dann?"

Seufzend blickte Merlin auf. Er sah auf die geschriebenen Zeilen und lehnte sich frustriert an den Stamm jener Trauerweide, welche er noch am Tag von Arthurs Tod gepflanzt hatte. Sie sollte ihm zum Zeichen der Hoffnung werden. Wenn er schon warten würde, so würde sie es mit ihm tun.

Am liebsten hätte er das beschriebene Blatt jetzt zerknüllt und weit von sich weg geschleudert.

Doch er besann sich wieder, riss das Blatt aus dem Collegeblock und heftete es sorgfältig zu den andern in den schwarzen Ordner. Es waren viele Blätter. Zu viele seiner Meinung nach. Und doch waren sie noch lange nicht so zahlreich, wie die Jahre, in denen Merlin und die Trauerweide auf Arthur warteten.
Arthur. Der einzige Grund, warum Merlin überhaupt diese Texte schrieb. Sie waren, neben dem Gedanken an seine Rückkehr, das einzige, was den gebrochenen Mann noch am Leben hielt.

Sie halfen ihm, doch das hieß noch lange nicht, dass es ihm gut ging. Es war er das Gegenteil der Fall. Denn jeder Tag der ohne Arthur verging lastete schwer auf Merlins Seele.

Seit Arthurs Tod war sein Leben an ihm vorbei gezogen. Er hatte nur noch existiert, nicht mehr gelebt, denn ein großer Teil von ihm war mit Arthur gestorben.

Doch obwohl er nur wahrnahm, aber nie wirklich bemerkte, was um ihn herum geschah, war die Zeit in der Merlin alleine war zu lang.

1500 Jahre waren es inzwischen. Auf den Tag genau 1500 Jahre. Heute ging es Merlin fast so schlecht, wie an dem Tag der alles verändert hatte.

„Wie einfach es wäre..." dachte er bei sich. Aber nein. Er musste stark sein. Stark für Arthur.

Wenn er wieder kommen würde, und dass würde er, brauchte er jemanden der wusste, was passiert war.

Doch es brachte Merlin um noch länger zu warten. Natürlich würde er da sein, aber wäre er, sein wahres selbst, wirklich noch am Leben?

Er war so allein. Wie sollte er das nur aushalten?
Erneut brach Merlin in Tränen aus. Dass er alleine war, war seine Schuld, ganz allein seine.
Keiner würde Merlins Tränen bemerken, da es niemanden gab, der Merlin wirklich kannte. Nicht mehr seit Gwens Tod.

Und dieser war lange her, zu lange. Nur dank ihrer Hilfe hatte er nach Arthurs Tod auch noch den von Gaius ertragen können, der sich einige Jahre später zugetragen hatte.
Als dann schließlich auch Gwen gestorben war, hatte Merlin sich vollkommen abgeschottet.

Er wusste nicht wie er weitermachen sollte. Wie er überhaupt weitermachen konnte.
Nicht ohne Arthur.

So saß er dort. Erschöpft und seelisch am Ende gegen die Trauerweide gelehnt. Jene Trauerweide, die während der ganzen vergangenen Jahre seine einzige Konstante gewesen war. Sein Kopf war gefüllt mit Gedanken über den Tod. Und wieder einmal war es Arthur der ihn rettete. Denn der Gedanke an ihn und seine Rückkehr war stärker als die anderen Gedanken und reichte, um ihn weiter existieren zu lassen.

Eine Stimme hinter ihm lies ihn hochschrecken.

„Was flennst du denn schon wieder wie ein Mädchen Merlin?"
Der angesprochene öffnete die Augen, nur um sie gleich danach wieder zu schließen.

Er musste aufhören sich dass immer wieder einzubilden. Es mochte für einen Moment tröstlich sein, aber immer, wenn er danach wieder in dieser kalten, einsamen Realität erwachte, war diese nur noch schwerer zu ertragen.


