5. Kapitel

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Mit einem Gähnen stapfe ich die Treppe hinauf, bis ich vor der Tür stehe. Erst letzte Woche war ich hier, damit wir noch weiter an unserem Musikprojekt arbeiten konnten. Fazit war, dass wir noch immer kein Genre haben, er größtenteils mit irgendwem geschrieben hat und wir über Haustiere geredet haben. Ich schüttle meinen Kopf, als ich mich zurückerinnere. So werden wir niemals vorankommen. Auch wenn es interessant ist, dass er damals Wellensittiche hatte.

Leise seufzend betätige ich die Klingel und lehne mich an das Metallgeländer hinter mir. Ich weiß nicht, wie ich gleich den Stress mit Ryder überstehen soll, wenn er sich wieder weigert etwas zu machen. Denn nach meinen Ergebnissen habe ich keinen Nerv mehr angezickt zu werden, geschweige denn zurückzuzicken.

Erneut drücke ich auf die Klingel und warte. Was macht Ryder denn? Er hatte mir geschrieben, dass ich um 16 Uhr bei ihm sein sollte, wir haben zehn vor. Ich springe die Treppe wieder hinunter, um zu schauen, ob sein Motorrad an der Hauswand steht. Als ich es sehe, ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, unsicher, ob mich das beruhigen sollte oder nicht.

In dem Moment wird die Tür aufgerissen, Ryder steht in ihr. In Jogginghose und Tanktop – welches seine Muskeln in den Schultern und Armen noch mehr betont –, eine Zigarette in der Hand. „Du bist zu früh", wird mir sofort vorgeworfen.

Ich verdrehe nur meine Augen und gehe die Stufen zu ihm hoch, bis wir uns gegenüberstehen. „Darf ich trotzdem rein?", frage ich nach ein paar Sekunden, in welchen er sich nicht aus dem Rahmen bewegt hat. Heute fehlt mir jegliche Motivation, um mich mit ihm auseinanderzusetzen und darüber zu diskutieren, was das für eine dämliche Ersatzleistung ist. Am Ende schreien wir uns an und ich heule, da ich dann zu viel nachdenke. Wunderbar.

Er tritt einen Schritt zur Seite und ich gehe an ihm vorbei. Noch immer verwirrt mich das Sterile – es passt nicht zu Ryder und Vinz. Vielleicht ist ihr Vater jemand, der dauerhaft Ordnung braucht.

„Wo sind die Zigaretten?", schreit plötzlich jemand von oben. Augenblicklich drehe ich mich um meine eigene Achse und schaue zum Treppenaufgang. Am anderen Ende steht ein Mädchen, etwa mein Alter, ein T-Shirt vor die Brust gepresst. Als sie mich erblickt, erstarrt sie kurz, wendet sich dann aber an Ryder. „Bekomme ich noch eine Antwort? Zumindest die möchte ich haben, bevor du mich für die Nächste rausschmeißt." Sie kommt bis zur Hälfte hinunter, um Ryder besser sehen zu können.

Angesprochener winkt sie zu sich und hält ihr die Zigarette in seiner Hand hin. „Nimm die."
Sie kneift kurz ihre Augen zusammen, schnappt sie sich schließlich und wirft sich dann das Shirt über. „Meld' dich, falls du wen brauchst und 'ne Zigarette im Haus hast." Dann geht sie zur Tür und ruft ein „Viel Spaß euch Beiden!" in den Raum, bevor sie sie hinter sich schließt.

Unsicher, was ich von dem Auftritt halten soll, blinzle ich mehrmals, bis ich mich gefasst habe. Ich bin im Leben nicht seine Nächste. Er sieht nicht schlecht aus, aber ich habe Besseres zu tun, als mit jemandem in die Kiste zu springen.

„Sei beim nächsten Mal pünktlich", murrt Ryder bloß und senkt seinen Blick zur Hand, wo er zu realisieren scheint, dass er sich eine neue Zigarette holen muss.

