Die Lösung all unserer Probleme

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"Wir müssen dringend damit aufhören", flüstere ich. Mein Kopf liegt auf Tuas nackter Brust und ich lausche seinem Atem, während mir der Qualm seiner Zigarette in die Nase steigt. Er hat vorhin, nachdem wir miteinander geschlafen haben, das Fenster geöffnet und mir wird immer kälter, aber ich will es nicht schließen, solange er raucht. "Gib mir die mal", fordere ich ihn leise auf und greife nach der Kippe.
Tua weicht mir aus. "Was willst 'n du damit?"
"Nur einmal ziehen, sei kein Geizkragen", verdrehe ich die Augen.
Tua schüttelt den Kopf, ich nehme ihm die Zigarette ab, setze mich dabei auf und halte mir die Bettdecke vor die Brust.
"Ich bringe dich dazu, Dinge zu tun, die nicht gut für dich sind", durchbricht Tua die entstandene Stille.
"Hör auf so einen Blödsinn zu erzählen. Ich habe schon gelegentlich geraucht, bevor ich dich getroffen habe. Ja, ich hasse es. Ich hasse den Gestank und ich hasse es, weil es schlecht für dich und die anderen Raucher in meinem Freundeskreis ist, aber ich rauche in Stresssituationen selbst andauernd. Wahrscheinlich hast du Recht und ich bin einfach scheinheilig." Ich atme aus, sehe den Rauch deutlich vor meinem Gesicht aufsteigen und seufze.
"Ich rede nicht von 'ner Tasse Kaffee oder 'ner Kippe zwischendurch", stellt Tua klar und zieht mich wieder zu sich auf die Matratze des Doppelbetts. Die Decke rutscht runter und als ich erneut auf dem Rücken liege, bin ich obenrum so entblößt wie er. Seine Fingerspitzen kreisen auf meiner Brust. Mit geschlossenen Augen seufze ich ein weiteres Mal. "Ich meine das hier", erklärt er mit gedämpfter Stimme. "Streit mit Frauen endet immer da, wo wir gerade sind. Du sagst, wir müssen damit auhören und ich denke: Ja, aber wie?"
Er vergräbt sein Gesicht in meinen Locken, stupst mit seiner Nase kurz gegen meine Wange und ich muss lächeln über die verspielte Geste, obwohl mir eigentlich überhaupt nicht danach ist.
"Sag mal, was du fühlst wegen unserer Auseinandersetzung", bitte ich ihn.
Tua schüttelt nochmal den Kopf. "Zu viel auf einmal. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."
"Einfach irgendwo", ermutige ich ihn und streichle seinen starken Rücken, bevor ich beschließe, mich ihm gänzlich zuzudrehen. Die Kippe drücke ich vorher noch schnell im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus.
"Ich soll anfangen?" Tua streicht mir eine Locke hinters Ohr. "Wieso fängst du nie an, Iara? Du hast Probleme wie jeder andere, aber du erzählst mir nichts davon, weil du selbst lieber gar nicht erst zu lange drüber nachdenkst, oder? Für mich ist das, als hätte ich eine Tonne Sorgen, während dich nie welche plagen; und wenn sie dich nicht quälen, dann ja vielleicht niemanden. Vielleicht bin ich einfach zu zimperlich. Und dann entsteht bei mir der Eindruck, alles womit ich mich rumschlage, ist nicht der Rede wert."
"So darfst du nicht denken", widerspreche ich.
"Logisch, aber wenn du dich einmischst und Sachen mit meinem Vater besprichst, die ich dir anvertraut habe, kommt noch obendrauf, dass du offenbar a) nicht nur keine eigenen Probleme hast, über die du eventuell mal mit jemandem sprechen müsstest, sondern b) auch noch meine Probleme besser zu lösen glaubst, als ich das je könnte. Verstehst du endlich, warum ich nach wie vor der Meinung bin, dass du was Besseres als mich verdient hättest?"