Arthur war geschockt. Er hatte seinen Diener mit einem Scherz aufheitern wollen, doch dieser schien ihn gar nicht zu bemerken.
Was war hier passiert?
Alles sah irgendwie verändert aus. Vor allem Merlin. Was war mit dem fröhlichen, nervtötenden doch stets gutmütigen Diener passiert? Seine Augen, in welchen sonst stets ein aufgeregtes Leuchten lag, waren stumpf und in dem kurzen Moment in dem Arthur sie sehen konnte, hatte Arthur sehr wohl den Schmerz und die verzweifelte Trauer gesehen, die darin lagen.

Dann kamen die Erinnerungen wieder.

Der Krieg mit Morgana, die ihn verraten hatte, Merlin der ihm sagte, dass er ein Zauberer war
und sein Tod. Sein Tod? Aber das konnte nicht sein. Er lebte doch!

Plötzlich erschien ein Mädchen am Ufer des Sees, an dessen Ufer er sich befand. Eilig ging sie auf ihn zu. „Ich bin Freya." erklärte sie dann, bevor sie ihm sagte, dass sie nicht lange bleiben konnte und schnell begann Arthur all das zu erklären, was eigentlich nicht zu erklären war.
Nach und nach verstand Arthur. Schließlich deutete er auf Merlin. „Und er hat all die Jahre gewartet?" fragte er. Er hoffte, dass diese unendliche Traurigkeit nicht von seinem Tod kam. Er war es nicht wert, dass Merlin so lange wegen ihm litt. Nach 1500 Jahren sollte er doch über den Tod seines Königs und Freundes hinweg sein...

Warum hatte er sein Leben nach Arthurs Tod nicht weiter gelebt? Sollte sein treuer Freund und Diener tatsächlich all diese Jahre in Einsamkeit verbracht haben?

Freya schien seine Fragen zu kennen, denn während sie begann langsam wieder in ihre Welt zurück zukehren, sagte sie: „Seine Seele ist gebrochen. All die Jahre hat er in Einsamkeit verbracht. Bitte helft ihm Arthur."

„Bitte helft ihm Arthur" Diese Worte wiederholten sich wieder und wieder in Arthurs Kopf. Er wollte, nein er musste seinem Freund, der sooft für ihn gelitten hatte, helfen.
Doch wie sollte er das anstellen? Langsam ging er auf Merlin zu, der noch immer bitterlich weinte.

„Merlin." sagte er leise, doch nachdrücklich. „Merlin, steh auf."
Arthur war verzweifelt. Wie konnte er Merlin helfen, wenn dieser ihn gar nicht wahrnahm?

„Geht weg, bitte. Ich halte es nicht aus mich erneut in dieser Fantasiewelt zu verlieren." Merlins Stimme klang Rau und kraftlos. So als würde sie ihm nicht richtig gehorchen.

„Merlin red doch keinen Schwachsinn. Das hier ist die Realität. Ich bin wirklich da. Anscheinend braucht Albion mich, und du offensichtlich auch." Arthur trat einen weiteren Schritt auf seinen Diener zu, wollte ihm zeigen, dass er echt war.
Doch dieser drehte sich von ihm weg, während das Weinen, was aus seiner Kehle drang und Arthur fast die Seele zerriss, immer heftiger wurde. Kurzerhand schlang dieser seine Arme um Merlins Körper. Er würde ihm schon zeigen, dass er echt war.
Von der Berührung aufgeschreckt wollte Merlin sich umdrehen, doch der Griff von Arthur war zu stark.
Konnte das bedeuten...

Sollte es diesmal tatsächlich keine Einbildung sein? „Sir?" fragte er nun mit brüchiger Stimme, noch immer sehr verunsichert. „Arthur seid ihr es wirklich?" Jetzt schaffte er es sich aus dem Griff des Freundes zu winden und sah diesen aus großen Augen an.
Dann wurde er panisch und wich zurück.
Das war gar nicht gut. Er durfte sich nicht auch noch Berührungen einbilden!

