15. Kapitel

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Vinz Gesicht leuchtet auf dem Display und meins wird auch auf seinem Handy sein. Mit den zwei Schläuchen in der Nase und dem Kissen, auf wessen Bezug der Name des Krankenhauses steht.

„Mar-"

Eilig lege ich auf und lasse mein Handy sinken. Bitte. Wenn er etwas gesehen hat, bin ich grob gesagt am Arsch. Und er auch! Oh Gott, ich werde ihn verletzen, da ich sterbe und es wird ihm schlechter gehen.

Als mein Smartphone erneut anfängt zu vibrieren, schmeiße ich es ans Ende meines Bettes und vergrabe das Gesicht in den Händen. So viele Lügen, die ich erzählt habe, so viele Anstrengungen wahrscheinlich umsonst. Wie kann er mich überhaupt anrufen? Ich habe ihn nicht einmal entblockt! Ich spähe auf das Display und erblicke Ryders Namen. Er ruft mich über Ryders Handy an? Hängt der nicht dauerhaft am Handy und schreibt mit wem? Oder ist gerade ein Mädel bei ihm, weshalb Vinz sein Handy haben kann? Das Vibrieren hört auf und die danach folgende Stille - abgesehen vom Piepen - macht es nicht besser. Scheiße! Okay, ich muss ruhig bleiben. Wenn ich Glück habe, hat einer von uns eine schlechte Internetverbindung und deshalb hat mein Bild nicht geladen - dann kann ich die nächsten vier Tage entspannt hier verbringen und muss mich nicht noch mehr in Lügen verstricken. Wobei ich sie, wenn eher auflösen müsste.

Ein Klopfen an der Tür schreckt mich auf. Ich zucke zusammen, starre entsetzt dahin, in der Erwartung, dass Vinz gleich hindurchkommt und mich so sieht - an irgendwelchen Automaten angeschlossen, auf der Krebsstation. Erst als die Tür aufgedrückt wird, atme ich wieder aus und merke im selben Moment, wie unsinnig mein Gedanke war. Es ist vielleicht zwei Minuten her, seit er angerufen hat, das Krankenhaus ist aber mit dem Auto zwanzig entfernt.

Stattdessen schiebt sich der Junge, welcher mich vorhin umarmt hat durch die Tür und grinst mich an. Auf seinem Kopf thront mittlerweile statt einer dunkelroten eine hellblaue Mütze. „Hey! Miriam meinte, ich sollte schauen, ob du wach bist. Hast du Lust UNO zu spielen?" Er reißt seine Hand hoch, in welcher er eine Brotdose hat. Bevor ich antworte, kommt er zu meinem Bett und setzt sich auf den Stuhl, auf welchem vor kurzer Zeit erst Mama saß.

Langsam nicke ich. „Klar, können wir." Ich rutsche ein Stück nach hinten, damit er die Karten hinlegen kann. Vielleicht kann er mich von eben ablenken. „Bist du heute den ganzen Tag alleine?"

Sofort schüttelt er den Kopf und zieht die Mütze, welche dabei ein Stück hochgerutscht ist, wieder herunter. „Mama kommt bald. Sie hat mir versprochen, dass wir Eis essen gehen!" Als er zu mir aufschaut, funkeln seine Augen. Dann sieht er wieder auf seine Hände und teilt die Karten aus. „Was ist deine Lieblingseissorte? Ich mag Schoko-Eis am liebsten!"


Zwanzig Minuten später klopft es wieder an der Tür. Meine Hand erstarrt in der Bewegung, eine grüne Sieben hinzulegen. Bitte nicht.

In dem Moment, in welchem Marlon - der Junge - sich zur Tür dreht, geht sie auf.

Vinz erscheint, macht den Ansatz, einen Schritt nach vorne zu machen, bleibt letztendlich aber stehen, schaut mich an, als wäre ich der Weihnachtsmann höchstpersönlich.

Ich wende meinen Kopf ab und atme tief durch, versuche meine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. Es war alles umsonst! Alles.

