Wanja

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"Hey", begrüße ich Tua gedehnt. Als ich die angelehnte Tür mit einem Schubser öffne, kann ich nicht mal den Flur betreten. Tua steht unmittelbar vor mir. "Hi." Er grinst, zieht mich in sein Studio und drückt mich gegen die Tür, die er hinter mir geschlossen hat.
"Alles klar bei dir?", frage ich ihn skeptisch.
"Kriege ich keinen Kuss zur Begrüßung?"
Ich rolle auf die Zehenspitzen und platziere einen Kuss auf seiner Nase.
"Na, du bist mir lustig", brummt er und senkt seine Lippen auf meine. Ich lächle, als ich mich von ihm löse.
"Kommt mir das nur so vor, oder bist du ein bisschen horny?", frage ich.
Tua fährt mit dem Daumen über meine Unterlippe und ich lecke frech darüber, bevor ich ihn wegschiebe. "Wo ist Wanja?", frage ich ihn.
"Nebenan", meint er und deutet auf die Tür, die in den Regieraum führt. Wanja sitzt vor dem Mischpult. "Hi", sage ich zu ihr und sie setzt augenblicklich ein Lächeln auf.
"Hi, da ist ja die Muse." Statt lange zu fackeln, umarmt sie mich einfach. "Du bist Iara?"
"Ja, und du bist Wanja", grinse ich.
"Schön dich mal kennenzulernen", sagt sie und ich gebe sofort zurück: "Ja, absolut, ich freu mich auch."
Wanja sieht zu Tua und fährt sich durch die braunen Haare. "Was ist jetzt dein Plan?"
Mein Freund legt mir eine Hand auf die Schulter. "Hast du schon mal Aufnahmen gemacht?"
Ich nicke. "Aber nicht auf dem Level. Nur für die Musikschule damals, die haben immer zum Jahresabschluss eine CD rausgebracht. Carrie und ich haben im Duett gesungen. Das war aber alles nur so halb professionell."
"Na ja, aber du warst ja oft genug dabei, wenn aufgenommen wurde, oder?", fragt er mich weiter aus.
"Ich kenne den Ablauf, ja."
"Meine Güte, jetzt setz sie doch nicht gleich so unter Druck", mischt Wanja sich kopfschüttelnd ein. "Keine Sorge", wendet sie sich an mich. "Entspann dich, im Grunde erklärt sich das wie von selbst." Sie öffnet die Tür zur Booth und bedeutet mir, in den Raum zu treten, was ich tue. Wanja folgt mir. "Immer etwas Abstand zum Mikro, aber bloß nicht zu viel", erläutert sie und ich stelle mich vor das Monstrum. Es ist auf Tuas Höhe eingestellt, weshalb ich schmunzelnd die Arme vor der Brust verschränke. "Du hast heute also auch noch keinen Ton gesungen", stelle ich fest.
Wanja schließt die Tür und um uns herum wird es plötzlich ganz still. Ich stand schon mal in einer Aufnahmekabine, aber die Abwesenheit jeglicher Geräusche macht mich trotzdem nervös.
"Nein", bestätigt sie meine Vermutung. "Ich bin vor einer Stunde hier aufgekreuzt und bisher haben wir nur über das Gefühl gesprochen, dass er transportieren will. Wir haben über dich und ihn geredet. Tut mir leid, dass ihr euch zwischenzeitlich getrennt habt."
"Das ist ja zum Glück vorbei", meine ich leise.
"Er kann nicht ohne dich, weißt du? Sagt er jedenfalls."
"Ich will hoffen, dass er auch ohne mich könnte, sonst wären wir teuflisch abhängig voneinander", stelle ich klar, bevor ich in mich hineinhorche. "Die Sache ist die: Wir könnten bestimmt ohne einander, aber ich für meinen Teil würde das nicht wollen. Er bereichert mein Leben."
Wanja lächelt sanft. "Du seins auch."
"Ich kann euch übrigens hören", kommt es plötzlich von Tua. Ich drehe mich zur Scheibe rum und strecke ihm die Zunge raus.
Mit dem Zeigefinger locke ich ihn zu uns. "Komm mal her und stell das Mikro runter."
"Du weißt noch, was du gesagt hast, oder?", fragt er mich, als er neben mir auftaucht und mich mit beiden Händen justiert, damit ich frontal vor dem Mikrofon stehe. Mit ein paar geübten Griffen stellt er alles auf meine Höhe ein.
"Klar."
"Gut. Weißt du die Melodie noch?"
Ich singe den Halbsatz einmal in einer Rohversion.
"Auf ein Wort ...", verlangt Tua und greift nach meiner Hand. Er zieht mich an Wanja vorbei und in die kleine Studioküche, wo er sich gegen die Spüle lehnt. "Danke, dass du das machst."
Ich trete an ihn heran, lege die Hände an seine Wangen und küsse ihn. "Was ist mit dir?", will ich wissen.
"Nichts, ich -" Er unterbricht sich kurz und holt mich noch ein Stück näher zu sich. "Mit Wanja über die Trennung zu sprechen hat was hochgeholt, ich wollte ihr vermitteln, welche Art von Schmerz in dem Song liegt, obwohl er ..." Das spöttische Grinsen auf seinen Lippen gilt ihm selbst. "Keine Ahnung, irgendwie ist es der Popsong schlechthin geworden."