Als Arthur realisierte, was los war, machte er einige schnelle Schritte und war bald wieder bei Merlin. Er sah diesen an und sagte: „Merlin ich bin es wirklich. Schau du kannst mich berühren, mich hören, mich sehen. Merlin, dass hier ist keine Einbildung."

Als Merlin nun nach vorne stolperte um sich von Arthurs Worten zu überzeugen, konnte dieser ihn gerade noch auffangen. „Ihr seid es wirklich." meinte Merlin schließlich und seine Stimme klang zwar noch immer Rau und brüchig, doch schon nicht mehr so verzweifelt.
Merlin versuchte seine Stimme sicher klingen zu lassen, als er nun weiter sprach. Hatte er sich nicht geschworen stark zu sein, sobald Arthur auftauchte? „Es tut mir leid, Sir. Ihr hattet mir gesagt, dass kein Mann meine Tränen wert sei." Energisch wischte er sich die Tränen weg, doch an ihre Stelle traten sogleich neue. Er konnte es nicht. Konnte nicht wieder stark sein.

„Merlin ich bin ein Dumpfschädel. Weißt du noch? Wie könntest du den Worten eines Dumpfschädels vertrauen?" Sagte Arthur. Es war ein Versuch ein Lächeln auf Merlins Lippen zu zaubern. Was würde er nicht tun für ein Lächeln?

Doch so schnell heilte eine gebrochene Seele nicht. Nicht, wenn sie 1500 Jahre Zeit hatte zu zerbrechen. So brach Merlin nun in den armen des starken Ritters endgültig zusammen.
Es war einfach alles zu viel.

Arthur setzte sich mit seinem Freund im Arm an die Trauerweide. Hier konnten sie verweilen und Kraft schöpfen.

Als Merlin aufwachte, hatte er ein komisches Gefühl im Bauch. Es war etwas, was er schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte. Es war Hoffnung. Er war sich sicher, dass das dieses Mal keine Einbildung war. Er sah zu seinem noch schlafendem Freund. Gerade wollte er sich aus seinen Armen heraus winden und aufstehen, als Arthur ihn festhielt und langsam die Augen aufschlug.

„Geh nicht Merlin." murmelte er. „Sir, wir müssen zu meiner Wohnung, damit ich euch alle über diese Zeit erzählen kann." Jetzt würde Merlin es schaffen stark zu sein. Gestern hatte Arthur ihn gesehen, wie er ihn nie hatte sehen sollen. Doch heute sollte das vorbei sein. Ab jetzt musste er es schaffen wieder der alte starke Merlin zu sein.

Doch Arthur, der die Gedanken des Freundes erahnen konnte meinte zu ihm. „Du musst nicht stark sein Merlin. Das musstest du schon viel zu lange." Als Merlin sich wieder neben ihn fallen ließ, sah er seinen ehemaligen Diener liebevoll an. Er wollte ihm Trost spenden, für ihn da sein. „Komm her Merlin" sagte er leise und Merlin kam der Aufforderung nur zu gerne nach, indem er seinen Kopf wieder an Arthurs Schulter legte. Dieser sah zu ihm herab und langsam kam sein Gesicht dem des Freundes näher. Dann trafen ihre Lippen aufeinander und er küsste ihn zärtlich. Merlins Augen wurden groß, doch dann erwiderte er den Kuss. Wie oft hatte er hiervon geträumt. Doch er hatte stets gedacht, dass es nur ein Traum bleiben würde. Selbst wenn Arthur zurück kam und es inzwischen erlaubt war. Nie hätte er gedacht, dass Arthur solche Gefühle für ihn haben könnte.

Und so begann Merlins Seele zu heilen. Langsam, doch sie heilte. Es dauerte lange, bis er wieder lächeln konnte und noch viel länger bis zu seinem ersten Lachen. Doch dass alles kam und er erlebte all diese Augenblicke gemeinsam mit Arthur.

Inzwischen waren zehn Jahre vergangen und Merlin lebte, lachte, und liebte wieder.