Ich verkneife mir nur schwer ein Augenverdrehen und folge ihm schließlich die Treppe nach oben in sein Zimmer. Das Fenster ist aufgerissen, weshalb ein Sonnenstrahl sein Bett beleuchtet – und das Durcheinander darauf. Auch wenn ich mir nicht vorstellen möchte, was hier gerade eben wie passiert ist, bildet sich ein Bild in meinem Kopf. Schnell schüttle ich ihn und wende mich Ryder zu, welcher am Fenster steht und versucht seine Zigarette anzuzünden.
Als er meinen Blick sieht, hält er mir die auffordernd die Schachtel hin. 

Meine Hand zuckt kurz in die Richtung, hält dann aber inne. Ist es schädlich für meinen Tumor? Kann er sich dadurch besser ausbreiten? Ich meine, sterben werde ich sowieso, da macht es wahrscheinlich keinen großen Unterschied mehr. Aber ich habe noch nie geraucht und hatte noch nie das große Verlangen danach. Und so etwas wie eine Bucket List, wo es draufsteht, habe ich auch nicht. Dafür ist mein Leben schon lebenswert genug.

In dem Moment, wo er seinen Arm wieder zum Körper zieht, greife ich mir die Schachtel und hole eine Zigarette raus. In meinen Fingern drehend betrachte ich sie. Wahrscheinlich werde ich es ziemlich bereuen und mich dann fragen, warum ich es gemacht habe.

„Hast du schon einmal geraucht?", fragt Ryder und atmet ein, die Zigarette in seinem Mund.

Ich schüttle meinen Kopf und unterstreiche es mit einem „ne". Gibt es etwas, worauf ich achten sollte.

Er grinst leicht und stößt den Rauch wieder aus. „Viel Spaß. Hier hast du Feuer." Er reicht mir sein Feuerzeug, an welchem er eben schon mehrere Male herumhantiert hat, bevor es anging. Vielleicht sollte er sich ein neues kaufen.

„Wie kommt es, dass ich eine bekomme, ohne mit dir ins Bett gegangen zu sein?", frage ich, während ich versuche Feuer zu bekommen. Das Ding ist noch leerer, als ich dachte. Kurz kippe ich es von einer Seite zur anderen, in der Hoffnung, etwas zu ändern. Früher, als ich Kerzen hatte, hat es immer etwas geändert – oder mir zumindest das Gefühl gegeben.

Sein Blick richtet sich auf mich und er zieht die Augenbrauen hoch. „Können wir auch", entgegnet er, „mich würde es nicht stören."

Kurz erstarre ich, dann fasse ich mich und versuche so selbstbewusst wie es geht zu sagen: „Mich aber. Ich möchte keine von 100 sein." Endlich geht das Feuerzeug an, weshalb ich die Zigarette anzünde und in meinen Mund nehme. Dann atme ich ein und bereue es im nächsten Moment. Hustend atme ich den Rauch wieder aus – oder was auch immer das ist, was ich eingeatmet habe. Ich kippe vornüber und stütze mich auf meine Knie, während ich versuche den scharfen Geschmack aus meinen Atemwegen zu bekommen. Als ich kurz nach oben schaue, sehe ich den belustigten Blick von Ryder. Freundlichkeit in Person.

Nach ein paar Sekunden richte ich mich wieder auf und räuspere mich ein letztes Mal, bevor ich meine Fassung wiedergewinne. „Sehr ... angenehm." Ich fasse mir mit meiner Hand an die Kehle, da sie sich noch immer unangenehm anfühlt und irgendwie brennt. Aber auch durch ein erneutes Räuspern verschwindet das Gefühl nicht.

„Ging mir beim ersten Mal auch so."

„Und dann machst du es immer noch?" Ich verziehe mein Gesicht, als ich die Zigarette in meiner Hand betrachte. Einmal und nie wieder. „Was mache ich jetzt damit?"