"Aber genau das ist doch der springende Punkt", antworte ich. "Ich kämpfe genauso mit Hindernissen im Leben wie du und alle anderen, ich erzähle dir nur nichts davon, weil ich viel schlechter im Umgang damit bin als du. Meine Methoden sind scheußlich. Ich sitze Dinge aus und ich bin bockig in Momenten, in denen ich reflektieren sollte. Du bist darin tausendmal geübter als ich und deine Vergangenheit ist mir eigentlich total egal, aber sie fühlt sich an wie meine Gegenwart. Ich komme mir oft noch so unreif vor. Ich muss noch so viel lernen."
"Wovor hast du denn Angst? Davor, dass ich dich für blöd halte, oder was?" Er sagt es halb im Scherz, aber er seine Fragen treffen mitten in mein Herz.
Ich lache hysterisch auf und fahre mit dem Arm über meine Augenpartie, beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und unterdrücke ein Schluchzen, als ich nicke. "Ja, irgendwie schon."
"Ach Mann, Iara." Tua umarmt mich fest und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel, verspricht mir dadurch Sicherheit. "Ich liebe dich. Du bist eine der klügsten Personen, die ich kenne."
"Die bist du doch schon", murmle ich und atme tief ein, um mich zu beruhigen.
"Wir können beide klug sein. Das ist kein Sieger-Treppchen, auf dem nur einer oben Platz hat", stellt er fest. Dabei streicht er mir übers Haar und die nächsten paar Minuten fliegen davon, während wir einander bloß in die Augen schauen.
"Ich liebe dich", erwidere ich seine Worte von vorhin schließlich. "Tut mir leid, dass ich deinem Vater von deinen Schuldgefühlen erzählt habe."
Tua seufzt. "Jetzt ist es ohnehin zu spät. Komm her." Er drückt mich an sich und küsst mich auf die Stirn. "Lass uns schlafen."
"Das Fenster ...", brumme ich dösig und gebe noch einen unzufriedenen Laut von mir, als er aufsteht, um es zu schließen. Gleich als er zurück ist, kuschle ich mich wieder an ihn.
"Okay, reg dich bitte nicht darüber auf, was ich gleich sage", beginnt er.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch, was er in der Dunkelheit vermutlich gar nicht sieht.
"Streit, Sex, Aussprache ist kein schlechtes Modell", fährt er fort und ich lache amüsiert.
"Es ist ein befriedigendes Modell", bestätige ich. "Aber du musst mir versprechen, das wir den Aussprache-Teil nie überspringen, wenn du das auch in Zukunft noch willst."
"Tu mal nicht so, du hast eine Schwäche für Versöhnungssex", entgegnet er trocken.
"Eine, die du immer wieder ausnutzt", gebe ich grummelnd zu.
"Es ist nun mal verlockend, was soll ich denn machen?"
"Du musst nur wissen, dass das nie das Ende vom Lied sein darf", sage ich ernst.
"Du gibst dich offener und verletzlicher danach, das erleichtert mir die Kompromissfindung im Anschluss."
"Ach, im Anschluss, ja? Davor bin ich also nicht offen und verletzlich?", hake ich spitz nach.
"Davor bist du egoistisch und hältst mit deinen Gefühlen so lange hinterm Berg, bis ich beinah wahnsinnig werde."
"Pff, du bist auch nicht angenehmer mit deiner herablassenden Art, wenn wir streiten."
Tua zuckt gleichgültig die Schultern. "Du schreist tendenziell meist als Erste, das will ich bloß festhalten."
"Wenn du diesen Tonfall anschlägst und mich von oben herab anschaust, werde ich wütend, das hat schon seinen Grund, warum ich dich dann anschreie."
"Ist notiert", gähnt er nachgiebig und presst sich dabei von hinten an mich.
"Schlaf gut, Tua", beende ich das Gespräch darum.
"Du auch." Er drückt mir einen Kuss auf die Wange und ich nehme seine Hand, verschränke meine Finger mit seinen. Ich liebe ihn wirklich.

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