„Mein Gott, jetzt geh doch einen Schritt." Bei Ryders Stimme schaue ich wieder auf, während Entsetzen mich durchfährt. Nicht auch noch er! Verletze ich ihn, wenn ich sterbe? Oder wie sehr verletze ich ihn, wenn ich sterbe? „Oh." Ryder schaut mich an, dann schüttelt er den Kopf und macht einen Schritt zurück, wieder aus dem Zimmer hinaus. „Nein. Ich ..."

„Marlon, magst du kurz rausgehen, ich muss einmal mit den beiden reden", wende ich mich an den Jungen, welcher Ryder und Vinz kein Interesse mehr schenkt. Seufzend schaut er auf seine Hand und senkt sie - zwei 4+, eine Aussetzenkarte und eine 2+.

„Du hast die Runde gewonnen!" Ich lege meine Karten auf den Ablegestapel und nicke zum Tisch, an welchem zwei Stühle stehen. Vinz betritt langsam den Raum. Dabei knetet er seine Hände, greift dann aber um sein Handgelenk herum.

Marlon huscht an Ryder vorbei, der noch immer in der Tür steht. „Wir spielen noch mal Kicker!", ruft der Kleine, dann ist er weg.

Augenblicklich verändert sich die Stimmung, wird viel trauriger, deprimierender. Und auch das Piepen, welches ich während des Spielens ausgeblendet habe, kommt zurück und drängt sich in mein Gehirn. „Kannst du die Tür zumachen?", frage ich und schiebe mich ein Stück hoch, um etwas gefasst zu wirken.

Ryder tritt einen Schritt nach vorne, seine Schuhe quietschen entsetzlich auf dem Boden. Dann schließt er die Tür. „Stirbst du?"

Ich schließe meine Augen, atme tief durch. Warum muss ich das noch erleben? „Ja."

Er schaut auf seine Hände, dann wieder zu mir. „Nimmst du es mir übel, wenn ich jetzt gehe?", fragt er leise. Erneut huscht sein Blick zwischen seinen Händen und mir hin und her, wie damals im Sportunterricht.

„Nein."

„Okay. Wir sehen uns noch, ich ... ich brauche nur ein wenig." Fluchtartig verlässt er das Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu.

Kurz schaue ich ihm nach, dann blicke ich zu Vinz, welcher noch unbeweglich im Raum steht. „Setz dich." Ich rutsche ein Stück hoch und setze mich im Schneidersitz hin.

„Seit wann weißt du es?" Er geht zum Bett, streift seine Schuhe ab und setzt sich ans andere Ende, mir gegenüber. Seine Finger spielen wieder miteinander herum.

Ich senke meinen Blick auf die weiße Decke. „Seit Anfang des Schuljahres", murmle ich. Ich hätte nicht auf ihn eingehen dürfen, hätte von vornherein klarmachen sollen, dass ich nichts von ihm möchte. Stattdessen habe ich meine Gefühle über die von ihm gestellt und lasse ihn darunter leiden.

„Hm."

„Es tut mir leid, ich ... ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte - ich weiß es immer noch nicht! Und dann war es zu spät." Ich schaue auf, begegne seinem Blick, welcher mich aufmerksam mustert.

„Ist okay. Du wolltest nicht, dass wir es wissen?" Seine Frage ist mehr eine Feststellung, aber trotzdem nicke ich.

„Deshalb hast du Kontakt abgebrochen und mich geblockt", erklärt er meine gesamten Intentionen. „Ryder aber nicht, da er dich nicht angeschrieben hat."

Ich nicke.

„Okay ... was genau hast du? Und", er macht Bewegungen mit seinen Händen, sucht nach den richtigen Worten, „wie genau hat sich das ausgewirkt?"

Erneut schießen mir Tränen in die Augen. „Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es wurde in den Sommerferien festgestellt, da ich kaum noch Appetit hatte und Schmerzen hier", ich fasse mir an meinen Oberbauch, „und im Rücken. Es konnte aber dann schon nicht mehr rausoperiert werden, da der Tumor zu groß war." Mein Kopf sinkt gegen die Lehne und ich seufze leise. Mir war damals der Boden unter den Füßen weggezogen worden, es war alles neu. Das ist es noch immer.