Er streckt die Hand zu mir, weshalb ich ihm die Zigarette gebe. Will er die auch noch zu Ende rauchen? Ich möchte eigentlich nicht für seine schlechte Gesundheit verantwortlich sein.

„Ja, man gewöhnt sich dran", antwortet er und zuckt mit den Schultern.

„Und es macht süchtig", äußere ich mich, was mir ein Augenverdrehen von ihm einfängt. „Ich trinke kurz was."

Noch immer leicht angeschlagen gehe ich die Treppe hinunter und laufe beinahe in Vinz, welcher vor ihr steht. Erschrocken mache ich einen Satz nach hinten, weshalb ich mir meinen Fuß an der Stufe anhaue. Das Bein hochgezogen und vorsichtig über meine Ferse reibend, hebe ich kurz meine Hand. „Hey!"

Er bringt ein mildes Lächeln zustande und erwidert ein leises „Hallo". Dann runzelt er die Stirn und mustert mich mit schmalen Augen. „Hast du geraucht?"

Ich antworte mit nicht mehr als einem Nicken.

„Oh Gott, bitte fang damit nicht auch noch an. Das Zeug macht süchtig und ist schädlich. Auch schon bei der ersten Zigarette." Sein Blick geht die Treppe hinauf, wahrscheinlich gibt er Ryder die Schuld daran.

„Das macht auch nichts mehr aus", entgegne ich augenblicklich. „Und er hat es mir nur angeboten, ich wollte es nur einmal ausprobieren. Es ist absolut nicht meins."

Kurz zucken seine Augenbrauen, dann winkt er ab. „Es kann mir auch egal sein. Sorry, es ist dein Leben, du kannst machen, was du möchtest." Er atmet kurz durch, dann wendet er sich von mir ab.

Ist alles okay? Ich meine, wahrscheinlich hat er nur einen schlechten Tag, was absolut menschlich ist — aber trotzdem wundert mich sein Verhalten. Er wirkt niedergeschlagen, wie er dort vor mir steht, eine eingefallene Haltung. Ich zögere. Kann ich das fragen, oder wirkt es übergriffig? Wir kennen uns kaum, wir haben uns bisher an vier verschiedenen Tagen gesehen. Und da haben wir auch nicht unbedingt über unsere Gefühle, oder unser Leben geredet.

„Worüber denkst du nach?", kommt es im nächsten Moment, weshalb ich wieder aus meinen Gedanken auftauche.

„Ich habe mich nur gefragt, ob es übergriffig wäre, dich zu fragen, was los ist." Ich zucke mit den Schultern und kneife meine Lippen zusammen. War das zu ehrlich?

Im nächsten Moment werden meine Sorgen aber kleiner, da sich ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht bildet. „Nein, alles gut. Ich meine, sagen kann ich es dir trotzdem nicht", er hält kurz inne und als er das nächste Mal anfängt, bewegt er seine Hände von links nach rechts, „aber das liegt daran, dass es nicht um mich geht." Er verzieht das Gesicht und blickt in die Luft. „Das klingt viel zu verwirrend."

Als ich wieder zum Reden ansetzen möchte, bekommt er eine Benachrichtigung. Augenblicklich fischt er sein Handy aus der Hosentasche und liest die Nachricht. Dann schließt er seine Augen und schaltet es aus. „Ich muss kurz zu Ryder, wartest du eben hier unten?", fragt er, während er an mir vorbei nach oben geht.

Ich zeige bloß einen Daumen hoch, gehe in die Küche und kippe ein Glas Wasser runter. Das kratzende Gefühl geht zwar nicht weg, aber es wird angenehmer. Dann lasse ich mich auf die Sitzbank gegenüber der Treppe sinken. Was es wohl ist, worüber er reden muss? Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, weshalb er so schlechte Laune hat – weshalb kann man schlechte Laune haben?