Zusammen mit Arthur lebt er in einer schönen Wohnung in der Nähe des Sees. Und sie waren so richtig zusammen.
Eigentlich war er wirklich glücklich, doch noch immer schwebten ihm zwei Ängste im Kopf herum.

Das eine war die Angst um die Gefahr, die Albion doch eigentlich bedrohen sollte. Was war sie?

Und das andere war eine Angst von ganz anderer Natur. Er machte sich ständig Sorgen, dass Arthur heraus finden würde, dass die Texte existierten und wo sie waren.
Er hatte es damals nicht fertig gebracht sie zu vernichten und so hatte er sie unter einer kaputten Diele versteckt. Ähnlich wie sein Zauberbuch damals.

Jetzt stand Merlin in der Küche und brühte zwei Tassen heißen Kaffee auf. Arthur und er waren beide ganz verrückt danach. Gedankenverloren schaute er dabei aus dem Fenster und hätte sich fast den gesamten Kaffee auf die Hand geschüttet. Doch dazu kam es nicht. Denn als er so da stand, hörte er plötzlich ein leises Schluchzen . „Arthur?" Rief er sofort, denn dieser war für gewöhnlich nicht schnell emotional. Natürlich war er nicht mehr so unnahbar wie in seiner Zeit als Prinz oder König und sehr viel emotionaler, doch noch immer war er nicht derjenige der schnell weinte oder so etwas. Umso größer war nun Merlins Sorge, als er das Schluchzen aus dem gemeinsamen Schlafzimmer hörte. Er stürmte hinein. Dort saß Arthur auf dem Boden und war über einen schwarzen Ordner gebeugt. „Fuck" dachte sich Merlin. Dann fragte er ruhig:          „Arthur, warum weinst du?" Dieser antwortete jedoch nicht direkt, sondern fragte nur: „Hast du das geschrieben?"

Merlin nickte. Er hatte nicht gewollt, dass Arthur die Texte fand. Einige von ihnen waren wirklich düster. „Das hat mir geholfen." murmelte er, in dem Versuch sich zu erklären bemerkte er gar nicht, wie liebevoll Arthur ihn anschaute. „Du weißt schon, als du weg warst. Und, und..." Er stotterte, als er versuchte die Tränen zu unterdrücken. Noch immer fiel es ihm unendlich schwer über diese Zeit zu sprechen. Er hatte sich gerade ein wenig gefasst und versuchte nun doch tatsächlich eine Entschuldigung heraus zubringen. Arthur konnte es gar nicht fassen. Eine Entschuldigung! Für so etwas wundervolles. Er würde das sofort unterbrechen und er hatte auch schon den perfekten Plan, wie er das machen würde. Sanft nahm er Merlins Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf die von Merlin, dass war einfach die schönste Art ihn zum Schweigen zu bringen. Er schaute ihm tief in die Augen, löste sich von ihm, allerdings ohne den Augenkontakt zu verlieren. Dann hauchte er „Sie sind wunderschön" er musste schlucken, bevor er weiter sprach. „Vor allem das letzte."
„Ich liebe dich Arthur" sagte Merlin und noch während er Arthurs leises „Und ich liebe dich" hörte, dachte er an sein letztes Gedicht zurück. Es war ein kurzer 10 Zeiler, den er kurz nach Arthurs Rückkehr verfasst hatte.

Worte des Dankes und der Liebe

Ihr kamt keinen Moment zu spät.
Zwar wollt ich nie, dass ihr mich so seht,
Doch innigst muss ich mich bei euch bedanken.
Denn als mein Herz und meine Seele auf Abwegen wankten,
warst du es, der mich gefangen hat.
Mit tröstenden Worten, einer rettenden Tat.
Den endlich überkam die Gewissheit mich.
Ich liebe dich und du liebst mich.
Vergangen sind dadurch die Schmerzen,
denn unsere Liebe ist stark und kommt von Herzen.

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