„Du hast also wirklich keine Essstörung?"

Ich schüttle langsam meinen Kopf. „Nein."

„Weißt du, wann?"

Tränen rinnen über meine Wangen und behelfsmäßig wische ich sie mit meinem Pulloverärmel weg, welcher aber schon nach kurzer Zeit durchnässt ist. Was sage ich ihm denn jetzt? Ich will ihn nicht noch mehr anlügen, aber ich kann es ihm auch nicht sagen! Selbst Mama und Papa wissen es nicht! Und wie würde er damit umgehen?

„Hier." Als er mir ein Taschentuch hinhält, sehe ich, wie sehr seine Hände zittern.

„Du musst nicht hier sein", wispere ich und nehme es. In dem Moment, wo ich meinen Arm wieder zu meinem Körper ziehen möchte, greift er danach und verschränkt seine Hand mit meiner. „Vinz, du ..." Ich wische mir mit dem Stück Papier übers Gesicht und knülle es zusammen.

„Ich bleibe hier." Seine Stimme ist erstaunlich fest für die Situation und wieder komme ich mir vor, als wäre ich viel zu nah am Wasser gebaut. „Aber weißt du, wann du ... du weißt schon."

„Ja", bringe ich mit schwacher Stimme hervor und wische mir mit dem Taschentuch über die Wangen.

„Wann?"

Als ich nur meinen Kopf senke und versuche, die Tränen zurückzuhalten, drückt er meine Hand. „Ist okay." Ich kann es ihm nicht sagen ... es geht einfach nicht. „Wie geht es dir denn? Ist das hier zu anstrengend für dich, oder ist das okay?"

Ich lächle leicht, auch wenn die Situation mich in keinster Weise freut. „Du sollst dir keine Sorgen machen."

„Glaubst du, dass das hier eine Situation ist, in welcher man sich keine Sorgen machen würde?", entgegnet er.

„Doch, klar. Aber es macht dich fertig, deshalb solltest du dringend damit aufhören." Nur schwer kann ich mir ein Gähnen verkneifen, weshalb er leise seufzt.

„Soll ich gehen, damit du dich ausruhen kannst?"

„Nein! Alles gut." Erneut wische ich mit meinem Ärmel über die Augen und schniefe. „Wie geht es dir überhaupt? Das habe ich noch gar nicht gefragt. Ist ja auch wichtig." Ich ziehe meine Bettdecke ein Stück höher, bis sie auf der einen Seite über meiner Schulter liegt.

„Mir geht es gut. Ist dir kalt?" Er zieht seine Hand zurück und deckt die Decke auch über meine andere Schulter, sodass ich bis zu meinem Kopf bedeckt bin.

„Alles super, mach dir wirklich keine Sorgen!", versuche ich es erneut, auch wenn ich weiß, dass ich gegen eine Wand rede. Kurz herrscht Stille, in welcher ich mich wieder beruhige und merke, dass ich doch erschöpfter bin, als ich dachte. Aber ich möchte noch nicht schlafen, ich möchte mit ihm reden, einfach nur wissen, dass er da ist und die letzte Zeit genießen. „Willst du mir was erzählen?" Ich fahre meine Matratze am Kopf ein Stück herunter und strecke meine Beine aus. „Sorry", murmle ich, als ich Vinz dabei trete. Sobald ich in einer liegenden Position bin, fallen meine Lider zu und es braucht viel zu viel Kraft sie offen zu behalten. Vor allem dafür, dass wir kurz nach elf haben.

„Ähm ... Was kann ich dir denn erzählen?" Er legt seine Hand auf den Teil meiner Decke, wo mein Unterschenkel liegt und streicht vorsichtig hinüber. „Ich hatte als Kind wahnsinnige Angst vor Gewitter. Aber Tess und Ryder haben es geliebt auf der Terrasse zu sitzen und den Blitzen zuzusehen und ich musste dann auch immer mit raus ..."

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