Gedankenverloren kraule ich seinen Nacken. "Du sagst das, als wär's was Furchtbares."
"Nein, das Lied ist geil, es ist nur ungewohnt. Ich hab noch nie sowas krass Ohrwurmiges geschrieben."
"Ich versteh schon. Hättest du was dagegen, wenn ich nochmal mit Wanja spreche, bevor du uns aufnimmst? Du hast auch mit ihr allein über uns gesprochen, da ist das nur fair", argumentiere ich.
"Warum sollte ich was dagegen haben?"
"Weiß nicht, du bist doch hier der Puppenspieler. Es ist dein Album, alle Fäden liegen in deiner Hand."
"Du brauchst mich nicht um Erlaubnis bitten, wenn du mit Wanja reden willst, Kíßa." Ich erschaudere wohlig bei dem Kosenamen und küsse ihn ein zweites Mal, bevor ich endgültig von ihm ablasse.
"Möchtest du auch einen Tee?", frage ich ihn und nehme die Packung Fenchel aus dem Schrank.
"Nein, danke. Ich schick sie zu dir."
"Hm-mh", summe ich. Als Wanja in der Küche auftaucht, mustert sie mich. "Schieß los", fordert sie mich direkt auf und ich gieße heißes Wasser in unsere zwei Tassen. Wanja hat sich im Gegensatz zu Tua für den Fencheltee entschieden.
"Der Satz sagt eigentlich schon alles aus, was ich gefühlt habe damals. Es war, als wäre ich einer Illusion aufgesessen", berichte ich aus der Vergangenheit und Wanja nickt aufmerksam. "Ich war einsam, erschöpft, enttäuscht und unendlich traurig, als ich das gesagt habe. Und ich hätte alles gegeben, damit ich weiter in diesem surrealen Traum leben kann, den wir davor geteilt haben. Vor der Trennung."
"Ich kann's mir vorstellen", murmelt Wanja mitfühlend.
Ich räuspere mich. "Bist du schon aufgewärmt?", frage ich sie.
"Nein. Wollen wir das zusammen machen?"
Eine Weile tauschen wir uns über Übungen aus, die wir kennen und lernen neue voneinander. Ich natürlich mehr von ihr. Sie verdient schließlich seit Jahren ihr Geld mit dem Singen.
Dann folgt der Tontest und schließlich ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Ich stehe allein in der Booth, vor dem Mikro, und schaue Tua an; rufe mir in Erinnerung, was zwischen uns vorgefallen ist und wie ich mich damals gefühlt habe.
Als er mir ein Zeichen gibt, schließe ich die Augen und singe einfach. Ich muss es zweimal machen, aber danach stoppt Tua mich. "Du bist fertig, komm raus", beschließt er, ohne mich dabei anzuschauen. Er guckt auf den Computerbildschirm.
"Das war super", gratuliert Wanja mir und Tua nickt.
"Willst du es dir anhören?" Ganz im Arbeitsmodus hat er keinen Blick für mich übrig, aber er klopft auf seinen Oberschenkel, weshalb ich mich auf seinem Schoß niederlasse. Mein Freund setzt mir seine Kopfhörer auf und ich höre meine eigene Stimme. Im Telefonat mit Mika, in dem der Satz gefallen ist, muss ich tatsächlich ähnlich geklungen haben, obwohl nur sicher weit weniger melodisch.
Ich nehme die Kopfhörer ab und gebe sie Tua zurück. "Perfekt", urteilt er kaum hörbar und ich lächle leicht.
Wanja ist aufgestanden und ballt die Hände zu Fäusten, ehe sie sie wieder öffnet. Wieder und immer wieder macht sie das. Tua klopft mir auf den Rücken und ich rutsche wieder von seinem Schoß runter. Während er und Wanja am Equipment in der Aufnahmekabine rumschrauben, falle ich auf die Couch.
Tua kehrt zurück ans Mischpult. "Kannst", teilt er Wanja knapp mit und ich traue meinen Ohren kaum, als sie fast eine exakte Kopie dessen hinlegt, was ich eingesungen habe.
"Lass mich nochmal", bittet sie ihn aber, obwohl dieser erste Take für mich längst genau richtig klang.
Tua lässt sie und ihre Stimme verändert sich, es ist weniger von kompletter Emotion getragen, eher als würde sie mit Abstand auf das blicken, was passiert ist. Und es passt. Es passt so unfassbar gut. Tua nickt anerkennend.
"Ich mach's nochmal akzentuierter", informiert Wanja ihn. Da sind zwei Perfektionisten am Werk.
"Kannst du mehr Staccato auf die zweite Silbe bei wieder legen?", merkt Tua an.
Wanja singt zur Probe nur das einzelne Wort.
Tua hält einen Daumen hoch und Wanja setzt erneut an: Dass wir wieder werden, was wir nie waren.
Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen. "Sie ist fantastisch", sage ich zu ihm.
Er lächelt zufrieden. "Sie ist die richtige Wahl, auf jeden Fall."

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