Mir kommt mein Arzttermin wieder in den Sinn. Und nicht sofort wieder zu heulen, wische ich mir über die Augen. Es geht hier nicht um mich, es geht um Ryder und Vinz. Außerdem war klar, dass ich sterben würde – da machen ein paar Monate weniger auch nichts mehr aus. Solange ich noch den Schnee sehen kann, soll es mir recht sein.

Ich horche auf, als von oben Stimmen zu hören sind. Verstehen kann ich sie nicht – wahrscheinlich ist es gut. Ich habe mich nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen.
Kurz bevor ich wieder meinen Gedankengängen folgen kann, pingt mein Handy. Robin! „Hast du nächste Woche Montag Zeit zum Proben?" In dem Moment wo ich mit „ja" antworte, kommt die nächste Nachricht von ihm rein: „Wo warst du heute?"

Meine Finger schweben über der Tastatur, unsicher, was ich antworten soll. Ich möchte ihn nicht anlügen. Aber ich kann ihm auch nicht sagen, dass ich im Krankenhaus war, dann würde er sich wahrscheinlich fragen warum. „Ich hatte einen Arzttermin".

In der nächsten Sekunde kommt sofort ein „Achso, okay" zurück, gefolgt von „du hast mich heute ziemlich alleingelassen in Englisch".

Kurz schreiben wir noch, dann kommt Vinz wieder herunter und lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. 

„Alles okay?", frage ich instinktiv, aber er zuckt bloß mit den Schultern.

„Alles super", seufzt er dann. „Ich soll dir sagen, dass du hochgehen sollst, damit ihr weiterarbeiten könnt. Weißt du, wie lange du noch ungefähr hierbleibst?"

Ich schüttle den Kopf und unterstreiche es mit einem „ne". Allzu lang werde ich hier nicht mehr sein, denn Ryder und Ich können uns wahrscheinlich nicht aufeinander konzentrieren.

„Okay. Dann koche ich einfach was für dich mit, dann sollte es passen." Ein schmales Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, während er an mir vorbeigeht, unterstreicht noch einmal die Augenringe. Wie viel Schlaf bekommt er?

„Geht es dir wirklich gut?", frage ich nach und richte mich auf, um auf ungefährer Augenhöhe zu sein. Er wendet sich um und nickt. „Ja, mach dir keine Sorgen." Dann verschwindet er in der Küche.

Stillschweigend stehe ich im Flur herum. Hat er wen zum Reden, jemandem, der ihm hilft? Oder frisst er es immer weiter in sich hinein, bis es nicht mehr geht?

Leise tapse ich die Treppe hinauf und öffne die Tür von Ryder. Augenblicklich schlägt mir der Geruch von Rauch entgegen und ich rümpfe meine Nase. Wie kann man nur hier leben. Macht einen das nicht krank?

Ryder steht am Fenster, eine Zigarette in der Hand. Ist es die von eben oder eine Andere? „Setz dich, wir machen weiter." Auch er trottet zu seinem Schreibtisch, lässt sich auf dem Stuhl nieder und schaltet seinen Computer an.

Kurz zögere ich, dann setze ich mich auf das Kissen, welches noch immer nicht angenehm ist. Vielleicht wäre neuer Schaumstoff eine Investition wert.

Mehrere Sekunden rödelt sein PC, dann leuchtet der Bildschirm auf. Schweigend öffnet er unser Musikprojekt, welches aus zwei 4/4 Takten besteht, bei welchen die Begleitung fehlt, oder falsch ist. Wir sollten es einfach lassen und die Sechs hinnehmen. Wie viel Leid es uns noch ersparen wird.

„Okay, vielleicht sollten wir uns erst einmal eine Tonart suchen, in welcher wir das Stück komponieren wollen?", schlage ich vor, bekomme aber keine Antwort.

Eine Stunde arbeiten wir weiter - eher ich -, bis wir die ersten zehn Takte mit passender Begleitung haben. Dann klingelt es an der Tür.

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